Technik

Erdgas als Kraftstoff – einfach, sicher und klimaschonend

Im Kampf gegen die Erderwärmung setzen Autobauer zunehmend auf Autos, die komprimiertes Erdgas (CNG) tanken. Doch viele Verbraucher haben Vorurteile gegen Erdgas-Autos. Andrew Shepherd, Leiter der Abteilung CNG-Produkte bei SEAT räumt im Gespräch deshalb jetzt mit einigen falschen Behauptungen zum Thema Erdgas auf.

Ersetzen Karla und ich unser aktuelles Auto, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir uns beim Nachfolger für ein Erdgas-Auto entscheiden. Denn Erdgas ist eine schlaue Alternative zu Benzin und Diesel. Schließlich sind wir im Kampf gegen die Erderwärmung alle gefordert, den CO2-Ausstoß endlich zu begrenzen. Das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) ist der Hauptgegner der Menschheit. Das vergessen in der aktuellen Diskussion um Stickoxide oder Feinstaub viele gern.

Erdgas als Kraftstoff ist ein wirksames Mittel, um den CO2-Ausstoß zu begrenzen – ohne auf individuelle Mobilität verzichten zu müssen. Denn das Fahren mit synthetisch erzeugten Erdgas setzt so viel CO2 frei, wie die Produktion zuvor bindet. In der CO2-Bilanz bleibt nur das übrig, was die Produktion und der Transport zur Tankstelle „kosten“. Wird Sonnenstrom oder Windenergie genutzt, um synthetisches Erdgas zu produzieren, klingt das fast nach einem energiepolitischen Schlaraffenland.

Trotzdem sind Erdgas-Autos bisher eher etwas für Liebhaber!

Dabei spielt sicher auch das vergleichsweise dünne Netz der CNG-Tankstellen eine Rolle. Denn von den rund 14.500 Tankstellen in Deutschland bieten nur etwas mehr als 1.000 auch Erdgas an. Das schreckt viele Kunden ab. Ich halte das für vorgeschoben. Sicherlich erfordert das Reisen mit dem CNG-Auto in der Praxis etwas Planung. Doch die Angst auf der Strecke zu stranden, ist unbegründet. Schließlich haben moderne CNG-Fahrzeuge auch Benzin an Bord und schalten im Notfall um.

Andrew Shepherd, Leiter der Abteilung CNG-Produkte bei SEAT sagt dazu:

Wenn der Gas-Tank leer ist, schaltet das Fahrzeug automatisch auf Benzin um. Der Fahrer kann seine Fahrt ohne Stopp fortsetzen. Dank der bivalenten Antriebstechnologie haben die Fahrzeuge von SEAT je nach Fahrweise eine Reichweite von bis zu 1.300 Kilometern. Das entspricht der Entfernung zwischen Barcelona und Frankfurt am Main. Das Tanken mit Erdgas ist in europäischen Ländern mit einem Gastankstellennetz möglich, weil das System Universal-Füllstutzen verwendet.

Damit weist Shepherd nebenbei auf einen weiteren Vorteil der CNG-Fahrzeuge hin. Denn die Technik der Zapfsäulen ist normiert. Anders als beim Elektroauto müssen CNG-Fahrer keine Angst haben, dass ihr Fahrzeug nicht zur nächsten Zapfsäule paßt.

Ein weiterer Vorteil sind die Anschaffungskosten!

CNG-Fahrzeuge liegen preislich auf dem Niveau vergleichbarer Benziner. Im Vergleich zu Dieselmodellen sind sie in der Anschaffung sogar deutlich günstiger. Dazu bieten sie auch langfristig Vorteile. Denn wie Shepherd betont, kostet eine Tankfüllung deutlich weniger als 20 Euro. Damit erzielen CNG-Fahrer Einsparungen von 30 Prozent im Vergleich zum Diesel und 55 Prozent im Vergleich zu Benzin.

Andere scheuen Erdgas, weil sie Respekt vor dem Gastank eines CNG-Fahrzeugs haben. Andrew Shepherd ist von der Sicherheit überzeugt: „Gastanks werden nach den höchsten Branchenstandards konstruiert, gefertigt und zertifiziert“, stellt Shepherd klar. Er fügt hinzu, dass diese Gastanks „mit einem Sicherheitsventil ausgestattet sind und im unwahrscheinlichen Fall eines Feuers das Gas auf kontrollierte Weise an die Außenluft abgegeben wird. Dadurch wird verhindert, dass das Fahrzeug Schaden nimmt.“

Erdgastank in einem Seat
Erdgastank in einem Seat (Foto: SEAT)

 

Gleichzeitig verfügt der Gastank, so Shepherd über ausreichend Sicherheitsreserven. Denn „in dem Tank herrscht maximal ein Druck von etwa 200 bar, er ist jedoch auf mehr als das Doppelte ausgelegt.“ Zudem können selbst kalte Temperaturen das System nicht lahmlegen. Denn es sei ein Irrglaube, dass Gas unter bestimmten Nutzungsbedingungen gefriert: „Die Außentemperatur müsste unter 160 Grad Minus betragen, damit sich Erdgas verflüssigt.“

Einige dieser Aussagen überprüfen wir bei 1300ccm.de in diesen Tagen. Denn zurzeit steht steht uns zurzeit ein Audi A5 g-tron als Testwagen zur Verfügung. Mit diesem Erdgas-Auto starten Karla und ich in den nächsten Tagen einen Roadtrip über gut 1.500 Kilometer, um die Praxistauglichkeit von Erdgas zu testen.


Das gesamte Interview mit Andrew Shepherd findet Ihr im SEAT Mediacenter.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!