Grosser Preis von Deutschland im Wandel der Zeit

von Fabian P. Wiedl und Tom Schwede am 18. Jul 2024

Seit 1926 gehörte, von wenigen Ausnahmen abgesehen, stets ein Großer Preis von Deutschland im Juli oder August zum Kalender des internationalen Motorsports. Doch inzwischen liegt die letzte Ausgabe des Traditionsrennens fünf Jahre zurück. Für AutoNatives.de die passende Gelegenheit, um einmal auf die wechselvolle Geschichte dieses Rennens zurückzublicken.

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Am 11. Juli 1926 fand auf der Berliner Avus ein internationales Automobil-Rennen über 400 Kilometer “Um den grossen Preis von Deutschland“ statt. Dieses Bild zeigt den Blick von den Tribünen auf die Strecke. – Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-02916 / CC-BY-SA 3.0

Schon 1900 versuchte der Verleger Gordon Bennett eine Art Automobil-Weltmeisterschaft zu etablieren. Zu den Regeln des nach dem Verleger benannten Cup gehörte, dass die Nation des Gewinners das Rennen im folgenden Jahr austragen muss. Als 1903 Camille Jenatzy das Cup-Rennen in Irland mit einem Mercedes für sich entscheiden konnte, stieg das Rennen im folgenden Jahr auf einem Rundkurs bei Homburg vor der Höhe. Dieses Rennen gilt als Deutschlands erste große Motorsport-Veranstaltung. Am Rande des Rennens in Deutschland gründete sich am 20. Juni 1904 mit der Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus (AIACR) der Automobil-Weltverband.

Felice Nazzaro auf dem Sieg zum Kaiserpreis, 1907

1907 gewann Felice Nazzaro mit einem FIAT den im Taunus ausgetragenen Kaiserpreis. Der Italiener legte die vier Runden auf dem 117 Kilometer langen Rundkurs in 5:34:28 Stunden zurück. (Foto: La Vie au Grand Air)

Der neue Verband etablierte sich schnell. Die Funktionäre waren vor allem nicht bereit, dem Verleger Gordon Bennett das Feld zu überlassen. Der letzte Gordon Bennett Cup fand 1905 statt. Ab 1906 prägten der AIACR und der Automobile Club de France (ACF) mit dem Begriff „Grand Prix” eine Bezeichnung, die bis heute im Motorsport zur Anwendung kommt. Schon 1907 fand im Taunus erneut ein großes internationales Rennen auf deutschem Boden statt. Doch das Rennen ging als „Kaiserpreis” und noch nicht als „Großer Preis von Deutschland” über die Bühne. Von diesem Rennen existiert noch eine kurze Filmsequenz, sie zeigt Auto auf einer staubigen Piste. Es blieb jedoch bei nur einer Austragung. Ab 1908 fand für Jahre kein größeres internationales Rennen mehr in Deutschland statt.

Der lange Anlauf bis es endlich hieß, Großer Preis von Deutschland!

Wobei – davon losgelöst – deutsche Piloten und Hersteller bei anderen bedeutenden Rennen in diesen Jahren durchaus erfolgreich waren. 1914 siegte Willy Scholz mit einem Benz beim Großen Preis von Russland. Im gleichen Jahr gewann Christian Lautenschlager für Mercedes den Großen Preis von Frankreich. Mit dem Ersten Weltkrieg kam der Motorsport zum Erliegen. Erst ab 1919 gab es wieder größere Rennen. Und ab 1921 hob der Automobil-Weltverband AIACR beziehungsweise seine ein Jahr später gegründete Sportkommission (CSI) jährlich einige Rennen als Grande Épreuve (französisch für „Große Prüfung“) besonders hervor. Neben dem Großen Preis von Frankreich trug 1921 auch der erstmals ausgetragene Große Preis von Italien diesen Titel. Auch 1922 trugen diese beiden Grand Prix weiter das zusätzliche Prädikat.

Duesenberg Model A bei den Indianapolis 500, 1923

1923 stiegen die 500 Meilen von Indianapolis in den Kreis der wichtigsten Rennen der Welt auf. Hier stellt sich ein Duesenberg Model A dem Wettbewerb auf der aus Pflastersteinen bestehenden Strecke (Foto: Unbekannt).

