Fahrberichte: Audi

Test Audi Q5 TDI – Unterwegs im gereiften Klassiker

Mit dem Audi Q5 bietet Audi auch im mittleren Segment einen SUV an. Zwischen dem dynamisch jugendlichen Q3 und den luxuriösen Q7 wirbt der Q5 um Mittelklasse-Kunden. Wo liegt das Erfolgsgeheimnis des SUV? Wir waren dazu mit dem Audi Q5 und einem 163 PS starken Diesel auf Probefahrt.

Schon auf einer der ersten Ausfahrten mit dem Audi Q5 treffe ich an einer Ampel meinen Freund Thorsten. Wir lassen die Fenster herunter und ich höre: „Mensch, das ist endlich das richtige Auto für Dich. Da kannst Du mal richtig drin sitzen.“ Damit hat der ebenfalls überdurchschnittlich lange Essener zweifelsfrei recht. Denn ich habe in einem Auto lange nicht mehr so komfortabel gesessen wie in diesem SUV aus Ingolstadt.

Doch der Audi Q5 kann wesentlich mehr: Seit dem Debüt 2008 hat Audi den SUV konsequent gepflegt. Wer möchte, kann seinen Q5 mit all den Assistenten und Sicherheitspaketen bestücken, die heute im Autobau zur Verfügung stehen. Damit ist der Audi auch im achten Jahr seiner Laufzeit absolut auf der Höhe der Zeit.

Wie wirkt der Audi Q5 auf mich?

Stattlich ist der Audi Q5 – mit einer Länge von 4,62 Metern gehört der SUV formal zur automobilen Mittelklasse. Dank seiner Höhe von 1,64 Metern überragt er – da ist er ganz SUV – die typischen Vertreter seiner Klasse um Kopfhöhe. Dazu kommt, dass der Q5 mit einer Breite von fast 1,90 Metern – ohne die Spiegel gemessen – fast schon als „Dickschiff“ durchgeht. Das fast hanseatische Blau des Testwagens steht ihm entsprechend gut.

Ein quietschendes gelb oder ein wildes Orange würde in meinen Augen nicht zum Format des Audi Q5 passen. Aber das ist natürlich nur mein subjektiver Eindruck. Natürlich ist auch bei Audi der Kunde König. Daher bietet Audi den SUV in zwei Standardfarben, in elf Metallic-Lackierungen und zwei Perleffekt-Lacken an. Und wer will, der kann bei Audi für 2.400 Euro auch eine Individuallackierung bekommen.

Schon beim ersten Schließen der Tür registriere ich, wie satt sie ins Schloss fällt. Das hat den Charakter einer Trutzburg. Sie hält den Krach der hektischen Großstadt, der mich eben noch umgab, draußen. Ich kann nun mit (fast) allen Sinnen den Q5 erkunden. Der Innenraum vermittelt einen hervorragenden Eindruck.

Alles, was die reichhaltige Ausstattung des Testwagens bietet, sitzt an der richtigen Stelle. Die Inneneinrichtung vermittelt mit jeden Millimeter den Eindruck guter Qualität. Der Audi Q5 dokumentiert eindrucksvoll, warum die Kunden Audi als Edelmarke wahrnehmen. Ich fühle mich sofort zu Hause.

Wie fährt sich der 2015er Audi Q5?

Der Audi Q5 ist ein ausgezeichnetes Reiseauto. Meine Testfahrt des SUV bestand überwiegend aus längeren Strecken. Dabei wechselten sich Abschnitte auf der Autobahn mit Strecken auf der Landstrasse ab. Extrem gut bewährte sich dabei das Assistenzpaket des Testwagens. Denn zu ihm gehören ein Tempomat, der Spurhalteassistent und eine Einparkhilfe.

Mit dem Tempomat – bei Audi heißt das ACC (adaptive cruise control) – fährt sich der Audi Q5 fast schon von alleine. Als ich in Blumental bei Kiel auf Autobahn fahre, stelle ich mein Wunschtempo von 130 Kilometern pro Stunde ein. Der Audi übernimmt jetzt die Regelung der Geschwindigkeit. Anders als beim autonomen Versuchsfahrzeug Jack muss ich in der Realität des Serienangebots allerdings noch das Lenken übernehmen.

Prompt laufe ich auf der A7 ich einen dänischen Laster auf.

