McLaren C – der McLaren für die Gruppe C

von Fabian P. Wiedl und Tom Schwede am 19.11.2024

McLaren trat in der Gruppe C an? Ja, denn McLaren-Pilot Peter Hoffmann baute seinen McLaren M8F zum geschlossenen Rennwagen um.

Titelbild zum Artikel:McLaren C – der McLaren für die Gruppe C

Der McLaren C von Peter Hoffmann, hier 1982 im Fahrerlager am Nürburgring. – Foto: Archiv Wiedl

In den Anfangstagen der Gruppe C waren Autos für die neue Fahrzeugklasse rar. Daher bauten einige Motorsportler vorhandene Rennwagen um. Dazu gehörte auch Peter Hoffmann, der seit den 1970er-Jahren einen McLaren M8F aus der CanAm-Serie fuhr. Dieser bekam 1982 ein Dach und „reifte“ damit zum McLaren C.

Trotz des Vorlaufs von mehr als zwei Jahren, mit dem die FISA die Einführung der Gruppe C verkündete, war die Enttäuschung groß. Denn 1982 startete der Sportwagensport beim Rennen der Sportwagen-Weltmeisterschaft in Monza mit nur zehn neuen Autos in die neue Ära. Der Porsche 956, der die Gruppe C in den ersten Jahren dominieren sollte, betrat erst einen Monat später in Silverstone die WM-Bühne. Neben der Weltmeisterschaft ließ auch die Deutsche Rennsport-Meisterschaft die neuen Boliden bereits in ihrem Debütjahr zu. Doch auch in Deutschland blieb die Zahl der Teilnehmer, die mit einem Gruppe C-Boliden antraten, zunächst überschaubar.

Der McLaren C ging auf Peter Hoffmann zurück!

Wer in die DRM-Startlisten dieser Zeit blickt, der bleibt unweigerlich am McLaren C hängen. Denn Bau und Verkauf seiner Sportwagen übertrug McLaren schon in den späten 1960er-Jahren seinem Partner Trojan. Mit dem Ende der CanAm-Serie während der Ölkrise brach dieses Geschäft zusammen. Nach drei Indy-Siegen (1972, 1975 und 1976) beschränkte sich McLaren Ende 1979 ganz auf die Königsklasse. Doch in der Formel 1 fuhr das Team zunehmend dem eigenen Anspruch hinterher. Philip Morris, mit Marlboro Hauptsponsor drängte McLaren zur Fusion mit „Project Four“. Wobei die „Fusion“ im Herbst 1981 eher eine Übernahme war.

McLaren C im ADAC Supercup

1986 trat Peter Hoffmann noch mit dem McLaren C im ADAC Supercup an. Der Rennwagen trug dabei den Namen „M+H C1“. Doch auch mit einem neuen Namen war der McLaren gegen die modernen Ground-Effekt-Fahrzeuge chancenlos. (Foto: Archiv Wiedl)

Denn Project Four-Gründer Ron Dennis war nun der starke Mann bei McLaren und führte McLaren in der Königsklasse schnell an die Spitze. Die Fahrer-WM-Titel 1984 bis 1986 sowie 1988 bis 1991 belegen dieses Comeback eindeutig. Erst 1989 stellte der Brite seinem Rennteam mit McLaren Cars wieder einen Sportwagen-Hersteller zur Seite. Das zeigt, dass der McLaren C ohne Hilfe aus Woking – wohin Ron Dennis das Team verlegte – entstand. Den Gruppe C-Boliden „von McLaren“ baute Peter Hoffmann. Der deutsche Rennfahrer betrieb seit den 1960er-Jahren Motorsport und entwickelte dabei bald eine Vorliebe für Autos mit V8-Motoren aus den USA.

Vom Camaro und Corvette in den CanAm-Boliden und zur Gruppe C

Ab 1969 trat Hoffmann mit einem Chevrolet Camaro an. Zeitweilig fuhr der Rennfahrer aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis auch eine Chevrolet Corvette Sting Ray. Ab Mitte der 1970er-Jahre setzte Peter Hoffmann in der Interserie einen McLaren M8F ein. Dazu erwarb Hoffmann den McLaren M8F von Helmut Kelleners (Chassis M8FP-72-02). Erst 1979 wurde Hoffmann mit dem REX SP1 von Norbert Dombrowski seinem McLaren zeitweise untreu, kehrte jedoch bald zum „Big Banger“ aus Großbritannien zurück. Bis Anfang 1982 blieb der bei Trojan gebaute McLaren M8F Hoffmanns bevorzugtes Sportgerät. Doch dessen Einsatzmöglichkeiten schwanden. So tauchte Hoffmann im Sommer des gleichen Jahres mit dem „Chevrolet McLaren C“ auf.

