TWR kehrt zurück – Es wird spannend wie

Mit seinem Team Tom Walkinshaw Racing brachte der legendäre Tom Walkinshaw zunächst seine Rennwagen an den Start. Später kamen mit Unterstützung von TWR der Renault Clio V6 sowie der Jaguar XJ220 auf die Straße. Fergus Walkinshaw, Sohn von Major Tom bringt das Label TWR jetzt zurück. Wie genau? Das ist noch unklar. Daher nutzen wir die Ankündigung, um auf das legendäre Rennteam zurückzublicken.

Pressebild von TWR
Pressebild von TWR – Foto: TWR

Mit seinem Team Tom Walkinshaw Racing brachte der legendäre Tom Walkinshaw zunächst seine Rennwagen an den Start. Später kamen mit Unterstützung von TWR der Renault Clio V6 sowie der Jaguar XJ220 auf die Straße. Fergus Walkinshaw, Sohn von Major Tom bringt das Label TWR jetzt zurück. Wie genau? Das ist noch unklar. Daher nutzen wir die Ankündigung, um auf das legendäre Rennteam zurückzublicken.

Was macht TWR? Wir wissen es (noch) nicht!

Zusammen mit seinem Geschäftspartner John Kane erwarb 2020 Fergus Walkinshaw, ältester Sohn von Tom Walkinshaw und selbst ehemals als Rennfahrer aktiv, die TWR-Namensrechte. Inzwischen ist die Neugründung vollzogen. Sitz des neuen Unternehmens ist Newbury in der Grafschaft Berkshire. Das Unternehmen sieht sich – so heißt es in der Pressemitteilung – als Hersteller maßgeschneiderter Automobile. Was das genau heißen soll, das bleibt leider offen. Dafür glänzt die Pressemitteilung mit zahlreichen Vokabeln aus dem Handbuch für PR und Marketing. Kernbotschaft soll wohl sein, dass das Unternehmen das analoge Fahrerlebnis bewahren und perfektionieren wolle.

Mazda RX-7 von TWR – Tom Walkinshaw Racing
Neben den Mazda RX-7 in der BTCC baute TWR auch einen Mazda RX-7 für die Sportwagen-Weltmeisterschaft. (Foto: Archiv AutoNatives.de)

Der Firmenname TWR geht auf Tom Walkinshaw Racing zurück. Ende 1975 gründete der Rennfahrer Tom Walkinshaw, zuvor für Ford als Profi im Tourenwagen aktiv, sein eigenes Team. Drei Jahrzehnte setzte TWR für unterschiedliche Hersteller Tourenwagen und Sport-Prototypen ein. Wobei das Unternehmen oft mehrgleisig fuhr. Denn zeitweilig betreute Tom Walkinshaw Racing mehrere Hersteller in unterschiedlichen Kategorien. 1981 betrieb TWR beispielsweise parallel ein Rundstrecken-Programm mit dem Mazda RX-7 als auch den Einsatz des Range Rover bei der Rallye Paris Dakar. Das tat dem Erfolg keinen Abbruch.

Tom Walkinshaw fand jede Lücke im Reglement!

Denn René Metge gewann mit dem Range Rover in der Wüste. Tom Walkinshaw, der gerne selbst ins Lenkrad griff, siegte zusammen mit Pierre Dieudonné bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps im Wankel-Sportwagen. Schon 1980 holte Win Percy im TWR Mazda den BTCC-Titel und verteidigte diesen ein Jahr später. Damit „qualifizierte“ sich das Team für eine Zusammenarbeit mit der Austin Rover Group. TWR übernahm sowohl die Einsätze mit dem Rover SD1 als auch dem Jaguar XJS. Die Partnerschaft mit Jaguar überdauerte sogar, als die britische Regierung Jaguar 1984 privatisierte.

Namen auf dem Kotflügel des Jaguar XJS von Tom Walkinshaw Racing
Solange TWR Tourenwagen einsetzte saß Tom Walkinshaw oft selbst am Steuer. Erst in der Ära der Gruppe C wechselte Major Tom auf die andere Seite der Boxenmauer. (Foto: Archiv AutoNatives.de)

Mit dem Jaguar XJS bewies Teamchef Tom Walkinshaw Eigenschaften, die ihm bis heute alle Konkurrenten und Beobachter zuschreiben. Denn Major Tom war trickreich und gewitzt im Ausloten von Grenzen des Reglements. So rollten seine Jaguar XJS auf extrem breiten Reifen. Wettbewerber versuchten an Kundenautos solche Reifen unterzubringen. Sie scheiterten und legten Protest ein. TWR habe die Karosserie in unzulässigerweise verändert. Doch das Homologationsblatt enthielt eine geänderte Radaufhängung. Diese sei eine für Märkte der dritten Welt verfügbare Winterausführung. Die Regelhüter mussten den Protest abweisen.

