von Fredo Steckgaard am 07.10.2025

Hispano-Suiza – Luxus, Legende, Comeback

1904 in Barcelona gegründet, avancierte Hispano-Suiza in den 1920er- und 1930er-Jahren zu einer der exklusivsten Luxusmarken der Welt. Könige, Künstler und Rennfahrer fuhren ihre Wagen, die für technische Innovation und zeitlose Eleganz standen. 2019 lebte die Marke mit einem elektrischen Supersportwagen wieder auf und verbindet Tradition mit Zukunft.

Hispano-Suiza Fabrik im Stadtteil La Sagrera von Barcelona

1911 zog Hispano-Suiza in den Stadtteil La Sagrera in Barcelona. Dort errichtete das Unternehmen an der Ribas-Straße seine erste große Fabrik. Hier arbeiteten einst bis zu 1.800 Menschen arbeiteten für Hispano-Suiza (Foto: Hispano Suiza).

Wenn heute von Hispano-Suiza die Rede ist, denken viele sofort an die großen, eleganten Automobile der 1920er- und 1930er-Jahre. Denn die Marke, deren Name wörtlich „Spanisch-Schweizerisch“ bedeutet, war einst eine der angesehensten im internationalen Luxussegment. Gegründet wurde das Unternehmen 1904 von dem spanischen Rechtsanwalt Damián Mateu und dem Schweizer Konstrukteur Marc Birkigt in Barcelona. Es ging aus den Resten des Elektroautoherstellers La Cuadra hervor, wo Birkigt schon tätig war, und stand von Beginn an für technische Raffinesse und handwerkliche Perfektion.

Von Barcelona nach Paris – und an die Spitze der Automobilwelt

Schon die frühen Modelle von Hispano-Suiza zeichneten sich durch leistungsstarke Motoren und innovative Lösungen aus. Marc Birkigt, der geniale Ingenieur der Marke, prägte die technische Entwicklung. Unter seiner Leitung entstanden Motoren mit obenliegender Nockenwelle und Druckumlaufschmierung – zu einer Zeit, als das keineswegs selbstverständlich war. 1911 eröffnete Hispano-Suiza eine Niederlassung in Paris, um näher am wichtigen französischen Markt zu sein. Paris wurde bald das Zentrum der Marke, während Barcelona die Produktion kleinerer Modelle fortsetzte.

André Dubonnet im Hispano-Suiza

André Dubonnet gewann am 2. Juli 1921 in einem Hispano-Suiza den ersten Georges Boillot-Pokal in Boulogne-sur-Mer (Agence Rol. Agence photographique 1921, Creative Commons CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication

Spätestens nach dem Ersten Weltkrieg war Hispano-Suiza ein Synonym für automobilen Luxus – vergleichbar mit der britischen Edelmarke Rolls-Royce. Der Erste Weltkrieg brachte einen Technologieschub: Birkigt entwickelte den Hispano-Suiza 8, einen leichten und zuverlässigen V8-Flugmotor, der in zahlreichen alliierten Jagdflugzeugen eingesetzt wurde. Nach dem Krieg übertrug der Schweizer das Know-how auf den Automobilbau. Das Ergebnis war die H6-Baureihe: große, luxuriöse Wagen mit Sechszylindermotor und Servobremsen, die damals eine echte Weltneuheit waren.

Hispano-Suiza schuf Automobile für Könige

Die Kundschaft von Hispano-Suiza war erlesen. König Alfonso XIII. von Spanien gehörte zu den ersten begeisterten Fahrern der Marke. Auch andere gekrönte Häupter, Industrielle und Filmstars ließen sich von den maßgefertigten Karosserien überzeugen. Zu den Kunden zählten Gustav V. von Schweden, Luis II. von Monaco und Carlos II. von Rumänien sowie Coco Chanel, René Lacoste und Pablo Picasso. Ihre Wagen wurden häufig von renommierten Karosseriebauern eingekleidet, darunter Saoutchik, Kellner oder der Flugzeughersteller Nieuport-Astra.

Die Modellpalette umfasste neben den H6 auch sportlichere Varianten wie den H6C und später den J12 mit einem mächtigen Zwölfzylinder, der vor allem in den 1930er-Jahren für Aufsehen sorgte. Ein Hispano-Suiza verband stets Eleganz mit technischer Reife. Er galt als rollendes Kunstwerk und Statussymbol. Die Käufer schätzten die Kombination aus technischer Finesse, Exklusivität und unaufdringlicher Eleganz. Ein wunderbares Beispiel für die Autos, die bei Hispano-Suiza entstanden, war der Hispano-Suiza H6C Nieuport-Astra Torpedo von André Dubonnet. Stilvoller ging wohl selten ein Rennwagen an den Start.