Er basiert auf einem angepaßten M8F-Chassis und verfügte ebenfalls über einen 7,4 Liter großen Chevrolet V8-Motor. Was den Einsatz des zum Gruppe C umgebauten Sportwagens auf Läufe der DRM und der Interserie beschränkte. Denn in der Sportwagen-Weltmeisterschaft galt ein Verbrauchslimit. Das konnte der V8 aus den USA nicht erfüllen. Erstmals an den Start brachte Hoffmann seinen McLaren C beim DRM-Lauf im Rahmen des Großen Preis von Deutschland. Eine Mineralwasser-Quelle warb auf dem Auto. Doch technische Probleme verhinderten eine Wertung. Auch bei zwei weiteren Versuchen in der DRM sahen Hoffmann und der McLaren C, dessen Karosserie von Lotec und Kurt Lotterschmid stammte, nicht die Zielflagge.

Mehr Erfolg hatte Hoffmann in der Interserie!

Zwischendurch fuhr Hoffmann 1982 beim Lauf der Interserie im Rahmen des Siegerland Flughafenrennens in Burbach als Zweiter aufs Podium. Dabei kam der McLaren C rund 40 Sekunden hinter dem Sieger Volkert Merl, der einen Porsche 908/3 Turbo steuerte, ins Ziel. Ein Lichtblick, den die kommenden Einsätze nicht bestätigten. Denn auch 1983 sollte der McLaren C kein Erfolgsmodell sein. Hoffmann bestritt fünf Rennen und sah nur einmal – beim DRM-Lauf in Zolder – als Sechster die Zielflagge. Ein Jahr später fuhr Hoffmann mit seinem McLaren C nur noch vier Rennen und fiel viermal aus. Ab 1985 setzte Hoffmann in der Interserie einen Holbert CAC-2 aus den USA ein.

Wieder im McLaren M8F

Nach dem Abstecher in die Gruppe C trat Peter Hoffmann wieder mit seinem McLaren M8F im historischen Motorsport an. Unser Bild zeigt den McLaren M8F 2012 in Hockenheim. (Foto: Tom Schwede)

Doch 1986 kehrte der McLaren C wieder auf die Rennstrecke zurück. Peter Hoffmann trat im Rahmen des ADAC Sport Auto Supercup mit dem inzwischen 14 Jahre alten Rennwagen an. Wofür der Rennwagen eine neue Karosserie erhielt und teilweise als „M+H C1“ antrat. Das Kürzel „M+H“ stand dabei für „Metzemacher-Hoffmann“. Doch für bessere Ergebnisse sorgten auch die Überarbeitung und der neue Name nicht. Denn beim Eifelrennen auf dem Nürburgring kam Hoffmann deutlich überrundet auf dem letzten Platz ins Ziel. Bei den beiden weiteren Supercup-Läufen, die Hoffmann bestritt, sahen Pilot und Rennwagen erneut keine Zielflagge.

An die Stelle des McLaren C trat wieder ein McLaren M8F

Peter Hoffmann reduzierte zeitweise sein Motorsport-Programm. Doch nach sechs Jahren Pause trat der Rennfahrer wieder mit einem McLaren M8F im „Intercontinental Supersports Cup“ (ISC) an. Die ISC bot schon seit 1986 alten CanAm-Boliden eine neue Heimat. Das reizte den Deutschen offenbar. 1996 gelang Peter Hoffmann beim Jan Wellem-Pokal, dem Oldtimer Festival des DMAC 05 der erste Sieg. Fünf Jahre später wiederholte Hoffmann diesen Erfolg auf dem A1-Ring in der ISC und blieb dem historischen Motorsport mit seinem McLaren M8F bis weit in die 2010er-Jahre treu. Wobei es sich – das ist nicht ganz klar – um Chassis M8FP-72-04 handeln soll. Das ist das Chassis, das einst AMG erwarb.

Die Einsätze des McLaren C im Überblick:

    1. August 1982 – DRM-Lauf in Hockenheim (Rahmenprogramm GP von Deutschland), Ausfall
    1. August 1982 – DRM-Lauf in Hockenheim (Hessen Cup), Ausfall
    1. September 1982 – Interserie beim Siegerland Flughafenrennen, Platz zwei
    1. September 1982 – DRM am Nürburgring (Supersprint), Ausfall
    1. März 1983 – DRM-Lauf in Zolder (Bergischer Löwe) – Platz 8
    1. April 1983 – DRM-Lauf in Hockenheim (Jim Clark-Gedächtnisrennen) – Ausfall
    1. Mai 1983 – DRM-Lauf in Mainz-Finthen – Ausfall
    1. Juli 1983 – Norisring (DRM & Trophäe) – Kein Start nach Problemen im Training
    1. Mai 1984 – Interserie auf der Avus – Ausfall
    1. Juni 1984 – Interserie am Nürburgring – Ausfall
    1. September 1984 – Interserie beim Siegerland Flughafenrennen – Ausfall
    1. Oktober 1984 – Interserie Nürburgring (Rahmenprogramm GP von Europa) – Ausfall
    1. April 1986 – ADAC Supercup Nürburgring (Eifelrennen) – Platz elf
    1. Juni 1986 – ADAC Supercup Hockenheim – Ausfall
    1. September 1986 – ADAC Supercup Nürburgring (Supersprint) – Ausfall