Rennsport-Geschichten

Pikes Peak – Machos, Motoren und die Familie Unser

In gut drei Wochen tritt Romain Dumas für Volkswagen mit dem I.D. R Pikes Peak beim „Race To The Clouds“ an. Was ist das eigentlich ein Rennen? Es ist das Rennen der Familie Unser. Denn zu den neun Indy-Siegen der US-Rennsport-Dynastie kommen 26 Erfolge an ihrem Hausberg.

Pikes Peak - die wichtigsten Fakten zur Strecke
Pikes Peak – die wichtigsten Fakten zur Strecke – Grafik: Volkswagen

Neben den 500 Meilen von Indianapolis und den 24 Stunden von Daytona gilt das Bergrennen am Pikes Peak als amerikanischer Motorsportklassiker. Beim „Race To The Clouds“ treten seit jeher die Größen des amerikanischen Motorsports an. Erstmals stand der Klassiker 1916 statt. Hinter dem Rennen stand die Idee, die frisch gebaute Straße hinauf zum Gipfel des Pikes Peak landesweit als Touristenattraktion zu bewerben.

Am 24. Juni 2018 steht die 96. Ausgabe des Rennens auf dem Programm. Volkswagen Motorsport stürmt in diesem Jahr mit dem Elektrorenner I.D. R Pikes Peak dem Gipfel entgegen. Am Lenkrad sitzt Rennprofil Romain Dumas. Der Franzose konnte das Rennen in den beiden vergangenen Jahren für sich entscheiden. Zusammen mit Volkswagen strebt Dumas dem dritten Erfolg in Serie entgegen.

VW war schon vor 30 Jahren da

Wobei ein Gesamtsieg am Pikes Peak für Volkswagen eine Premiere wäre. Obwohl das Bergrennen in den USA für die Wolfsburger kein Neuland ist, der Gesamtsieg gelang VW bisher nicht. 1985 bis 1987 stellte sich Volkswagen mit einem Bi-Motor-Golf der Herausforderung in Colorado. Damals trat der Hamburger Rallye-Fahrer Jochi Kleint für Volkswagen beim Pikes Peak International Hill Climb an.

Die Doppelherz-Legende vom Pikes Peak - der Bi-Motor-Golf von 1987 nach der Restauration.
Doppelherz-Legende vom Pikes Peak – der Bi-Motor-Golf von 1987 nach der Restauration – Foto Volkswagen

Beim Debüt fährt Kleint mit dem ungewöhnlichen Golf als Dritter aufs Podium. Ein Jahr folgt Platz vier. Doch der Sieg geht in beiden Jahren an Audi. 1985 siegt Michèle Mouton. Ein Jahr später ist US-Legende Bobby Unser für Audi erfolgreich. Für Bobby Unser ist es bereist der zehnte Gesamtsieg am Pikes Peak. Wobei Unser, der 1968 als erster Rennfahrer mit einem Turbo-Motor beim Indy 500 siegreich war, für das Rennen 1986 extra aus dem Ruhestand zurückkehrte.

„Ein Mädel hält den Rekord? Das konnte ich nicht stehen lassen.“

Denn Bobby Unser wurmte die Tatsache, dass mit Michèle Mouton im Vorjahr eine Frau das Rennen gewann. Dazu nahm die Französin bei ihrem Sieg Unsers Neffen Al Unser Junior den Streckenrekord ab. Deshalb fühlte sich das damals 52 Jahre alte Oberhaupt der US-Renndynastie berufen, den Rekord zurückzuholen. Denn die Familie Unser ist eng mit dem Bergrennen am Pikes Peak verbunden.

Bei bisher 95 Ausgaben gewann 26- Ausgaben ein Mitglied der Familie Unser. Vor Bobby fuhr sein Onkel Louie Unser neunmal zum Sieg. Im Wettkampf mit Bobby fährt dessen Bruder Alfred zweimal in Colorado zum Sieg. Auch wenn Al Senior damit am Berg das Nachsehen hat, in Indianapolis sieht es anders aus. Da überragt Albert seinen großen Bruder mit vier Siegen, während Bobby im Brickyard „nur“ dreimal gewann.

