von Tom Schwede am 19.06.2025

Fiat Uno Turbo i.e. – Espresso auf Rädern

1985 zündete Fiat mit dem Uno Turbo i.e. eine kleine Revolution auf vier Rädern. Das Leichtgewicht mit digitalem Cockpit war mehr als nur ein GTI-Gegner. Es war ein Statement der Jugend, zwischen Ladedruck und Neonfarben. Zum 40. Geburtstag blicken wir zurück auf ein Auto, das Emotionen weckt – und heute trotzdem fast vergessen ist.

Fiat Uno Turbo i.e.

Surfsport war Ende der 1980er-Jahre eine große Sache. Deshalb nutzte Fiat dessen Image, um in der Werbung für das Facelift der ersten Serie des Uno Turbo i.e. jüngere Käufer zu adressieren. Wobei ich mich heute frage, wie die abgebildeten Surfer ohne Dachgepäckträger ihre Sportgeräte transportieren wollen. (Foto: Fiat)

Der Fiat Uno war nie nur ein Auto. Er war ein Lebensgefühl – kantig, direkt, ein rollender Soundtrack der späten Achtziger, frühen Neunziger. Damals, als Neonfarben leuchteten, der Atari ST als Zukunft galt und „Smells Like Teen Spirit“ aus offenen Fenstern dröhnte. Und ja, die coolen „Mädchen“ dieser Jahre, die fuhren oft Peugeot 205 oder Fiat Uno. Kleine, kantige, Autos mit Herz – und im Fall des Unos als Turbo-Version mit so viel Pfeffer, dass selbst manche GTI-Fahrer kurz die Sonnenbrille zurechtrückten.

Ein italienischer Espresso mit Ladedruck!

Schon 1985 kam der Fiat Uno Turbo i.e. auf den Markt. Der Uno Turbo war ein Auto, das mit 105 PS bei 845 Kilogramm Leergewicht mehr an einen aufmunitionierten Einkaufswagen als an ein braves Stadtauto erinnerte. 8,3 Sekunden auf 100 km/h waren damals genug, um Golf-GTI-Fahrer nervös am Schaltknauf knibbeln zu lassen. Denn der war zwar mit 112 PS etwas stärker, wog jedoch mindestens 920 Kilogramm und benötigte für den gleichen Sprint 9,7 Sekunden.

Frontansicht des Fiat Uno Turbo i.e. der zweiten Serie

Frontansicht des Fiat Uno Turbo i.e. der 1989 vorgestellten zweiten Serie. (Foto: Fiat)

Und dann – diese Ausstattung! Auf Wunsch gab es im Uno digitale Instrumente von Nippon Seiki. Wer hätte sich da nicht wie im Raumschiff Enterprise gefühlt? Immer an Bord war eine Ladedruckanzeige. Sie war das absolute Must-have der Generation „Wir glauben noch an mechanischen Fortschritt“. Und dazu gab es – damals in der Klasse der Kompaktfahrzeuge eine Besonderheit – ein Check-Panel, das Störungen anzeigte. Heute würde das alles in einer App verschwinden, aber damals war das pure Magie.

Design wie eine Zündschnur auf vier Rädern

Äußerlich bot der Fiat Uno Turbo i.e. speziell gestaltete Frontstoßfänger mit integrierten Nebelscheinwerfern und Lufteinlässen für die Kühler des Ladeluft und des Öls. Dazu gab es seitliche Schürzen und etwas ausgestellte Kotflügel, um „breite“ 13-Zoll-Felgen mit Abarths Skorpion-Logo unterzubringen. Hinten setzte Fiat auf eine Kunststoff-Heckklappe, weil Gewicht sparen sexy war. Der Uno Turbo sah immer so aus, als wäre er auf dem Weg zum nächsten Bergrennen – ungefragt, aber willkommen.

Dazu kam der unverwechselbare Motorsound. Der war so rau und sonor, dass sich jedes Tempo automatisch 5 km/h schneller anfühlte, wenn man ihn hörte. Ab 1989 bot Fiat die zweite Serie des Uno Turbos an. Es war ein zweiter Frühling mit Garrett und Momo. Er brachte etwas mehr Hubraum und ein kleines Plus an Ladedruck. Das Ergebnis waren 116 PS Leistung. Dank ihr legte der Kleinwagen nun den Sprint auf Tempo 100 in 7,7 Sekunden hin.

