Meinung und Kommentar

Nein, wir wollen auch „ohne Sex im Auto“ keine Infografik veröffentlichen!

Ende Mai regte ich mich hier im Auto-Blog für echte Auto-Natives unter der Überschrift „Sex im Auto“ über das ungefragte Zusenden von Infografiken auf. Gerade in den vergangenen Tagen musste ich oft an den Artikel denken. Scheinbar hat das Verteilen von Infografiken gerade mal wieder Hochkonjunktur.

Eigentlich vergeht kaum ein Tag. Wo nicht mindestens ein entsprechendes Angebot im E-Mail-Postfach eingeht. Und offensichtlich haben die Agenturen, die solche Grafiken verteilen, inzwischen etwas dazu gelernt. Bisher hieß in den Mails oft nur „Hey, das könnte Dich interessieren“. Jetzt nehmen sie beim Zusenden ihrer Grafiken oft Bezug auf bestehende Artikel.

Doch wirklich besser macht das nichts!

Kürzlich erhielt ich unter dem Betreff „Redaktioneller Hinweis zu Ihrem Artikel „FAHREN IM WINTER: EIS UND SCHNEE TROTZEN““ so ein Angebot der „neuen Art“. Absender eine dieser typischen SEO-Agenturen. Schließlich soll ich den „hochwertigen Inhalt“ ja mit einem Link bezahlen. Immerhin, das will ich hier mal positiv erwähnen, segelte der Absender diesmal nicht unter falscher Flagge.

Schon der Firmenname des Absenders beinhaltet deutlich den Hinweis auf die Tätigkeit der Suchmaschinenoptimierung. Doch es sorgt nur kurzfristig für Respekt, dass der Laden als „Labor“ sein Gewerbe offensichtlich mit einem gewissen wissenschaftlichen Anspruch betreibt. Aktuell ist man im Namen einer in England und Wales registrierten Versicherung unterwegs.

Dank des gemeinsamen Europäischen Wirtschaftsraums darf diese Versicherung ihre Produkte unter bestimmten Bedingungen auch in Deutschland anbieten. Damit das hier jetzt niemand falsch versteht, ich bin ein großer Freund des gemeinsamen Europas. Doch selbst als Europa-Freund würde ich mich nicht einer Gesellschaft versichern, die auf der Liste der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zur Geschäftstätigkeit von Schaden- und Unfallversicherern in Deutschland nicht auftaucht.

Zudem wissen regelmäßige Leser dieses Blogs natürlich auch, dass wir hier – wenn überhaupt – nur Versicherungsprodukte aus dem Continentale Versicherungsverbund empfehlen. Schließlich sind mehrere Mitglieder dieser Auto-Blogger Crew dort im Alltag tätig. Insofern ist es schon vor dem Zug ambitioniert, wenn die Dame von der SEO-Agentur als Ergänzung zu einem Artikel ihre Infografiken einer Versicherung bei uns platzieren will.

Wie viel Sinn es macht, einen als Anzeige gekennzeichneten Text mit der Infografik pimpen zu wollen, das ist auch eine spannende Frage. Am Ende lässt das bei mir jedoch nur den Verdacht reifen, dass die Dame nur etwas gegoogelt und sich dann im Blog nicht wirklich mit unseren Inhalten beschäftigt hat. Fazit: Wissenschaftlich ist anders!

Hey Süßer, willst Du ne‘ Infografik?

Am gleichen Tag erreichte mich noch ein weiteres Infografik-Angebot. Diesmal betreibt man SEO im eigenen Haus. Denn Absender ist ein großer Player der Online-Branche. Diesmal greift die (junge) Absenderin zum Standardtrick des Gewerbes. Sie spricht mich – ohne jeden vorherigen Kontakt – mit dem Vornamen an und duzt mich. Dazu beherrscht sie sogar Smileys – verzichtet dafür aber auf ein paar Kommata. Denn sie schreibt mir:

Hallo Tom,

ich kann mir denken, dass Du dich freust schon wieder eine Infografik angeboten zu bekommen. 😉

Den Aussagen aus Deinem Beitrag am 31. Mai 2015 zu der „Sex im Auto“ Statistik kann ich nur zustimmen! Nicht alles was als repräsentativ verkauft wird, ist das auch. …

Auch sie hat also etwas in diesem Blog gelesen und nimmt sogar direkt Bezug auf den Inhalt eines Artikels. Klingt gut, doch es irgendwie erinnert mich trotzdem an den Ausspruch eines Professors, den ich im Grundstudium an der Uni Kiel hörte. Er sagte gern: „Gelesen heißt nicht verstanden!

Ich fand das damals – im jugendlichen Alter eines Studenten – ziemlich zynisch. Heute weiß ich, dass der Mann mit seiner Aussage im Recht war. Spätestens die Mail der Dame, die eine Infografik unter Bezug auf einen Artikel anbietet, der deutlich sagt: „Wir veröffentlichen keine Infografiken“, belegt das. Und daran hat sich auch nicht geändert. Denn wir möchten immer noch keine Infografiken veröffentlichen! Bitte sehen Sie von der Zusendung ab.

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Themen in diesem Artikel:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!