Der I.D. R Pikes Peak beim Test
Der Elektro-Rennwagen I.D. R Pikes Peak beim Test – Foto Volkswagen

Bobbys Sohn Robby gewinnt am Pikes Peak viermal. Der zweimalige Indy-Sieger Al Unser Junior, Sohn der Indy-Legende Al Senior, sichert der Familie einen weiteren Erfolg. Angesichts dieser einzigartigen Erfolgsgeschichte heißt es in den USA lange: „Pikes Peak? Irgendein Unser gewinnt!“ Bei seinem Sieg 1986 fährt Bobby Unser im Audi in neuer Rekordzeit zum Sieg. Jetzt kann der Amerikaner den Ruhestand genießen.

Schon ein Jahr später unterbietet Walter Röhrl den Rekord auf der kurvenreichen Strecke um fast eine halbe Minute. Doch das lockt Bobby Unser nicht mehr ins Cockpit zurück. Wohl auch, weil Sohn Robby in den kommenden Jahren (1989, 1990, 1992 und 2004) viermal zum Gesamtsieg fährt. Es war Michèle Mouton, die Bobby Unser zurückholte: „Ein Mädel hält den Rekord? Das konnte ich nicht stehen lassen.“

Walter Röhrl macht das Rennen in Europa bekannt

Dank Walter Röhrl gewinnt das Pikes Peak International Hill Climb in Europa an Bekanntheit. Denn Audi setzte den Gipfelsturm mit eindrucksvollen Bildern aus einem Hubschrauber gekonnt in Szene. Sie Bilder haben sich fest in das kollektive Gedächtnis vieler Motorsport-Freunde eingebrannt. Unvergessen, wie Walter Röhrl an der Spitze einer gigantischen Staubwolke durch die 156 Kurven pfeilt.

Al Unser 1965 im Harrison Ford auf dem Weg zu seinem zweiten Sieg beim Bergrennen am Pikes Peak
Al Unser 1965 im Harrison Ford auf dem Weg zu seinem zweiten Sieg beim Bergrennen am Pikes Peak – Foto Volkswagen

Den Bildern half der Umstand, dass die Strecke erst seit 2011 vollständig asphaltiert ist. Umso befremdlicher wirkt heute, dass bis in die 1970er-Jahre die „Open-Wheeler“ aus Indianapolis die Strecke hinaufjagen. 1969 gehörte das „Pikes Peak International Hill Climb“ offiziell zu Monoposto-Meisterschaft des United States Auto Club (USAC). Prompt trug sich mit Mario Andretti ein späterer Formel-1-Weltmeister in die Siegerlisten ein.

2018 fährt Volkswagen mit dem I.D. R Pikes Peak elektrisch

Heute ist das Pikes Peak International Hill Climb eine Spielwiese mit freien Regeln. Volkswagen stellt sich der Herausforderung der 19,99 Kilometer langen Strecke mit einem Elektrorennwagen. Die Startlinie liegt auf einer Höhe von 2.862 Metern. Bis zum Ziel sind 1.440 Höhenmeter zu bewältigen. Verbrennungsmotoren verlieren in dieser Höhe Leistung. Denn sie benötigen Sauerstoff für ihren Verbrennungsprozess.

Der Elektrorennwagen verfügt über eine Systemleistung von 680PS. Trotz der für den Elektro-Betrieb notwendigen Batterien wiegt der I.D. R Pikes Peak 1.100 Kilogramm. Die Karosserie und Aerodynamik-Komponenten des Rennwagens bestehen aus extrem leichten Verbundwerkstoffen. Mehr Details zum Elektro-Rennwagen, der für die neue Elektro-Submarke des Autobauers wirbt, gibt es bei den Kollegen von Volkswagen News.

https://www.youtube.com/watch?v=eXsoo0LUiiY&feature=youtu.be

Damit ist der Volkswagen Rennwagen deutlich leichter als die bisher in Colorado vertretenen Elektrofahrzeugen. Offiziell sagt es bei zwar Volkswagen niemand. Denkbar, dass Romain Dumas zum dritten Gesamtsieg in Folge fährt. Offiziell geht es Volkswagen darum, den Rekord für Elektro-Fahrzeuge zu sichern. Diese Marke liegt seit ein paar Jahren bei 8:57,118 Minuten und hätte im Vorjahr zum Sieg gereicht.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!