Fahrberichte: Audi

Test: Wie fährt sich der Audi Q5 (2017)?

Anfang Januar steht die zweite Generation des Audi Q5 bei den Händlern. Ich war bereits jetzt mit dem neuen Audi Q5 des Modelljahrgangs 2017 auf Probefahrt.

Als der Audi Q5 im Sommer 2015 bei uns zum Test zu Gast war, bezeichnete ich den damaligen Testwagen als gereiften Klassiker. Denn der SUV war zu diesem Zeitpunkt fast sieben Jahre auf dem Markt. Inzwischen ist ein weiteres Jahr vergangen. Bis heute brachte Audi weltweit mehr als 1,6 Millionen Q5 der ersten Generation auf die Straße. Mit dem neuen Audi Q5 will der Autobauer aus Ingolstadt diese Erfolgsgeschichte fortsetzen.

Das ist keine leichte Aufgabe! Schließlich gelten Autokäufer gerade im Premiumsegment in der Mehrzahl als konservativ. Zu revolutionäre Änderungen verschrecken die Stammkundschaft. Bei Audi A4 und Audi A5 gab es viel Kritik für das Design der neuen Generation. Tenor: Audi drehe sich im Kreis. Beim der Evolution des Designs des neuen Q5 ist Audi daher etwas offensiver. Eine Meinung, die auch Robert Basic von buzzriders.com teilt. Und einen Design-Evolutionssprung gibt es dann im nächsten Jahr mit dem neuen Audi A8 in der Oberklasse.

Wie wirkt der neue Audi Q5 auf mich?

Schon auf den ersten Blick fällt die markant geschwungene Schulterlinie auf. Sie betont die Radhäuser und ist ein Hinweis auf den Allradantrieb des SUV. Die sportlich knapp geschnittene Passagierkanzel mit ihrer früh nach unten fallenden Dachlinie verstärkt den dynamischen Auftritt. An der Fahrzeugfront gibt es jetzt den breiteren Singleframe-Grill. Damit folgt der Q5 (2017) dem Stil des Q2 und des Q7.

Audi Q5 - 2017
Der neue Audi Q5 wirkt dynamischer als der Vorgänger. (Foto: Audi – Tobias SagmeisterPhotography)

Überarbeitet wurden auch die serienmäßigen Xenon-Scheinwerfer sowie völlig neu designte Rückleuchten, die jedoch wie beim Vorgänger in die Kofferraumklappe integriert sind. Insgesamt wirkt der Audi Q5 (2017) konturierter als der – aus heutiger Sicht – doch etwas „rundgelutschte“ Vorgänger. Auch wenn der neue Audi Q5 insgesamt hinter dem aggressiven Touch des Audi Q2 zurückbleibt.

Wie groß ist der Audi Q5 (2017)?

Der neue Audi Q5 ist weiter ein Kompakter-SUV. 4,66 Meter Länge, 1,89 Meter Breite, 1,66 Meter Höhe und 2,82 Meter Radstand stehen zur Verfügung. Damit hat der SUV fast in allen Abmessungen gegenüber seinem Vorgänger etwas zulegt. Trotzdem hat der Neue abgespeckt. Das Leergewicht des Audi Q5 2.0 TFSI mit dem 252 PS starken Vierzylinder liegt jetzt bei 1.795 Kilogramm. Der 230 PS starke Vorgänger wog mit diesem Motor 1.845 Kilogramm.

Mit der Fahrzeuggröße legte auch der Innenraum zu. Fünf Personen finden Platz. Eine Besonderheit ist die in längs verschiebbare und in der Neigung justierbare Rücksitzlehne. Zwischen 550 und 610 Liter Volumen stehen auch mit fünf Fahrgästen zur Verfügung. Das reicht auch für größere Einkäufe oder das Urlaubsgepäck. Nach dem Umklappen der dreiteiligen Rücksitze wächst das Gepäckvolumen sogar auf 1.550 Liter.

Probefahrt Audi Q5 (2017)
Auch in der zweiten Reihe gefallen mir auch die stark konturierten Sitze. (Foto: Audi – Tobias SagmeisterPhotography)

Dank der Größe finde auch für meinen überdurchschnittlich großen Körper schnell eine gute Sitzposition. Ein Highlight des neuen Audi Q5 sind die Sitze. Sie bieten im von mir bewegten Testwagen mit ihren straffen Seitenpostern auf allen Plätzen jede Menge Seitenhalt. Auch nach einer gut 300 Kilometer langen Tour fühle ich mich fit. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass der neue Audi Q5 wie schon sein Vorgänger ein angenehmes Reiseauto ist.

Was bietet der neue Audi Q5?

Praktisch jede Schraube, wie die Techniker bei der Präsentation des Neuen betonen, wurde überarbeitet. Die Besonderheit unter den SUV im Volkswagen-Konzern ist, dass der Q5 nicht wie seine Vettern aus Wolfsburg, Mladá Boleslav oder Barcelona auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) basiert. Stattdessen kommt eine neue Hochboden-Plattform zum Einsatz, die auf dem Modularen Längsbaukasten (MLB) basiert.

