Fahrberichte: Renault

Fahrbericht: Renault Mégane GT TCe 205 EDC (2016) – Allez les bleus

Im zurückliegenden September feierte der Renault Mégane auf der IAA in Frankfurt seine Weltpremiere. Ich hatte jetzt Gelegenheit, dem neuen Renault Mégane GT ausführlich auf den Zahn zu fühlen.

Seit 1995 heißt die Kompaktklasse bei Renault Mégane. Bisher verkaufte Renault rund 6,6 Millionen Exemplare des Mégane. Angesichts der Tatsache, dass der Kunde in dieser Fahrzeugklasse zwischen fast 40 Modellen wählen kann, gilt das als Erfolg. Im März 2016 steht die vierte Mégane-Generation bei den deutschen Renault-Händlern, um die Erfolgsgeschichte fortzusetzen.

Spitzenmodell der Baureihe ist – vorerst – der Renault Mégane GT. Dieser Mégane glänzt zunächst mit einer umfangreichen Serienausstattung. Das geht teilweise so weit, dass der GT in der Kompaktklasse über echte Alleinstellungsmerkmale verfügt. Andererseits präsentiert sich der GT betont sportlich Mit seinem 205 PS starken Motor und der blauen Lackierung passt der Testwagen perfekt zum französischen Schlachtruf „Allez les bleus“.

Was ist neu beim Mégane der vierten Generation?

Alle großen Autohersteller arbeiten heute mit Baukastensystemen, um über höhere Stückzahlen Skaleneffekte sicherzustellen. Im Fall von Renault nennt sich das System modularer CMF-Baukasten (Common Module Family). Die Modelle Kadjar, Talisman und Espace sind – technisch gesehen – genauso nahe Verwandte des neuen Mégane wie der Nissan Qashqai oder der Nissan X-Trail. Denn die CMF ist ein tragendes Element der Renault-Nissan Allianz.

Der Mégane profitiert von seiner Verwandtschaft mit zahlreichen Ausstattungsangeboten, die sonst höheren Fahrzeugklassen vorbehalten sind. Ähnlich ist Audi beim neuen A4 vorgegangen, der bei seiner Ausstattung vom größeren Audi Q7 profitiert. Und so sorgt die CMF bei Renault auch in der Kompaktklasse für aktive Fahrassistenzsysteme sowie optional das Online-Multimediasystem mit Touchscreen. Dem Geist der Französischen Revolution folgend, nennen die Verantwortlichen bei Renault das die Demokratisierung der Technik.

Was bei Audi „drive select“ heißt, nennt sich bei Renault „MULTI-SENSE“. Es ermöglicht die Personalisierung des Lenkwiderstands, des Ansprechverhaltens von Motor und DSG-Getriebe sowie der Farb-Gestaltung von Innenraum und Instrumenten. Dazu „erbt“ der Mégane auf Wunsch von seinen größeren Brüdern auch ein farbiges Head-up-Display im Cockpit sowie die dynamische Allradlenkung. Beides Angebote, die bisher in der Kompaktklasse selten sind.

Zum neuen Mégane gehören erweiterte Garantieleistungen. Auf zwei Jahre Neuwagengarantie folgt beim Mégane jetzt eine Anschlussgarantie von drei Jahren. Weshalb die Franzosen mit einem Garantiezeitraum von 60 Monaten beziehungsweise 100.000 Kilometer ab Erstzulassung werben. Dazu gibt es noch eine 12-Jahres-Garantie gegen Durchrostung. Mit diesem Garantieversprechen unterstreicht Renault deutlich das Vertrauen ins eigene Produkt.

Wie wirkt der Mégane GT auf mich?

4,36 Meter ist der Kompakte jetzt lang. Damit übertrifft der Mégane seinen Vorgänger um immerhin 6,5 Zentimeter. Der Radstand wuchs um 2,9 Zentimeter. 2,67 Meter beträgt der Abstand zwischen den Achsen jetzt. Im Vergleich zum Vorgänger legte auch die Spurbreite zu. Zusammen mit der um 2,5 Zentimeter abgesenkten Fahrzeughöhe sorgt das alles dafür, dass der Neue von außen deutlich dynamischer als sein Vorgänger wirkt.

Daten zum Testwagen:

  • Typ: Renault Mégane GT TCe 205 EDC
  • Grundpreis: 29.090 Euro (12/2015)
  • Motor: 4-Zylinder-Turbo-Ottomotor
  • Emissionsklasse: Euro 6
  • Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
  • Hubraum: 1.618 ccm
  • max. Leistung: 205 PS bei 6.000 1/min
  • max. Drehmoment: 280 Nm / 2.400 1/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
  • Hersteller-Nummer / Typ: liegt noch nicht vor
  • Versicherungstypklassen: 17 / 20 / 23 (Haftpflicht, Voll-, Teilkasko)

Neu bei Renault ist der große Kühlergrill mit einem stattlichen Renault-Zeichen im Zentrum. Daneben rahmen auffällige Lichtelemente den Grill ein. Neben den Hauptscheinwerfern gehört beim neuen Mégane dazu auch das LED-Tagfahrlicht. Wobei sich dieses erst bei den höherwertigen Modellvarianten als „C“ bis in die Stoßfänger zieht. Die „kleineren“ Varianten verfügen an dieser Stelle über eine einfache Lichtleiste.