1923 stiegen auch die 500 Meilen von Indianapolis in diesen illustren Kreis auf. Zwei Jahre später durfte sich auch der Große Preis von Belgien über diese Auszeichnung freuen. Ab 1926 gehörte auch der Großre Preis von Großbritannien zum Kreis der Grande Épreuve. Schon ein Jahr zuvor fand mit dem Solitude-Rennen erstmals wieder ein großes internationales Rennen in Deutschland statt. Vorher war das nicht möglich, da der Automobilclub von Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg kein Mitglied im AIACR mehr sein durfte. Erst 1925 nahm der Automobil-Weltverband den AvD wieder in die internationale Gemeinschaft der Automobilclubs auf. Aber auch dieses Rennen lief nicht als Großer Preis von Deutschland. Es trug bescheiden den Namen seiner Strecke, die in der Nähe von Stuttgart liegt.

Der Große Preis von Deutschland startete unglücklich!

Trotzdem war der Schritt zu einem Nationalpreis nun nicht mehr weit. Am 11. Juli 1926 fand auf der Berliner AVUS erstmals ein Großer Preis von Deutschland statt. Auf dieses Rennen hatten die Zuschauer offensichtlich gewartet. Denn am Renntag strömten mehr als 200.000 in den Grunewald. Doch Baumängel an der „Automobil-Verkehrs- und Übungs-Straße“ sorgten für heftige Bodenwellen auf der schnellen Strecke. Das war in Verbindung mit der wegen des am Rennwochenende widrigem Wetters rutschigen Fahrbahnoberfläche eine verhängnisvolle Kombination. Schon im Training verunglückte Carlo Cattaneo als Beifahrer und Mechaniker von Luigi Platé tödlich. Damals waren Grand Prix-Fahrzeuge noch mit zwei Personen besetzt.

Der Mercedes von Adolf Rosenberger beim Großen Preis von Deutschland 1926

Der Mercedes von Adolf Rosenberger nach dessen Unfall beim Großen Preis von Deutschland 1926. Rosenberger blieb unverletzt, im der Hütte der Sportwarte waren zwei Tote zu bedauern. (Foto: Unbekannt)

Während des Rennens kamen bei einem Unfall von Adolf Rosenberger mehrere Streckenposten ums Leben. Rosenberger selbst blieb unverletzt. Als erster Sieger schrieb sich Rudolf Caracciola in die Analen des deutschen Grand Prix ein. Der „Regenmeister“, wie Caracciola zu seiner Zeit auch gern genannt wurde, gewann mit einem Daimler-Benz, den Ferdinand Porsche konstruiert hatte. Caracciola sollte das Rennen bis 1939 sechsmal für sich entscheiden. Damit ist der Rennfahrer aus Remagen bis heute der Rekordsieger des deutschen Grand Prix. Hinter Caracciola folgen bisher in der Liste der Rekordsieger Michael Schumacher und Lewis Hamilton mit je vier Erfolgen. Auf dem Weg durch die Zeit und zu diesem Ergebnis erlebte der Große Preis von Deutschland eine wechselvolle Geschichte.

Ab 1927 waren „Großer Preis von Deutschland“ und der Nürburgring als Synonyme untrennbar miteinander verbunden!

Schon ein Jahr nach dem Auftakt in Berlin wechselte der Große Preis von Deutschland an den damals neuen Nürburgring. In der Eifel gab es schon vor dem Ersten Weltkrieg die Idee zum Bau einer permanenten Rennstrecke. Doch erst 1924 wurden die Planungen konkreter. 1927 war der Nürburgring fertig. Rudolf Caracciola gewann das Eröffnungsrennen. Beim wenige Wochen später ausgetragenen Großen Preis von Deutschland siegte Mercedes-Benz-Teamkollege Otto Merz. 1931 nutzte Caracciola beim Großen Preis von Deutschland im „Karussell“ als Erster den Graben an der Innenseite der Kehre als Steilwand. Dadurch waren an dieser Stelle deutlich höhere Geschwindigkeiten möglich. Ein Jahr später wurde der Graben betoniert und ist bis heute als „Caracciola-Karussell“ offizieller Teil der Pistenführung.