MLB macht den neuen Audi Q5 noch mehr als bisher zum großen Bruder des A4. Kein Wunder, dass mir deshalb das Cockpit des Q5 sofort vertraut ist. Auch der SUV verfügt jetzt über das digitale Kombiinstrument mit virtuellem Cockpit sowie das Multimedia- und Bediensystemen aus der Audi-Mittelklasse. Dahinter steckt der sogenannte Modularen Infotainmentbaukasten der zweiten Generation (MIB2).

Der neue Audi Q5 bietet praktisch alles, was sich Autofahrer wünschen!

Mit diesem Elektronikbaukasten für Auto-Entwickler ziehen auch zahlreiche Assistenzsysteme in den neuen Audi Q5 ein. Vom Spurhalte-Assistenten bis zum Ausweich- und Ausparkassistenten ist praktisch alles an Bord, was heute in der Oberklasse Standard ist. Mit dem Stau-Assistenten fährt der Q5 bis zu einem Tempo von 65 Kilometern pro Stunde praktisch allein – zumindest solange der Verkehr stockt. Denn nur in dieser Situation ist die technische Unterstützung beim Fahren erlaubt.

Audi Q5 (2017) offroad
Der neue Audi Q5 macht auch abseits befestigter Wege eine gute Figur. (Foto: Audi – Tobias SagmeisterPhotography)

Mit seinen Radar- und Ultraschallsensoren sowie der Frontkamera kann der Q5 einer vorausfahrenden Kolonne folgen und führt dabei selbstständig Lenkmanöver durch. Stößt das System an Systemgrenzen, weil sich der Stau auflöst oder eine enge Kurve ansteht, fordert der Q5 seinen Fahrer auf, wieder die Kontrolle zu übernehmen. Ignoriert der Mensch am Volant die angestuften Hinweise, stoppt der neue Audi Q5 automatisch die Fahrt.

Gut gefällt mir die sogenannte „Persönliche Routenassistenz“ des Navigationssystems. Wenn der Kunde es will, merkt sich das Navigationssystem regelmäßig angefahrene Ziele. Wobei das System auch die bevorzugte Strecke registriert und diese Informationen unter anderem mit der Tageszeit verknüpft. Dieses Wissen versetzt das System in die Lage, selbst bei inaktiver Zielführung, vor einem Stau auf dem – vermutlichen – Weg zu warnen und eine alternative Route anzubieten.

Wie fährt sich der Audi Q5?

Die neue Karosserie ist nicht nur leichter, sondern auch windschnittiger als beim Vorgänger. Mit einem cW-Wert von 0,30 beanspruchen die Ingolstädter den Klassenbestwert für sich. Beim Fahren fällt immer auf, dass der Neue extrem ruhig ist. Sicherlich spielt die Luftfederung des Testwagens dabei eine Rolle. Doch auch Windgeräusche bleiben selbst bei einem Marschtempo weit jenseits der Autobahn-Richtgeschwindigkeit praktisch aus.

Motoren und Preise

Zum Verkaufsstart in Deutschland bietet Audi im Q5 drei Motoren an. Neben zwei Diesel-Aggregaten gibt es einen aufgeladenen Benzin-Direkteinspritzer.

  • Audi Q5 2.0 TDI quattro S tronic – Leistung: 163 PS (120 kW) – maximales Drehmoment: 400 Nm – Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km: 4,9 – 5,2 – Preis: ab 45.100 Euro
  • Audi Q5 2.0 TDI quattro S tronic – Leistung: 190 PS (140 kW) – maximales Drehmoment: 400 Nm – Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km: 4,9 – 5,2 – Preis ab 46.400 Euro
  • Audi Q5 2.0 TFSI quattro S tronic – Leistung: 252 PS (182 kW) – maximales Drehmoment: 370 Nm – Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km: 6,8 – 7,1 – Preis ab 49.900 Euro

Wobei die Preise – wie immer bei den deutschen Premiumherstellern – natürlich „Ab-Preise“ sind. Wer seinen Q5 mit reichlich Extras ordert, der landet schnell bei deutlich höheren Preisen.

Daran ändert auch der neue Produktionsstandort Mexiko nichts. Eine Standortwahl, die sicher mit Blick auf die USA gefallen ist. Arbeit ist in Mexiko günstig und – noch wichtiger –  mexikanische Produkte lassen sich dank des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA) ohne Zollschranken in den USA verkaufen. Für Audi ist zu hoffen, dass der designierte US-Präsident Donald Trump die NAFTA nicht beerdigt.

Bestätigt sind zudem ein 150 PS starker Einsteiger-Diesel, der nur mit Frontantrieb verfügbar sein wird, sowie der Audi Q5 3.0 TDI mit dem 286 PS starken V6-TDI. Vom großen TDI schildert Thomas bei Autogefühl ausdrücklich seine Eindrücke. Von den bisher angebotenen Modellen ist nur der 163 PS starke Diesel mit Vorderradantrieb verfügbar. Die stärkeren Motorvarianten bietet Audi ausschließlich mit dem neu entwickelten Allradantrieb mit ultra-Technologie an.

