Der Bergkönig Ludovico Scarfiotti
Ludovico Scarfiotti gehörte in den 1960er-Jahren zur verlorenen Generation italienischer Rennfahrer. Obwohl Scarfiotti nur bei zehn Rennen der Formel 1 an den Start ging, wurde der Italiener in der Heimat unsterblich. Denn beim Großen Preis von Italien 1966 fuhr Scarfiotti für Ferrari zum Sieg. Bis heute ist Ludovico Scarfiotti der letzte Italiener, der das Ferrari-Heimspiel im Nationalheiligtum Ferrari gewann.
Obwohl Ludovico Scarfiotti in der Formel 1 fuhr, schlug sein Herz für die Sportwagen – dort fühlte er sich wirklich zu Hause, gewann bei allen wichtigen Langstreckenrennen der 1960er-Jahre. 1963 gelang dem Italiener ein – zu dieser Zeit – seltenes Double: Ludovico Scarfiotti triumphierte innerhalb weniger Wochen zunächst in Sebring und dann auch in Le Mans. Später folgten Siege beim 1.000-Kilometer-Rennen am Nürburgring (1964 und 1965) und in Spa-Francorchamps (1966).
Noch erfolgreicher war Ludovico Scarfiotti am Berg
Doch der einsame Kampf gegen den Berg – das war Ludovico Scarfiottis wahre Bühne. Keine andere Disziplin ließ so viel Raum für Mut, Präzision und Kontrolle. Der Enkel des FIAT-Mitbegründers und ersten FIAT-Präsidenten Ludovico Scarfiotti Sr. war mehrmals italienischer Bergmeister. Zu Beginn seiner Karriere war „Dodo“, wie Freunde den Italiener riefen, mit dem Fiat Topolino unterwegs.
Später trat Scarfiotti im Fiat 1100 an, um schließlich Sportwagen von Osca und Fratelli Maserati zu fahren. 1962 wechselte der Neffe des langjährigen FIAT-Präsidenten Gianni Agnelli zu Ferrari. Bereits im ersten Jahr in der Scuderia gewann Scarfiotti den Titel des Europa-Bergmeisters – ein Erfolg, den der Italiener zwei Jahre später wiederholen konnte.
Das Verhältnis zu Enzo Ferrari war schwierig
Doch Ferrari-Patriarch Enzo Ferrari – bekannt für seine Vorliebe für dominante Fahrer – gewährte Scarfiotti nur selten ein Formel-1-Cockpit. In der Königsklasse des Motorsports zog der Commendatore regelmäßig andere Piloten Scarfiotti vor. Als John Surtees Mitte 1966 zu Cooper wechselte, verpflichtete Ferrari überraschend Chris Amon als Ersatz. Der Neuseeländer hatte 1966 nur ein Rennen für Cooper bestritten, während Scarfiotti – mit Ferrari – in Monza gewann.
Nach dem Tod von Lorenzo Bandini, der 1967 in Monte Carlo verunglückte, setzte Enzo Ferrari auf Mike Parkes. Als der Brite in Belgien in der Formel 1 schwer verunglückte, verlor Scarfiotti das Vertrauen in die Formel-1-Rennwagen von Ferrari. Noch in der Saison 1967 wechselte Scarfiotti ins Team der Anglo American Racers von Dan Gurney und Carroll Shelby.
Im Bergrennsport wechselte Ludovico Scarfiotti zu Porsche
Den Italiener reizte es, sich 1968 mit Gerhard Mitter in einem Team zu messen. Der Deutsche hatte 1966 und 1967 für Porsche die Europa-Bergmeisterschaft gewonnen und galt als schnellster Mann am Berg. Mit dem Wechsel zu Porsche konnte sich Scarfiotti mit Mitter im gleichen Fahrzeug, dem Porsche 910 Bergspyder messen. Doch beim Saisonauftakt im spanischen Montseny schlug Gerhard Mitter den Italiener deutlich.
Beim zweiten Saisonlauf, dem Internationalen Alpen-Bergpreis von Berchtesgaden, kam es auf der Rossfeldhöhenringstraße zur Katastrophe. Ludovico Scarfiotti verlor im Training die Kontrolle über seinen Porsche 910 Bergspyder. Der Wagen stürzte in eine Schlucht – und mit ihm ein Ausnahmefahrer, der sich dem Berg verschrieben hatte. Ludovico Scarfiotti wurde geborgen, erlag jedoch wenig später seinen schweren Verletzungen.
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