Großer Preis von Deutschland 1937 – Bernd Rosemeyer im Auto Union Typ D

Europameister Bernd Rosemeyer beim Großen Preis von Deutschland 1937 im Auto Union Typ C (Foto: Deutsches Bundesarchiv, Creative Commons)

1934 war Hans Stuck mit dem Auto Union Typ A den Großen Preis von Deutschland erfolgreich. Damit siegte erneut ein von Ferdinand Porsche konstruiertes Auto. Von 1940 bis 1949 fand wegen des Zweiten Weltkriegs kein Großer Preis von Deutschland statt. 1950, beim Debüt der Automobil-Weltmeisterschaft der Formel 1 fand Deutschland keine Aufnahme in den WM-Kalender. So trug in diesem Jahr ein Formel 2-Rennen am Nürburgring das Prädikat „Großer Preis von Deutschland“. Das Rennen gewann Alberto Ascari in einem Formel 2 von Ferrari. Ein Jahr später – jetzt gehörte der Große Preis von Deutschland endlich zur Automobil-Weltmeisterschaft – wiederholte der Italiener diesen Erfolg. Mit seinem Sieg 1953 gelang Ascari das Kunststück beim Grand Prix von Deutschland dreimal hintereinander zu gewinnen. Das gelang selbst Rudolf Caracciola nicht, sollte aber von 1988 bis 1990 auch Ayrton Senna gelingen.

1955 fand kein Großer Preis von Deutschland statt!

1951, im ersten Formel-1-Rennen am Nürburgring glänzte erneut Ferrari: Vier der ersten fünf platzierten Rennfahrer waren mit einem Auto aus Maranello unterwegs. Nur Juan Manuel Fangio konnte sich als Zweiter mit einem Alfa Romeo zwischen den Ferraris platzieren. Den Sieg feierte Alberto Ascari. Nach zwei weiteren Ferrari-Erfolgen, die sich Alberto Ascari und Giuseppe Farina in den Folgejahren sicherten, gewann 1954 Juan Manuel Fangio mit einem Mercedes-Benz. Der Sieg beim Heimspiel des Autobauers rundete das Comeback der Silberpfeile ab. Eine Wiederholung gab es vorerst nicht. Denn nach der Katastrophe von Le Mans, als 80 Zuschauer den Tod fanden, sagte die CSI 1955 die Großen Preise von Deutschland, Frankreich, Spanien und der Schweiz ab.

Hermann Lang auf Mercedes Benz W196 Monoposto bei seinem letzten Grand Prix Rennen, dem Großen Preis von Deutschland 1954

1954 kehrten die Silberpfeile von Mercedes in den Grand Prix-Sport zurück. Dabei bestreitet Vorkriegsstar Hermann Lang mit einem Mercedes Benz W196 Monoposto beim Großen Preis von Deutschland sein letztes Grand Prix-Rennen. (Foto: Agridecumantes)

1956 und 1957 siegte erneut Fangio. Damit brachte der fünffache Weltmeister das Kunststück fertig, bei seinen drei Siegen in Deutschland drei unterschiedliche Fabrikate zu bewegen. Nach dem Gewinn im Mercedes (1954) folgten Siege mit Ferrari (1956) und Maserati (1957). Nach dem Rückzug von Mercedes-Benz aus dem Motorsport sanken die Zuschauerzahlen am Nürburgring. Die Verantwortlichen entschieden, 1959 um das Prädikat „Großer Preis von Deutschland“ auf der AVUS zu rennen. Das sorgte in der „DDR“ für viel Kritik, gehörte doch West-Berlin in den Augen der SED-Diktatur nicht zur Bundesrepublik. Und auch die Piloten äußerten im Vorfeld des Rennens Sicherheitsbedenken bezüglich der Strecke am Berliner Funkturm.

1959 überlebte „Hans im Glück“ die AVUS

Denn die Hochgeschwindigkeitsstrecke AVUS bestand damals noch aus zwei circa vier Kilometer langen Geraden, einer Haarnadelkurve sowie der aus Backsteinen gemauerten Steilkurve. Die Piloten befürchteten, dass die Reifen der Formel-1-Boliden den Geschwindigkeiten dieser High-Speed-Strecke nicht gewachsen sein würden. Das konnten die Regelhüter der CSI nachvollziehen. Sie schrieben aus Angst vor Reifenschäden den Großen Preis von Deutschland erstmals in der Formel 1-Geschichte in zwei Läufen über je 30 Runden aus. In der Addition beider Läufe belegten mit Tony Brooks, Dan Gurney und Phil Hill drei Ferrari-Piloten die ersten drei Plätze. Doch auch das geteilte Rennen bestätigte leider die Befürchtungen der Piloten.

