Gruppe C-Boliden von Toyota: Von der TOM'S Celica C bis zum Toyota TS010
Toyota fuhr in der Gruppe C vom Anfang bis zum Ende mit – und blieb dabei oft unter dem Radar. Trotzdem entwickelte sich damit eine ganz eigene Saga: von Beharrlichkeit, technischen Fortschritten und dem festen Willen, eines Tages ganz vorne mitzufahren. Selbst wenn der große Triumph nie kam, erzählt Toyotas Gruppe C-Geschichte von echtem Motorsportgeist.
Schon 1982, im Debütjahr der Gruppe C trat der japanische Autobauer mit seiner Toyota TOM'S Celica C in der neuen Klasse an. Der ungewöhnliche Bolide war eine Weiterentwicklung einer in Japan gebauten Gruppe 5-Celica. Er stellte sich im Herbst 1982 in Fuji der internationalen Konkurrenz. Platz fünf im WM-Lauf war respektabel und zeigte trotzdem die Grenzen des Konzepts auf. So beschränkte sich die Celica fortan auf die 1983 gegründete „All Japan Sports Prototype Championship“.
Dome bringt als Partner seine Erfahrung ein – trotzdem ist aller Anfang schwer!
Für diese Serie entstand mit Unterstützung von DOME auch der TOM'S 83C – ein konventioneller Sportprototyp. Ihm traute Toyota 1984 erstmals einen Start im Ausland zu, nahm er doch an einem Rennen in Riverside teil. Zu Hause in Japan entstand mit dem TOM'S 84C bereits ein neues Fahrzeug. Auch bei diesem übernahm wieder DOME die Konstruktion des Chassis.
Diese Partnerschaft setzte Toyota auch in den kommenden Jahren fort. So entstanden der Dome 85C und der Dome Toyota 86C. Die zweite Konstante dieser Jahre war der 2,1 Liter große aufgeladene Vierzylinder, dem Toyota in den Anfangsjahren in der Gruppe C vertraute. Er stammte aus der Serie und trieb auch Toyotas in Köln entwickelten Gruppe B-Boliden für die Rallye-WM an.
Erste Erfolge in der Heimat – Le Mans wird zum Ziel
Trotz der Konstanz war Toyota in den ersten Jahren in Bezug auf sein Engagement in der Gruppe C offiziell zurückhaltend. Denn zunächst trugen die Rennwagen den Namen des Einsatzteams TOM'S (Tachi Oiwa Motor Sport). Ab 1985 traten die Rennwagen offiziell als Dome mit Toyota-Motor an. Nur beim Debüt in Le Mans durfte einer der Rennwagen als Toyota 85C-L rennen. Der zweite Rennwagen trat als Dome 85C-L an.
Während der Dome nach 141 Runden ausfiel, sah der Toyota nach 330 Runden als Zwölfter die Zielflagge. 1986 versuchten sich in Frankreich erneut zwei 86C-L unter dem Dome-Namen – ohne zählbares Ergebnis. Ab 1987 intensivierte Toyota seine Aktivitäten. Nun gab es einen neuen, ebenfalls 2,1 Liter großen Vierzylinder ohne jeden Serienbezug. Dazu durfte der Rennwagen offiziell als Toyota 87C rennen.
Zweifache Strategie: Vierzylinder vs. V8
Und parallel zum Toyota 88C mit dem Vierzylinder entstand der Toyota 88C-V mit einem 3,2 Liter großen aufgeladenen V8-Motor. Damit trennten sich die Sportprogramme von Toyota in der IMSA und der Gruppe C. Denn bis zum 88C traten die Sportprototypen in beiden „Welten“ an. Die neuen Achtzylinder übernahmen in Zukunft den Job in der Gruppe C, traten in der Sportwagen-WM und zu Hause in Japan an.
In der IMSA spielte weiter der kompakte Turbo-Vierzylinder die Hauptrolle. Wobei dort ab 1989 Dan Gurney's All American Racers – schon seit 1983 mit der Celica in der IMSA GTO aktiv – den Bau der Fahrzeuge übernahm. Mit dem Eagle HF89 sowie dem Eagle MkIII entstand hier eine völlig eigene Fahrzeuglinie. Juan Manuel Fangio II dominierte mit dem MkIII 1992 und 1993 die US-Szene.
In der Gruppe C arbeitete Toyota weiter mit Dome zusammen!
