Anfang der 1990er-Jahre drohten im Sportwagen-Sport die Lichter auszugehen. Das nahmen auch britische Motorsportler wahr. So entstand die Idee, einen günstigen Sportwagen für Einsteiger zu bauen. 1991 stellte Initiator Chris Taylor seinen Pro-Sport 3000 vor. Ab 1992 gab es in Großbritannien eine eigene Serie für den geschlossenen Sportwagen.
Kürzlich recherchierte ich die Geschichte der Sportprototypen von Debora. Der Debora SP92 war 1992 dabei, als der Le Mans-Veranstalter Automobile Club de l’Ouest (ACO) eine eigene Fahrzeugklasse definierte. Denn dem ACO drohten die Starter auszugehen. Bei den Rennen der Sportwagen-Weltmeisterschaft traten teilweise nur noch elf Fahrzeuge an. Die Ursache war einfach, die FISA verlangte von den Sportwagen-Teams den Einsatz von 3,5 Liter großen Formel 1-Motoren. Das ließ die Kosten explodieren und dünnte die Sportwagen-Felder schnell aus. Nur auf Druck von Peugeot schrieb die FISA 1992 überhaupt noch eine Weltmeisterschaft aus. Der ACO reagierte und definierte für sein Rennen vier Prototypen-Klassen.
Die „Nationals“ in Le Mans waren die Grundlage für die LMP-Klassen!
In der Klasse C1 traten die Sportwagen der Weltmeisterschaft an. Mit 16 Boliden war diese Klasse überraschend voll. Die C2 war für Gruppe C-Boliden gemäß der Regeln von 1990 vorbehalten. Mit zwei Autos, die das Rennen aufnahmen, war diese Klasse die schwächste Sportwagenklasse. In der Gruppe C3 traten Fahrzeuge mit Porsche-Motoren an. Das sprach neben den Besitzern des Porsche 962 auch Courage Compétition an. Denn deren Cougar C28LM nutzte ebenfalls den ursprünglich aus dem Porsche 935 stammende Boxer. Acht Autos fand der ACO für diese Klasse. Ebenfalls große Hoffnung setzte der ACO in seine „Nationals“ genannte neue Klasse. Hier traten Sportwagen mit von Serienfahrzeugen abstammenden Motoren an. Wobei das Hubraumlimit bei drei Litern lag.
Für seine „Nationals“ griff der ACO auf eine Klasse zurück, die in Frankreich schon zuvor bei nationalen Rennen fuhr. Mit nur drei Autos blieb diese Klasse jedoch hinter den Erwartungen des ACO zurück. Das lag auch daran, dass keiner der zugelassenen Pro-Sport 3000 den Weg nach Le Mans fand. In der offiziellen Nennliste des ACO standen noch vier dieser Boliden. Es ist heute nur noch zu mutmaßen, warum die Briten schließlich nicht an den Start gingen. Dazu gibt es verschiedene Stimmen. Einige sind sich sicher, dass die Sportwagen aus Großbritannien verzichteten. Sie schreckte, so heißt es, die Distanz. Andere halten den angekündigten Start der Pro-Sport 3000 für einen Werbegag des ACO. Was stimmt, lässt sich heute nicht mehr zweifelsfrei feststellen.
Für £50.000 gab es bei Pro-Sport Engineering einen spannenden Rennwagen!
Wie es auch sei, statt in Le Mans anzutreten, fuhren die Pro-Sport in Großbritannien (lieber) ihre eigene Serie aus. Das war auch die Idee von Pro-Sport-Gründer Chris Taylor. Der Geschäftsmann vermisste eine Einstiegsklasse für Sportwagen-Piloten. Taylor sah einen Markt und gründete 1991 in Bicester Pro-Sport Engineering. Der ehemalige March-Mitarbeiter Arthur Griffin entwarf hier als Chef-Designer mit dem Pro Sport 3000 den gesuchten Einsteiger-Rennwagen. Äußerlich erinnert der kleine Sportwagen an die Gruppe C-Fahrzeuge der 1980er-Jahre. Unter dem Karosseriekleid aus GFK, das Lee Noble entwarf, steckt ein von Griffin gezeichnetes Aluminium-Monocoque.
