Der Große Preis von Monaco in Juni 1984 war völlig verregnet. Das waren die perfekten Voraussetzungen für zwei Youngster, um zu glänzen. Und so fuhren Ayrton Senna und Stefan Bellof fuhren in unterlegenen Autos in Monte Carlo aufs Podium.
Gleich dreimal trat in Juni 1984 die Formel 1-Weltmeisterschaft zu einem Lauf an. Den Anfang machte der Große Preis von Monaco, der am 3. Juni 1984 in Monte Carlo stattfand. Das Rennen gilt heute als legendär. Denn während des Rennens regnete es so stark, dass die Verantwortlichen es nach nur 31 der 7x geplanten Runden vorzeitig stoppten. Das das weniger als die Hälfte der geplanten Distanz war, gab es für diesen Grand Prix nur halbe Punkte. Den Sieg holte sich Alain Prost. Während des Rennens zeigte der WM-Leader auf Start- und Ziel immer wieder mit dem Finger nach oben. Damit wies Prost auf den seiner Meinung nach zu straken Regen hin, um einen Abbruch zu erwirken. Prost nahm die Wasserspiele übrigens bereits vom besten Startplatz auf. An der Seite des Franzosen stand Nigel Mansell im Lotus-Renault in der ersten Startreihe.
Stefan Bellof qualifizierte in Monaco den einzigen Sauger!
Vom 13. Startplatz nahm der der Toleman-Hart von Ayrton Senna das Rennen auf. Auf dem 20. und letzten Startplatz stand Stefan Bellof mit seinem Tyrrell-Ford. Damals durften im Fürstentum an der Côte d’Azur übrigens nur 20 Autos starten. Deshalb war das Rennwochenende in Juni 1984 für sieben Piloten bereits am Samstag zu Ende. Zu den Piloten, die sich nicht qualifizierten, gehörte auch Bellofs Teamkollege Martin Brundle. Auch die beiden Arrows sowie beide RAM und der Alfa Romeo von Eddie Cheever konnten die Hürde der Qualifikation nicht überspringen. Damit ging Stefan Bellof als einziger Pilot mit einem Saugmotor ins Rennen. Dessen Start verschob sich, da es bereits seit den frühen Morgenstunden heftig regnete, um 45 Minuten. Zeitweise stand sogar ein Ausfall des Traditions-Grand Prix zur Debatte.
Doch schließlich nahmen die 20 Formel 1-Boliden das Rennen im Juni 1984 doch noch auf. Bereits am Start kam es zum ersten Unfall. Die beiden Renault von Patrick Tambay und Derek Warwick kollidierten mit dem Ligier-Renault von Andrea de Cesaris. Alle drei Autos konnten das Rennen nicht fortsetzen. Der Franzose Tambay brach sich bei dem Unfall ein Bein und fiel für die kommenden Rennen aus.. Zeitweilig übernahm Nigel Mansell die Führung. Doch ein Unfall riß den Briten nach x Runden aus dem Rennen. So fiel die Führung an Alain Prost zurück. Hinter dem Franzosen, dem Saisonauftakt im März die WM anführte, fuhr Niki Lauda auf dem zweiten Platz. So war es, wie der Mehrzahl der bisherigen WM-Läufe! Zumindest zeitweise gab es damit auch in Monaco eine Doppelführung der McLaren TAG-Porsche.
Senna und Bellof zeigten ihr Potential!
Lauda kam vom achten Platz. Am Start profitierte der Österreicher von der Startkollision der Renault und des Ligier. In der Frühphase des Rennens passierte Lauda die beiden vor ihm gestarteten Ferrari von René Arnoux und Michele Alboreto. Noch beeindruckender war, was Ayrton Senna und Stefan Bellof in Monaco leisteten. Denn vom Wetter praktisch unbeeindruckt benötigte Ayrton Senna nur 16 Runden, um mit seinen Toleman auf den dritten Platz vorzudringen. Der Brasilianer fuhr in Monaco erst seinen fünften Grand Prix. Nun griff Senna im Toleman Niki Lauda an. In Runde 19 passierte Senna den McLaren des Österreichers. Damit endete der Vorwärtsdrang des Brasilianers nicht.