1988 brachte der japanische Autobauer seinen neuen V8-Motor noch nicht nach Europa. Den 88C-V mit dem neuen Motor setzte Toyota zunächst nur in der heimischen Gruppe C-Meisterschaft ein. Beim inzwischen obligatorischen Toyota-Auftritt in Le Mans lief der 88C mit dem bewährten Vierzylinder. Diesmal sahen beide Autos die Zielflagge. 1989 kam der neue Motor mit dem weiterentwickelten 89C-V erstmals nach Le Mans, fiel dort jedoch früh aus.
1990 lief es besser. Denn der beste Toyota 90C-V schloss die 24 Stunden von Le Mans auf einem guten sechsten Platz ab. Da war zu verschmerzen, dass zwei weitere Toyota das Rennen nicht beendeten. Ein Jahr später verzichtete Toyota erstmals seit 1985 auf einen Start an der Sarthe. Die Toyota 91C-V kamen nur in Japan zum Einsatz, gewannen dort aber drei Rennen. In Abwesenheit von Toyota gewann 1991 ausgerechnet Mazda die 24 Stunden von Le Mans.
Hightech aus Japan: Der TS010!
Für die Sportwagen-WM mit F1-Motoren entstand 1992 ein völlig neues Fahrzeug. Den Toyota TS010 entwarf Tony Southgate. Bei Toyota entstand ein 3,5 Liter großer V10 mit fünf Ventilen pro Zylinder und 72° Zylinderwinkel. Im Vergleich zu Peugeot (91 Millimeter) setzte Toyota mit 86 Millimetern auf eine etwas kleinere Bohrung. Dafür hatte der Toyota RV10 mit 60,2 Millimetern mehr Hub als der französische V10 (53,8 Millimeter).
In der WM beschränkte sich Toyota auf den Einsatz von zwei TS010, in Le Mans traten sogar drei der Sportwagen an. Mit einem zweiten Platz – hinter dem überlegenen Peugeot 905 – sorgte der TS010 für das bisher beste Ergebnis von Toyota in Le Mans. Auf Platz fünf kam ein zusätzlich angetretener Toyota 92C-V ins Ziel, der damit seine Klasse gewann.
Dreifach-Strategie mit Risiko: 1992
Denn neben den drei TS010 setzte Toyota noch zwei 92C-V mit einem aufgeladenen V8 ein. Denn vor dem Rennen hielten es einige Experten für möglich, dass die neuen Sportwagen mit ihren von der Formel 1 inspirierten Motoren keine 24 Stunden rennen können. Die Toyota 92C-V waren Toyotas Rettungsnetz, das im Fall der Fälle einspringen sollte. Dafür spendierte der japanische Autobauer dem 92C-V sogar noch einen neuen Motor.
Dieser verfügte über 3,6 Liter Hubraum und zwei Turbolader, die dem Motor beim Atmen halfen. Er rannte 1992 primär in der japanischen Meisterschaft, zog dort jedoch gegen den Nissan R92CP mit Lola-Chassis in der Regel den Kürzeren. Erst als auch der Toyota TS010 in Japan rennen durfte, wendete sich das Blatt. Er gewann im Oktober und November 1992 zwei Läufe der All Japan Sports Prototype Championship.
1993 gab es keine Sportwagen-Weltmeisterschaft mehr!
Da war das Aus der Sportwagen-Weltmeisterschaft längst beschlossene Sache. 1993 verzichtete die FISA auf das Ausschreiben ihrer vier Jahrzehnte zuvor etablierten Meisterschaft. Auch in Japan fand die nationale Sportwagen-Meisterschaft keine direkte Fortsetzung. An ihre Stelle trat die All Japan Grand Touring Car Championship. In dieser traten aber zumindest im ersten Jahr noch vereinzelt alte Gruppe C-Boliden an.
Wobei Toyota auf mögliche Starts in der Heimat verzichtete. Stattdessen konzentrierte sich Japans größter Autobauer auf sein Le-Mans-Programm. Dort galten 1993 noch die Gruppe C-Regeln. Toyota brachte daher wieder zwei TS010 sowie zwei weiterentwickelte 93C-V in Frankreich an den Start. Mit den Plätzen vier (TS010), fünf, sechs und acht (TS010) zogen sich die Toyota achtbar aus der Affäre.
Ein Nachhall der Gruppe C: Der GT-One!
1994 ging Toyota mit dem nochmals weiterentwickelten Toyota 94C-V in Le Mans als hoher Favorit an den Start. Toyota und Dome hatten den Gruppe C-Sportwagen an die Regeln der neuen LMP1-C90 des ACO angepasst. Doch am Ende gewann Porsche mit dem als GT1 gemeldeten Dauer 962 LM. Toyota schickte den 94C-V später noch zum 1.000-km-Rennen von Suzuka. Doch dort verunfallte der Rennwagen.
