Kennt Ihr dieses Motor-Puzzle von Mercedes-Benz?

von Fabian P. Wiedl und Tom Schwede am 21.03.2025

1988 bekannte sich die damalige Daimer-Benz AG wieder offiziell zum Motorsport. Zum Paket, das die Presseabteilung des Autobauers damals an Journalisten verschickte, gehörte auch das Bild des eigenen Achtzylinders. Unserem Chef-Archivar Fabian Wiedl fiel dieses Bild kürzlich zusammen mit einer Pressemappe in die Hände.

Zerlegter Mercedes-Benz M 117
Mit diesem Foto begleitete Mercedes-Benz 1988 den Einstieg seiner Tochter AEG als Hauptsponsor bei Sauber-Mercedes. (Mercedes-Benz-Foto A 43 141)

Die Gruppe C ließ den Teams und ihren Motorlieferanten sehr viel Freiheit. Es gab bei den Motorregeln der 1982 eingeführten Sportprototypen im Prinzip nur zwei Eckpunkte. Der Motor musste von einem Hersteller stammen, der auch mindestens ein Auto in der Gruppe A oder Gruppe B homologierte. Wobei das Gruppe-C-Triebwerk selbst keinen Bezug zu einem homologierten Fahrzeug benötigte. Um die Leistung zu regulieren, gab es strenge Vorschriften zum Verbrauch.

Die Motoren-Vielfalt der Gruppe C beeindruckt!

Diese weite Regelauslegung ließ auch reinrassige Rennmotoren wie den Cosworth DFV in den Prototypen der Gruppe C zu. Denn hier übernahm Ford das Patronat und erklärte sich zum Hersteller. Doch die Mehrzahl der in der Gruppe C eingesetzten Motoren basierte tatsächlich – mehr oder minder – auf einem Serienblock. Bei Porsche war es der eigene Sechszylinder. Mit ihrer großen Turbo-Erfahrung machten die Stuttgarter aus diesem Boxermotor den Klassenstandard.

Jaguar nutzte den einst von Claude Baily für den Jaguar XJ13 erdachten V12, den Anfang der 1970er-Jahrer Walter Hassan und Harry Mundy für die Großserie fit machten. Lancia fuhr mit einem V8, der aus dem Ferrari 308 stammte. EMKA Racing und Nimrod Racing Automobiles vertrauten auf einen V8 von Aston Martin, der unter anderem aus dem 1977er Vantage bekannt war. Daneben kam – besonders in der Gruppe C Junior, der späteren C2 – auch der BMW M88 zum Einsatz.

Mercedes machte aus seinem Achtzylinder einen Rennmotor!

Peter Sauber und seine Mitarbeiter sahen Potenzial im M 117 von Mercedes-Benz. Das lag wohl auch daran, dass einige der Techniker im Team zuvor bei Daimler-Benz am C111-IV mitwirkten. Denn schon 1979 trieb diesen eine aufgeladene 4,8 Liter große Variante des V8 an. Tatsächlich bekam Sauber 1985 die Freigabe, den M 117 zu nutzen. Offiziell übernahm Heini Mader Racing Components die Vorbereitung der Aggregate. Nach vier Jahrzehnten gilt als gesichert, dass das nur Tarnung war.

Daimler-Benz Pressemappe von 1988

Das Foto war Bestandteil einer Pressemappe, die Daimler-Benz Anfang 1988 herausgab, um die Kunden von seinem Motorsportprogramm unter die Leute zu bringen.

Max Welti, damals Team-Manager bei Sauber erzählte inzwischen in einigen Interviews freimütig, dass Mercedes-Benz die Motoren in Untertürkheim selbst aufbaute. Dort übernahm Hermann Hiereth die Projektleitung. 1987 – also etwas später – schloss der Ingenieur seine Promotion an der TU München erfolgreich ab. Titel der Arbeit „Untersuchung über den Einsatz aufgeladener Ottomotoren zum Antrieb von Personenkraftwagen“. Damals bot sein Arbeitgeber noch gar keinen Ottomotor mit Turboaufladung an.

Der Sieg am Nürburgring sorgte für Aufmerksamkeit!

Der Sauber Mercedes C8 mit dem aufgeladenen Motor debütierte 1985 in Le Mans. Doch nach einem Unfall im Training fehlte der Rennwagen im Rennen. Erst 1986 kehrte der C8 mit dem Mercedes-Motor in die Sportwagen-Weltmeisterschaft zurück. Dank Sponsor Kouros fuhr Sauber mit einem Wagen die gesamte Saison. In Le Mans brachte das Team einen zweiten Wagen an den Start. Doch beide Sauber C8 sahen an der Sarthe nicht die Zielflagge.

Besser lief es im Regen am Nürburgring. Auf der Grand Prix-Strecke gewannen Henri Pescarolo und Mike Thackwell das – wegen des Regens verkürzte – 1000-km-Rennen. Das sicherte der Schweizer-Schwäbischen Allianz viel Aufmerksamkeit. 1987 trat das Team mit dem Nachfolger Sauber C9 an. Doch bei der Mehrzahl der Läufe fiel der neue Rennwagen aus. In der Weltmeisterschaft gab es nur eine Zielankunft. Besser lief es im Supercup. Denn dort gewann Jean-Louis Schlesser einen Lauf.

Mit dem Puzzle bewarb Mercedes-Benz 1988 sein Comeback!

Sauber-Mercedes fuhr den Erwartungen hinterher. Sponsor Kouros ließ den Vertrag auslaufen. Doch Mercedes sprang in die Bresche. Denn inzwischen bekannte sich der Autobauer offiziell zu dem Einsatz. Die Konzerntochter AEG – Daimler-Benz arbeitete damals an der Transformation zum „Integrierten Technologiekonzern“ – übernahm die Rolle des Hauptsponsors. Die Mercedes-Presseabteilung trug die Kunde vom Sportcomeback der Stuttgarter in die Welt hinaus.

Beschriftung der Rückseite des Pressefotos von 1988

Auf der Rückseite des Pressebilds nannte Daimler-Benz damals die technischen Details des Rennmotors auf.

Dazu verschickte sie eine Pressemappe an interessierte Redaktionen. Zu dieser gehörte auch ein Satz Fotos. Eines dieser Fotos zeigte den zerlegten Motor. Das war damals offenbar in Mode. Denn bei BMW gab es ein paar Jahre zuvor ein ähnliches Foto vom hauseigenen Formel 1-Motor. Das Foto von Mercedes zeigt, wie dicht der Motorsport damals noch an der Serie war – oder sich zumindest für die Presse gab. Besonders gut gefallen mir die Zylinderkopfdeckel, die direkt aus der S-Klasse stammen (könnten).


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