Sportwagen-Rennen auf der AVUS 1955

1959 kehrte der Große Preis von Deutschland auf die AVUS zurück. Die Steilkurve, hier vier Jahre zuvor bei einem Sportwagen-Rennen, paßte nicht den fragilen Fahrzeugen der Formel 1. (Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F003014-0006 / Brodde / CC-BY-SA 3.0)

Denn im Rennen kam es zu zahlreichen Unfällen. Besonders spektakulär verabschiedete sich Hans Herrmann aus dem Grand Prix. Vor der Südkehre versagten an seinem gemieteten BRM die Bremsen. Herrmann wurde bei einem Überschlag aus dem Wagen geschleudert. Ein Umstand, der dem Stuttgarter angesichts des glimpflichen Ausgangs den Spitznamen „Hans im Glück“ einbrachte. Die Formel 1 sollte nie wieder auf die AVUS zurückkehren. 1960 fand der Große Preis von Deutschland wieder am Nürburgring statt. Mangels Berücksichtigung in der Automobil-Weltmeisterschaft schrieben die Verantwortlichen wie zehn Jahre zuvor erneut „nur“ ein Formel 2-Rennen aus. Es gewann Joakim Bonnier im Porsche 718/2.

Zurück am Nürburgring purzeln die Zeiten

Ab 1961 zählte das Rennen wieder zur Formel-1-Weltmeisterschaft. Inzwischen hatten dort die kleinen Mittelmotor-Monoposto die großen Frontmotorfahrzeuge in den Ruhestand vertrieben. Deshalb reduzierte die CSI zu Saisonbeginn den Hubraum der F1-Rennwagen von 2,5 Liter auf nur noch 1,5 Liter. Damit sank die Leistung der Boliden von zuvor bis zu 280 PS auf weniger als 200 PS. Phil Hill war 1961 mit seinem Ferrari 156 in seiner schnellsten Rennrunde gut zwölf Sekunden schneller unterwegs als Stirling Moss drei Jahre vorher in Vanwell. Der Trend setzte sich in den nächsten Jahren fort. Nur vier Jahre später war Jim Clark im Lotus nochmals 30 Sekunden schneller. 1969 fiel die Marke von acht Minuten – deutlich. Jacky Ickx sicherte sich mit 7:42,1 im Brabham-Ford den besten Startplatz.

Großer Preis von Deutschland 1962

Großer Preis von Deutschland 1962 auf dem Nürburgring: Graham Hill (B.R.M.) vor John Surtees (Lola) und Dan Gurney (Porsche) im Streckenabschnitt Hatzenbach (Foto: Lothar Spurzem)

Dazu muss man sich vorstellen, 1969 lief das Rennen noch auf der Originalstrecke! Statt Leitplanken säumten Hecken den Streckenrand. So etablierte sich der Name „Grüne Holle“. 1970 erklärten die Grand Prix-Piloten, dass sie die Nordschleife für zu gefährlich halten. Sie fordern daher vor einer Rückkehr der Königsklasse in die Eifel umfangreiche Umbauten. Deshalb fand im Sommer 1970 der Große Preis von Deutschland erstmals in Hockenheim statt. Jochen Rindt gewann dabei im badischen Motodrom seinem letzten Grand Prix. In der Zwischenzeit wurde der Nürburgring umgebaut. Die Strecke erhielt Seitenstreifen, Fangzäune und Leitplanken. Das kostete 17 Millionen Mark und holte die Formel 1 schon 1971 wieder zurück in die Eifel.

1976 zeigt der Unfall von Niki Lauda wie gefährlich die Nordschleife ist!

Doch mit dem Umbau wurde die Strecke nicht nur sicherer, sondern auch schneller. Denn zum Umbauprogramm gehörte das Glätten einiger Kuppen. Bei der Rückkehr 1971 sank die beste Rundenzeit auf 7:20,1 Minuten. Niki Lauda kratzte 1974 mit einer Zeit von 7:00,8 Minuten an der Sieben-Minuten-Marke, die ein Jahr später tatsächlich fallen sollte. Schon vor dem Rennen 1976 stand fest, dass der Auftritt am Nürburgring der Schlussakt für die Nordschleife sein wird. Nach dem Feuerunfall von Niki Lauda wird deutlich warum. Die Streckenführung von fast 23 Kilometern machte die Bergung schwierig. Die Landschaft an der Nordschleife verhindert den Bau größerer Auslaufzonen. Deshalb fand der Große Preis von Deutschland ab 1977 in Hockenheim eine neue Heimat.

