Porsche 984: Leicht, bezahlbar, ein echter Porsche – aber nie gebaut.
Nicht jeder Prototyp landet auch auf der Straße, manche Entwürfe bleiben Idee. Der Porsche 984 ist so ein Fall. Er war kompakt, leicht und clever konstruiert – inspiriert vom Geist des 356. Das hätte einen prima Einstieg in die Welt von Porsche abgegeben. Kein Zweifel, der 984 hätte vieles richtig gemacht.
Manchmal sind es nicht die Lauten und Starken, die Geschichte schreiben. Es sind die Leisen, die Leichten. So wie einst der Porsche 356. Der Ur-Porsche war klein und wendig, bot stets nur eine überschaubare Leistung – und war doch ein Stachel im Fleisch der großen Sportwagen. Er war kein Muskelprotz, sondern ein klug konzipierter Leichtathlet. Auf der Rennstrecke verwies der 356 so manch stärkeren Gegner in die Schranken.
Im Motorsport war Porsche groß!
Genau an dieses Erfolgsrezept erinnerte sich Porsche Mitte der 1980er-Jahre. Hinter dem schwäbischen Autobauer lag eine Ära großer Triumphe: 1970 gewann Porsche zum ersten Mal in Le Mans – mit dem brachialen 917. Ein Auto, das mit seinen Turbo-Varianten die Can-Am-Serie dominierte und bis heute als einer der stärksten Rennwagen aller Zeiten gilt.
Ihm folgte der ebenso beeindruckende Porsche 936, der dreimal in Le Mans triumphierte. Danach übernahmen die Porsche 956 und 962C nahtlos die Bühne. Sie holten sechs Le-Mans-Siege in Folge. Auch die Gruppe-5-Modelle – vor allem der 935 – prägten ihre Zeit, gewannen ebenfalls in Le Mans, siegten in der DRM und verhalfen dem Autobauer zur Sportwagen- und Marken-Weltmeisterschaft.
Auf der Straße lief in den 1980er-Jahren nicht alles rund!
Zwar verkaufte sich der Porsche 911 solide, doch der als Nachfolger geplante 928 kam bei vielen Kunden nicht an. Auch der günstige 924 kämpfte lange mit seinem Image. Dabei war er ein wirtschaftlicher Rettungsanker – ohne ihn hätte Porsche die 1970er wohl kaum überstanden. In den 1980er-Jahren war es schließlich der vom 924 abgeleitete 944, der mit Exporten in die USA der Firma Porsche wichtige Einnahmen sicherte.
In Weissach war klar: Porsche braucht langfristig ein neues, bezahlbares Einsteigermodell. Die Initialzündung kam durch einen Entwicklungsauftrag für SEAT. Für den Ibiza hatte Porsche einen kompakten Vierzylinder konstruiert – das sogenannte „System Porsche“. Der Erfolg dieses Kleinwagen und seines Motors brachte die Ingenieure auf eine Idee: Warum nicht selbst einen kleinen, leichten Sportwagen bauen?
Porsche 984 – Weniger ist mehr!
1984 begann die Entwicklung eines kompakten Roadsters: leicht, aerodynamisch, eigenständig. Der Porsche 984 sollte nicht durch PS, sondern durch clevere Technik und geringes Gewicht überzeugen. 880 Kilogramm Leergewicht, ein niedriger Luftwiderstand und ein luftgekühlter Zweiliter-Boxer mit 120 bis 150 PS – das war das Rezept. Das Ziel war ein Einstiegspreis von rund 40.000 D-Mark.
Dazu dachten die Entwickler über Varianten nach: ein Roadster-Coupé mit innovativem Klapp-Festdach, vielleicht sogar ein Allradmodell für den Motorsport. Ein echter, junger Porsche – neu gedacht, aber im Geiste des 356. Weniger ist mehr. Und das Mehr liegt im Fahrgefühl! Ein Porsche, wie ein Porsche sein soll, war die Losung. Das Ergebnis war der Porsche 984.
Doch der Dollar fiel – und mit ihm der 984.
Ab 1985 fiel der US-Dollar rapide. Mit ihm danken die Gewinne aus dem wichtigen US-Geschäft. Gab es für einen Dollar 1985 noch fast drei D-Mark, sank der Kurs in zwei Jahren auf 1,80. Das traf Porsche hart. Der Vorstand zog die Reißleine – und beendete das Projekt 984 vorzeitig. Der kleine Hoffnungsträger verschwand in der Versenkung.
Später startete Porsche die Entwicklung des Viersitzers 989, dessen Entwicklung der Autobauer jedoch auch nicht zu Ende führte. Erst fast ein Jahrzehnt nach dem 984 griff der Porsche Boxster einige der Ideen des nicht realisierten „Vorgängers“ wieder auf. Offenbar war der 984 seiner Zeit einfach voraus. Er war ein Porsche, der zur falschen Zeit erdacht wurde. Was bleibt, ist die Idee: Ein Porsche muss nicht stark sein, um groß zu wirken.
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