Es gibt wohl kaum ein Auto, über das bereits so viel geschrieben wurde, wie über den Jaguar E-Type. Denn der britische Sportwagen gehört zu den wichtigsten Autos seiner Epoche. Und auch unter den Autos, die ihre Premiere auf dem Genfer See feiern durften, sticht der Brite heraus.
Der Jaguar E-Type ist ein Kulturphänomen. Denn praktisch jeder, der in den 1960er-Jahren etwas auf sich hielt, fuhr einen E-Type. Ob Schauspieler wie Tony Curtis oder Peter Sellers, Musiker wie George Harrison oder Fürst Rainier von Monaco – der Jet-Set fuhr Jaguar E-Type. Damit prägte der Brite in den Swinging Sixties das Image der Marke aus Coventry. Das war eigentlich nicht beabsichtigt. Denn Jaguar-Gründer Sir William Lyons wollte eigentlich lieber Limousinen verkaufen. Sportwagen waren für Mister Jaguar Ende der 1950er-Jahre fast schon ein Relikt aus den Anfangstagen des Unternehmens.
Der Jaguar E-Type versilberte die Le Mans Erfolge der Marke
Jaguar gewann mit dem Jaguar D-Type von 1955 bis 1957 dreimal in Folge das legendäre 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Auf Basis des Rennwagens entstand ausschließlich für amerikanische Kunden der brutale Jaguar XK-SS. Doch der Rennwagen erwies sich nicht als geeignete Basis, um einen Sportwagen in größeren Stückzahlen wirtschaftlich zu fertigen. Bereits 1957/8 entstand ein intern E1A genannter Prototyp, der in den Augen der Entwickler die Nachfolge des erfolgreichen D-Type antreten sollte.
Wobei die Techniker von Anfang an auch mit einem Straßensportwagen planten. Es ist nicht überliefert, wie lange die Techniker an und mit dem Prototypen arbeiteten. Heute gilt dieser erste E-Type als verschollen. Vermutlich wurde der Entwicklungsträger irgendwann verschrottet. Denn inzwischen gab es auch den Jaguar D-Type 2A, den die Truppe von Briggs Cunningham 1960 in Le Mans an den Start brachte. Der intern E2A benannte Rennwagen hatte einen 3-Liter-Motor aus Aluminium und ein 4-Gang-Schnellschaltgetriebe.
Damit verfehlten die Piloten Dan Gurney und Walt Hansgen am Ende der Hunaudières-Geraden die 300-km/h-Schallmauer nur knapp. Im Rennen lag die Mannschaft der beiden Amerikaner zeitweise in Front. Erreichte das Ziel nach technischen Problemen jedoch nicht. Wer sich das Foto des E2A heute ansieht, der erkannt bereits die wesentlichen Proportionen des E-Type. Wie beim späteren Serienfahrzeug verbirgt sich auch beim E2A im vorderen Teil unter der Karosserie ein Rohrrahmen. Die Aufhängung der Hinterräder ist mit einem brückenartigen Hilfsrahmen an der Karosserie, die im hinteren Teil selbsttragend ist, befestigt.
Von der Rennstrecke nach Genf
Auf Grundlage des E2A entsteht das Serienmodell. Es feiert am 15. März 1961 auf dem Genfer Autosalon Premiere. Unter der langen Motorhaube verrichtet ein 3,8-Liter-Reihensechszylinder mit einer Leistung von 269 PS seinen Dienst. Damit erreicht das nur als Roadster angebotene Serienmodell eine Höchstgeschwindigkeit von 241 km/h. Doch die eigentliche Sensation ist die Karosserie. Für sie zeichnet Malcolm Sayer verantwortlich. Der gelernte Luftfahrtingenieur schafft mit dem sinnlichen Jaguar E-Type sein absolutes Meisterstück.
Der Sportwagen schlägt ein wie eine Bombe. Wie zehn Jahr zuvor beim Jaguar XK120 Fixed Head Coupé reagiert das Messe-Publikum begeistert, ja fast euphorisch. Das hat bei Jaguar niemand erwartet. Noch am ersten Messetag weist Sir William Lyons seinen Chef-Testfahrer Norman Dewis an, einen zweiten Jaguar E-Type in die Schweiz zu holen. Anders sieht Jaguar keine Chance, den Andrang am eigenen Stand zu bewältigen. Enzo Ferrari bezeichnet den E-Type als das schönste Auto der Welt. Eine Einschätzung, die noch heute, Jahrzehnte nach dem Debüt des E-Type, viele Oldtimer-Freunde teilen.
Bis 1974 lässt Jaguar den E-Type im Programm. Inklusive der 1966 vorgestellten Coupé-Version verkauft Jaguar mehr als 70.000 Exemplare des Mythos E-Type. Dazu trägt bei, dass der Jaguar E-Type 1961 mit einem Preis von £2.256 vergleichsweise günstig ist. Denn das wären heute weniger als 50.000 Euro.
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