Niki Lauda im Ferrari 312 T2 am 31.07.1976 beim Training auf dem Nürburgring (Foto: Lothar Spurzem)

Niki Lauda im Ferrari 312 T2 am 31. Juli 1976 beim Training auf dem Nürburgring. Einen Trag später verunglückte der Österreicher im Rennen schwer, zog sich schwere Brandverletzungen zu. Trotzdem gewann Lauda ein Jahr später den – nun in Hockenheim stattfindenden – Großen Preis von Deutschland (Foto: Lothar Spurzem).

1977 feierte Niki Lauda im Ferrari im Badischen endlich seinen ersten Sieg beim Großen Preis von Deutschland. Doch auch Hockenheim ist nie ungefährlich. Bei Testfahrten vor dem Großen Preis 1980 verunglückt Patrick Depailler tödlich. Besonders im Regen sind die Waldgeraden tückisch. Denn das von den Rennen aufgewirbelte Wasser staut sich zwischen den Bäumen. Das wird Didier Pironi im Training zum Grand Prix 1982 zum Verhängnis. Der Franzose übersieht den Renault seines Landsmanns Alain Prost. Die bei dem Unfall erlittenen Beinbrüche führten zum Karriereende von Pironi. 1985 kehrten die Formel 1 und der Große Preis von Deutschland nochmals in die Eifel zurück. Auf der neuen Grand Prix Strecke des Nürburgrings siegte Michele Alboreto mit einem Ferrari. Doch das Gastspiel am Nürburgring blieb ein einmalig, in den kommenden Jahren fand der Große Preis von Deutschland weiter regelmäßig in Hockenheim statt.

1995 triumphierte Michael Schumacher beim Heimspiel

Dem Nürburgring war die Antrittsgebühr der Königsklasse zu teuer. Die Verantwortlichen sahen keine Chance, dieses Geld mit einem Formel 1-Grand Prix zu verdienen. So fährt Michael Schumacher 1995 in Hockenheim als erster Deutscher nach 56 Jahren beim Heimspiel zum Sieg. Vor Schumacher gewann zuletzt 1939 Rudolf Caracciola sein Heimrennen. Schumacher wiederholte den Erfolg beim Großen Preis von Deutschland in den Jahren 2002, 2004 und 2006. Dazu gewann der Rekordweltmeister auch noch dreimal am Nürburgring. Dort gab es in der Schumacher-Ära zusätzlich zum Deutschland Grand-Prix einen Großen Preis von Europa beziehungsweise Luxemburg. Erst 2009 fand wieder ein Großer Preis von Deutschland in der Eifel statt.

Großer Preis von Deutschland 2009

Erst 2009 kehrte – von einem Gastspiel 1985 abgesehen – der Große Preis von Deutschland an den Nürburgring zurück. Das Rennen gewann Mark Webber in einem Red Bull RB5 Renault. (Foto: Diederick.79)

Bis 2014 fand das Rennen nun jährlich im Wechsel auf den beiden deutschen Grand Prix-Rennstrecken statt. 2015 fiel das Rennen am Nürburgring nach der Insolvenz und dem Verkauf der Strecke aus. Der Hockenheimring übernahm nur die Rennen 2016 und 2018 – wie Jahre zuvor vereinbart – und führte das Rennen auch 2019 nochmals durch. 2017 fand somit erstmals seit 52 Jahren kein Großer Preis von Deutschland statt. Während der Covid-19-Pandemie lief 2020 letztmals ein Formel 1-Rennen in Deutschland. Aus rechtlichen Gründen hieß dieses Rennen „Grand Prix der Eifel“ und nicht Großer Preis von Deutschland. Wann das Traditionsrennen zurückkehrt, das ist im Moment offen.

Gibt es 2026 ein Comeback des Großen Preis von Deutschland?

Beim Großen Preis von Frankreich, immerhin der älteste Grand Prix des Motorsports fand sich von 2009 bis 2017 kein Veranstalter. Insofern ist die Situation in Deutschland nichts Neues. Im Hintergrund arbeiten die Strecken an einer Rückkehr der Königsklasse nach Deutschland. Besonders die Verantwortlichen in Hockenheim denken, dank neuer Investoren zurzeit öffentlich über eine Zukunft des Traditionsrennens nach. Denn wenn 2026 AUDI in die Formel 1 einsteigt, dann sind zwei deutsche Hersteller in der Königsklasse aktiv. Und wie es der Zufall so will, feiert der Große Preis von Deutschland im gleichen Jahr auch noch seinen 100. Geburtstag. Dieses runde Jubiläum wäre doch ein hervorragender Anlass für ein Comeback.