Auto-Erinnerungen

Ford Transit Supervan – Renntechnik im Transit

1971 stellte Ford den Ford Transit Supervan vor. Nach dem Erfolg des Urmodells folgten später zwei weitere Varianten des Supervan, die ebenfalls echte Renntechnik in den Transit einziehen ließen. Eigentlich ist alles rund um den Ford Transit Supervan ganz logisch. Denn was liegt näher, als die Technik eines Rennwagens in den Ford Transit zu packen?

Nicht? Na gut! Wer genau 1971 die Idee für den ersten Ford Transit Supervan hatte, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Doch ist anzunehmen, dass sich Walter Hayes, damals PR-Verantwortlicher von Ford, des Potentials des Projekts sofort bewusst war. Der ehemalige Journalist kannte das Prinzip der Aufmerksamkeit und die Magie der Geschwindigkeit genau.

Unmittelbar nach seinem Amtsantritt bei Ford machte Hayes den Motorsport im Ford-Konzern salonfähig gemacht. Auf seine Initiative entstand die legendäre Ford Cortina Lotus. Später spielte Hayes auch beim Le Mans Projekt mit dem GT40 und dem Formel-1-Einstieg seines Arbeitgebers wichtige Rollne. Zudem machte Hayes den Escort, das erste europäische Ford-Modell, ab 1968 zum Rallye-Sieger.

Ford Transit Supervan

Ostern 1971 stellte die britische Ford-Dependance beim Ostermeeting in Thruxton vor 30.000 Zuschauern den Ford Transit Supervan vor. Von außen ein ganz normaler Ford Transit. Doch unter dem Blech der Karosserie steckte die Technik des Ford GT40. Wodurch der Transit Supervan zum Mittelmotorfahrzeug wurde. Der Motor des GT40 füllte im Supervan die Ladefläche. Gebaut hatte das unkonventionelle Fahrzeug Terry Drury Racing. Passend zum damaligen Markenauftritt der Rennwagen hatte das Team auch den weißen Transit seitlich mit drei blauen Streifen verziert. Ganz nach dem Vorbild des GT40.

Dessen fünf Liter großer V8-Motor stellte dank des Tunings durch die Firma von Dan Gurney und vier Weber-Doppelvergaser 435 PS zur Verfügung. Ausgerüstet mit einem Fünfganggetriebe erreichte der Supervan eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 240 Kilometern pro Stunde. Die Rechnung ging auf. Alle wichtigen Medien berichteten über den Ford Transit Supervan. Ford holte den Supervan in den 1970er-Jahren immer wieder aus der Garage, um in Pausen von Rennveranstaltungen mit dem ungewöhnlichen Fahrzeug zu fahren. Von Zeit zu Zeit nahm Ford mit dem Transit auch an Dragster-Rennen teil. Den 1/4-Meilen-Sprint bewältigte der Transit Supervan in knapp 14,5 Sekunden.

Erst als Ford 1978 das Outfit des Serien-Transit umfassend überarbeitete, rollte der erste Supervan für immer in seine Garage. Ford verkaufte das Fahrzeug schließlich sogar. Heute ist der Verbleib unklar.

Ford Transit Supervan 2

Zwischendurch hat irgendwer hat den Transit Supervan wohl trotzdem vermisst. 1984 entstand der Supervan 2. Grundlage war diesmal Fords Gruppe-C-Sportwagen. Denn der Ford C100 war gegen die Porsche 956 und Lancia LC2 chancenlos. Ford stellte das Projekt Ende 1982 nach nur einer vollen Saison ein. Damit waren die fünf gebauten Rennwagen des Typs C100 praktisch wertlos. Auch wenn Zakspeed zwei und Peer Racing ein Fahrzeug übernahmen, zwei Fahrzeuge verblieben bei Ford.

1985 - Ford Transit Supervan 2
1985 – Supervan 2 (Foto: Ford)

Eines dieser Fahrzeuge lies Ford durch das Team Auto Racing Technology zum Ford Transit Supervan 2 umbauen. Wobei der Umbau im Wesentlichen daraus bestand, eine GFK-Karosserie zu fertigen, die dem Ford Transit Mk. II ähnelte. Zudem verlegte das Team den Fahrerplatz, damit das Fahren des Supervan 2 optisch dem Fahren eines normalen Transits ähnelte.

Ausgerüstet mit dem Ford Cosworth DFL, der Langstrecken-Version des DFV, aus dem C100 erreichte der Supervan 2 auf den langen Gerade von Silverstone eine Spitzengeschwindigkeit von 280 Kilometern pro Stunde. Zudem zog der Ford Transit Supervan 2 auf einem Flugplatz einen Wohnanhänger mit Tempo 270 über die Landebahn und damit zum Weltrekord. Doch anders als seinem Vorgänger war dem Supervan 2 kein langes „Leben“ beschieden. Nur ein Jahr nach der Präsentation des Umbaus stellte Ford ein völlig neues Transit-Serienmodell vor. Der Supervan 2 verschwand im Museum.

Ford Transit Supervan 3

1994 erinnerten sich die Verantwortlichen an die Tradition der Supervans. Um die Einführung der vierten Transit-Generation zu begleiten, holten sie den Supervan 2 aus dem Museum. Mit einer neuen GFK-Karosserie vollzog auch dieser den Modellwechsel. Wobei die Techniker zu einem Trick greifen mussten. Denn der neue Transit war deutlich größer als sein Vorgänger. Deshalb baute DRL Engineering die Serienkarosserie im Maßstab 7/8 nach.

1996 - Supervan 3
1996 – Supervan 3 (Foto: Ford)

Gleichzeitig zog der damals aktuelle Cosworth HB aus der Formel 1 in den Motorraum des C100-Fahrgestells ein. Fertig war der Supervan 3. Bei Bedarf konnte der Neue dank 650 PS Leistung jetzt auch eine Spitzengeschwindigkeit von 320 Kilometern pro Stunde erreichen. Ähnlich wie der erste Supervan holte Ford auch den Dritten in den nächsten Jahren regelmäßig für Demofahrten aus der Garage. Unser Foto zeigt den Lieferwagen bei einem Ausflug in Zolder.

Nach zehn Jahren lies Ford den Supervan 3 sogar noch mal überarbeiten. Sporting and Historic Car Engineers ersetzte den Cosworth HB durch einen 300 PS starken V6-Motor. Beim Ford-Cosworth Pro Sports 3000 handelte es sich um eine modifizierte Version des 2,9 24V aus dem Ford Scorpio. Sie ist bei Präsentationen einfacher zu handhaben als der komplizierte Formel-1-Motor.

Der aktuelle Antrieb des Ford Transit Supervan 3
Der aktuelle Antrieb des Ford Transit Supervan 3 (Foto: Ford)

Mit den neuen Motor sank die mögliche Spitzengeschwindigkeit auf 240 Kilometer pro Stunde. Ein paar Mal zeigte Ford in den kommenden Jahren den Supervan 3 noch Veranstaltungen. Dann wurde es ruhig um den Supervan. 2007 wollte Ford das Chassis des Supervan 3 sogar wieder zurück in den Originalzustand versetzen, um den C100 im historischen Motorsport einzusetzen. Doch 2013 tauchte der Supervan 3 in Goodwood auf.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!