Die „Deutsche Rennsport Meisterschaft“ (DRM) und ihre Super-Produktionswagen der Gruppe 5 stehen bis heute für die wohl aufregendsten Tourenwagen aller Zeiten.
Auf der Grundlage eines sehr freizügigen Reglements definierten Porsche, Ford und BMW zusammen mit ihren Tunern und Teams ab 1977 bei jedem Rennen das Machbare des Tourenwagensports neu. Bald folgten auch später auch Lancia und Toyota dem Ruf der Serie und kämpften um Punkte, Siege und den Titel. Unter den dünnen Kunststoff-Karosserien der Super-Produktionswagen der Gruppe 5 verbargen sich Gitterrohr-Rahmen, zum Teil gebaut aus leichtem Aluminium, und extreme Renntechnik. Damit erzielten die Rennwagen auf der Strecke Rundenzeiten, die auf dem Niveau der damaligen Formel 1 lagen. Doch die Jahre der Gruppe 5 waren letztlich nur eine kurze Epoche der DRM, die deutlich ziviler startete.
Denn die Idee zur „Deutschen Rennsport Meisterschaft“ ging auf Hugo Emde, Sport- und PR-Chef des Stoßdämpfer-Unternehmens Bilstein, Ford-Sportleiter Jochen Neerpasch sowie Fritz Jüttner von Bosch-Renndienst zurück. Die ONS („Oberste Nationale Sportkommission für den Automobilsport in Deutschland“) nahm die Idee der drei Manager 1972 gerne auf. Gefahren wurde zunächst mit Produktionswagen der FIA Gruppe 2. Mit rasender Geschwindigkeit entwickelte sich die „Deutsche Rennsport Meisterschaft“ bald zu der in Europa wichtigsten Serie für Renntourenwagen.
Mitverantwortlich dafür, dass die DRM vergleichbare Rennserien überstrahlte, war das Konzept, das die sogenannten Produktionswagen in nur zwei Divisionen einteilte. Andere Serien kannten deutlich mehr Hubraumklasssen. In der Division I der DRM waren maximal zwei Liter Hubraum erlaubt. Wer mehr Hubraum hatte, der musste in der Division II starten. Bei der Einstufung von Turbomotoren kam ein Turbofaktor von 1,4 zum Einsatz. Im Premierenjahr 1972 sicherte sich der junge Hans-Joachim Stuck im Ford Capri den Titel. Auf den damals erst 21-jährigen Grainauer folgten 1973 und 1974 mit Dieter Glemser und Hans Heyer zwei Piloten aus dem Rennstall von Erich Zakowski. Dessen Zakspeed-Team wurde dadurch schnell selbst so populär wie seine Fahrer.
Ab 1977 dominieren die Spezial-Produktionswagen
Die „Deutschen Rennsport Meisterschaft“ entwickelte sich rasant weiter. Das Publikum liebte die Rennen der Tourenwagen, in denen selbst Deutschlands damalige Formel-1-Piloten Jochen Mass und Rolf Stommelen regelmäßig mitmischten. Um die Attraktivität zu Steiger, änderten die Verantwortlichen die Spielregeln und verabschiedeten sich von der FIA-Gruppe 2. Ab 1977 waren alle Topfahrzeuge nach den Regeln der FIA Gruppe 5 aufgebaute (Super)-Tourenwagen. Mit dem Wechsel zur Gruppe 5 gab die ONS den Startschuss zu einem bisher unbekannten Wettrüsten.
Denn auch wenn diese Fahrzeuge offiziell als sogenannte Spezial-Produktionswagen von ihren zahmen Brüdern der Gruppen 1 bis 4 abgeleitet wurden, handelte es bei ihnen um reine Prototypen. Die Regeln sahen vor, dass die Motorhaube, das Dach und die Türen einem Serienfahrzeug entsprechen mussten. Der Rest war weitestgehend freigestellt.
Unterhalb der Hüftlinie wuchsen die Fahrzeuge deshalb in die Breite. Zudem übernahm unter der Karosserie in der Regel ein Gitterrohr-Rahmen, teilweise aus leichtem Aluminium eine tragende Rolle. Über alles stülpten die Konstrukteure dünne Silhouetten. Immer wieder loteten die Verantwortlichen die Grauzonen des Reglements aus. Weil die Regeln keine Mindesthöhe für die Position der Scheinwerfer vorsahen, entstanden Porsche 935 mit flacher Schnauze und Scheinwerfern knapp über der Fahrbahn.