Noch erwachsener, noch schneller

Dazu gab es – im Vergleich zum Standard-Uno – bessere Sitze und ein Momo-Lenkrad – irgendwie wirkte der Uno Turbo damit immer wie ein Teenager, der sich plötzlich rasieren musste und beim Italiener selbst Pizza bestellte, ohne Mama zu fragen. Und trotzdem: Der Fiat Uno Turbo i.e. war nie ein Blender. Kein Golf GTI der Kinder von Bankdirektoren oder Steuerberatern, kein 205 GTI mit seinem „Lust auf Drama“-Fahrwerk. Der Uno Turbo war italienische Rebellion auf vier Rädern. Mit ihm kam man zu spät zur Schule, trug dabei aber wenigstens ein Grinsen im Gesicht – der Weg ist das Ziel.

Auf der Landstraße: Fiat Uno Turbo i.e.

Die Landstraße ist die wahre Heimat des Fiat Uno Turbo i.e. (Foto: Fiat)

Ich – damals selbst GTI-Fahrer – mochte den Uno Turbo immer. Einen zu treffen, das zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht – unabhängig von seiner Fahrerin. Heute, vierzig Jahre später, ist der Uno Turbo i.e. selten. Gute Exemplare kosten inzwischen 20.000 Euro – viel Geld für einen Kleinwagen, der neu damals rund 22.000 Deutsche Mark kostete. Aber für das Geld bekommt man mehr als ein Auto. Man kauft Charakter, Geschichte – und ein Herzklopfen, das nur ein Turbomotor auslösen kann.


Technische Daten des Fiat Uno Turbo i.e.

Serie 1 – 1985 bis 1990

  • Vierzylinder Reihenmotor zunächst mit 1.299 Kubikzentimetern Hubraum und schließlich mit 1.301 Kubikzentimetern Hubraum, um auf italienischen Autobahnen nicht unter ein Tempolimit für Kleinwagen zu fallen.
  • Ein Turbolader von IHI
  • Leistung 105 PS (77 kW) bei 5.750 Umdrehungen pro Minute
  • Maximales Drehmoment 147 Newtonmetern bei 3.200 Umdrehungen pro Minute
  • Beschleunigung von 0 auf Tempo 100 km/h in 8,3 Sekunden

Serie 2 – 1990 bis 1994

  • Vierzylinder Reihenmotor mit 1.372 Kubikzentimetern Hubraum
  • Ein Turbolader von Garrett
  • Leistung 116 PS (85 kW) bei 6.000 Umdrehungen pro Minute beziehungsweise 112 PS (82 kW) mit Katalysator
  • Maximales Drehmoment 161 Newtonmetern bei 3.500 Umdrehungen pro Minute
  • Beschleunigung von 0 auf Tempo 100 km/h in 7,7 Sekunden

Gefallen gefunden?

Helfen Sie uns, besser zu werden – wie fanden Sie diesen Artikel?

Anzeigen:

Unterstützen Sie uns – mit einem Klick!

Wenn Sie unseren Amazon-Link nutzen, unterstützt das direkt unseren Blog. Sie profitieren von gewohnter Amazon-Qualität, wir von einer kleinen Provision. Und so hilft uns jeder Einkauf, den Sie über unseren Amazon-Link tätigen, hochwertigen Content für Sie zu erstellen. Ohne zusätzliche Kosten für Sie!

Zu Amazon …

Online-Magazin für echte Auto-Enthusiasten:

Seit 2007 dreht sich bei AutoNatives.de alles um Oldtimer, Youngtimer und die faszinierende Geschichte des Motorsports. Wir feiern automobiles Kulturgut und bringen regelmäßig spannende Geschichten über klassisches Blech und legendäre Rennsport-Momente.

Wir lassen Klassiker aufleben und prüfen moderne Autos!

Doch damit nicht genug: Auch aktuelle Modelle kommen bei uns auf den Prüfstand – authentisch, leidenschaftlich und mit dem unbestechlichen Popometer unserer Redakteure.

Alles zusammen macht AutoNatives.de zum Blog, das Auto-Geschichte lebendig werden lässt und moderne Technik auf Herz und Nieren prüft.