Das Spiel mit dem Licht führen die Designer am Heck fort. Große Lichtelemente umrahmen auch am Heck den Renault Rhombus. Bei den Rücklichtern setzt Renault ebenfalls auf LED-Technik. Dazu folgen die Rücklichter zur weiteren Betonung des Hecks dem Vorbild des Tagfahrlichts. Sie sind beim neuen Mégane jetzt „Always on“. Was neben der Gestaltung auch der Sicherheit dient.

Was bietet der Renault Mégane GT?

Im Renault Mégane GT ist bereits von Haus aus fast alles an Bord, was Renault im Mégane anbietet. Denn der GT ist bisher das sportliche Spitzenangebot der Baureihe. Statt 16.790 Euro, die Renault für das Einstiegsmodell Mégane Life mit dem 100 PS starken Benziner aufruft, startet der in der exklusiven Karosserielackierung „Iron-Blau” angebotene GT bei 29.090 Euro.

Dafür gibt es im GT an der Front Voll-LED-Scheinwerfer sowie einen eigenständigen Kühlergrill und mit geänderter Frontschürze. Sie verfügt – im Unterschied zu den zahmeren Brüdern – über zwei breitere Lufteinlässe. Über diese versorgt der GT seine Bremsen (vorne innenbelüftete Scheiben mit 320 Millimetern Durchmesser / hinten 290 Millimeter Durchmesser) mit Kühlluft.

Am Heck gehören zum GT ein Sportdiffusor sowie Auspuffrohe an beiden Fahrzeugseiten. Im Innenraum bietet der Mégane GT Sportsitze mit integrierten Kopfstützen. Zahlreiche blaue Elemente und die ebenso blauen Nähte unterstreichen den sportlichen Charakter des Mégane GT. Und zum Dirigieren bestückt Renault den GT mit einem angenehm dicken Sportlenkrad.

Serienmäßig im Mégane GT ist zudem die dynamische Allradlenkung. In der Kompaktklasse ist das ein zurzeit ein Alleinstellungsmerkmal. Bei niedrigen Geschwindigkeiten schlagen die Hinterräder des GT mit maximal 3,5 Grad entgegengesetzt zur Vorderachse ein. Damit hilft die Hinterachse bei Wende- und Parkmanövern und lässt so den Mégane in der Stadt noch agiler wirken.

Bei höheren Geschwindigkeiten folgt der Lenkeinschlag der Hinterachse den Vorderrädern. Das Mitlenken steigert die Spurstabilität, da damit alle vier Räder der Fliehkraft entgegenwirken. Dies bringt Vorteile vor allem bei schnellen Autobahnkurven. Dort liegt der mit Tempo bewegte Mégane GT deutlich ruhiger als beispielsweise ein von uns bereits getesteter Citroën DS3 Racing.

Was treibt den Mégane GT an?

Herzstück des Mégane GT, den auch Thomas von Autogefühl getestet hat, ist sein Motor. Der 1,6 Liter große Turbobenziner des GT stemmt 205 PS bei 6.000 Umdrehungen pro Minute auf seine Kurbelwelle. Dazu steht bei 2.400 Umdrehungen pro Minute ein maximales Drehmoment von 280 Newtonmetern zur Verfügung. Damit ist der GT mehr als ausreichend motorisiert. Zumal die Kraft ausschließlich über die Vorderachse auf die Straße gelangt.

Bei Getriebe kommt im GT ausschließlich ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Fahrstufen zum Einsatz. Den sportlichen Charakter des GT unterstreichen die großen und massiven Schaltwippen am Lenkrand. Für Vertrauen beim Sportfahrer sorgt, dass Renault die Schaltwippen beim Mégane aus Metall fertigt. Bei Wettbewerbern in dieser Klasse kommt hier oft „billiges“ Plastik zum Einsatz.

Wie fährt sich der Mégane GT?

Schon auf den ersten Metern fällt mir das relativ direkte Ansprechverhalten des Motors auf. Besonders wenn das Sportprogramm aktiviert ist, hängt der Turbomotor willig am Gas. Die mit dem Gaspedal formulierten Beschleunigungsaufträge setzt der Franzose zügig in Vortrieb um. Das früher für aufgeladene Motoren typische Turboloch gibt es im Mégane nicht. Den Sprint von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde absolviert der Mégane GT in 7,1 Sekunden.

Genauso gut gefällt mir das direkte Einlenkverhalten des Mégane. Der „Hot hatch“ aus Frankreich folgt den Befehlen zum Richtungswechsel ähnlich direkt, wie der Motor auf das Gaspedal reagiert. Die Lenkübersetzung von 14,75:1 unterstreicht die sportliche Auslegung. Positiv ist dabei, dass das Fahrwerk trotz des sportlichen Anspruchs recht gutmütig ist. Der Grenzbereich kündigt sich deutlich spürbar an.

