Verblasster Glanz: Der traurige Jaguar XJ-S auf dem Parkplatz

von Tom Schwede am 09. Jan 2025

Der Jaguar XJ-S ist ein Symbol britischer Eleganz und Kraft. Selbst ein verlassenes Exemplar unterstreicht dies noch aus.

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Eleganz selbst im Verfall – der Jaguar XJ-S – Foto: Tom Schwede

Im Dezember war ich zu einem Termin in der Kölner Motorworld. Auf dem Parkplatz dort stand ein Jaguar XJ-S. Ein trauriger Anblick: Der linke Vorderreifen ist platt, die einst stolze Raubkatze scheint vergessen. Doch hinter dem Verfall verbirgt sich die faszinierende Geschichte eines einzigartigen Sportwagens.

Der Jaguar XJ-S kam 1975 als Nachfolger des legendären E-Type auf den Markt. Er polarisierte von Anfang an, denn seine Gestaltung mit den markanten C-Säulen und dem langen Radstand wich deutlich vom kurvigen Design seines Vorgängers ab. Verstand sich dieser noch als klassischer Sportwagen, setzte der XJ-S als luxuriöser Gran Turismo mit kraftvollen Motoren eher auf Komfort und Langstreckentauglichkeit.

Legendär: der XJ-S in der Tourenwagen-Europameisterschaft

Trotzdem war der Jaguar XJ-S auch auf der Rennstrecke erfolgreich und sorgte besonders in der Tourenwagen-Europameisterschaft für Aufmerksamkeit. Tom Walkinshaw Racing (TWR) setzte den XJ-S ab 1982 erfolgreich ein. 1984 gewann Teamchef Tom Walkinshaw, der damals noch selbst ins Lenkrad griff, den Fahrertitel der Tourenwagen-Europameisterschaft. Kein Wunder, dass sein Sohn Fergus den XJ-S als Grundlage für seine Supercat nutzt.

Jaguar XJ-S

Einer der Jaguar XJ-S aus der Tourenwagen-EM stand vor ein paar Jahren in Essen auf der Techno Classica.

Unter der langen Haube arbeitete zunächst ausschließlich der mächtige 5,3-Liter-V12-Motor. Den gab es zuvor schon im E-Type und natürlich in der Limousine Jaguar XJ12. Der von Walter Hassan und Harry Mundy entwickelte Motor verlieh dem Wagen beeindruckende Fahrleistungen. Erst ab 1981 bot Jaguar seinen Gran Turismo auch mit einem 3,6-Liter-Reihensechszylinder an. Im Oktober 1983 legte Jaguar die „Angst“ vor offenen Autos ab und bot mit dem XJ-SC ein Cabrio mit Überrollbügel an.

Seine treuen Fans liebten den Jaguar XJ-S!

Zu seiner Zeit war der XJ-S dank Lederinterieur und Edelholzarmaturen der Inbegriff britischer Eleganz. Doch die Qualität von Jaguar war Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre unterirdisch. Das wurde erst besser, als sich das Unternehmen aus der immer noch staatlichen Austin Rover Group lösen durfte. Dazu kam, dass die Jaguar-Fahrzeuge der 1970er-Jahre relativ rostanfällig waren. Alles zusammen sorgte dafür, dass der Jaguar XJ-S unter Imageproblemen litt.

Trotzdem fand der XJ-S besonders in den 1980er-Jahren eine treue Anhängerschaft. Dadurch erwies er sich – trotz aller Probleme – als äußerst langlebig. Denn Jaguar baute den Gran Turismo am Ende 20 Jahre und 7 Monate lang. Die Bauzeit teilt sich in drei Serien:

  • Serie 1: 1975–1981
  • Serie 2: 1981–1991
  • Serie 3: 1991–1996 Während sich die ersten beiden Serien optisch kaum unterschieden, war die Serie 3 ein umfangreiches Facelift. Mit ihm hob Jaguar seinen Klassiker 1991 in die Moderne. An die Stelle der zuvor bei Jaguar üblichen Doppelscheinwerfer trat ein einzelnes Leuchtelement. Der traurige XJ-S, den ich auf dem Parkplatz in Köln fotografierte, dürfte aus der mittleren Serie stammen. Und trotz seines traurigen Zustands strahlt der Brite immer noch eine gewisse Eleganz aus.