Im Musée Automobile de Vendée stieß ich vor ein paar Tagen auf eine Marcadier Can-Am Barquette. Obwohl ich die schon mal in Le Mans gesehen hatte, wusste ich bisher wenig über den kleinen Sportwagen. Deshalb bin ich der Geschichte des Rennwagens – wie schon beim D.B. Panhard Monomil – mal auf den Grund gegangen.
Frankreich verfügt traditionell über eine ziemlich bunte Rennszene. Besonders in den 1960er und 1970er-Jahren gab es bei unseren westlichen Nachbarn viele kleine Firmen, die Rennwagen bauten und verkauften. Sie fanden in nationalen Formel-Klassen wie der 1968 gegründeten Formule France oder in der in Frankreich seit je her starken Szene der Sportwagen und Bergrennen ihr Auskommen.
Fournier et Marodier aus Mions in der Nähe von Lyon ist ein typischer Vertreter dieser Epoche. Marcel Fournier und André Marcadier gründeten 1963 eine Kfz-Werkstatt und begannen mit der Produktion eines kleinen offenen Sportwagens. Den Antrieb der FM Barquette übernahm ein Vierzylindermotor stammte vom Renault 8 beziehungsweise dem Renault 8 Gordini.
Bis 1966 entstanden etwa 60 Bausätze, die Kunden für etwas 7.000 französische Francs kaufen konnten. Damit war der Sportwagen das Rückgrat des Unternehmens. Auch wenn Fournier et Marodier natürlich auch in der Formule France vertreten war. Immerhin rund 20 Fahrzeuge ihre ARAL genannten Monoposto verließen die Werkstatt in Mions. Und auch wenn Fournier et Marodier mit dem Barzoi Coupe in dieser Zeit zudem ein Fahrzeug anbot, das sogar auf der Straße gefahren werden konnte.
Langläufer Marcadier Can-Am Barquette
Ab 1970 führte André Marcadier die Geschäfte alleine weiter. Aus Fournier et Marodier wurde Automobiles Marcadier. Der Flügeltürer Barzoi Coupe blieb im Angebot. Dazu gab es mit der Marcadier Can-Am Barquette einen neuen Sportwagen. Tragendes Element des kleinen Rennwagens (Länge: 3,60 Meter, Breite 1,56 Meter) war ein Stahlrohrrahmen. Darüber lag eine Karosserie aus Polyester.
Auch diesen Rennwagen bot Marcadier wieder als Bausatz an. Beim Fahrwerk konnten Kunden zwischen einer Lösung mit Dreiecksquerlenkern oder der Renault 8 Vorderachse wählen. Als Motor kamen verschiedene Motoren von 1,1 bis 1,8 Liter zum Einsatz. Die Mehrzahl der Marcadier Can-Am Barquette verfügen über Renault-Motoren und Getriebe. Ein Exemplar wurde jedoch auch mit einem BMW 1600ccm Motor gebaut.
Bis Ende der 1970er-Jahre überarbeitete André Marcadier die Marcadier Can-Am Barquette regelmäßig. Im Angebot waren immer zwei unterschiedliche Heckversionen. Neben dem Kurzheck gab es auch eine Variante mit großem Heckflügel. Zeitweilig unterstützte Chrysler France das Projekt. Weshalb späte Modelle des Sportwagens Fahrwerksteilen, dem Motor und dem Getriebe aus Simca 1000 Rallye 2 verfügen.
Am Berg sind die Marcadier Can-Am Barquette stark
1978 gewann Roger Rivoire mit der etwas vergrößerten Marcadier AM 78 Barquette die französische Bergmeisterschaft. Das war zu einer Zeit, als André Marcadier die Bezeichnung Can-Am aus der Typenbezeichnung strich. Für diese hatte sich der Rennwagenbauer ursprünglich entschieden, weil sein kleiner Rennwagen wie eine (flügellose) Miniaturausgabe der Can-AM-Boliden aussah.
Trotz dieses Erfolgs verlor André Marcadier kurze Zeit später den Anschluß. Auch wenn die späten Modelle über Stahlrohrrahmen mit Innenverkleidung aus aufgelisteten Alublechen verfügten, fuhren Fahrzeuge mit Monocoque-Chassis – zunächst aus Aluminium, später aus Verbundwerkstoffen – den kleinen Rennwagen aus Mions bald davon.
André Marcadier verlegte sich auf den Bau von Replicas. Zunächst entstand ein Nachbau des Lotus Seven. Später folgte ein GT 40 Nachbau mit Renault 25 V6 Motoren, eine AC Cobra mit Motoren aus dem Peugeot 604 sowie ein RS 550 mit dem Antrieb aus dem Citroen GS.
[white_box]Gefunden im Musée Automobile de Vendée[/white_box]