Suzuki LJ10: Drei Meter lang, drei Sitzplätze und vier angetriebene Räder
Als Suzuki 1970 ein neues Fahrzeug vorstellte, rechnete niemand damit, dass dieser winzige Offroader eine weltweite Erfolgsgeschichte schreibt. Doch genau das tat der Suzuki LJ10.
Nach der Analyse eines Steyr-Puch Haflinger sah Suzuki in den späten 1960er-Jahren einen Markt für ein geländetaugliches Kei-Car (japanisch: 軽自動車, Keijidōsha). Diese Fahrzeugklasse gibt es praktisch nur in Japan. Sie unterliegt strengen Begrenzungen bei Abmessungen und Hubraum, genießt dafür aber Steuer- und Versicherungsvorteile. Und sie dürfen – das ist im dicht besiedelten Japan ihr größter Wert – auch dort fahren und vor allem parken, wo größere Autos verboten sind.
Suzuki übernahm 1968 die Hope Motor Company!
Doch die Entwicklung eines neuen Autos war auch Ende der 1960er-Jahre bereits teuer. Deshalb nutzte Suzuki 1968 eine Abkürzung. Der angeschlagene Kleinhersteller Hope Motor Company stand zum Verkauf. Suzuki griff zu und übernahm den dessen Autoproduktion. Denn im Portfolio von Hope gab es den Mini-Offroader HopeStar ON360. Doch Hope fehlte das Geld, um größere Stückzahlen zu bauen. Je nach Quelle entstanden zwischen 15 und 50 Exemplare des kleinen Geländegängers.
Zusammen mit ihrem Erbauer übernahm Suzuki auch die Rechte an dem HopeStar ON360 und begann mit einem umfassenden Redesign. Statt des von Hope genutzten Mitsubishi-Motors ME24 vertraute Suzuki auf einen eigenen luftgekühlten 359-ccm-Zweitaktmotor (Typ FB) mit 25 PS Leistung. Dieser verfügte über ein „Posi-Force“-Schmiersystem, das eine getrennte Öleinspritzung erlaubte. So konnten die Kunden Benzin statt eines Benzin-Öl-Gemisches tanken.
Die Konstrukteure legten Wert auf die Kei-Car-Klassifizierung!
Die Gesamtlänge blieb unter den damals vorgeschriebenen drei Metern. Um dies zu erreichen, platzierten die Entwickler das Ersatzrad hinter dem Fahrersitz. Das machte den Wagen zum Dreisitzer. Am 20. April 1970 war es so weit: Der Suzuki LJ10 („Light Jeep“) war das erste serienproduzierte Kei-Car mit Allradantrieb. Mit nur 590 kg Leergewicht und echter Geländetauglichkeit wurde es in Japan schnell populär, fand im ersten Jahr bereits fast 5.000 Kunden.
Die erste Serie fertigte Suzuki noch weitgehend in Handarbeit. Doch der Absatz übertraf die Erwartungen, daher stellten die Verantwortlichen den Bau auf eine Großserienproduktion um. Eine eigene Fertigungslinie entstand. Denn inzwischen gab es auch Exportambitionen. Schließlich füllte der Suzuki LJ10 eine Marktlücke. Er war ein robuster, ultrakompakter 4x4, der günstig, leicht und einfach zu warten war. Das gab es bisher nicht, war ideal für Landwirte, Jäger, Forstbehörden und Outdoor-Fans.
Der LJ10 war Suzukis erster echter Export-Erfolg!
Den US-Markt bediente der Importeur IEC (Intercontinental Equipment Corporation). Er bot den kleinen Geländewagen in den USA zunächst als „Brute IV“ an. Zwischen 1970 und 1974 setzte IEC über 3.500 Fahrzeuge in Nordamerika ab. Davon beflügelt pflegte Suzuki seinen Geländewagen weiter. 1972 folgte der LJ20 mit wassergekühltem Motor (28 PS) und neuem Kühlergrill mit vertikalen Streben. Suzuki brachte nun auch Varianten mit Straßenrädern und Hardtop („Van“) auf den Markt.
Die Exportversionen trugen ihr Ersatzrad außen, was im Innenraum Platz für zwei gegenüberliegende Notsitze schuf. Die Produktion lag bei rund 2.000 Fahrzeugen pro Monat. Als die japanische Regierung 1976 die Obergrenze des Hubraums von Kei-Cars auf 550 cm³ anhob, bekam auch der LJ einen größeren Motor. Im LJ50 arbeitete ein 539 cm³ großer Dreizylinder-Zweitaktmotor. Er war nicht nur stärker, sondern auch emissionsärmer. Für den Export gab es ab 1977 den LJ80 mit 797 cm³ großem Viertakter.
Fazit: Der LJ10 – klein, kantig, kultig
Die Exportvariante war dank ihres neuen Motors kräftiger, bot erstmals vier vollwertige Sitze und verfügte über Metalltüren. Von ihr bot Suzuki auch eine Pickup-Variante mit längerem Radstand an. Erst 1981 folgte ein völlig neues Modell (SJ410/SJ413). Es war vielleicht nicht mehr ganz so kultig wie das Urmodell, feierte aber in Europa und den USA große Erfolge. Suzuki bietet bis heute Allrader an. Das macht den Suzuki LJ10 zum Startpunkt einer bis heute erfolgreichen 4x4-Familie.
Unabhängig davon schuf der Suzuki LJ10 eine völlig neue Fahrzeugkategorie. Denn als erster echter Geländewagen im Kei-Format brachte er robuste Technik, clevere Lösungen und jede Menge Charme auf die Straße und vor allem ins Gelände. 55 Jahre später lebt sein Geist im Suzuki Jimny weiter: kompakt, kompromisslos und charakterstark. Oder anders gesagt: Der Bergziege von einst sind bis heute keine Hörner gewachsen.
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