Am letzten Wochenende hatte ich wieder das Vergnügen, bei den Classic Days in Düsseldorf den Rundkurs zu moderieren. Während der Abendstunden sah ich mich etwas im Green Park um. Dabei traf ich auf einen Aston Martin DB6 Shooting Brake. Dieser Kombinationskraftwagen war mir tatsächlich bisher unbekannt. Ihr kennt mich und ahnt sicher, dass ich daher auf Spurensuche ging.
Aston Martin steht für ikonische Sportwagen. Schon 1915 entstand der Autobauer in London. Ab 1947 gehörte das Unternehmen dem Traktorhersteller David Brown. Unter Brown stieg Aston Martin zur globalen Marke auf. Dabei half auch, dass James Bond 1964 im Spielfilm „Goldfinger“ erstmals mit einem Aston Martin DB5 ausrückte. Trotzdem blieben die Stückzahlen immer überschaubar. Bis zur Übernahme durch Ford Mitte der 1990er-Jahre entstanden weniger als 16.000 Aston Martin.
David Brown prägte die Marke Aston Martin mehr als jeder andere!
1950 debütierte der Aston Martin DB2 mit Sechszylinder. Das Grauguss-Aggregat war eine Konstruktion von Walter Owen Bentley, der nach dem Scheitern seines eigenen Unternehmens bei Lagonda arbeitete. Brown erwarb kurz nach Aston Martin auch Lagonda und führte beiden Autobauer anschließend zusammen. 1955 entstand unter der Regie von Brown der Aston Martin DB4. Es war der erste Sportwagen mit dem von Tadek Marek konstruierten Sechszylinder-Aluminiummotor. Die Karoserie des Aston Martin DB4 entwarf die Mailänder Carrozzeria Touring.
Andrew Whyte schrieb in seinem Buch „The Aston Martin and Lagonda. Volume 1: Six-cylinder DB models.“ schon 1984, dass der Aston Martin DB4 „den Gran Tourismo nach Großbritannien brachte.“ Neben der Superleggera-Karosserie von Touring gab es auch eine Zagato-Karosserie. Denn Zagato gestaltete den primär für den Motorsport vorgesehenen Aston Martin DB4 GT. Dieser stand auch Pate bei der Entwicklung der Sportwagen Aston Martin DP 212 und DP 214. Ein Einzelstück blieb der Aston Martin DB4 GT Bertone Jet. Doch „Nuccio“ Bertone fand nicht genügend Kunden für „seinen“ Aston Martin.
1963 leitete Aston Martin vom DB4 den DB5 ab!
Selbst der DB5, der bei den Dreharbeiten zum Film „Goldfinger“ zum Einsatz kam, war ursprünglich ein Aston Martin DB4 Vantage. Die Film-Produktion nutzte den Prototypen des Autobauers. Wesentliche Neuerung des Aston Martin DB5 war der auf vier Liter Hubraum vergrößerte Sechszylinder von Tadek Marek. Ursprünglich hatte dieser Motor „nur“ einen Hubraum von 3,7 Litern. Auch die Karosserie modifizierte Aston Martin beim neuen Modell moderat. Wo beim DB4 die Scheinwerfer steil im Wind stehen, gibt es beim Nachfolger stylische Abdeckungen. Auch die Motorhaube formte der Autobauer beim Modelwechsel um.
David Brown war ein begeisterter Jäger. Um seine Jagdwaffen standesgemäß zu transportieren, gab der Besitzer des Autobauers beim Karosseriebauer Harold Radford Coachbuilders in London einen Kombinationskraftwagen des Aston Martin DB5 in Auftrag. Im Anschluss baute Radfort noch elf weitere Exemplare des Aston Martin DB5 Shooting Brake. Dem zweitürigen Kombi sagen die Kenner ein schwieriges Fahrverhalten nach. Dafür verantwortlich war die unverändert übernommene starre Hinterachse des Sportwagens. Sie kam mit der erhöhten Zuladung des Shooting Brake nicht zurecht. Trotzdem gelten die zwölf Shooting Brake heute als die „Blaue Mauritius“ unter den 1.033 gebauten Aston Martin DB5.
Auch vom DB6 gab es einen Aston Martin DB6 Shooting Brake!
Schon 1965 leitete Aston Martin vom DB5 den etwas vergrößerten DB6 ab. Äußeres Kennzeichen des DB6 war das Kamm-Heck mit der Abrisskante. Auch vom Aston Martin DB6 baute Radfort wieder einen Shooting Brake. Es ist heute jedoch nicht mehr eindeutig nachvollziehbar ob bei Radfort sechs oder sieben Exemplare des Shooting Brake entstanden. Unabhängig davon baute Coachwork FLM Panelcraft drei weitere Aston Martin DB6 Shooting Brake. Doch diese Kombis waren nicht so attraktiv wie die von Radfort. Angesichts der 1.567 gebauten DB6 sind die Aston Martin DB6 Shooting Brake sogar noch deutlich seltener als die des Vorgängers.