Deutsche Rennsport-Meisterschaft: Ab 1982 setzte die DRM auf die Gruppe C

Nach der Einführung der Gruppe C änderte die Deutsche Rennsport Meisterschaft ihre Regeln. Ab 1982 entfielen die zwei Divisionen mit ihrer getrennten Punktvergabe. An ihre Stelle trat eine Einheitsklasse. In dieser sollten fortan die neuen Gruppe C-Prototypen rennen. Doch diese waren zunächst selten. Daher durften auch die „alten“ Gruppe 5 und Gruppe 6-Boliden weiter in der neuen DRM antreten.

1983 fuhr die DRM mit der Gruppe C
1983 traten in der DRM Gruppe C-Boliden an. – Foto: Archiv Wiedl

Mit ihrer neuen Einheitsklasse sah die Deutsche Rennsport Meisterschaft (DRM) entspannt der Zukunft entgegen. Denn mit ihr setzte Deutschland wichtigste Rennsport-Serie gleichzeitig auf bewährte Rennwagen als auch auf die neuen Prototypen. Die Verantwortlichen waren davon überzeugt, dass auf Dauer nur die Boliden der Gruppe C eine Zukunft hatten. Schließlich waren die Super-Tourenwagen der Gruppe 5 und die offenen Prototypen der Gruppe 6 Auslaufmodelle. Doch gleich ganz auf die Prototypen zu setzen war zu riskant. Denn obwohl die FISA bereits 1980 die Grundzüge der Gruppe C veröffentlichte, gab es im Debütjahr nur wenige passende Fahrzeuge.

Schon 1982 schrumpften die Felder der DRM!

Doch das Konzept zündete nicht. Das zeigte sich schon beim Auftaktrennen der Saison 1982, dem Bergischen Löwen in Zolder. Denn dort traten nur 15 Autos an. Darunter waren nur sechs Gruppe C-Prototypen. Dazu kamen fünf Rennwagen der Gruppe 5 sowie vier Gruppe 6-Sportwagen. Das Rennen gewann Klaus Niedzwiedz im Gruppe 5-Capri. Hinter dem Super-Capri kamen zwei Porsche 936 auf den weiteren Podestplätzen ins Ziel. Bester Gruppe C-Fahrer war Kurt Lotterschmid, der in Zolder mit einem Lotec M1C BMW antrat.

Start zum Bergischen Löwen im Zolder – 1982 der Auftakt zur DRM. Zwischen die alten Sportwagen mischen sich nur wenige Gruppe C.
Foto vom Saisonauftakt der DRM 1982 in Zolder. Die Ford C100 (Startnummer 1 und 9) waren die einzigen Gruppe C-Boliden mit Werksunterstützung. Doch anders als erwartet konnten sie die Meisterschaft nicht dominieren. Zu Saisonbeginn waren die „alten“ Boliden der Gruppe 5 und 6 regelmäßig schneller und vor allem haltbarer. Foto: Bilstein – bereitgestellt vom Archiv Wiedl

Auch beim zweiten Lauf in Hockenheim nahmen nur 15 Boliden das Rennen auf. Bis zum Sommer blieben die Starterzahlen schwach. Selbst das Eifelrennen lockte nur 17 Starter in die Deutsche Rennsport Meisterschaft. Der Tiefpunkt war das Flugplatzrennen in Wunstorf, wo insgesamt nur zwölf Autos ins Rennen gingen. Erst nach den 24 Stunden von Le Mans verbesserten sich die Starterzahlen. Am Norisring traten sogar 26 Autos an. Wobei das vor allem daran lag, dass die Nürnberger Veranstalter sechs Fahrzeuge an die Noris holten, die nach den Regeln der IMSA oder der alten Gruppe 4 vorbereitet waren. 

Jochen Mass war der erste Gruppe C-Sieger der DRM!