Die Teams maximierten den Wettbewerb
Dazu waren es die Teams, die – häufig mit schillernden Persönlichkeiten an der Spitze – den Wettbewerb anheizten und für Aufmerksamkeit sorgten. Unvergessen das ewig spannende Duell der Kölner Porsche-Duellanten Kremer und Loos. Es war schließlich 1977 Rolf Stommelen, der sich im Team des Kölner Immobilienkaufmanns und Renn-Enthusiasten Georg Loos den ersten Titel in einem Gruppe 5-Fahrzeug sicherte. Ein Jahr später siegte Harald Ertl im Schnitzer-BMW 320i turbo, während 1979 Klaus Ludwig mit dem Porsche 935 K3 den Titel holte.
Ludwig Porsche-Kremer glich sorgte damit im Zweikampf der Kölner Erzrivalen ein Unentschieden. Mit dem Wettbewerb sanken die Rundenzeiten. Dank des Einfallsreichtums der Hersteller und der Teams führte die Entwicklung zu Tourenwagen, die im britischen Silverstone auf dem Niveau der damaligen Formel 1 unterwegs waren. Auf der Nordschleife fuhr Manfred Winkelhock im Gruppe-5 Ford Capri in 7:18,48 Minuten um den 22,835 km langen Kurs. Zur schnellsten Rennrunde der Formel 1, die allerdings 1976 letztmals auf der Nordschleife antrat, fehlten nur noch acht Sekunden.
Mit den sinkenden Zeiten steigen die Kosten
1980 feierte Hans Heyer im Lancia Beta Montecarlo seinen dritten Titel, ehe Klaus Ludwig im unglaublichen Zakspeed Capri den fünften Titel für Erich Zakowski holte. Dieser Erfolg bildete den Schlusspunkt einer spannenden Zeit. Denn das teure Wettrüsten, war zunehmend schwieriger zu finanzieren. Daher öffneten die Verantwortlichen im deutschen Motorsport ab 1982 die „Deutsche Rennsport Meisterschaft“ für Sportprototypen. Diese Entscheidung war wohl auch eine Folge der durch die FIA überarbeiteten internationalen Klassifizierungen, die die Gruppen 1 bis 6 in die Gruppe A, Gruppe B und C überführte – damit wurde die Gruppe 5 zum Auslaufmodell.
Doch zumindest im ersten Jahr blieben Rennwagen der damals neuen Gruppe C selten. Joest brachte mit dem Porsche 936 stattdessen einen Gruppe-6-Boliden an den Start und sicherte sich die Meisterschaft. Klaus Niedzwiedz gewann mit dem Ford Capri Turbo der Gruppe 5 immerhin noch zwei Läufe. Trotzdem endete mit der Öffnung der DRM für Sportprototypen die Epoche der wohl aufregendsten Tourenwagen aller Zeiten. Denn ab 1983 dominierte der Porsche 956 die DRM, die Tourenwagen der Gruppe 5 füllten jetzt nur noch das Feld auf.
Die Meister der DRM im Überblick
Jahr | Titelträger |
1972 | Hans-Joachim Stuck, Ford Motorenwerke, Ford Capri RS |
1973 | Dieter Glemser, Zakspeed Racing, Ford Escort |
1974 | Dieter Glemser, Zakspeed Racing, Ford Escort |
1975 | Hans Heyer, Zakspeed Racing, Ford Escort |
1976 | Hans Heyer, Zakspeed Racing, Ford Escort |
1977 | Rolf Stommelen, Georg Loos, Porsche 935 |
1978 | Harald Ertl, Schnitzer Motorsport, BMW 320 Turbo |
1979 | Klaus Ludwig, Kremer Racing, Porsche 935 K3 |
1980 | Hans Heyer, GS-Tuning, Lancia Beta Montecarlo |
1981 | Klaus Ludwig, Zakspeed Racing, Ford Capri Turbo |
1982 | Bob Wollek, Joest Racing, Porsche 936 |
1983 | Bob Wollek, Joest Racing, Porsche 956 C |
1984 | Stefan Bellof, Brun Motorsport, Porsche 956 B |
1985 | Jochen Mass, Joest Racing, Porsche 956 |
Seit 2005 holt der AvD im Rahmen des AvD Oldtimer Grand Prix regelmäßig Fahrzeuge aus der ehemaligen DRM auf die Strecke zurück. Diese Bilder entstanden 2006 im Rahmen des „Revival Deutsche Rennsportmeisterschaft“:
Mehr zur DRM hier im Blog
Mehr über die Deutschen Rennsport Meisterschaft gibt es unter anderem auch in den folgenden Artikeln hier im Blog:
Veröffentlicht in: Serie: Deutsche Rennsport-Meisterschaft 1972-1985
- Deutsche Rennsport-Meisterschaft: Ab 1982 setzte die DRM auf die Gruppe C
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