Tom Walkinshaw Racing baute die Gruppe C-Boliden von Jaguar!

Als in den USA das Team von Bob Tullius einen IMSA-Prototypen mit dem V12 von Jaguar baute, leckte auch Tom Walkinshaw Blut. Der Schotte beauftragte Designer Tony Southgate mit dem Entwurf eines neuen Rennwagens. Im Sommer 1985 war der Jaguar XJR-6 mit V12-Saugmotor einsatzbereit und feierte beim Sportwagen-WM-Lauf in Mosport sein Debüt. Das war das Rennen, das Manfred Winkelhock das Leben kostete. Im Schatten dieses Dramas zeigten sich TWR und Jaguar gut aufgestellt. Denn Jean-Louis Schlesser, Mike Thackwell und Martin Brundle fuhren mit dem neuen Boliden auf Anhieb als Dritte aufs Podest.

Jaguar XJR-11, 1990 am Nürburgring
Jaguar XJR-11 beim WEC-Lauf 1990 am Nürburgring. Durch den Wechsel vom eigenen V12 zum V6 aus dem MG Metro 6R4 konnte Designer Tony Southgate den Schwerpunkt absenken. (Foto: Klaus Ridder – Archiv Wiedl)

Schon beim zweiten Saisonlauf 1986 sprang der erste Sieg für den Jaguar XJR-6 heraus. Das Rennen in Silverstone beendeten Eddie Cheever und Derek Warwick als Sieger. Beim Saisonhöhepunkt in Le Mans fielen die Jaguar jedoch vorzeitig aus. Doch schon 1987 war Jaguar in der Gruppe C kaum noch zu schlagen. Das Team gewann acht der zehn Läufe zur Sportwagen-Weltmeisterschaft. Nur am Norisring sowie in Le Mans siegte Porsche. Trotzdem war Jaguar überlegen Sportwagen-Weltmeister. Mit Raul Boesel stellte Tom Walkinshaw Racing 1987 auch den besten Sportwagen-Piloten des Jahres.

TWR – Tom Walkinshaw Racing gewann mit Jaguar und Porsche in Le Mans!

Ein Jahr später wiederholte Jaguar diese starke Performance. Das Team fuhr bei den elf Läufen der Sportwagen-Weltmeisterschaft elfmal auf das Podium und gewann fünfmal. Jaguar-Pilot Martin Brundle sicherte sich den Titel des Sportwagen-Weltmeisters. Und auch in Le Mans war TWR siegreich. Jan Lammers, Johnny Dumfries und Andy Wallace gewannen an der Sarthe für Jaguar. Damit war das Ziel der Mission erreicht. Jaguar und TWR – Tom Walkinshaw Racing standen auf dem Gipfel des Sportwagen-Sports. Doch schon 1989 verlor das Team vorrübergehend die Vormachtstellung an Sauber Mercedes.

Jaguar XJR-16 in der IMSA
Mit dem Jaguar XJR-16 trat TWR – Tom Walkinshaw Racing für Jaguar in der IMSA-Serie an. Wie beim der XJR-14 war Ross Brawn auch beim XJR-16 als Chef-Designer tätig. (Foto: Jack Webster – Archiv Wiedl)

Trotzdem setzte Jaguar das WM-Programm mit Tom Walkinshaw Racing fort. Zusätzlich trat TWR jetzt auch in der IMSA-Serie an. So gewann TWR 1990 sowohl die 24 Stunden von Daytona als auch die 24 Stunden von Le Mans. Doch in der Sportwagen-WM – Le Mans gehörte 1990 nicht dazu – fuhr Jaguar mit dem Turbomotor aus dem MG Metro 6R4 hinterher. Doch schon ein Jahr später, mit dem Cosworth V8 aus der Formel 1 im Auto, dominierte Jaguar nochmals die Sportwagen-Weltmeisterschaft. Und bevor Jaguar am Ende des Jahres aus der Sportwagen-Szene ausstieg, stellten Jaguar und TWR ein Straßenauto vor.


Nach Jaguar belieferte TWR Mazda und Porsche!