Wegen des dichten Verkehrs kann ich nicht sofort auf die Überholspur wechseln. Der Q5 reduziert das Tempo und hält konsequent den notwendigen Sicherheitsabstand zum Vordermann. Ich muss dazu nicht das Bremspedal betätigten. Als ich endich auf die Überholspur wechseln kann, beschleunigt der Audi selbstständig wieder auf mein Wunschtempo. Dabei geht es durchaus sportlich zu. Der Q5 ist kein sanfter Streicher des Gaspedals. Die Software des Tempomaten reagiert offensichtlich recht digital, beherrscht die Maxime „Push the pedal to the metal“.

Das ist durchaus nicht ohne Risiko. Nicht in Bezug auf die Fahrzeugsicherheit, das packt der Q5 locker. Ein Erinnerungsfoto der Autobahnpolizei beweist die Gefahr für das eigene Portemonnaie. Denn 130 ist größer als 120 – kurz vor dem Ende eines Autobahnabschnitts mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 120 Kilometern pro Stunde zog ich auf die linke Spur. Es galt einen Autofahrer zu überholen, der das Limit nur zu ¾ ausreizte. Prompt wurde ich kurz vor der Aufhebung des Tempolimits geblitzt – nicht schon wieder, denke ich.

Ebenfalls zum Assistenzpaket gehört der Spurhalteassistent. Mit einer Kamera analysiert der „active lane assist“ die vor dem Fahrzeug liegende Straße. Erkennt die Software die regelmäßige Struktur von Fahrbahnmarkierungen, unterstützt sie den Fahrer dabei, zwischen diesen Markierungen zu bleiben. Droht der SUV die Spur zu verlassen, lenkt das System dagegen. Damit führt es das Fahrzeug und seinen unachtsamen Lenker zurück in die Mitte der Fahrspur.

Das tut der Spurhalteassistent durchaus energisch.

Damit hat das System auf Dauer sogar einen erzieherischen Aspekt. Denn ich bin – das gebe ich zu – in manchen Situationen einfach „blinkfaul“. Jeder kennt das. Ihr lauft auf einer leeren Autobahn – die es besonders in den Morgenstunden tatsächlich noch gibt – auf einen Vorausfahrenden auf. Also wechselt ihr die Spur, um diesen zu überholen.

Da ihr hinter Euch niemanden im Spiegel seht, verzichtet ihr auf das – eigentlich notwendige – Blinken. Prompt hält der Spurhalteassistent den Vorgang für einen ungeplanten halten und lenkt energisch dagegen. Das System zu überstimmen ist möglich, erfordert aber einen gewissen Kraftakt. Blinken ist einfacher – Mission completed, Erziehung kann so einfach sein.

Bilder vom Audi Q5 im Test

Was verbraucht der Audi Q5 2.0 TDI?

Mein Testwagen schöpfte seine Antriebkraft aus einen 2,0-Liter großen Turbo-Diesel. 163 PS stellt der Vierzylinder zwischen 3.000 und 4.200 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung. Bereits bei 1.750 Umdrehungen pro Minute erreicht das Aggregat sein maximales Drehmoment von freundlichen 400 Newtonmetern. Das reicht, um mit dem rund zwei Tonnen schweren Audi Q5 jederzeit entspannt zu reisen.

Passend zum hanseatischen Blau des Testwagens bezeichne ich die Motorisierung des Testwagens als angemessen, als standesgemäß. Zumal sich der Turbo-Diesel im Test durchaus als Kostverächter erweist. Über den gesamten Test verbrauche ich durchschnittlich moderate 6,1 Liter Diesel für 100 Kilometer. Das liegt mit 0,4 Litern etwas über dem Normverbrauch von 5,7 Litern. Aber ich war im Test sicherlich nicht so zurückhaltend unterwegs, wie es der NFEZ vorsieht.

Der Audi Q5 warnt deutlich vor dem Ende des AdBlue-Vorrats.
Der Audi Q5 warnt vor dem Ende des AdBlue-Vorrats.

Wobei Diesel nicht der einzige Betriebsstoff ist, den das Testfahrzeug benötigt. Denn um die strengen Werte der Abgasnorm EU6 zu erfüllen, benötigt der Audi Q5 zusätzlich eine synthetisch hergestellte Harnstofflösung. Sie setzt die sogenannte selektive katalytische Reduktion (SCR) in Gang. Für das Tanken der Harnstofflösung, die im Handel auch unter dem Namen AdBlue bekannt ist, verfügt der Diesel-SUV unter seiner Tankklappe über einen zweiten Einfüllstutzen.

AdBlue, haben wir das?

Das Ende des Harnstoffvorrats zeigt der Audi Q5 bereits rund 1.000 Kilometer vor der vollständigen Leerung des Zusatztanks an. Das gibt ausreichend Gelegenheit, um AdBlue an der Tankstelle zu kaufen. Wobei ich die Erfahrung mache, dass sich die Dame an der Kasse meiner Lieblingstankstelle in Bezug auf die Harnstofflösung völlig unwissend zeigt.