Niedergang und Ende der Produktion

Die Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre und der Spanische Bürgerkrieg setzten der Marke schwer zu. Ende 1935 starb Mitgründer Damián Mateu. Zwei Jahre später erwarb die Republik Frankreich 51 Prozent des französischen Ablegers Société Française Hispano-Suiza, der später ganz in den Besitz der staatlichen Snecma überging. 1938 schied Marc Birkigt aus und ging in seine Schweizer Heimat zurück, um dort die Hispano-Suiza (Suisse) zu gründen. Dort sollte in den 1950er-Jahren der Schützenpanzer HS 30 entstehen, dessen Beschaffung in der Bundesrepublik für einen handfesten Skandal sorgte.

 Hispano-Suiza Xenia Dubonnet von 1938 und der neue Hispano-Suiza Carmen

Verschiedene Epochen, gleiche DNA: Der Hispano-Suiza Xenia Dubonnet von 1938 und der neue Hispano Suiza Carmen. (Foto: Hispano Suiza)

1945 verstaatlichte das Franco-Regime die spanische Keimzelle des Unternehmens. Ein Teil des Unternehmens ging in der Empresa Nacional de Autocamiones (Enasa) auf und stellte überwiegend Nutzfahrzeuge der Marke Pegaso her. Mit den Sportwagen Pegaso Z-102 und Z-103 knüpfte die Enasa von 1951 bis 1958 noch einmal an den Geist von Hispano-Suiza an. Der Rest des Unternehmens ging in der Sociedad Ibérica de Automóviles de Turismo (S.I.A.T.) auf, aus der 1950 der Autohersteller Seat (Sociedad Española de Automóviles Turismo) hervorging.

2019 folgte die Rückkehr der Marke

Damit endete die Ära einer Marke, die über Jahrzehnte Synonym für technische Innovation, Luxus und Prestige gewesen war – unübersichtlich auf drei Länder verteilt. Doch mehr als 70 Jahre nach dem Produktionsstopp erlebt die Marke eine Renaissance. Miguel Suqué Mateu, Urenkel des Mitgründers Damián Mateu, belebte die Marke wieder. 2019 präsentierte Mateu einen modernen, vollelektrischen Supersportwagen: den Hispano Suiza Carmen. Bei der Neugründung entfiel der Bindestrich. Aber unabhängig davon will der Spanier mit seiner Marke das Erbe seiner Vorfahren in die Zukunft tragen – luxuriös, technisch ambitioniert und mutig wie eh und je.


Hispano-Suiza – Schnellüberblick

  • Gegründet: 1904 in Barcelona, Spanien

  • Gründer: Damián Mateu (Spanien) & Marc Birkigt (Schweiz)

  • Ursprüngliche Produktion: Luxusautos & Flugzeugmotoren

  • Bekannte Modelle: H6, H6C, J12, Xenia Dubonnet, Tulipwood Torpedo

  • Besondere Technik:

    • Oberliegende Nockenwellen
    • Servobremsen (H6)
    • Vierventiltechnik (Tipo 26 / Type 26)
    • Elektrische Hypercars heute: Carmen & Carmen Boulogne
  • Produktion von Autos: ca. 12.000 Fahrzeuge (1904–1946)

  • Produktion von Flugmotoren: ca. 50.000 Stück (1904–1946)

  • Bekannte Kunden: König Alfonso XIII., Gustav V. von Schweden, Coco Chanel und Pablo Picasso

  • Relaunch: 2019 mit dem vollelektrischen Hispano Suiza Carmen, gebaut in Barcelona, Spanien

  • Besitzer heute: Miguel Suqué Mateu (Urenkel des Gründers), Hispano Suiza S.A.

