Der aus Mittelschweden stammende Ronnie Peterson gilt heute als erster richtiger Wikinger der Formel 1. Doch der tödliche Unfall beim Großen Preis von Italien beendete die Karriere letztlich tragisch.
Bengt Ronald Peterson erblickte am 14. Februar 1944 als ältester von zwei Söhnen eines Bäckers aus Örebro im östlichen Mittelschweden das Licht der Welt. Vater Bengt baute und fuhr in seiner Freizeit kleine Formelrennwagen. Ende der 50er-Jahre entdeckten Vater und Sohn den Kart-Sport für sich. Hier entwickelte sich der Vater zu einem der besten Techniker der Szene. Zudem verfügte er über die notwendigen Mittel, um den Sport intensiv zu betreiben. So rollten die Peterson-Karts früh auf Magnesium-Rädern und nutzen Scheibenbremsen zum Verzögern.
Davon beflügelt galt sein Sohn Ronnie Peterson als als der beste Kart-Fahrer seiner Zeit. Peterson Junior ging als großer Favorit 1966 bei der Kart-Weltmeisterschaft in Kopenhagen an den Start. Denn im Vorfeld konnte der junge Schwede alle wichtigen internationalen Rennen für sich entscheiden. Doch ausgerechnet im Finallauf plagten den Motor im Kart des Favoriten Fehlzündungen geplagt. Ronnie Peterson „verlor“den Titel überraschend an Suzanna Raganelli und kam als Dritter ins Ziel des Finallaufs. Die Italienerin Raganelli bliebt bis heute die einzige Frau, die sich den seit 1964 jährlich vergebenen Titel des Kart- Weltmeisters sicher konnte.
Ronnie Peterson und der Einstieg in die Formel 3
Trotz dieses Rückschlags stieg Ronnie Peterson anschließend in den Automobilsport auf. Vater Bengt konstruierte einen Svebe genannten Formel-3-Rennwagen. Doch trotz einer aufwendigen Konstruktion und des Einsatzes von viel teurem Material aus der Luftfahrt stellten sich erste Erfolge erst ein, als Familie Peterson vom Braunschweiger Kurt Ahrens einen gebrauchten Brabham kaufte. 1968 folgte ein Tecno aus dem Werk der Brüder Pederzani. Jetzt ging es schnell aufwärts. Denn mit dem Tecno sicherte sich Ronnie Peterson auf Anhieb den Titel des „Schwedischen Formel-3-Meisters“. Trotz des Titelgewinns fuhr Ronnie Peterson auch 1969 weiterhin hauptsächlich in der Formel 3, suchte aber die Herausforderung in Europa.
So gewann der Schwede das prestigeträchtige Rennen im Rahmen des Großen Preis von Monaco. Damit stand der Name Peterson in den Notizbüchern der Formel 1-Teamchefs. Und als Ronnie Peterson zusammen mit Freddy Kottulinsky und Torsten Palm für Schweden den „Formula 3 Nations European Cup“ gewann, unterstrichen sie diesen Namen. Parallel dazu versuchte sich der Schwede aber auch in LeMans. Die Schweizer Scuderia Filipinetti nannte Peterson gleich auf zwei Fahrzeugen (Ferrari 275 GTB/C und Chevrolet Corvette). Doch bevor der Nordmann aktiv ins Rennen eingreifen konnte fielen beide Boliden aus. Weshalb der Name des Piloten heute in den meisten Ergebnislisten fehlt.
Schon 1970 der Aufstieg in die Formel 1
Bereits 1969 trat Peterson bei ausgewählten Formel 2-Rennen an. Dort überzeugte der Schwede mit seinem Talent und bekam für 1970 einen March von Malcolm Guthrie Racing. Parallel dazu debütierte Ronnie Peterson noch im gleichen Jahr beim Großen Preis von Monaco mit einem March 701 von Colin Crabbe auch in der Königsklasse des Motorsports. Am Ende des Jahres standen bereits neun Grand Prix in der Vita des Schweden. Diese Einsätze überzeugten das Werksteam von March von den Qualitäten des Rennfahrers aus dem hohen Norden. March bot Peterson ein Doppelprogramm aus Formel 1-WM und Formel 2-EM an. Und der Schwede zahlte das Vertrauen reichlich zurück.