Denn in den kommenden Runden verkürzte Senna stetig den Vorsprung des führenden Alain Prost. Dabei half auch, dass Senna ohne Druck von hinten fahren konnte. Denn Lauda warf den McLaren nach 24 Runden in die Leitplanken. Damit rückte Stefan Bellof im unterlegenen Tyrrell-Ford mit dem bewährten Cosworth V8-Saugmotor auf den vierten Platz vor. Bellof kam vom letzten Startplatz! Zwar profitierte der Deutsche, der erst seinen sechsten Grand Prix fuhr, von den zahlreichen Ausfällen. Doch Bellof zeigte wie Senna einige beeindruckende Überholmanöver. Und auch der Vorwärtsdrang des Tyrrell war noch nicht zu Ende. Denn in der 27. Runde überholte Bellof René Arnoux im Ferrari. Es ist offen, was noch möglich gewesen wäre, wenn Rennleiter Jacky Ickx das Rennen im Juni 1984 nicht nach 31 Runden abgebrochen hätte.
Nicht auszuschließen, dass Senna oder Bellof das Rennen im Juni 1984 hätten gewinnen können!
Aber genauso hätten die beiden Youngster ihre Autos im Juni 1984 auch wegwerfen können. Doch auch mit dem Abbruch fuhren sich beide Nachwuchsfahrer im Regen von Monaco in die Herzen der Motorsport-Fans. Der Besuch der beiden Formel 1-Einsteigern in der Fürstenloge war ein Ausrufezeichen. Und es ist tragisch, dass beide den Rennfahrertod sterben sollten. 14 Tage nach dem Rennen in Monaco setzte die Formel 1-Weltmeisterschaft ihre Saison beim Großen Preis von Kanada fort. Das Rennen gewann Weltmeister Nelson Piquet im Brabham-BMW. Zusammen mit dem Brasilianer standen Niki Lauda und Alain Prost auf dem Podium. Nur eine Woche später holte Nelson Piquet in den Straßen von Detroit den nächsten Erfolg in Juni 1984.
Wobei der Brasilianer auch davon profitierte, dass sein Team ein T-Car hatte. Denn beim ersten Start berührte der Brabham von Piquet den Lotus-Renault von Nigel Mansell. Während Mansell weiterfahren konnte, drehte sich Piquet in die Mauer. Der nachfolgende Marc Surer konnte nicht mehr ausweichen. Der Arrows von Surer kollidierte mit dem Brabham. Trümmerteile beschädigten die Aufhängung des Toleman von Ayrton Senna. Die Rennleitung brach das Rennen ab. Piquet sprang ins T-Car und machte es beim zweiten Start besser. Auch im Ersatzwagen kontrollierte der Weltmeister von 1981 und 1983 das Rennen. Auf dem zweiten Platz kam überraschend Martin Brundle im Tyrrell-Ford ins Ziel. Das war angesichts des Antriebs des Tyrrell eine faustdicke Überraschung. Denn dem Cosworth fehlten im Vergleich zu den Turbos der Konkurrenz mindestens 300 PS Leistung.
Detroit brachte den Tyrrell-Skandal ins Rollen!
Der zweite Platz von Martin Brundle weckte das Interesse der Sportkomissare. Ein FISA-Techniker entnahm dem Tyrrell-Ford im Parc Ferme Flüssigkeiten. Dazu gehörte neben Benzin und Öl auch Wasser aus einem offiziell als Tank der Bremskühlung definierten Tank. Die Analyse des Wassers ergab, dass dieses einen hohen Bleianteil enthielt. Tyrrell gab sofort zu, dass sein Team mit Bleikugeln im Wassertank fahre. Nur so bringe das Team das eigentlich zu leichte Auto auf das notwendige Gewicht. Allerdings behauptete Teamchef Ken Tyrrell stur, dass das Blei bereits das ganze Jahr im Auto sei. Die FISA nahm dagegen an, dass die Tyrrell ohne das Blei im Wassertank ins Rennen ging. Das Team würde, so die FISA, das Auto dann beim Reifenwechsel auf das notwendige Gewicht bringen. Zwar war das Nachtanken verboten, Kühlwasser durften die Teams jedoch nachfüllen. Weil die FISA diese Annahme nicht beweisen konnte, durfte Tyrrell zunächst weiterfahren.
