Der Bergkönig Ludovico Scarfiotti

von Tom Schwede am 08.06.2013

Ludovico Scarfiotti gehörte in den 1960er-Jahren zur verlorenen Generation italienischer Rennfahrer. Obwohl Scarfiotti nur bei zehn Rennen der Formel 1 an den Start ging, wurde der Italiener in der Heimat unsterblich. Denn beim Großen Preis von Italien 1966 fuhr Scarfiotti für Ferrari zum Sieg. Bis heute ist Ludovico Scarfiotti der letzte Italiener, der das Heimspiel im Nationalheiligtum Ferrari gewann.

Trotzdem wurde Scarfiotti mit der Formel 1 nie richtig warm. Denn das bevorzuge Einsatzgebiet des Rennfahrers waren die Sportwagen. Scarfiotti siegte bei allen wichtigen Sportwagen-Rennen der 1960er-Jahre. 1963 schaffte der Italiener das Sportwagen-Double, indem er in einem Jahr in Sebring und in Le Mans erfolgreich war. Zudem gewann Scarfiotti die 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring (1964 und 1965) und in Spa-Francorchamps (1966).

Noch erfolgreicher war Ludovico Scarfiotti am Berg

Dieser Kampf des Einzelnen mit dem Berg und der Strecke, war die Königsdisziplin des Ludovico Scarfiotti. Der Enkel des FIAT-Mitbegründers und ersten FIAT-Präsidenten Ludovico Scarfiotti Sr. war mehrmals italienischer Berg-Meister. Zu Beginn seiner Karriere war „Dodo“, wie Freunde den Italiener riefen, mit dem Fiat Topolino unterwegs.

Später trat Scarfiotti im Fiat 1100 an, um schließlich Sportwagen von Osca und Fratelli Maserati zu fahren. 1962 wechselte der Neffe des langjährigen FIAT-Präsidenten Gianni Agnelli zu Ferrari. Bereits im ersten Jahr in der Scuderia gewann Scarfiotti den Titel des Europa-Bergmeisters. Ein Erfolg, den der Italiener zwei Jahre später wiederholen konnte.

Das Verhältnis zu Enzo Ferrari war schwierig

Der Commendatore stand Scarfiotti nur im Ausnahmefall ein Formel 1 Cockpit zu. In der Königsklasse des Motorsports zog Enzo Ferrari zog regelmäßig andere Piloten Scarfiotti vor. Als John Surtees Mitte 1966 zu Cooper wechselte, verpflichtete Ferrari überraschend Chris Amon als Ersatz. Der Neuseeländer hatte 1966 nur ein Rennen für Cooper bestritten, während Scarfiotti das Heimspiel gewann.

Nach dem Tod von Lorenzo Bandini, der 1967 in Monte Carlo verunglückte, setzte Enzo Ferrari auf Mike Parkes. Als der Brite in Belgien in der Formel 1 schwer verunglückte, verlor Scarfiotti das Vertrauen in die Formel 1 Rennwagen von Ferrari. Noch in der Saison 1967 wechselte Scarfiotti ins Team der Anglo American Racers von Dan Gurney und Carroll Shelby.

Im Bergrennsport wechselte Ludovico Scarfiotti zu Porsche

Den Italiener reizte, sich 1968 mit Gerhard Mitter in einem Team zu messen. Der Deutsche hatte 1966 und 1967 für Porsche die Europa-Bergmeisterschaft gewonnen und galt als schnellster Mann am Berg. Mit dem Wechsel zu Porsche konnte sich Scarfiotti mit Mitter im gleichen Fahrzeug, dem Porsche 910 Bergspyder, wie er heute im Porsche Automuseum Gmünd zu bewundern ist, messen. Doch beim Saisonauftakt im spanischen Montseny schlug Gerhard Mitter den Italiener deutlich.

Beim zweiten Saisonlauf, dem internationalen Alpen-Bergpreis von Berchtesgaden kam es auf der Rossfeldhöhenringstraße zur Katastrophe. Im Training verlor Ludovico Scarfiotti die Kontrolle über seinen Porsche. Der Porsche 910 Bergspyder stützte in eine Schlucht. Ludovico Scarfiotti erlag nach der Bergung auf dem Weg ins Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.


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