Nach etwas Suchen fanden wir zwischen Polierwachs und Reifenpflege trotzdem einen Kanister des Zusatzstoffs. Fünf Liter AdBlue kosten knapp 12 Euro. Doch der große Kanister erweist sich als unpraktisch. Der Auslass des AdBlue-Kanisters ist deutlich größer als der Einfüllstutzen des Zusatztanks. Das macht das Einfüllen in den Tank des Audi Q5 ohne Trichter schwierig.

Wie sitze ich im neuen Audi Q5?

Das Sitzen ist auch mit einer Körperlänge von mehr als zwei Metern im Audi Q5 überhaupt kein Problem. Auf dem Fahrerplatz gibt es genug Platz für meine langen Beine. Dazu bietet der SUV eine überragende Kopffreiheit. Das macht den Audi Q5 zu einem angenehmen Reisewagen, der längeren Strecken jeden Schrecken nimmt.

Der SUV erweist sich dabei als sehr übersichtlich. Die großen Außenspiegel verfügen über fast keinen toten Winkel. Selbst wenn ein Überholender schon bis zur Höhe der Außenspiegel aufgeschlossen hat, ist der Seitenmann auch im Spiegel noch zu sehen. Trotzdem verfügt der Testwagen im Spiegel zusätzlich über Warnlampen, die auf das seitliche Fahrzeug hinweisen. Nötig wären sie nach meinem Empfinden nicht.

Was hat mir gefallen?

Der Audi Q5 ist – das habe ich in diesem Testbericht – jetzt bereits mehrfach geschrieben ein hervorragender Reisewagen. Wer regelmäßig lange Strecken zurücklegt, der ist mit dem SUV in meinen Augen gut bedient. Zumal auch der Innenraum, da ist auch dieser Audi ganz Audi, hervorragend verarbeitet ist. So machen längere Strecken im Auto wirklich Spaß.

Als besonders angenehm empfinde ich das Getriebe. Die 7-Gang-S tronic – wie das Doppelkupplungsgetriebe bei Audi heißt – schaltet sehr weich. Auch wenn der Fahrer mit den Schaltwippen am Lenkrad die Gänge wählt, bleiben die Gangwechsel sanft und ruhig. Dank des Drehmoments des Motors lässt sich der Q5 auf der Fahrt mit vergleichsweise geringen Drehzahlen bewegen. Bei einem Tempo von 160 Kilometern pro Stunde dreht sich die – im 7. Gang – die Kurbelwelle gerade 2.400-mal pro Minute.

Positiv auch, dass der Audi mit dem 163-PS-Motor eine Anhängerlast von zwei Tonnen ziehen darf. Mit dem größeren 3.0-V6 sind es sogar 2.400 Kilogramm. Aber selbst zwei Tonnen reichen in den meisten Fällen, um einen Pferdeanhänger oder einen Anhänger mit einem automobilen Klassiker oder einem Sportboot zu ziehen. Das erweitert die Einsatzmöglichkeiten. Und das ist eine Erklärung, warum der Audi Q5 in besseren Wohngegenden überdurchschnittlich oft zu Hause ist.

Was hat mit am Audi Q5 nicht gefallen?

Der Audi Q5 hat in unserem Test vergleichsweise wenige Schwächen gezeigt. Die Tatsache, dass meine Tankstelle AdBlue nur im fünf-Liter-Kanister anbietet, kann ich kaum dem Auto anrechnen. Denn der zweite Einfüllstutzen ist recht klein. Das Einfüllen aus dem großen Gebinde erwies sich als schwierig.

Zwiegespalten bin ich bei der elektrischen Handbremse. Sicherlich ist eine elektrische Handbremse praktisch. Warum soll der Mensch einen Handbremshebel lösen, wenn die Maschine das automatisch übernehmen kann. Doch ich sehe halt gern am Handbremshebel, ob das Fahrzeug gesichert ist. Das bieten die kleinen Taster, die sich heute Handbremse nennen, nicht.

Mein Fazit zum Audi Q5 (2015)?

Der Testzeitraum mit dem Audi Q5 ist wie im Flug vergangen. Selten ist es mir so schwergefallen, einen Testwagen abzugeben. Nach der langen Laufzeit ist der SUV inzwischen ein gereifter Klassiker. Es scheint fast so, als ob der Audi Q5 einem guten Rotwein ähnelt und mit der Zeit immer besser wird.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!