Den Auftakt der drei Formel 1-Grand Prix im August 1984 machte der Große Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring. Dem WM-Führenden Alain Prost gelang (fast) das perfekte Wochenende. Schon im Training sicherte sich der McLaren-Pilot den besten Startplatz. Im Rennen gelang Prost die schnellste Rennrunde und der Sieg. Allerdings sah es danach unmittelbar nach dem Start des Rennens gar nicht aus. Denn Elio de Angelis übernahm in der Frühphase des Rennens zunächst die Führung. Doch schon in der achten Runde beendete ein Motorschaden die Fahrt des Lotus-Renault. Ab da war der Weg für Alain Prost frei. In der 23. Runde fiel Nelson Piquet auf dem zweiten Platz liegend aus.
So passierte das, was die Saison 1984 im Rückblick kennzeichnete. Denn der neue Zweitplatzierte war Niki Lauda im zweiten McLaren mit dem Turbomotor von Porsche. An dieser Reihenfolge sollte sich bis ins Ziel nichts mehr ändern. Die McLaren feierten im elften WM-Lauf ihren siebten Sieg. In der WM-Wertung baute Prost damit seinen Vorsprung wieder etwas auf. Mit 44,5 Punkten lag der Franzose nun 5,5 Punkte vor seinem Teamkollegen. Nicht am Start in Hockenheim war übrigens Stefan Bellof. Der Deutsche fuhr stattdessen in Kanada ein Rennen zur Sportwagen-Weltmeisterschaft. Seinen Tyrrell übernahm Formel 2-Europameister Mike Thackwell, der jedoch die Qualifikation verpasste.
In Österreich übernahm Niki Lauda die Führung der WM-Wertung!
14 Tage später fand in Zeltweg der Große Preis von Österreich statt. Das Rennen am 19. August 1984 war der 400. Lauf in der Geschichte der Formel 1-Weltmeisterschaft. Auf der schnellen Strecke in der Steiermark sicherte sich Nelson Piquet den besten Startplatz. Dies gelang dem Brasilianer im Brabham-BMW in der Saison 1984 insgesamt neunmal. Das Erfolgsgeheimnis hinter diesen Qualifikationserfolgen war sicherlich der Turbomotor von BMW. Denn auf eine Runde stellte dieser Motor auch 1984 schon mehr als 1.000 PS Leistung bereit. Im Rennen konnte BMW diesen Leistungsvorteil jedoch nicht nutzen. Denn seit dem Saisonstart durften die Formel 1-Boliden im Rennen „nur“ 220 Liter Benzin verbrauchen. Die Fahrzeuge mit BMW-Motor kamen mit so „wenig“ Benzin nur über die Distanz, wenn die Fahrer Ladedruck und Leistung reduzierten.
Den ersten Start brachen die Verantwortlichen nach Problemen mit der Startampel ab. Niki Lauda war sich nach dem Rennen sicher, dass die Startampel hintereinander „rot, grün, gelb und dann wieder rot“ zeigte. Das irritierte nicht nur den Lokalmatador. Denn Elio de Angelis würgte den Motor seines Lotus-Renault ab. Mehrere andere Rennwagen berührten den Lotus. Ayrton Senna nutzte das Chaos, um vom 10. Startplatz auf den vierten Platz vorzudringen. Doch letztlich war das nach dem Startabbruch vergebliche Liebesmühe. Die McLaren nutzten das Warten vor dem Restart, um in der Startaufstellung die Reifen zu wechseln. Das ärgerte Nelson Piquet, der in der Informationsrunde vor dem Neustart bewusst extrem langsam fuhr, um zu verhindern, dass die McLaren ihre Reifen aufheizen konnten.
Im August 1984 hatte Österreich drei Grand Prix-Piloten!
Das Rennen war vergleichsweise unspektakulär. Den Start gewann Piquet. Alain Prost, der WM-Führende schied – auf dem zweiten Platz liegend – nach einem Dreher aus. Am Ende konnte Piquet seine Führung jedoch nicht bis ins Ziel bewahren. Niki Lauda zog in der 40. Runde an Piquet vorbei. Im Ziel lag der McLaren TAG-Porsche 23 Sekunden vor dem Brabham. Das Podium vervollständigte Michele Alboreto im Ferrari. Mit dem Sieg und dank des Ausfalls von Alain Prost übernahm Niki Lauda die WM-Führung. Das rundete ein erfolgreiches Wochenende der Österreicher ab. Denn im Schatten des neuen WM-Leaders feierte Gerhard Berger mit einem 12. Platz im ATS-BMW sein Grand Prix-Debüt. Der dritte Österreicher im Feld, Jo Gartner fiel nach nur sechs Runden mit Motorproblemen in seinem Osella-Alfa Romeo aus.