Der Allrad-Antrieb denkt mit

Genauso wie beim Audi A4 allroad wird dabei der hintere Teil des Antriebsstrangs im Normalbetrieb auf Asphalt stillgelegt, um Kraftstoff zu sparen. Sobald der Computer Schlupf registriert, übernimmt auch die Hinterachse einen Teil der Antriebsarbeit. Dabei beobachtet der Computer laufend die Fahrsituation, um auf der Grundlage von Erfahrungswerten den Allradantrieb schon vor dem Erreichen der Haftgrenze innerhalb von 200 Millisekunden zu aktivieren.

Im Zweifel Quattro – auch wenn das gegebenenfalls den Spritverbrauch etwas erhöht. Trotzdem bin ich am Ende meiner rund 300 Kilometer langen Tour überrascht. Selbst nach einem Strandausflug, wo der lose Sand extrem wenig Haftung bietet, und einer längeren Geländestrecke liegt meine Allrad-Quote bei weniger als 20 Prozent – ohne dass ich den Antrieb aller vier Räder irgendwann vermisst hätte.

Wüstentrip mit dem Audi Q5 (2017)
Der Wüstentrip mit dem Audi Q5 hat Spuren hinterlassen. Trotzdem liegt die Allrad-Qoute am Ende nur bei rund 20 Prozent.

Extrem gut gefallen hat mir die erstmals im Audi Q5 angebotene Luftfederung (1.950 Euro). Das war bisher im Audi Q5 nicht verfügbar. In Verbindung mit einem stufenlos elektronisch geregelten Dämpfersystem vereint sie den Gegensatz von Sportlichkeit und Komfort. Je nach anstehender Strecke lässt sich die Luftfederung in fünf Stufen in der Höhe einstellen. Damit ist der Q5 auch gut gerüstet, wenn einmal kein glattes Asphaltband verfügbar ist.

Ich konnte bereits alle drei in Deutschland angebotenen Motorvarianten ausprobieren. Am Besten hat mir das Benzinmodell mit dem 252 PS starken 2.0 TFSI gefallen. Der Motor verfügt über genügend Leistung, um den Audi Q5 angemessen zu bewegen. Zudem macht der Benziner Lust auf den erwarteten RS Q5, den – vermutlich – der 400 PS starke 2,5-Liter-Fünfzylidner aus dem Audi TT RS antreiben wird. Mit dem RS Q5 reagiert Audi sicher auch auf den neuen und bis zu 510 PS starken Alfa Romeo Stelvio.

Fazit zum Audi Q5 2017

Die Verantwortlichen in Ingolstadt haben sich die Kritik am Design von Audi A4 und A5 zu Herzen genommen. Beim neuen Audi Q5 verwechseln nur noch absolute Auto-Ignoranten die Generationen. Wie beim Vorgänger darf Audi mit seinem Q5 ein eigenständiges Produkt anbieten. Während die Konzernschwestern bei ihren kompakten SUV Quermotoren verwenden, ist der Motor im Q5 weiter längs verbaut. Dabei ist die Motorenpalette zum Start gut gewählt. Ab 2017 wird sie schrittweise erweitert, um noch mehr Q5-Freunde zu finden. Neben dem von Sportfahrern sehnsüchtig erwarteten Audi RS Q5 folgen weitere Diesel-Motoren sowie ein Hybrid-Q5.

Offroad mit dem Audi Q5 (2017)
Offroad mit dem Audi Q5 (2017) (Foto: Audi – Tobias SagmeisterPhotography)

Wie immer bei Audi beeindruckt die Verarbeitung der Testwagen. Hier zahlt sich offensichtlich aus, wie akribisch Audi den Anlauf seines extra für den neuen Q5 errichteten Werks in San José Chiapa in der Nähe von Puebla vorbereitet hat. Mehr als 600 mexikanische Mitarbeiter durften sich mit ihren Familien in Deutschland auf ihren neuen Job vorbereiten.

Unabhängig davon unterstreichen auch die optionale Luftfederung, der gut geschnittene Innenraum sowie das umfangreiche Angebot an Infotainment- und Assistenzsystemen den Premiumanspruch der Marke Audi. Audi wirbt traditionell mit dem Claim „Vorsprung durch Technik“. Beim neuen Q5 ist Premium der neue Vorsprung. Damit hat die zweite Generation Audi Q5 alles, um die Erfolgsgeschichte des Vorgängers fortzuschreiben.


Der Audi Q5 steht im Januar 2017 bei den Händlern. Ganz eilige Kunden können den SUV bereits jetzt bestellen.

AutoNatives.de ist auch bei Facebook. Wir freuen uns über ein Like.







Themen in diesem Artikel:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!