Fahrberichte: Volkswagen

Test: Wie fährt sich der 245 PS starke Volkswagen Golf 7 GTI Performance (2017)?

Zu meiner automobilen Vita gehört der Golf GTI. Deshalb hat mich gefreut, den neuen VW Golf 7 GTI Performance und seinen 245 PS starken Turbomotor unter die Lupe zu nehmen. Wie fährt sich die dynamischste GTI-Version?

Tom, unterwegs im VW Golf GTI Performance des Jahrgangs 2017

Zugegeben, beim Thema VW Golf GTI bin ich grundsätzlich befangen. Mich verbindet viel mit dem Kompaktsportler aus Wolfsburg. Denn als Volkswagen 1976 den ersten Golf GTI vorstellte, hatte ich gerade die Welt des Lesens entdeckt. Ich besorgte mir jeden verfügbaren Test- oder Fahrbericht. Mit ihnen tauchte ich in eine andere Welt ab und stellte mir das Fahren mit dem GTI vor.

Mit meinem damaligen Fahrrad war ich in meinen Gedanken mit dem GTI unterwegs. Als in der Nachbarschaft die ersten GTI einzogen, drückte ich mir die Nase an der Scheibe platt. Unvergessen das Karomuster der Sitzbezüge. Zudem faszinierte mich, dass die Skala des Tachos bis zur Marke von 220 Kilometern pro Stunde reichte. Neben dem Tacho saß serienmäßig ein Drehzahlmesser.

In den Golf, die ich aus der Fahrschule meines Großvaters kannte, saß dort eine Uhr. Vielleicht war ein Drehzahlmesser deshalb in meinen Augen damals ein untrügliches Indiz der Sportlichkeit. Ich bliebt dem GTI immer verbunden. Noch heute kenne ich die wichtigsten Daten des GTI auswendig: 110 PS Leistung, 810 Kilogramm Leergewicht. Als Lehrling erstand ich bald einen 112 PS starken Golf GTI der zweiten Generation.

Endlich wieder GTI … diese Testfahrt mit dem Golf 7 war für mich auch die Rückkehr in die eigene Jugend. (Foto: Ingo Barenschee / VW)

Auch mein GTI war damals noch ein veritabler Sportler. Insbesondere, weil mein Großvater sich mit zwei Doppelvergasern des Motors annahm. Doch die Zeiten ändern sich! Zeitweise war das Label GTI das Kennzeichen einer Ausstattungsversion. Heute bekennt sich VW zu den klassischen Werten und bietet im Golf echte Sportlichkeit. Im ausschließlich mit Allradantrieb verfügbaren Golf R gibt es freundliche 310 PS Leistung. Der VW Golf GTI Performance kommt immerhin auf ebenfalls ansehnliche 245 PS.

Was bietet der VW Golf 7 GTI Performance?

Der Golf GTI Performance bringt seine Leistung – wie einst der GTI des Jahrgangs 1976 – über die Vorderachse auf die Straße. Dazu lässt der Performance-GTI ein maximales Drehmoment von 370 Newtonmetern auf die Vorderräder los. Eine serienmäßige Sperre des Differenzials hilft, dass das funktioniert. Den Sprint aus dem Stand auf ein Tempo von 100 Kilometern pro Stunde bewältigt dieser GTI in 6,2 Sekunden. Diese Übung absolviert der Neue, um letztmals auf den Urahnen zu blicken, drei Sekunden schneller als der Ur-GTI dazu in der Lage war.

Drei Sekunden, die vier Jahrzehnte Fortschritt unzureichend wiedergeben. Denn das wahre Plus ist das Plus an Sicherheit und Komfort, das unsere heutigen Autos bieten. Im Vergleich zu 1976 sind heutige Vertreter der Kompaktklasse wahre Luxusmobile. Zum neuen Golf GTI Performance gehören eine Zwei-Zonen-Klimaanlage sowie ein Radio-Soundsystem mit acht Lautsprechern. Der Innenspiegel blendet automatisch ab und ein Regensensor steuert die Scheibenwischer.

Daten zum Testwagen:

  • Typ: Volkswagen Golf GTI Performance (2017)
  • Grundpreis / Testwagenpreis: 32.475 Euro (6/2017)
  • Motor: 4-Zylinder-Ottomotor mit Direkteinspritzung und Abgasturbolader
  • Emissionsklasse: Euro 6
  • Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe
  • Hubraum: 1.984 ccm
  • max. Leistung: 245 PS bei 5.000 bis 6.200 1/min
  • max. Drehmoment: 370 Nm bei 1.600 bis 4.300 1/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt)

Für weitere Sicherheit sorgt neben einem Antiblockiersystem (ABS) und der elektronischen Stabilitätskontrolle (ESC) ein sogenannter Front Assist mit City-Notbremsfunktion und Fussgängererkennung. Die Sicherheitsfeatures erledigten ihre Aufgaben im Golf mit einer bemerkenswerten Unaufgeregtheit. Wer es nicht übertreibt, der bekommt von ihrer Existenz nicht viel mit.

Wie fährt sich der Golf GTI Performance?

