Auto-Erinnerungen

Vergessene Klassiker: Toyota 2000GT

Am 29. Oktober 1965 feierte der Toyota 2000GT seine Premiere auf der Tokyo Motor Show

Wer Oldtimer-Freunde nach typischen Sportwagen der 1960er-Jahre fragt, der hört meist sofort die Namen des Jaguar E-Type, des Ferrari 275 oder auch den des ersten Porsche 911. Fast vergessen ist dagegen der Toyota 2000GT. Sicher auch, weil die Erstgenannten im Vergleich zum Toyota fast schon Massenware sind. Denn vom 2000GT baute Toyota ab 1967 nur 337 Stück.

Am 29. Oktober 1965 feierte der Toyota 2000GT seine Premiere auf der Tokyo Motor Show
Am 29. Oktober 1965 feierte der Toyota 2000GT seine Premiere auf der Tokyo Motor Show

Damit blieb der japanische Sportwagen ein Exot. 337 Exemplare stellte Jaguar vom E-Type 14 Jahre lang jede Woche her. Trotzdem ist nur schwer nachvollziehbar, warum der Toyota 2000GT so ein Schattendasein führt. Denn der Sportwagen kann im Vergleich zu seinen prominenten Mitstreitern durchaus mithalten. Zudem gilt der 1965 auf der Tokyo Motor Show präsentierte Sportwagen als wichtiger Meilenstein in der Geschichte des größten japanischen Autoherstellers. Denn mit dem 2000GT definierte Toyota schon bei der Premiere des Prototyps auf der Tokyo Motor Show 1965 erstmals den Japan-Style.

Von der Kopierwerkstatt zum Trendsetter!

Zuvor orientierte sich der Autobauer aus der Präfektur Aichi bei seinen Modellen stark an amerikanischen oder europäischen Vorbildern. Die Gestaltung von Autos wie dem 1960er Toyota Corona in der Mittelklasse wirkt wie eine (schlechte) Kreuzung englischer Ford-Modelle mit französischen Renault-Fahrzeugen. Natürlich ist auch der Toyota 2000GT nicht frei von Vorbildern. Trotzdem verfügt der Sportwagen als erster Toyota über eine eigenständige Formsprache. Nebenbei definiert der zweite Sportwagen des Hauses so etwas wie den bis heute gültigen Formstandard japanischer Sportwagen.

Am Ende einer vergleichsweise langen und tiefen Motorhaube stellt sich irgendwann eine flache, stark geneigte Frontscheibe dem Fahrtwind in den Weg. Vom oberen Ende dieser Frontscheibe läuft das Dach mit einer weitestgehend konstanten und sanftenLinie bis zum hinteren Abschluss der Karosserie als Fließheck aus. Den dynamischen Gesamteindruck des Sportwagens verstärken die ebenfalls geneigten Seitenscheiben. Denn sie lassen das Cockpit fast wie eine Pilotenkanzel wirken. Deshalb gefällt das Design des Toyota 2000GT bis heute!

Der Toyota 2000GT war ein Sechszylinder!

Unter der Motorhaube des Sportwagens steckt ein aufwendiger Reihen-Sechszylinder mit zwei oben liegenden Nockenwellen und 1.988 ccm Hubraum. Die 150 PS des bei Yamaha entwickelten Motors übertragen ein manuelles 5-Gang-Getriebe und die Hinterräder auf die Straße. Es ist nur schwer nachvollziehbar, warum Toyota dem Sportwagen keinen größeren kommerzieller Erfolg gönnte. Offenbar fehlte den Verantwortlichen der Mut.

Heckansicht des Toyota 2000GT
Heckansicht des Toyota 2000GT – unter der langen Motorhaube steckte ein Sechszylindermotor. (Foto: Toyota)

Datsun hatte den Mut und stellte im November den offensichtlich vom Toyota inspirierten Sportwagen Datsun 240Z vor. Er tritt sofort den Beweis an, dass ein Sportwagen nach dem Muster des Toyota 2000GT funktioniert. Datsun verkauft das 500.000 Exemplare seines Sportwagens und verdient damit sehr viel Geld. Denn ein Großteil dieser Fahrzeuge geht in die USA. Das spült Devisen in die Kassen von Datsun. Den Bossen bei Toyota fehlt Ende der 1960er-Jahre dieser Mut noch.

Der 2000GT war ein Weltrekordler

Im Oktober 1966 feierte der Sportwagen auf der Hochgeschwindigkeitsteststrecke von Yatabe in der japanischen Präfektur Saitama nahe Tokio gleich drei spektakuläre Weltrekorde. Mit einem Durchschnitt von gut 206 km/h über 72 Stunden (206,02 km/h), 15.000 Kilometer (206,04 km/h) und 10.000 Meilen (entspricht 16.093 Kilometer – 206,18 km/h) trug sich der Toyota 2000GT in die Rekordlisten ein. Unter der Aufsicht des Automobil-Weltverbands ergänzte Toyota diese durch dreizehn internationale Klassenrekorde.

Der Toyota 2000GT auf der Teststrecke von Yatabe
Der Toyota 2000GT auf der Teststrecke von Yatabe. (Foto: Toyota)

Statt den 2000GT zum Erfolg zu führen, versucht es Toyota im Sportwagen-Markt kurze Zeit später lieber eine Nummer kleiner. Mit der 1970 vorgestellten Celica bietet der Autobauer nun zwar ebenfalls einen erfolgreichen Massenseller an. Doch an den Status der großen Sechszylinder-Sportwagen kommt die kleine Celica nie heran. Erst 1978 dringt Toyota mit der Celica Supra wieder in die höheren Weihen des Sportwagenbaus vor.

Der Toyota 2000GT war ein Bondcar!

Der Toyota 2000GT fuhr ins Museum – obwohl der Toyota als Roadster 1967 im James Bond-Film „Man lebt nur zweimal“ als Bondcar sogar zu Filmruhm kam. Der Toyota trat dabei die Nachfolge des Aston Martin DB5 an, der in den zuvor gedrehten Filmen „Feuerball“ und „Goldfinger“ zum Einsatz kam. Schade, dass Toyota damals der Mut fehlte, den 2000GT in größeren Stückzahlen zu bauen. Zudem wären uns durch größere Stückzahlen solche schrecklichen Nachbauten erspart geblieben!


Der Artikel erschien bereits 2012. Da der Artikel auch zehn Jahre noch regelmäßig Leser fand, haben wir 2022 die Bilder erneuert.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Am 29. Oktober 1965 feierte der Toyota 2000GT seine Premiere auf der Tokyo Motor Show

Foto: Toyota

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!