Die Autos von Hispano-Suiza (Spanien) im Überblick:

Modell Bauzeit Zylinder Bohrung (mm) Hub (mm) Hubraum (cm³) Leistung (PS) WO Anmerkung
10 HP 1904 2 100 120 1.885 ESP
20 HP 1904–1907 4 100 120 3.770 30 ESP Auch 20–24 HP genannt
14 HP 1904–1907 4 80 120 2.413 14 ESP
14 CV 1905 4 80 110 2.211 ESP
40 HP 1906–1907 4 130 140 7.433 45 ESP
60–75 HP 1907–1908 6 130 140 11.150 76 ESP
30–40 HP (1908) 1908 6 100 130 6.126 43 ESP Einzelstück. Höchstgeschwindigkeit 120 km/h.
20–30 HP 1908–1909 4 100 120 3.770 30 ESP Nach Modellpflege mit größerem Motor
40–50 HP 1908–1910 4 130 140 7.433 45 ESP
12–15 HP 1908–1910 4 80 110 2.212 18–20 ESP Ab 1911 aus französischer Produktion
35 Cr 1909 4 65 140 1.858 28 ESP Rennwagen mit vier verschiedenen Motoren
15–45 HP 1909–1910 4 80 170 3.418 40–45 ESP Auch 45 Cr und Alfonso XIII genannt
35 Cr 1910 4 65 180 2.389 29 ESP Rennwagen mit vier verschiedenen Motoren
35 Cr 1910 4 65 200 2.655 45 ESP Rennwagen mit vier verschiedenen Motoren
20–30 HP 1910 4 100 130 4.084 32 ESP Nach Modellpflege mit größerem Motor
15–20 HP 1910–1915 4 80 130 2.614 28–30 ESP Außerdem aus französischer Produktion (ab 1908?)
12–15 HP 1911–1914 4 80 110 2.212 18–20 F Bis 1910 aus spanischer Produktion
15–20 HP 1911–1914 4 80 130 2.614 28–30 F Außerdem aus spanischer Produktion
15–45 HP 1911–1914 4 80 180 3.619 40–45 F Auch 45 Cr und Alfonso XIII genannt, bis 1910 aus spanischer Produktion
30–40 HP 1911–1915 4 100 150 4.712 45 ESP
Type 21 1913 4 80 130 2.614 55 F Auch 15 HP de Luxe und 15–30 HP genannt
Type 22 1913 4 90 150 3.817 F Auch 18 HP de Luxe und 18–60 HP genannt
Type 20 1913–1914 4 85 130 2.951 62 F Rennwagen
Tipo 23 1913–1914 4 100 180 5.655 80 ESP Auch 30 HP de Luxe und 30–90 HP genannt
Type 25 1914 4 85 180 4.086 63 F Variante des 15–45 HP
Type 26 1914 4 90 180 4.580 75 F Vierventiltechnik, 1915 aus spanischer Produktion
Tipo 26 1915 4 90 180 4.580 75 ESP Vierventiltechnik
Tipo 24 1914–1922 4 70 120 1.847 33 ESP Auch 8–10 HP genannt
16 HP 1915–1922 4 85 130 2.951 59 ESP Nach Modellpflege mit größerem Motor (Sport ab 1913)
30 HP 1917–1923 4 100 150 4.712 95 ESP Nach Modellpflege mit größerem Motor
H6 1919–1932 6 100 140 6.597 ESP Erst H6, dann H6B (Tipo 41/46), Variante H6C mit größerem Motor
H6 1919–1932 6 100 140 6.597 F Erst H6, dann H6B, Variante H6C mit größerem Motor, Sportausführung Boulogne nur 1922
16 HP 1922–1925 4 87 130 3.091 66 ESP Nach Modellpflege mit größerem Motor
I6 1924–1925 6 85 110 3.745 85 F Baugleich mit Tipo 49 aus spanischer Produktion
Tipo 49 1924–1930 6 85 110 3.745 85 ESP Baugleich mit I6 aus französischer Produktion
Tipo 48 1924–1933 4 85 110 2.497 60 ESP Produktion nur in Spanien
H6 1924–1933 6 110 140 7.983 ESP Erst H6, dann H6B (Tipo 41/46), Variante H6C mit größerem Motor
HS 26 1930–1935 6 90 120 4.580 105 F Fahrgestell von Ballot, baugleich mit Tipo 64 aus spanischer Produktion
J12 1931–1938 12 100 100 9.425 220 F Type 68, Produktion nur in F
Tipo 60 1932–1933 6 80 100 3.016 58 ESP RL und RLA mit größerem Motor
K6 1934–1937 6 100 110 5.184 140 F Baugleich mit Tipo 70 aus spanischer Produktion
Tipo 70 1934 6 100 110 5.184 140 ESP Baugleich mit K6 aus französischer Produktion
Tipo 60 1934–1943 6 85 100 3.405 70 ESP RL und RLA mit größerem Motor

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