Mit Jochen Mass im Porsche 956 gewann in Nürnberg erstmals ein Gruppe C-Pilot einen DRM-Lauf. Damit war der Damm gebrochen. Denn auch die Läufe acht, neun und zehn gewannen Gruppe C-Boliden. Wobei zweimal Klaus Ludwig mit dem Ford C100 siegte. Einen Lauf gewann Rolf Stommelen, der den Porsche CK5 von Kremer aus Köln steuerte. Der Titel 1982 ging an Bob Wollek. Der Franzose war bei den meisten Läufen im Porsche 936/80 von Joest am Start. Nur zweimal rückte Wollek mit dem Porsche 936C aus.

Bob Wollek, Meister der DRM 1982, im Porsche 936/80 von Joest Ra
Bob Wollek, Meister der Deutschen Rennsport Meisterschaft 1982 und 1983, im Porsche 936/80 von Joest Racing. Aufgenommen beim Eifelrennen 1982 am Nürburgring. (Foto: Udo Klinkel)

1983 sollte alles besser werden. Die ONS reagierte und reduzierte den Rennkalender auf sechs Rennen, um die Einsatzkosten der Teams zu senken. Doch auch dieser Schritt holte nicht wesentlich mehr Autos in die Meisterschaft. Beim Saisonauftakt in Zolder standen nur 13 Autos in der Startaufstellung. Mit Ausnahme des Norisring, der dank seines üppigen Preisgelds immerhin 19 Autos anlockte, waren die Meldeergebnisse bei allen Läufen schlecht. Der Tiefpunkt war der Lauf auf der Avus mit nur elf Autos. Mit vier Siegen verteidigte Bob Wollek, der nun mit einem Porsche 956 an den Start ging, seinen Titel.

1984 fuhr die DRM (auch) im Rahmen der Sportwagen-WM!

In den kleinen Starterfelder sahen Veranstalter zunehmend ein Kassengift. 1984 gab es deshalb nur noch drei klassische DRM-Veranstaltungen. Drei weitere Läufe fanden im Rahmen der Sportwagen-Weltmeisterschaft statt. Das passte nicht. Denn seit 1972 stand die Deutsche Rennsport Meisterschaft für Sprintrennen. In der WM teilen sich jedoch traditionell mindestens zwei Piloten ein Auto. Den Titel 1984 gewann Stefan Bellof, der auf dem Weg zur Meisterschaft zwei der drei zur Meisterschaft gehörenden WM-Läufe für sich entscheiden konnte.

Rolf Stommelen im Porsche 936/82 von Kremer Racing
Rolf Stommelen im Porsche 936/82 von Kremer Racing aus Köln vor dem Eifelrennen 1982 an Nürbugring. Der Kölner trat 1982 mit einem Porsche 936 der „alten“ Gruppe 6 von Joest an. Denn die neuen Gruppe C-Boliden waren noch nicht in der Breite verfügbar. Allerdings arbeitete Joest bereits an einer Gruppe C-Version des offenen Sportwagens und erwarb 1983 einen Porsche 956 vom Werk. (Foto: Udo Klinkel)

Nach der Saison war klar, dass es so nicht weitergeht. Deshalb legte sich die Deutsche Rennsport Meisterschaft 1985 mit der Interserie ins Bett. Nur noch die 200 Meilen von Nürnberg waren ein reines DRM-Meeting. Alle andern Läufe fanden im Rahmen der Interserie statt. Während die Interserie ihre Punkte in ihren Divisionen vergab, gab es in der Deutschen Rennsport Meisterschaft nur Punkte fürs Gesamtergebnis. Um den Neustart zu unterstreichen, nannte sich die Meisterschaft zudem jetzt Internationale Deutsche Sportwagen Meisterschaft, verstand sich jedoch als Fortführung der Deutschen Rennsport Meisterschaft!

Doch der neue Name half nicht – Ende 1985 war die DRM Geschichte!