Am 26. August 1984 schloß der Große Preis der Niederlande einen heißen Formel 1-Sommer mit drei Grand Prix ab. Genau ein Jahr zuvor ging in Zandvoort der V6-Turbo von TAG-Porsche erstmals bei einem Grand Prix an den Start. Zwölf Monate später kehrte das Triebwerk mit einer Doppelführung in der WM auf den Dünen-Kurs. Alain Prost „feierte“ die Rückkehr mit dem besten Startplatz. Teamkollege Niki Lauda stellte seinen McLaren „nur“ auf den sechsten Startplatz. Das Rennen endete trotzdem mit einem McLaren Doppelsieg. Alain Prost kam gut zehn Sekunden vor Niki Lauda ins Ziel. Damit schrumpfte der Vorsprung des Österreichers auf den Franzosen in der WM-Wertung auf einen halben Punkt. Denn nach dem Großen Preis der Niederlande stand es 54:53,5 für Niki Lauda.
Was passierte sonst noch im August 1984 im Motorsport?
Erst Ende August 1984 setzte die Formel 2-Europameisterschaft ihre Saison fort. Die Pause nutzte der bereits feststehende Europameister Mike Thackwell zu einem Ausflug in die Königsklasse. Doch beim Großen Preis von Deutschland verpasste der Neuseeländer – als Ersatz für den verhinderten Stefan Bellof – die Qualifikation. Zurück in der Formel 2 stellte Thackwell seinen RALT-Honda RH6/84 beim Donnington 50000 auf die Pole Position. Auch im Rennen gelang dem Neuseeländer die schnellste Runde. Trotzdem ging der Sieg an seinen Teamkollegen Roberto Moreno. Mit Moreno standen Emanuelle Pirro und Christian Danner auf dem Podium. Thackwell kam nur als Vierter ins Ziel. Auch in Donnington zeigte sich, dass die Formel 2 inzwischen ein Auslaufmodell war. Denn nur noch 15 Fahrzeuge nahmen am Rennen teil. Das war im Vergleich zu früher, als in der Formel 2 regelmäßig mehr als 30 Autos um die Qualifikation balgten, ein Trauerspiel.
Im August 1984 fuhr Nick Mason in der Sportwagen-Weltmeisterschaft!
Schon am 5. August 1984 – eine Woche nach dem Rennen in Brands Hatch – leistete sich die Sportwagen-Weltmeisterschaft einen Ausflug nach Nordamerika. Im kanadischen Mosport stieg das „Budweiser GT 1000“. Der enge Zeitplan überforderte insbesondere die Privatteams der Sportwagen-Weltmeisterschaft. Denn nur 16 Sportwagen nahmen in Kanada das 1000 Kilometer-Rennen auf. Den drei Gaststartern mit amerikanischen GTO-Boliden standen nur neun C1 und fünf C2 gegenüber. Das war für Sportwagen-Verhältnisse ein ausgesprochen dünnes Startfeld. Das Rennen wurden gewannen Jacky Ickx und Jochen Mass Porsche 956 des Porsche-Werks. Im Ziel hatten die beiden Altmeister des Sportwagensports acht Runden Vorsprung auf den Kunden-Porsche mit David Hobbs, Ruper Keegan und Franz Konrad. Den dritten Platz sicherten sich Guido Daccò und Almo Coppelli im Alba AR2 der Gruppe C2.
Stefan Bellof ging vom besten Startplatz ins Rennen und drehte auch die schnellste Rennrunde. Doch nach einem technischen Defekt verlor der deutsche Nachwuchsstar zusammen mit seinem Partner Derek Bell mehr als 30 Runden. So endete die Fahrt für das britisch-deutsche Duo im Werkswagen von Porsche auf dem vierten Platz. Das Werksteam des Stuttgarter Autobauers setzte beim Gastspiel in Kanada – wie sonst nur in Le Mans – übrigens drei Autos ein. Im dritten Porsche 956 saßen der Australier Vern Schuppan und der Brite Nick Mason. Der Musiker der Band Pink Flyod fuhr seit 1979 regelmäßig Sportwagen-Rennen. Viermal war der Brite bei den 24 Stunden von Le Mans am Start. Der Start in Kanada war – wie wir heute wissen – Masons letzter von elf Auftritten in der Sportwagen-Weltmeisterschaft.
In der Deutschen Produktionswagenmeisterschaft spitzte sich im August 1984 der Kampf um den Titel zu!
Mit zwei Läufen im Rahmenprogramm des Großen Preis von Deutschland und dem Westfalen-Pokal in Zolder trat die Deutsche Produktionswagenmeisterschaft im August 1984 zu drei Rennen an. Den ersten Lauf in Hockenheim gewann Peter Oberndorfer im Alfa Romeo GTV 6, den damals Helmut Marko mit seinem Team RSM einsetzte. Im zweiten Lauf nutzte Manfred Trint die Power seines Ford Mustang 5.0 GT, um das Rennen zu gewinnen. Das war schon der vierte Laufsieg für Trint. Doch diesen Siegen standen auch schon drei Ausfälle gegenüber. Daher hatte der Ringshausen-Pilot in der Meisterschaft nur noch Außenseiterchancen. Die lösten sich nach einem Ausfall beim Westfalen-Pokal endgültig in Luft auf. Dort war Harald Grohs siegreich. Und anders als beim Jim Clark-Rennen im April behielt der Essener diesmal seinen Sieg.