Damit endete die Geschichte der Gruppe C-Boliden von Toyota. Der 1998 und 1999 eingesetzte Toyota GT-One entstand beim Toyota Team Europe (TTE) in Köln. Bei der Konstruktion des Fahrzeugs unterstützte Dallara. Dessen Motor basierte allerdings auf dem Triebwerk der C-V-Serie – womit den Sportwagen aus Köln immer noch ein Hauch der Gruppe C umwehte.
Und auch wenn am Ende in der Gruppe C noch nicht der ganz große Wurf gelang, war Toyota in der Gruppe C mehr als nur ein Statist.
Toyotas Le Mans Ergebnisse in der Gruppe C-Ära:
1985
- Startnummer 36 (85C-L) Qualifikation: 29. Platz – Rennen: 12. Platz
- Startnummer 38 (85C-L) Qualifikation: 22. Platz – Rennen: DNF (Technischer Defekt)
1986
- Startnummer 36 (86C-L) Qualifikation: 40. Platz – Rennen: DNF (Technischer Defekt)
- Startnummer 38 (86C-L) Qualifikation: 30. Platz – Rennen: 20. Platz
1987
- Startnummer 36 (87C-L) Qualifikation: 14. Platz – Rennen: DNF (Technischer Defekt)
- Startnummer 37 (87C-L) Qualifikation: 16. Platz – Rennen: DNF (Technischer Defekt)
1988
- Startnummer 36 (88C) Qualifikation: 8. Platz – Rennen: 12. Platz
- Startnummer 37 (88C) Qualifikation: 10. Platz – Rennen: 24. Platz
1989
- Startnummer 36 (89C-V) Qualifikation: 24. Platz – Rennen: DNF (Technischer Defekt)
- Startnummer 37 (89C-V) Qualifikation: 17. Platz – Rennen: DNF (Unfall)
- Startnummer 38 (88C) Qualifikation: 25. Platz – Rennen: DNF (Unfall)
1990
- Startnummer 36 (90C-V) Qualifikation: 10. Platz – Rennen: 6. Platz
- Startnummer 37 (90C-V) Qualifikation: 14. Platz – Rennen: DNF (Unfall)
- Startnummer 38 (90C-V) Qualifikation: 16. Platz – Rennen: DNF (Technischer Defekt)
1992
- Startnummer 7 (TS010) Qualifikation: 3rd; Race DNF (Technischer Defekt)
- Startnummer 8 (TS010) Qualifikation: 4. Platz – Rennen: 8. Platz
- Startnummer 33 (TS010) Qualifikation: 5. Platz – Rennen: 2. Platz
- Startnummer 34 (92C-V) Qualifikation: 11. Platz – Rennen: 9. Platz
- Startnummer 35 (92C-V) Qualifikation: 15. Platz – Rennen: 5. Platz
1993
- Startnummer 22 (93C-V) Qualifikation: 10. Platz – Rennen: 5. Platz
- Startnummer 25 (93C-V) Qualifikation: 12. Platz – Rennen: 6. Platz
- Startnummer 36 (TS010) Qualifikation: 2. Platz – Rennen: 4. Platz
- Startnummer 37 (TS010) Qualifikation: 5. Platz – Rennen: DNF (Technischer Defekt)
- Startnummer 38 (TS010) Qualifikation: 4. Platz – Rennen: 8. Platz
1994
- Startnummer 1 (94C-V) Qualifikation: 4. Platz – Rennen: 2. Platz
- Startnummer 4 (94C-V) Qualifikation: 8. Platz – Rennen: 4. Platz
Ergebnisse mit dem GT-One (TS020):
1998
- Startnummer 27 (TS020) Qualifikation: 8. Platz – Rennen: 9. Platz
- Startnummer 28 (TS020) Qualifikation: 2. Platz – Rennen: DNF (Unfall)
- Startnummer 29 (TS020) Qualifikation: 7. Platz – Rennen: DNF (Technischer Defekt)
1999
- Startnummer 1 (TS020) Qualifikation: 1. Platz – Rennen: DNF (Unfall)
- Startnummer 2 (TS020) Qualifikation: 2. Platz – Rennen: DNF (Unfall)
- Startnummer 3 (TS020) Qualifikation: 8. Platz – Rennen: 2. Platz
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