Auf Grundlage des Le Mans-Sieger XJR-9 entstand der Jaguar XJR-15, den es auch mit Straßenzulassung gab. 49 Exemplare des damals mit einem Preis von 500.000 Pfund sündhaft teuren Sportwagens entstanden. Ihm folgte kurze Zeit später der Jaguar XJ220, den der von TWR modifizierte V6 aus dem MG Metro 6R4 antrieb. So sind beide Übersportwagen von Jaguar untrennbar mit TWR verbunden. Daneben belieferte TWR 1992 Mazda mit einem Chassis für die Sportwagen-Weltmeisterschaft. Der Mazda MXR-01 war im Kern ein Jaguar XJR-14. Auch der offene WSC-95 mit Porsche-Motor, der 1996 und 1997 zweimal in Le Mans siegte, ging auf den Jaguar XJR-14 zurück.

Der Jaguar XJR-14 brachte TWR zurück an die Spitze der Sportwagen-Weltmeisterschaft.
Mit dem Jaguar XJR-14 brachte sich TWR an die Spitze der Sportwagen-Weltmeisterschaft. (Foto: Klaus Ridder – Archiv Wiedl)

Dieses Prinzip nutzte TWR auch bei der Entwicklung des Nissan R390. Denn diesen Sportwagen leitete TWR vom Jaguar XJR-15, der selbst einst auf Grundlage des XJR-9 entstand, ab. Parallel dazu führte TWR Volvo zum Titel in der britischen Tourenwagen Meisterschaft. Teamchef Tom Walkinshaw galt in diesen Tagen als Macher. Kein Wunder, dass der Schotte bald in der Formel 1 landete. Bei Benetton wirkte Walkinshaw am ersten WM-Titel von Michael Schumacher mit. Doch nach einem Streit mit Teamchef Flavio Briatore fand sich Walkinshaw bald bei Ligier wieder. Das französische Team gehörte damals Briatore.

Die Formel 1 zeigte Tom Walkinshaw die Grenzen auf!

Beobachter sahen in dem Wechsel eine Abschiebung. Auch ein Kauf von Ligier durch TWR scheiterte. 1996 übernahm Tom Walkinshaw stattdessen Arrows. Zunächst sah das nach einer Erfolgsgeschichte aus. Denn schon 1997 setzte Damon Hill im Arrows mit Yamaha-Motoren und Reifen von Bridgestone einige Glanzlichter. So verpasste der Brite in Ungarn nur knapp den Sieg. Doch in den kommenden Jahren verlor Arrows kontinuierlich den Anschluss. Ab 1999 setzte das Team unter der Regie von Tom Walkinshaw in der Regel auf Paydriver. Zudem gelang es dem Schotten nicht, konkurrenzfähige Motoren für sein Team an Land zu ziehen.

Tom Walkinshaw und Michael Schumacher
Tom Walkinshaw (zweiter von links) war 1993 und 1994 als Chef-Ingenieur bei Benetton tätig. In dieser Rolle spielte Major Tom eine wichtige Rolle beim ersten WM-Titel von Michael Schumacher. (Foto: ICN – Bereitgestellt vom Archiv Wiedl)

2002 ging TWR und Tom Walkinshaw das Geld aus. Der Konkurs von Arrows zog Anfang 2003 auch TWR in Großbritannien mit. Nur die Niederlassung in Australien, die bei den V8 Supercars antrat, blieb bestehen. So verlegte Tom Walkinshaw seine Aktivitäten nach Down Under, gewann als Teamchef zwei Meistertitel der V8-Supercars. Zudem erwarb der Schotte 2006 den Sportwagen-Hersteller Elfin Sports Cars. Ab 2009 war Walkinshaw sogar wieder Alleinbesitzer seines australischen Teams. Und es gab einige, die Major Tom nun auch ein Comeback in Europa zutrauten. Doch dazu kam es nicht, denn Tom Walkinshaw verstarb im Dezember 2010.

Die Schuhe sind groß!

Das Team in Australien tritt bis heute bei den Supercars an. Wobei seit ein paar Jahren Andretti Autosport und United Autosports die Mehrheit am Team halten. Trotzdem ist Toms Sohn Ryan Walkinshaw Teil des Team-Managements. Sein älterer Bruder Fergus Walkinshaw bringt das Label TWR mit seiner Neugründung jetzt auf die Straße zurück. Angesichts einer Ikone wie dem Jaguar XJS220 sind das große Schuhe. Es wird spannend, wie TWR das füllen kann.

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Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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