Zeit ist ein knappes Gut. Leider schreibe ich diesen Satz in letzter Zeit öfter. Denn meine Blogs treten zurzeit hinter meinem Broterwerb und anderen Projekten zurück. Dabei gibt es so viel zu erzählen. Vor ein paar Tagen war ich zum Beispiel endlich mal in der Kölner Motorworld. Die Einladung zur Eröffnung musste ich im vergangenen Sommer ausschlagen, weil ich gleichzeitig als Moderator bei der Nürburgring Classics tätig war.
Jetzt fand ich endlich Zeit für einen Besuch der MOTORWORLD Köln Rheinland!
Im Hangar eines ehemaligen Flughafens führt die MOTORWORLD Gastronomiebetriebe, Konferenz- und Tagungsräume mit Oldtimer-Händlern zusammen. Das Prinzip ist nicht neu. Denn auch die anderen Cluster zum Thema Oldtimer, Youngtimer, ob Classic Remise, Klassikstadt, Oldtimerfabrik ClassicPS-Speicher oder früher auch Meilenwerk, funktionieren ähnlich. Trotzdem gibt es in der „MOTORWORLD Köln – Rheinland“ ein Highlight, das Andere nicht bieten. Schließlich ist die Motorworld in Köln die Heimat der „Michael Schumacher Private Collection“.
Vom Kart über die Formel Ford und Formel 3 bis in die Königsklasse des Motorsports dokumentiert die Sammlung die eindrucksvolle Karriere von Michael Schumacher. Zu sehen sind Rennwagen von Ralt, Benetton, Ferrari und Mercedes. Daneben gibt es zahlreiche Erinnerungsstücke zu bestaunen, die der siebenmalige Formel-1-Weltmeister offensichtlich aufbewahrte. Neben Helmen, Rennanzügen oder Handschuhen sind das auch Trophäen, VIP-Pässe oder Briefe und Dokumente.
Auch ein Sauber C11 gehört zur Sammlung!
Der Besuch lohnt. Auch wenn das Ganze in meinen Augen nicht besonders gut kuratiert ist. Denn das eine oder andere Erinnerungsstück wirkt fast schon lieblos in die Vitrine gelegt. Dem Konzept der Ausstellung fehlt irgendwie der rote Faden. Zumal auch die zahlreichen Ferrari, die Michael Schumacher bewegte, teilweise selbst für Hardcore-Fans nur schwer auseinanderzuhalten sind. Trotzdem freute ich mich beim Besuch, einige dieser Autos wiederzusehen, die ich teilweise live an der Strecke und oft im Fernsehen sah.
Regelmäßige Leser wissen, dass ich mich hier viel mit den Sportwagen der CanAm und der Gruppe C beschäftige. Deshalb gefiel mir natürlich auch der Sauber C11, der in der Sammlung steht. Als Mitglied des „Mercedes-Junior-Teams“ saß Michael Schumacher 1990 und 1991 regelmäßig am Lenkrad der Sportprototypen von Peter Sauber. In der Sportwagen-Weltmeisterschaft holte sich Schumacher den Feinschliff für die Königsklasse des Motorsports.
In der Formel 1 veränderte Michael Schumacher alles!
1991 feierte Schumacher in Spa sein Formel-1-Debüt. Nach nur einem Rennen im Team von Eddie Jordan wechselte Schumacher weiter zu Benetton. Ein guter Deal, denn für das in Großbritannien beheimatete Team des italienischen Strickwaren-Imperiums gewann Schumacher 1994 und 1995 seine ersten beiden Weltmeister-Titel. Nach dem Wechsel zu Ferrari folgen von 2000 bis 2004 vier weitere WM-Titel.
Mit seinen Erfolgen löste Schumacher in Deutschland einen wahren F1-Boom aus. Denn seit den Tagen von Wolfgang Graf Berghe von Trips wartete das Autoland auf einen neuen Grand-Prix-Helden. In den 1970er-Jahren mühten sich deutsche Piloten mehr schlecht als recht in der Formel 1 ab. Rolf Stimmelen, Hans-Joachim Stuck, Jochen Mass und der mit deutscher Lizenz fahrende Österreicher Harald Ertl fuhren dem Feld meist hinterher.
F1-Piloten der 70er:
- Rolf Stommelen 54 Starts von 1969 bis 1978 – 14 Punkte
- Jochen Mass 105 Starts von 1973 bis 1982 – 1 Sieg, 71 WM-Punkte
- Hans-Joachim Stuck 74 Starts von 1974 bis 1979, 29 Punkte
- Harald Ertl 18 Starts von 1975 bis 1978 – 0 Punkte
Jochen Mass gewann 1975 immerhin den angebrochenen Grand Prix von Spanien. Doch das Rennen auf dem Stadtkurs in Barcelona ist in meinen Augen einer der größten Skandale der Formel-1-Geschichte. Denn angesichts der Zustände am Montjuich steuerte die Formel 1 fast sehenden Auges auf die dann tatsächlich eingetretene Katastrophe zu. Es ehrt Mass, dass der sympathische Altmeister bis heute energisch widerspricht, wenn ihn jemand als Grand-Prix-Sieger bezeichnet.
Der langjährige Formel-1-Chef Bernie Ecclestone fasste das Wirken der deutschen Piloten VOR Michael Schumacher einst mit der Aussage „in Deutschland gibt es nur gute Autos, die Fahrer taugen höchstens für Flugplatzrennen“ zusammen. Im Sommer 1985 beendeten tödliche Unfälle im Sportwagen vorzeitig die hoffnungsvollen Karrieren von Manfred Winkelhock und Stefan Bellof.
Ab 1988 gelang es auch Bernd Schneider gelang es nicht, in Deutschland Begeisterung für die Formel 1 zu wecken. Denn der Saarländer gelang in zwei vollen Jahren bei Zakspeed nur bei acht Rennen überhaupt der Sprung ins Starterfeld. Selbst eine solide Vorstellung bei Arrows, wo Schneider 1990 als Ersatzfahrer beim Großen Preis der USA antrat, hielt den Saarländer letztlich nicht in der Königsklasse.
Die Ausstellung ist der Ausläufer des von Schumacher ausgelösten F1-Booms!
Erst als Michael Schumacher zum Grand-Prix-Sieger reifte, löste das in Deutschland einen wahren Formel-1-Boom aus. Zeitweilig gab es zwei deutsche Formel-1-Rennen jährlich. Im Windschatten des Kerpeners stiegen auch Heinz-Harald Frentzen, Michaels Bruder Ralf, Sebastian Vettel und Nico Rosberg zu Grand-Prix-Siegern auf. Doch auch wenn Vettel bei Red Bull sogar vier WM-Titel gewann, an die Erfolge des siebenmaligen Champions kam (bisher) keiner seiner Nachfolger heran.
Insofern ist der Besuch der „Michael Schumacher Private Collection“ in der MOTORWORLD Köln Rheinland eine gute Gelegenheit, um in Erinnerungen zu schwelgen.