Den Antrieb der Pro-Sport 3000 übernahm ein drei Liter großer V6 von Ford. 1991 kam der Motor im Ford Scorpio beziehungsweise auf der Insel im Ford Granada Mk3 zum Einsatz. Die Briten nennen diesen Motor „Ford Cologne V6“. Denn ursprünglich entwickelte Ford Deutschland das Aggregat. Der V6 hat einen Zylinderwinkel von 60° und trieb einst schon den heißen Ford Capri 2600 RS an. 1990 verpasste Cosworth dem V6 einen neuen Zylinderkopf mit vier Ventilen pro Zylinder. Dieser Ford Cosworth FBA V6 getaufte Motor, der auch in den Ford Supervan 3 einzog, leistete in der Serie 192 PS. Für den Rennbetrieb überarbeitete Cosworth die Motoren. Damit standen den Piloten der Pro-Sport 3000 genau 300 PS Leistung zur Verfügung.
Unter der Karosserie bot der Pro-Sport 3000 reine Renntechnik!
Um diese Kraft zu bändigen, bot das Pro-Sport-Chassis reine Renntechnik. Bei den Aufhängungen entschied sich Griffin für doppelte Dreiecklenker an allen vier Rädern. Vorne rollt der Pro Sport 3000 auf 10×16 Zoll großen Felgen. An der Hinterachse sind es 12×16 Zoll. Auf den Felgen sitzen – zumindest in der Saison 1992 – Einheitsreifen von Dunlop. Die Bremsanlage besteht aus vier 315 Millimeter (12,4 Zoll) großen Bremsscheiben und bremst mit vier Bremskolben pro Bremszange. Der Preis des Chassis lag zu Beginn bei £50.000. Das richtete sich an Clubsportler und semiprofessionelle Teams. In der Debütsaison umfasste der Kalender immerhin neun Rennen. Zu diesen traten jedoch nie mehr als 14 Piloten an.
Denn der Zuspruch war zurückhaltend. Beim ersten Pro-Sport-Rennen der Geschichte standen im Mai 1992 in Setterton nur sieben Autos in der Startaufstellung. Am Ende des Jahres feierte Peter Hardman mit gleich sechs Siegen überlegen den Titel. In den beiden nächsten Jahren konnte der Brite seinen Titel verteidigen. Ihm folgten 1995 sowie 1996 William Hewland und 1997 Nigel James. Bis dahin entstanden 18 Exemplare des Pro-Sport 3000. Dazu zählt auch ein nach dem WSC-Reglement aufgebauter Pro-Sport 3000 Spyder. Mit ihm fuhren Nigel Greensall, Peter Hardman, Mike Millard und Kevin Sherwood 1997 in Daytona auf den 33. Platz. Trotzdem blieb der Spyder ein Einzelstück. Nach dem Schließen von Pro-Sport Engineering kauften einige Fahrzeug-Besitzer und Fahrer die Serie und die Rechte am Fahrzeug auf.
Der Pro-Sport 3000 war die Vorlage für den Stealth B6!
Ab 1998 hieß die Serie Sportscar LM3000, den Titel sicherte sich erneut Nigel James. Ab 1999 fuhren die Fahrzeuge in der BRSCC Open Sportscar Series. Anschließend verlieren sich die Spuren der Fahrzeuge leider etwas. Mike Millards fuhr letztmals 2014 bei einem Rennen der Britcar GT. Zudem nahm der Brite regelmäßig an Läufen der historischen Gruppe C-Meisterschaft teil. Andere Fahrzeuge erhielten mit dem Rover V8 einen neuen Motor. Mit diesem gehörten die Pro-Sport 3000 besonders in der Castle Combe GT-Serie noch einige Jahre zum Inventar. Bob Light, der ab 1997 selbst Rennen mit dem Pro-Sport 3000 fuhr, nutzte den Sportwagen als Ausgangspunkt für seinen Stealth B6. Trotz einer völlig anderen Hinterachse und einer neuen Karosserie ist die Ähnlichkeit des B6 mit dem Pro-Sport groß.
Technische Daten des Pro-Sport 3000
- Motor:
- Ford Cosworth FBA V6 von Cosworth Engineering
- 60 Grad V6, DOHC mit vier Ventilen pro Zylinder
- Hubraum 2.993 ccm – Bohrung 93,00 Millimeter × Hub 72,00 Millimeter
- Leistung 300 PS bei 6.800 Umdrehungen pro Minute
- 385 Newtonmeter Drehmoment bei 5.500 Umdrehungen pro Minute
- Verdichtung 10,8:1
- Höchstdrehzahl 7.100 Umdrehungen pro Minute
- Getriebe
- Manuelles 5-Gang-Getriebe – Typ Hewland FT200
- Bremsen
- Innenbelüftete Bremsscheiben 315 Millimeter
- Bremszangen mit jeweils vier Kolben
- Räder und Reifen
- Vorderachse Spectum-Felgen im Format 10 x 16 Zoll
- Hinterachse Spectum-Felgen im Format 12 × 16 Zoll
- Dunlop Racing-Reifen