Von Null auf Zukunft: Der McLaren MP4/1 definierte eine neue Ära!
Der McLaren MP4/1 war 1981 das erste Formel-1-Auto mit einem Kohlefaser-Monocoque und revolutionierte den Motorsport. Dank seiner Leichtbauweise und Stabilität setzte sich die Technologie schnell durch. McLaren übertrug das Konzept später auf Straßenfahrzeuge und prägte damit die Supersportwagen-Welt.

Schon Gründer Bruce McLaren plante, Straßensportwagen zu bauen. Doch sein Unfall 1970 in Goodwood verhinderte dies. Teddy Mayer übernahm die Geschäftsführung. Unter dem Amerikaner konzentrierte sich McLaren auf die Formel 1 und Indianapolis. Das Programm der CanAm-Sportwagen führte Trojan fort. Zwei WM-Titel mit Emerson Fittipaldi (1974) und James Hunt (1976) sowie die Indy-Siege 1972, 1974 und 1976 bestätigten die Entscheidung des amerikanischen Rechtsanwalts.
McLaren fiel in der Formel 1 in das hintere Mittelfeld zurück!
Doch in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre verlor McLaren den Anschluss an die Spitze. McLaren verpasste die Revolution der Aerodynamik. 1977 etablierte der Lotus 78 in der Formel 1 die Wing-Car-Technik. Damit war der parallel vorgestellte McLaren M26 praktisch sofort veraltet. Die notdürftige Nachrüstung des M26 mit einem neuen Unterboden war nur eine Notlösung. 1978 stürzte McLaren, im Vorjahr noch Dritter, in der Konstrukteurs-WM auf Platz acht ab.
Den geplanten M27 vollendete McLaren nicht. Stattdessen entstand für 1979 der McLaren M28, den das Team jedoch schon im Sommer einmottete. Doch auch der neue McLaren M29 brachte nur kurzfristig eine Besserung. In den ersten Rennen konnte zumindest John Watson noch regelmäßig punkten. Doch schon 1980 war der M29 nicht mehr konkurrenzfähig. Nachdem 1979 immerhin noch Platz sieben in der Konstrukteurs-WM heraussprang, fiel McLaren 1980 sogar auf Platz neun zurück.
Project Four übernahm im Oktober 1980 McLaren
Auch der im Laufe der Saison 1980 vorgestellte McLaren M30 brachte nicht die Wende. Alles zusammen riss ein großes Loch in die Kasse und sorgte für Unzufriedenheit bei Hauptsponsor Philip Morris. Der Zigarettenhersteller warb mit seiner Marke Marlboro seit 1974 bei McLaren. Im Herbst 1980 fusionierte McLaren daher mit dem Formel-2-Team Project Four von Ron Dennis. Auch Project Four warb für Marlboro. Es waren die Verantwortlichen von Philip Morris, die beide Teams zusammenbrachten.
Denn sie wussten, dass Project Four am Aufstieg in die Formel 1 arbeitete. Ron Dennis verpflichtete dafür John Barnard als Chefdesigner. Der Ingenieur arbeitete nach dem Studium ab 1968 zunächst bei Lola. 1972 wechselte Barnard zu McLaren. Dort unterstützte der Brite Chefdesigner Gordon Coppuck. 1975 wechselte Barnard zu Vel’s Parnelli Jones Racing. Als sich dieses Team aus der Formel 1 zurückzog, konstruierte Barnard dessen Indy Cars.
John Barnard revolutionierte bei McLaren die Formel 1
Nach einem Wechsel ins Team von Jim Hall entwarf John Barnard den Chaparral 2K. Mit diesem Rennwagen gewann Johnny Rutherford 1980 das Indianapolis 500 und holte im gleichen Jahr auch den Meistertitel der CART-Serie. Der Chaparral 2K verfügte noch über ein Aluminium-Monocoque. Für Ron Dennis konstruierte John Barnard ein Chassis aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff. Zur Verstärkung setzte Barnard zwischen den Kohlefasern auf Wabenplatten aus Aluminium.
Ron Dennis und Project Four brachten die Pläne für den Boliden in die Ehe mit McLaren ein. Aus ihnen wurde der McLaren MP4/1. MP4 stand dabei für Marlboro Project Four und verdeutlicht, dass die Fusion wohl faktisch eher eine Übernahme war. Denn auch wenn Mayer und Dennis das neue Unternehmen formal als gleichberechtigte Geschäftsführer führten, war der Brite jetzt der starke Mann bei McLaren. Nach zwei Jahren übernahm Dennis auch Mayers Geschäftsanteile und stieg zum alleinigen Geschäftsführer auf.
Die Produktion des Kohlefaser-Monocoques übernahm Hercules Aerospace in den USA!
