Am 27. Juli 1990 lief der letzte Citroën 2CV vom Band. Damit endete im portugiesischen Mangualde eine Autogeschichte, die 1934 mit einem klaren Auftrag von Citroën-Direktor Pierre-Jules Boulanger begann:
„Entwerfen Sie ein Auto, das Platz für zwei Bauern in Stiefeln und einen Zentner Kartoffeln oder ein Fässchen Wein bietet, mindestens 60 km/h schnell ist und dabei nur drei Liter Benzin auf 100 km verbraucht. Außerdem soll es selbst schlechteste Wegstrecken bewältigen können und so einfach zu bedienen sein, dass selbst eine ungeübte Fahrerin problemlos mit ihm zurechtkommt. Es muss ausgesprochen gut gefedert sein, sodass ein Korb voll mit Eiern eine Fahrt über holprige Feldwege unbeschadet übersteht. Und schließlich muss das neue Auto wesentlich billiger sein als unser „Traction Avant“. Auf das Aussehen des Wagens kommt es dabei überhaupt nicht an.“
Citroën-Direktor Pierre-Jules Boulanger in seinem Auftrag an Chef-Konstrukteur André Lefèbvre, der diesen Auftrag mit dem Citroën 2CV umsetzte.
Konstrukteur André Lefèbvre beginnt mit der Arbeit. Bereits 1939 gibt es die ersten 250 wassergekühlte Prototypen des „Toute Petite Voiture“ („ganz kleines Auto“). Doch als die Deutsche Wehrmacht Frankreich besetzt, müssen die Arbeiten ruhen. Die Verantwortlichen von Citroën verstecken die Prototypen während des Zweiten Weltkriegs vor den deutschen Besatzern.
Offensichtlich gründlich, denn noch 1994 finden sich in einer Scheune drei zuvor vergessene Toute Petite Voiture wieder. Nach Kriegsende setzen die Techniker die Entwicklung fort. Das Ergebnis stellt Citroën am 7. Oktober 1948 in Paris als Citroën 2CV der Öffentlichkeit vor. Ein niederländischer Journalist beschrieb die Neuvorstellung als „häßliche Ente“. Womit der Citroën 2CV zu seinem Spitznamen kam.
Niemand erwartete eine Erfolgsgeschichte
Zunächst belächelt, fand die „Ente“ schließlich satte 41 Jahre lang ihre Kunden. Das einfache Design und der luftgekühlte Motor des Serienmodells sorgten für Spott. Von der satirischen Wochenzeitung „Le Canard enchaîné“ stammt das Zitat von der „Konservendose, Modell freies Campen für vier Sardinen“. Nach dem Debüt verzögert sich der Start der Produktion. Denn Citroën verfügte, als das Unternehmen sein neues Modell vorstellte, noch nicht über die notwendigen Produktionsanlagen. Zudem erhielt die raren Rohstoffe bevorzugt das Staatsunternehmen Renault.
So startet die Produktion des Citroën 2CV schließlich erst im Juli 1949. Die ersten Fahrzeuge gehen fast vollständig an Landwirte und andere Gewerbetreibende. Doch bald entdecken auch Privatkunden den 2CV für sich. Dank ihrer einfachen Technik steigt die „Ente“, wie das Fahrzeug bald auch in Deutschland heißt, zum Anti-Statussymbol auf. In den 1960- und 1970er-Jahren wird sie zum Ausdruck einer nonkonformistischen und konsumkritischen Lebenshaltung. Geringe Unterhaltskosten machen sie in diesem Jahren zum typischen Studentenauto.
Schon 1967 will Citroën erstmals die Produktion einstellen. Denn die Produktion prägen viele manuellen Handgriffe. Das ist teuer und reduziert die Margen. Doch solange die Absatzzahlen die Erwartungen übertreffen, baut der französische Autobauer die „Ente“ weiter. Zudem versteht es Citroën das „Leben“ des 2CV mit geschicktem Marketing in die Länge zu ziehen. Ab 1980 legt der Autobauer zahlreiche Sondermodelle auf. „Charleston“, „Dolly“ oder „I fly bleifrei“ machen die „Ente“ auf ihre alten Tage zum Lifestyle-Artikel. Trotzdem gilt der Kleinwagen gleichzeitig weiter als Statement der Konsumkritik.
Doch wer ehrlich war, der wußte, dass der Citroën 2CV in den 1980er-Jahren längst hoffnungslos veraltet war. Verbrauch, Geräuschentwicklung, Abgasverhalten, Unfallsicherheit – in keiner Kategorie entsprach die „Ente“ noch dem Stand der Technik. Immer mehr Länder erlassen in diesem Jahren Vorschriften zur Luftreinhaltung. Besonders die Verschärfung der Abgasnormen ist für den luftgekühlten Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor der Ente ein Problem. Das Ende der Ente ist somit nur noch eine Frage der Zeit.
Der Abschied des Citroën 2VC war ein Abschied auf Raten
Während in Spitzenzeiten rund 150.000 Citroën 2CV pro Jahr Absatz fanden, verkauft Citroën in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre jährlich „nur“ noch rund 20.000 Exemplare. Besonders die Deutschen und die Briten erwiesen sich als treue Kunden. Schon 1988 lief die Produktion im französischen Levallois aus. Zwei Jahre länger baute noch das Citroën-Werk Mangualde in Portugal die „Ente“. Doch am 27. Juli 1990 endet auch in Portugal das Kapitel Citroën 2CV. In den 41 Jahren der Produktion entstanden 3.868.631 viertürige Limousinen, 1.246.335 Lieferwagen („Kastenente“) und 694 Enten der Sahara-Ausführung „4×4“ mit zwei Motoren und Allradantrieb.
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