Die erste GTI-Disziplin ist Sportlichkeit. Diesen Teil des Tests bewältigt der aktuelle VW Golf GTI Performance mit Bravour. Das Fahren mit dem Performance-GTI macht Spaß. Denn der Wolfsburger folgt allen Lenkbefehlen mit hoher Präzision. Das reduziert den Stress. Bei der Fahrbarkeit spielt die Quersperre der Vorderachse eine wichtige Rolle. Die trägt viel zur guten Fahrbarkeit des GTI bei.

Fronttriebler ohne Sperre im Differenzial untersteuern bei sportlicher Fahrweise. Denn bei ihnen leitet das Ausgleichsgetriebe an beide Räder das gleiche Antriebsmoment. Doch bei Kurvenfahrt verlagern Fliehkräfte das Gewicht auf das kurvenäußere Rad. Das entlastete Rad auf der Kurveninnenseite verliert Haftung. Damit kann es weniger Antriebsmoment in Vortrieb umsetzen. Infolgedessen schiebt die Fuhre mehr oder minder zum äußeren Kurvenrand.

Ein Sperrdifferenzial gleicht das aus und leitet mehr Antriebsmoment zum Rad mit der besseren Bodenhaftung. Das verbessert die Traktion und hält das Fahrzeug damit in der Spur. Im VW Golf GTI Performance übernimmt eine Lamellenkupplung, die zwischen der rechten Antriebswelle und dem Differenzial sitzt die Aufgabe der Sperre. Die Steuerung übernimmt Kollege Computer.

Oft lese ich in Testberichten von Kurvengier … beim VW Golf 7 GTI Performance ist die Vokabel tatsächlich passend. (Foto: Ingo Barenschee / VW)

Erkennt die Steuerelektronik an einem der Vorderräder Schlupf, verteilen die Lamellen das Antriebsmoment um. Im Bedarfsfall kann das gesamte Antriebsmoment an ein Rad fließen. Techniker nennen das eine Sperrwirkung von 100 Prozent. In der Praxis ist das nur in Ausnahmefall notwendig. Normalerweise reicht es, das Antriebsmoment am kurveninneren Rad zu reduzieren, um das Untersteuern zu verbannen.

Im Golf GTI Performance funktioniert das hervorragend. Den Golft GTI der Performance Edition zieht es buchstäblich in Kurve hinein. Am Scheitelpunkt kann der Fahrer das Gaspedal kräftig durchdrücken. Trotzdem bleibt das Fahrverhalten des Kompaktsportlers bemerkenswert neutral. Das funktioniert auch in Wechselkurven. Beeindruckend, wie spät und wie sanft die Eingriffe des Fahrhilfen erfolgen.

Neben dem Fahrwerk überzeugt der Motor!

Denn der Vierzylinder mit Abgasturbolader und Benzin-Direkteinspritzung fährt sich wie ein kräftiger Sauger. Ein Turbo-Loch kennt dieser GTI nicht. Befehle zum Erhöhen der Drehzahl setzt der Motor unmittelbar um. Die Kraftentfaltung ist souverän und zieht den Golf eindrucksvoll nach vorne. Ich muss unwillkürlich an die Test- und Fahrberichte denken, die ich als Schüler ausführlich studierte.

Nach der Testfahrt mit dem aktuellen VW Golf GTI Performance weiß ich, wie sich die Kollegen vor 40 Jahren fühlten. Denn der GTI beeindruckt auf jedem Meter, den ich mit ihm zurücklege. Die klassische Elastizitätsübung des Sprints von 80 auf 120 Kilometer pro Stunde schafft der Testwagen in fünf Sekunden. Damit nimmt der Golf einem vergleichbaren Renault Mégane GT TCe 205 EDC in dieser Disziplin 0,3 Sekunden ab.

Trotz allem ist der Golf als Performance GTI kein brutaler Sportler. Der Wolfsburger beherrscht auch den automobilen Gesellschaftstanz des komfortablen Reisens hervorragend. VW weiß, was die Kundschaft wünscht. Der Innenraum bietet auf längeren Touren viel Komfort. Damit steckt der GTI gemütliche Überlandpassagen, Stadtverkehr oder Staus ohne Probleme weg. Hier verhält sich der GTI nicht anders als der von mir bereits getestete Golf GTD Variant.

Fazit zum VW Golf 7 GTI Performance (2017)

Mit seinem ersten GTI schuf VW vor gut 40 Jahren eine Legende. Nicht alle GTI waren würdige Träger ihres Namens. Doch heute ist das anders. Denn der aktuelle VW Golf GTI Performance des Jahrgangs 2017 ist ein echter Kompaktsportler. 245 PS Leistung, 370 Newtonmeter Drehmoment und das Ganze mit Vorderradantrieb! Alles zusammen macht den aktuellen Performance GTI zu einem echten Sportgerät.

Den Fahrspaß maximiert, dass der Direkteinspritzer kein Turbo-Loch kennt. Dazu kommt, dass dieser Golf keine Probleme macht, wenn der Fahrer auf die Performance verzichtet. Denn dieser GTI kann hervorragend ohne Druck cruisen. Am Ende macht das Wechselspiel von Komfort und Sportlichkeit, den aktuellen VW Golf GTI Performance zum (vielleicht) besten GTI aller Zeiten.

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Themen in diesem Artikel:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!