Bei meinem Test steht viel Wasser auf der Straße. Dazu rollte der Mégane GT auf Winterreifen. Das sind für ambitionierte Sportfahrer sicherlich nicht die besten Voraussetzungen. Trotzdem ist im Alltag des Straßenverkehrs jede Menge Übermut notwendig, um den Mégane GT wirklich zu überfahren. In den Grenzen der StVO ist der Franzose ein gut kontrollierbares Auto. Auch weil die aktiven Sicherheitssysteme eingreifen, um den Mégane GT innerhalb des Kammschen Kreises zu halten, wenn der Fahrer von Übermut getrieben ist.

Wie kann ich sitzen?

Trotz meines überdurchschnittlich langen Körpers finde ich sehr schnell eine gute Sitzposition. Die Sportsitze gefallen mir. Besonders die Rückenlehne mit der hohen Kopfstütze vermittelt beim sportlichen Fahren einen guten Rückhalt. Allerdings könnte die Sitzfläche für meinen ausladenden Allerwertesten breiter sein. Die Sitzwangen drücken auf die Dauer dann doch etwas in den verlängerten Rücken.

Dazu gibt es eine Einschränkung im Fußraum. Die Entwickler haben dem Kompaktsportler eine Stütze für den linken Fuß spendiert. Für meine langen Beine ist diese Fußstütze jedoch ein Stück zu auftragend. Bequemer ist es für mich, den Fuß vor die Stütze zu stellen. Dazu stehen die Bremse und das Gaspedal offensichtlich sehr dicht nebeneinander. Ich habe Schuhgröße 48. Beim Wechsel vom Brems- auf das Gaspedal streife ich immer wieder den Rand des Bremspedals.

Was hat mir gefallen?

Gut gefallen hat mir das Fahrverhalten des Mégane GT. Sowohl das Einlenkverhalten als auch der direkte Anzug des Motors sind ein dickes Plus, das für den neuen Mégane GT spricht. Dazu ist die Sicherheitsausstattung des Franzosen auf der Höhe der Zeit. Die Verkehrszeichenerkennung erkannte auf meiner Testfahrt die Straßenschilder schnell und zuverlässig. Ich habe schon Wettbewerber gefahren, die das weniger gut konnten.

Zudem ist der neue Mégane für die Kompaktklasse durchaus geräumig. Die Schulterbreite auf den Vordersitzen beträgt 1,44 Meter. Die Kopffreiheit liegt vorne bei 88,6 Zentimetern. Und selbst in der zweiten Reihe sind es noch 86,6 Zentimeter. Dazu verfügen die Passagiere auf der Rückbank über einen Knieraum von 17,9 Zentimetern. Hier legte der Franzose im Vergleich zu seinem Vorgänger immerhin um 1,9 Zentimeter zu.

Was hat mir nicht gefallen?

Der Mégane GT verfügt – sofern das Sportprogramm aktiviert ist – über eine Eigenart, die mir im Alltag auf Dauer zu lästig wäre. Denn in diesem Programm dreht der GT die Gänge weit aus. Das ist beim Beschleunigen nett. Doch beim Bremsen fehlt etwas Motorbremsleistung, weil die Automatik früh zurückschaltet und den Motor damit im oberen Drehzahlbereich hält. Ich habe beim Test daher über das MULTI-SENSE System recht schnell das Getriebeprogramm Comfort aktiviert.

Dazu bin ich unentschlossen, ob ich das im Testwagen verbaute hochkant positionierte Display gut finde. Volvo macht das im Volvo XC90 auch. Doch ich weiß wirklich nicht, ob diese Anordnung ein Vorteil ist. Insbesondere nicht, wenn die Gestalter der Anzeige wie bei Renault der Radio-Infos genauso viel Platz wie der Kartendarstellung einräumen. Damit verpufft der Vorteil des 8,7 Zoll großen Displays schnell. Zum Glück gibt es die Möglichkeit, die Radioinformationen auszublenden, um den Platz ganz für die Darstellung der Karte zu nutzen.

Fazit zum Renault Mégane GT TCe 200 EDC

Mit dem neuen Mégane GT bleibt sich Renault treu. Die Franzosen bieten auch in der vierten Generation eine sportliche Version an. 2018 folgt dann für die Hardcore-Fraktion unter den Sportfahren der neue Mégane RS. Die Rede ist von mindestens 275 PS und vielleicht sogar 300 PS. Das klingt natürlich verlockend. Bis dahin hilft der aktuelle Renault Mégane GT sicher gerne dabei, die Zeit auf der Straße wie im Fluge vergehen zu lassen.

Denn die Fahrleistungen des GT gefallen. Zumal sie locker mit dem durchaus markanten Auftritt des GT mithalten. Das macht auch den 205 PS starken GT zu einer echten Alternative für Sportfahrer. Und wer es beim Antrieb etwas zahmer liebt, der kann die wesentlichen Designmerkmale des GT als GT Line auch mit kleineren Motorisierungen kombinieren.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!