Der Zusammenschluss mit der Interserie stabilisierte die Starterzahlen etwas. Wobei ein Großteil der Starter mit umgebauten Formel-Fahrzeugen antrat. Diese waren allerdings gegen die Gruppe C-Boliden chancenlos. Hans-Joachim Stuck (Brun Motorsport) und Jochen Mass (Joest Racing) gewannen in ihren Porsche 956B jeweils sieben Läufe. Jochen Mass fuhr zudem bei sechs weiteren Rennen auf dem zweiten Platz und sicherte sich nach 18 Läufen damit den Titel.

Zakspeed C1/8 am Norisring
Klaus Niedzwiedz im Zakspeed C1/8 am Norisring (Foto: Archiv Wiedl)

Neben den beiden ehemaligen Grand Prix-Piloten trugen sich auch Klaus Niedzwiedz (Zakspeed C1/4 Turbo), „John Winter“, Stefan Bellof und Paolo Barilla (alle Porsche 956B) jeweils einmal in die Siegerlisten ein. Doch auch der Zusammenschluss mit der Interserie rettete die Deutsche Rennsport Meisterschaft nicht. Denn schon während der Saison 1986 war klar, dass es im nächsten Jahr keine Deutsche Sportwagen Meisterschaft mehr geben würde.

Das Ende der DRM ermöglichte den Aufstieg der DTM!

Zum neuen Liebling der Fans stieg die schon 1984 gegründete Deutsche Produktionswagen Meisterschaft auf. Sie durfte sich ab 1986 Deutsche Tourenwagen Meisterschaft nennen. Das wirkte zwar auf einige wie ein Rückschritt. Doch strenggenommen war es ein „Reset“. Denn auch die Deutsche Rennsport Meisterschaft begann 1972 mit seriennahen Tourenwagen. Und für die Sportwagen-Fans führte der ADAC 1986 seinen Supercup ein. Er bot den Gruppe C-Boliden eine neue Heimat.

Veröffentlicht in: Serie: Deutsche Rennsport-Meisterschaft 1972-1985

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Die Deutschen Rennsport-Meisterschaft von 1982 bis 1982 in Stichworten

Titelträger (Fahrer, Team, Fahrzeug)

  • 1982 – Bob Wollek, Joest Racing, Porsche 936
  • 1983 – Bob Wollek, Joest Racing, Porsche 956 C
  • 1984 – Stefan Bellof, Brun Motorsport, Porsche 956 B
  • 1985 – Jochen Mass, Joest Racing, Porsche 956B

Technische Vorschriften – 1982 bis 1985:

Ab 1982 setzte die Deutsche Rennsport Meisterschaft auf die neuen Prototypen der Gruppe C. Doch diese waren damals noch selten. Deshalb durften auch die Super-Tourenwagen der Gruppe 5 und die offenen Sportwagen der Gruppe 6 weiter in der DRM antreten. Erst 1984 verzichtete die Meisterschaft auf diese „Oldtimer“. Um WM-Teams mit Gruppe C-Boliden nach Deutschland zu holen, zählten 1984 auch drei Läufe der Sportwagen-Weltmeisterschaft zur Deutschen Rennsport Meisterschaft. Doch auch dieser Trick half nicht, die Anzahl der Starter bei den reinen DRM-Läufen nachhaltig zu erhöhen. Am Norisring gingen 15, in Diepholz elf und beim Saisonfinale am Nürburgring 15 Autos ins Rennen. Daher spannte die Deutsche Rennsport Meisterschaft für 1985 mit der Interserie zusammen. Dort traten neben den Gruppe C-Boliden die Einsitzer der CanAm an.

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Fabian P. Wiedl interessiert sich seit Kindestagen für Motorsport und Automobile. Als Mitverfasser mehrerer Bücher, wovon insbesondere „Audi Typenkunde: Renn- und Rallyewagen von 1968 bis 2013“ zu erwähnen ist, greift Wiedl gern auf sein umfassendes Motorsport-Archiv zurück.

Tom Schwede wuchs in einem ausgesprochen automobilen Umfeld auf. Dies war ein optimaler Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Seit 2010 moderiert Tom bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland sowie dem angrenzenden Ausland.

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