Denn bereits in seiner ersten vollständigen Formel-1-Saison fuhr Peterson für das STP March Racing Team hinter dem überlegenen Jackie Stewart zum Titel des Vize-Weltmeisters. Bei elf Saisonrennen stand Peterson 1971 gleich fünfmal auf dem Podest. Und in der Formel 2 lief es noch besser. Denn dort gewann der Schwede mit dem Werks-March Ford 712M vier der zehn Europameisterschaftsrennen. Damit sicherte sich Ronnie Peterson 1971 den Titel des Formel 2-Europameisters. Damit gehörte der Schwede endgültig zum Kreis der „FIA A-Fahrer“, die damals als Elite des Motorsports galten. Doch 1972 war March in der Formel 1 nicht auf dem Niveau der Spitze. Peterson fiel in der Fahrer-WM auf Platz neun zurück.
1973 wechselte Peterson zu Lotus
Der Wechsel zu Lotus war die logische Folge und zahlte sich schnell aus. Denn schon im Sommer 1973 gewann Ronnie Peterson am Steuer eines Lotus 72E in Frankreich seinen ersten Formel-1-Grand-Prix. Bis Ende 1974 folgten sechs weitere Grand Prix Siege. Doch auch Lotus verlor den Anschluß an die Spitze. Insbesondere die Saison 1975 geriet zum totalen Fiasko. Peterson sammelte nur sechs WM-Punkte, ertrug diese bittere Phase seiner Karriere aber mit stoischer Ruhe. 1976 kehrte der Pilot zu March zurück. Doch trotz des Sieges in Monza war auch 1976 ein verlorenes Jahr. Denn Peterson kam seinem Ziel dem Formel-1-WM-Titel einfach nicht näher.
1977 zog Peterson daher zu Tyrrell weiter. Doch der sechsrädrige Tyrrell Ford P34 ermöglichte es Peterson auch nicht, um die WM zu kämpfen. Der Schwede schloss die Fahrer-Weltmeisterschaft 1977 mit sieben Punkten als 14. ab. Mit finanzieller Hilfe des italienischen Grafen Zanon, dessen Ehefrau damals eine bekannte Kaffeefabrik gehörte, kehrte Peterson zu Lotus zurück. Dort mußte Ronnie Peterson allerdings den Status des Nummer-2-Piloten vertraglich akzeptieren. In einem der besten Formel-1-Autos der Geschichte fiel dies dem Schwede sehr schwer. Für 1979 verhandelte Peterson daher mit McLaren über einen Vertrag als Nummer-1-Pilot.
Doch dazu kam es nicht!
Denn beim Grand Prix von Italien in Monza geriet Peterson unmittelbar nach dem Start unverschuldet in eine Massenkarambolage mit insgesamt zehn Fahrzeugen. Peterson zog sich einen Beinbruch und eine Handverletzung zu. Der Lotus fing Feuer. James Hunt, der als enger Freund des Schweden am Unfall beteiligt war, sowie Clay Regazzoni und Patrick Depailler zogen den Fahrer aus den Flammen. Ronnie Peterson war während des ganzen Unfalls und der Bergung bei vollem Bewusstsein. Das Feuer setzte giftige Dämpfe frei. Die brennende Fiberglasverkleidung des Wagens löste sich in giftiges Chlorgas auf.
Im Krankenhaus setzten die Ärzte Peterson unter Vollnarkose, um die Beinbrüche operativ zu richten. Während des Eingriffs trat eine Fettembolie auf. Der Schwede verstrab. So beendete der Unfall von Monza die Formel 1-Karriere von Ronnie Peterson nach 123 Grand-Prix-Rennen. Dabei blieb der schnelle Schwede zehnmal siegreich und sammelte insgesamt 206 WM-Punkte. Bei 14 Grand Prix ging Peterson vom ersten Startplatz ins Rennen. Bei neun dieser Rennen drehte Peterson die schnellste Rennrunde. Lohn der Mühe waren die Titel des Vize-Weltmeisters 1971 und 1978. Dazu kam 1973 ein dritter Platz in der Automobil-Weltmeisterschaft.
Die Erfolge unterstreichen welches Vollgastier der Schwede war. Außerhalb des Cockpits gehörte Peterson dagegen zu den ruhigsten Vertretern seiner Zunft. Erstaunlich, dass der Mann, dem seine Freunde einen gewissen Hang zum Phlegma nachsagten, als engster und bester Freund des extrovertierten James Hunt im Rennzirkus galt. Und um so tragischer, dass es der McLaren von Hunt war, den Riccardo Patrese nach dem Start in Monza nach links abdrängte. Hunt konnte die Kollision mit dem Lotus seines Freunds nicht vermeiden.