Meinung und Kommentar

Stau mal wieder – oder warum ein Straßenatlas sinnvoll ist

Gestern hatte ich einen Termin in Hamburg. Eigentlich keine große Geschichte. Seit dem Ende der Bauarbeiten auf der A1 lässt sich die Strecke vom Ruhrgebiet bis in die Hansestadt meist ziemlich gut bewältigen. Die 3½ Stunden Fahrzeit sitzt der normale Autoblogger doch auf einer Hälfte des Allerwertesten ab. Dumm nur, wenn aus der Tour eine sechs Stunden lange Fahrt wird, weil nach einer Totalsperrung in der niedersächsischen Provinz das Verkehrschaos ausbricht.

Die Ursache war ein tragischer Verkehrsunfall auf der A1, der zu einer Vollsperrung zwischen den Anschlussstellen Wildeshausen-West und Wildeshausen-Nord führte. Eine junge Frau war mit ihrem Auto auf einen Sattelzug aufgefahren. Der Sattelzug stoppte auf dem Seitenstreifen. Das Fahrzeug der Unfallverursacherin blieb nach Informationen der Polizei auf der rechten Fahrbahn stehen.

Zusammen mit ihrem Begleiter verlies die junge Frau ihr Auto, um sich auf dem Seitenstreifen in Sicherheit zubringen. In der Zwischenzeit fuhr ein weiterer LKW auf das stehende Auto. Dadurch wurde das Auto zum tödlichen Geschoß. Flog in Richtung des Seitenstreifens, traf dort die 20-jährige Frau und verletzte sie tödlich. Wegen der Aufräumarbeiten und der Unfallaufnahme blieb die A1 fast zehn Stunden gesperrt.

Mich erreichte die Nachricht von der Vollsperrung leider erst, als ich schon im Stau stand. Mein Navi sprach nur von „Verkehrsbehinderungen“ und korrigierte die Ankunftszeit um 30 Minuten nach oben. Da die einige Alternative, die das Navi anzeigte, ein Umweg vom fast 70 Kilometern war, entschied ich mich, auf der bisherigen Route zu bleiben. Zumal mir die Alternative nicht half, denn sie wurde leider erst zu spät angezeigt. Da stand ich schon in einem acht Kilometer langen Stau.

Dazu trug auch die deutsche Kleinstaaterei bei, die im Rundfunkwesen auch 143 Jahre nach Gründung eines einigen Deutschlands fortlebt. Denn der WDR beschränkte sich mindestens bis acht Uhr bei seinen Verkehrsmeldungen auf das Sendegebiet. Kein guter Service, denn schließlich gibt es jede Menge Autofahrer, die Nordrhein Westfalen durchqueren. Den NDR, der auf die Vollsperrung hinwies, schaltete ich erst im Stau ein.

Da stand ich nun!

Die Polizei führte den Verkehr an der Anschlussstelle Wildeshausen-West auf die Bundesstraße 231. Die ist an dieser Stelle eine schnurgerade Straße, die durch einen Wald und ein Au-Gebiet führt. Alternativen? Fehlanzeige! Die zweispurige Straße war mit dem zusätzlichen Verkehrsaufkommen völlig überfordert. Das führte dort zu einem weiteren rund fünf Kilometer langen Stau – bis zu einer Ampel in Wildeshausen.

Diese Ampel regelte auf gut 13 Kilometern bis kurz hinter dem Ahlhorner Dreieck den Verkehr. Sie sorgte also dafür, dass der Verkehr auf der Autobahn in Intervallen floss und zum Stillstand kam. Auf die Idee den Verkehr mal anders als sonst zu regeln, war leider niemand gekommen. Dafür war vermutlich keine Zeit. Schließlich galt es auf die Hütchen und Straßensperren aufzupassen, die genervte Autofahrer davon abhalten sollten, ihr Glück in den umliegenden Straßen zu suchen.

Auf dem Weg nach Wildeshausen versuchte ich, mir mit der Kartendarstellung am Navi einen Schleichweg auszusuchen. Es gelang nicht, weil die Kartendarstellung dies nicht vorsieht. Entweder hatte ich eine grobe Übersicht. Oder ich sah die kleinen Strassen. Unmöglich, sich damit zu orientieren. Deshalb werde ich in Zukunft immer einen guten alten Straßenatlas mitnehmen, wenn ich auf Reisen gehe.

Zeitvertreib im Stau – Pannen zählen

Im Stau blieb mir nichts anderes übrig, als sich meinem Schicksal zu fügen. Besonders fröhlich stimmten mich zwei Stauschleicher. Ihnen ging es auf der B 231 immer noch zu schnell vorwärts. Außerdem hatten sie das mit dem Sicherheitsabstand irgendwie falsch verstanden. Deshalb rollten sie stets so langsam an, dass die Lücke zu ihrem Vordermann schon mal auf 200 bis 300 Meter anwuchs.

Aus purer Langeweile fing ich an, Pannen zu zählen. Die Pannenwertung liegengebliebener Fahrzeuge gewann recht souverän der gute Stern auf allen Wegen. Auch wenn das natürlich eine reine und nicht repräsentative Zufallsauswahl war, was das doch ein für mich überraschendes Ergebnis. Denn drei Autofahrer strandeten, von mir beobachtet, im Stau. Dreimal traf es Produkte von Mercedes. Zwei ältere C-Klassen kochte der Stopp-und-Go-Verkehr die Zylinderkopfdichtung durch. Eine B-Klasse verweigerte irgendwann einfach die Weiterfahrt. Ich frage mich, ob hier ein leerer Tank, eine leere Batterie oder ein allgemeiner Autofehler die Ursache war.


Ich habe mich für einen Straßenatlas von Falk (Falk Straßenatlas Deutschland, Österreich, Schweiz, Europa 2015/2016 1:300 000 Spiralbindung) entschieden, den gibt es im Buchhandel oder zum Beispiel auch bei Amazon (Werbung).

AutoNatives.de ist auch bei Facebook. Wir freuen uns über ein Like.







Themen in diesem Artikel:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!