Graham Hill fuhr 176 Grand Prix, gewann fünfmal den Grand Prix von Monaco und sicherte sich zwei Weltmeister-Titel. Das nötigt bis heute jedem Fan des Motorsports Respekt ab. Wer hätte da gedacht, dass Hill erst mit 24 Jahren die Prüfung für den Führerschein ablegte!
Norman Graham Hill wurde am 15. Februar 1929 als Sohn eines Börsenmaklers im feinen Londoner Stadtbezirk Hampstead geboren. Mit 16 Jahren begann Hill beim Instrumentenhersteller Smiths eine Ausbildung. Anschließend erwarb Hill einen Abschluss als Ingenieur, um mit 21 Jahren zur Royal Navy zu gehen. Die zweijährige Dienstzeit verbrachte Hill als Maschinist an Bord eines Kriegsschiffs.
Der Weg in den Rennsport
Mitte der 50er-Jahre später sah Graham Hill in einem Auto-Magazin die Anzeige einer Rennfahrerschule. Für fünf Shilling pro Runde konnte dort jedermann die Rennstrecke von Brands Hatch mit einem Rennwagen des „Universal Motor Racing Club“ unter die Räder nehmen. Hill gönnte sich vier Runden – mehr gab die Brieftasche nicht her. An einen Besuch der angebotenen Rennfahrerkurse war nicht zu denken. Daher überzeugte Graham Hill den Inhaber, dass dieser einen Mechaniker benötigte. Als Lohn sollte Hill den Kurs besuchen dürfen. Der Deal scheiterte nach wenigen Wochen, da der Boss das Versprechen zur Teilnahme am Rennfahrerkurs nicht einhielt.
Doch Graham Hill hatte Lunte gerochen. Eine andere Rennfahrerschule ging auf den Deal ein und hielt Wort. Schon kurze Zeit später durfte Hill mit den Rennwagen dieser Schule auch an Rennen teilnehmen. Dabei fiel sofort das Talent des Rennfahrers positiv auf. Dies führte der Schule zahlreiche neue Kunden zu. Ihr Fahrlehrer wurde Graham Hill, der selbst erst mit 24 Jahren seinen Autoführerschein erhielt. Daneben nahm Hill weiter an Rennen teil. Nach einem dieser Rennen suchte Hill eine Mitfahrtgelegenheit zurück nach London. Lotus-Gründer Colin Chapman hatte einen Platz frei und Hill am Ende der Fahrt als Mechaniker bei Lotus einen neuen Job.
Graham Hill gewinnt bei BRM seinen ersten WM-Titel
Bei Lotus stieg der Mechaniker Hill schnell zum verantwortlichen Ingenieur auf. Und 1957 erhielt Graham Hill von Colin Chapman auch einen Vertrag als professioneller Rennfahrer. Ein Jahr später feierte Hill beim Großen Preis von Monaco sein Debüt in der Formel 1. Doch die Rennwagen von Lotus fielen oft aus. Das nervte den Späteinsteiger, der beim F1-Debüt immerhin schon 29 Jahre alt war. So zog Graham Hill zur Saison 1960 zu BRM weiter. Im Rennstall der Familie Owen feierte zwei Jahre später Graham Hill in Holland seinen ersten Grand Prix Sieg, um sich noch im gleichen Jahr auch den Titel des Formel-1-Weltmeisters zu sichern. 1963 gewann Graham Hill erstmals in Monaco. 1964,
1965, 1968 und 1969 folgten im Fürstentum weitere Siege. Dazwischen sicherte sich Hill 1966 mit einem Lola-Ford die 500 Meilen von Indianapolis. 1967 kehrte Hill zurück zu Lotus. Dort trug der Ingenieur und Rennfahrer maßgeblich zur Entwicklung des Lotus 49 mit dem Ford-Cosworth-Motor bei. Lohn der Mühe war der Titel des Formel-1-Weltmeisters, den sich Hill 1968 zum zweiten Mal sichern konnte. Anschließend wuchsen den Rennwagen immer größere Flügel. Dabei übertrieben es die Entwickler wohl, denn brechende Flügel führten zu mehreren schweren Unfällen. In Watkins Glen zog sich der inzwischen 40-Jährige Hill bei einem Unfall schwere Beinbrüche zu.
Der Weg zu eigenen Team
Heute gilt dieser Unfall als Wendepunkt in der Karriere des Briten. Denn Colin Chapman verzichtete anschließend auf die Dienste des Briten. Hill trat stattdessen ein Jahr lang im privaten Lotus-Team von Rob Walker an, um dann für zwei Jahre zu Brabham zu wechseln. So blieb der Erfolg in Monaco 1969 der letzte Grand Prix-Sieg von Graham Hill. Wobei der Brite bei Brabham immerhin ein nicht zur Weltmeisterschaft zählendes Formel 1-Rennen für sich entscheiden konnte. Zudem siegte Hill 1972 gemeinsam mit Henri Pescarolo bei den 24 Stunden von Le Mans. Damit ist Graham Hill ist bis heutige der einzige Pilot, der die „Triple Crown of Motorsport“ mit dem Grand Prix von Monaco, den 500 Meilen von Indianapolis und den 24-Stunden von Le Mans gewann.
Eine Vielseitigkeit, die heute fast unvorstellbar ist. Zur Zeit könnte nur Juan Pablo Montoya, der bereits in Monaco und Indianapolis siegen konnte, dies ebenfalls schaffen. Neben seinen Starts auf der Langstrecke fuhr Hill weiterhin Formel-1-Rennen. 1973 startete der Brite für Shadow. Zur Saison 1974 gründete Hill mit Hilfe der Zigarettenmarke Embassy sein eigenes Team. Bis Mitte 1975 blieb Graham Hill auch als Fahrer aktiv. Nachdem es in Monaco nicht mehr zur Qualifikation reichte, zog sich Hill auf den Posten des Teamchefs und Konstrukteur zurück.
Ein Unglück kommt selten allein
Das Team war jedoch vom Pech verfolgt. In Barcelona verunglückte Rolf Stommelen mit seinem Hill in Führung liegend schwer. Dabei starben mehrere Zuschauer. Jochen Mass erbte den Sieg. Ende November stürzte die Piper Aztec, die Hill von der Siegprämie für das Indy 500 erwarb, ab. Neben Graham Hill starben bei dem Absturz im dichten Nebel fünf weitere Mitglieder des Embassy-Hill-Teams. Nach dem plötzlichen Tod erbte die Familie einen Berg von Schulden. Graham Hill war seit 1955 mit Bette verheiratet. Das Paar kannte sich aus dem im Londoner Ruderclub. Das charakteristische Design seines Helms, das sich an das Logo des Clubs anlehnt, war ein Hinweis auf diese Verbindung.
Zur Tilgung der Schulden mußte Bette Hill sogar die Pokalsammlung und viele weitere Erinnerungsstücke ihres verunglückten Ehemanns verkaufen. Bernie Ecclestone, der ein echter Rennsport-Romantiker ist, soll die Pokale später gekauft haben, um sie der Familie zurückzugeben. Hills 1960 geborener Sohn Damon traf der Tod des Vaters schwer. Nach ein paar Jahren als Motorrad-Kurier in London stieg Damon mit 24 Jahren ebenfalls in den Automobilrennsport ein. Die Szene belächelte Damon zunächst. Doch der biß sich durch. 1996 wurde Damon Hill mit einem Williams als erster Weltmeister-Sohn ebenfalls Formel-1-Weltmeister.