Doch die Lunte brannte ab Juni 1984, denn die FISA ließ nun nicht mehr locker. Auffällig war, dass Tyrrell in den kommenden Rennen nicht mehr an die guten Ergebnisse der ersten Saisonhälfte anknüpfen konnte. Deshalb war sich die FISA schließlich sicher, dass das ehemalige Weltmeister-Team betrogen hatte. Wegen einer erheblichen Verstößen gegen das Reglement strich die FISA im September Tyrrell nachträglich aus allen Ergebnislisten. Dazu schloß die FISA Tyrrell von den letzten drei Saisonrennen aus. Das war – zu diesem Zeitpunkt – die härteste Strafe, die die FISA jemals in der Automobil-Weltmeisterschaft aussprach. Über die Gründe für das hohe Strafmass diskutieren Motorsportfreunde seit inzwischen vier Jahrzehnten. Gut möglich, dass die FISA damit Ken Tyrrell auch für sein Verhalten bei Abstimmungen bestrafte. Denn das damalige Concorde-Abkommen sah Einstimmigkeit vor. Tyrrell hatte mit seinem Veto zuvor mehrfach Abstimmungen blockiert.
Was passierte sonst noch im Juni 1984?
- Al Holbert und Derek Bell gewannen in Juni 1984 beim neunten Rennwochenende der IMSA-GTP-Serie. Das Rennen auf dem Mid Ohio Sports Car Course war erste Sieg des Porsche 962 in Nordamerika.
- Beim Ausflug der Rallye-WM nach Neuseeland im Juni 1984 gewann erneut Stig Blomqvist. Es war bereits der dritte Saisonsieg des Schweden. An der Seite von Blomqvist wies sein Landsmann Björn Cederberg dem Audi Quattro A2 den Weg. Damit baute das Duo seine Führung in der WM-Wertung mit nun 83 Punkten aus. Auf dem zweiten Platz der WM-Wertung lagen nun Markku Alén und Ilkka Kivimäki im Lancia 037.
- Die europäische Elite der Formel 2 trat im Juni 1982 in Pau und beim Rheinpokalrennen in Hockenheim an. Damit ging die Formel 2-Europameisterschaft schon in ihre zweite Saisonhälfte. Das Rennen in den Straßen von Pau gewann Mike Thackwell. Es war schon der fünfte Saisonsieg des Werksfahrers von Ralt. Der Rennwagenhersteller Ralt war seit 1980 das Werksteam von Honda. Die Japaner bauten damals einen V6-Motor, der die Grenzen des Reglements bis an die Grenzen auslotete.
Auch beim Rheinpokalrennen in Hockenheim sicherte sich Thackwell den besten Startplatz und drehte im Rennen die schnellste Rennrunde. Doch am Ende gab es eine Überraschung. Denn im Ziel lag Pascal Fabre im March in Front. An seinen Seiten standen mit Thierry Tassin (Onyx) und Michel Ferté zwei weitere March-Piloten. Das machte das Rennen in Hockenheim zum einzigen EM-Lauf ohne Ralt-Piloten auf dem Podest. Bei beiden Formel 2-Rennen traten nur noch 18 Autos von zehn Teams an. Damit wurde immer deutlicher, dass die Formel 2-Europameisterschaft inzwischen ein Auslaufmodell war. Die Dominanz von Ralt-Honda ließ immer mehr Piloten von einem Start in der Europameisterschaft Abstand nehmen. - Auch die DTM, die damals noch Deutsche Produktionswagen-Meisterschaft hieß, fuhr in Juni 1984 gleich an zwei Wochenenden. Zunächst traten die Tourenwagen der klassenlosen Gesellschaft am 10. Juni 1984 auf dem Fliegerhorst in Wunsdorf vor den Toren Hannovers an. Das Rennen gewann Manfred Trint im Ford Mustang 5.0 GT. Eine Woche später fuhr die DPM im Rahmen des 300-Kilkometer-Rennens auf dem Nürburgring. Den ersten Lauf gewann erneut Trint. Im zweiten Lauf ging Winnie Vogt im BMW 323i von Lindner als Erster ins Ziel.
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