Die Produktion des Chassis für den McLaren MP4/1 übernahm Hercules Aerospace in Salt Lake City. McLaren hatte noch keinen Autoklaven. Die McLaren-Monocoques waren die größten Gegenstände, die Hercules bis dahin aus Kohlefaser fertigte. Bei Anbauteilen wie den Spoilern und der Fahrzeugnase setzte John Barnard weiter auf Aluminium. Und wie bei den Vorgängern lag über dem Chassis eine Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff.
Das erste Kohlefaser-Chassis der Formel 1 markierte eine neue Ära. Dies demonstrierte auch der Unfall von John Watson beim Großen Preis von Italien. Denn Watson überstand einen schweren Unfall bei 225 km/h unverletzt. Schon zwei Monate zuvor gewann Watson mit 40 Sekunden Vorsprung in Silverstone den Großen Preis von Großbritannien. Beides – Unfall und Sieg – überzeugte das gesamte Formel-1-Fahrerlager von der Zukunftsfähigkeit der Kohlefasertechnologie.
Kohlefaser war der Game-Changer!
Dank des Kohlefaser-Chassis gelang McLaren sportlich die Wende. Schon 1981 schob sich das Team auf den sechsten Platz der Konstrukteurswertung vor. Ein Jahr später gewannen John Watson und Rückkehrer Niki Lauda jeweils zwei Grand Prix für McLaren. Damit sicherten die Piloten dem Team den zweiten Platz in der WM der Konstrukteure. John Watson hatte beim Saisonfinale in Las Vegas sogar noch eine Titelchance, verlor den Titel jedoch schließlich an Keke Rosberg.
Die Platzierungen von McLaren in der Formel-1-WM der Konstrukteure:
Jahr | WM-Punkte | Siege | Platz in der WM der Konstrukteure |
---|---|---|---|
1977 | 60 WM-Punkte | 3 Siege | Platz 3 |
1978 | 15 WM-Punkte | – | Platz 8 |
1979 | 15 WM-Punkte | – | Platz 7 |
1980 | 11 WM-Punkte | – | Platz 9 |
1981 | 28 WM-Punkte | 1 Sieg | Platz 6 |
1982 | 69 WM-Punkte | 4 Siege | Platz 2 |
Wie immer, wenn ein Team in der Formel-1-Weltmeisterschaft mit einer Innovation glänzt, wurde auch das Kohlefaser-Chassis von McLaren sofort kopiert. Lotus, wo der nie bei einem Rennen eingesetzte Lotus 88 ähnlich aufgebaut war, zog 1982 mit dem Lotus 91 nach. Doch da verschob McLaren mit dem McLaren MP4/1B die Messlatte schon erneut. Denn bei diesem weiterentwickelten Modell verzichtete John Barnard auf eine zusätzliche Karosserie über dem Kohlefaser-Chassis.
Wie die Konkurrenz den McLaren MP4/1 kopierte:
- Lotus 91 (1982) – Erstes Lotus-Modell mit einem Kohlefaser-Chassis, das noch in Hybridbauweise aus Carbon und Aluminium gefertigt wurde.
- McLaren MP4/1B (1982) – Erstes Modell ohne separate Karosserie über dem Monocoque.
- Ferrari 126C2 (1982, teilweise) – Erstes Ferrari-Modell mit Carbon-Elementen, aber noch kein vollständiges Kohlefaser-Monocoque. Das Monocoque bestand weiterhin größtenteils aus Aluminium, lediglich einige Carbonteile wurden integriert.
- ATS D6 (1983) – Gustav Brunner entwarf ebenfalls ein Kohlefaser-Monocoque ohne zusätzliche Karosserie.
- Brabham BT52 (1983) – Erstes Brabham-Modell mit Kohlefaser-Chassis.
- Renault RE50 (1984) – Erstes Renault-Modell mit Kohlefaser-Monocoque.
- Williams FW10 (1985) – Auch Williams folgte dem Vorbild von McLaren.
Die Konstrukteure reizte, dass Kohlefaser gegenüber Aluminium nicht nur Gewichtsvorteile bot, sondern auch die Steifigkeit des Fahrzeugs erhöhte. Insofern war es nur eine Frage der Zeit, bis Kohlefaser auch bei Straßenfahrzeugen zum Einsatz kam. Und wieder war McLaren der Pionier. 1993 brachte McLaren mit dem F1 den ersten Straßensportwagen mit Kohlefaser-Monocoque auf den Markt. Das Chassis und die Karosserie bestanden vollständig aus Kohlefaser, wodurch das Fahrzeug nur 1.140 Kilogramm wog.
Ein 627 PS starker 6,1-Liter-V12-Motor machte den F1 zum schnellsten Straßenwagen seiner Zeit – er erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 386,4 km/h. 1995 bewies der McLaren F1 mit seinem Sieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans zudem seine Rennsport-Qualitäten. Auch spätere Modelle wie der McLaren 12C (2011), der McLaren P1 (2013) und der McLaren 720S (2017) setzten konsequent auf Kohlefaser-Chassis. Es ist daher keine Überraschung, dass auch der jüngst präsentierte McLaren W1 diesem Trend folgt.
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