Die Ceed-Familie steht bei Kia für knapp 40 Prozent der Neuzulassungen. Wir waren mit dem Kia XCeed 1.6 CRDi 136 EcoDynamics+ DCT7 unterwegs. Wie fährt sich der 136 PS starke Diesel-Mild-Hybrid im Alltag?
Kia startete erst in den 1990er-Jahren auf dem für Importeure traditionell schwierigen deutschen Automarkt. Inzwischen ist Kia kein reiner Importeur mehr. Denn mit seiner Ceed-Familie bietet der koreanische Autobauer auch ein europäisches Produkt an. Denn die Entwickler und Designer dieser Fahrzeugreihe sitzen in Rüsselsheim. Kia baut den XCeed in der Slowakei. Mit dieser Strategie etablierte sich Kia inzwischen auch in Deutschland eindrucksvoll. Im ersten Halbjahr 2020 lag der Marktanteil von Kia bei starken 2,1 Prozent.
Der XCeed bietet Eigenständigkeit und fällt – gerade im Gold des Testwagens – auf!
Triebfeder dieses Erfolgs ist die Ceed-Familie. Denn etwas mehr als 40 Prozent der Kia-Kunden in Deutschland entscheiden sich für ein Mitglied dieser Modellreihe. Ihr jüngstes Mitglied ist der XCeed, den Kia erst vor gut einem Jahr in Frankfurt der Weltöffentlichkeit vorstellte. Unter dem Blech basiert der Crossover auf der vor zwei Jahren eingeführten dritten Generation des Ceed. Doch optisch geht Kia beim XCeed eigene Wege.
Denn nur die Vordertüren würden auch in ein anderes Modell der Baureihe passen. Alle anderen Karosserieteile sind eigenständig. Das beginnt an der Front, wo Scheinwerfer den Weg ausleuchten, die es so in den anderen Ceed nicht gibt. Auch die Motorhaube verlängerten die Designer ein Stück, um die Proportionen des um vier Zentimeter höhergelegten XCeed optisch auszubalancieren.
Die Gestaltung des Hecks erinnert an den, gestatten Sie mir an dieser Stelle etwas Subjektivität, wunderbaren Kia ProCeed. Trotzdem verfügt auch sie über eine Individualität, die den XCeed als eigenes Modell platziert. Er ist mehr Cousin als Bruder der anderen Familienmitglieder. Kritiker weisen an dieser Stelle gerne darauf hin, sich die Designer bei Kia in Details an Mercedes-Benz orientieren.
Tatsächlich ist eine gewisse Ähnlichkeit sowohl beim ProCeed als auch beim XCeed nicht von der Hand zu weisen. Trotzdem stellen die Designer auch beim XCeed ein Auto auf die Räder, das sich von seinen Wettbewerbern optisch klar abhebt. Sie sorgen damit für eine Eigenständigkeit, die bei anderen Autobauern leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Das Gold des Testwagens verstärkt den positiven Gesamteindruck!
Wie kann ich im XCeed sitzen?
Fahren beginnt mit dem Einsteigen. Das fällt auch dank der im Vergleich zum normalen Ceed um vier Zentimeter hochgelegten Karosserie leicht. Selbst als Fahrer, der sich mit einem mehr als zwei Meter langen Körper herumschlägt, finde ich sofort eine gute Sitzposition. Das Sportlenkrad des Testwagens liegt gut in der Hand. Das Interieur macht einen aufgeräumten Eindruck. Das lässt sich bei Autos aus Rüsselsheim nicht immer schreiben.
Im Cockpit blicke ich etwas überrascht auf analoge Instrumente. Aus der Pressemitteilung weiß ich, dass Kia im XCeed erstmals auch digitale Instrumente anbietet. Doch in diesem Mild-Hybrid ist das neue Digitalcockpit nicht an Bord. Ein Umstand, der auch dem Kollegen Thomas Geiger bei seinem Test des „richtigen“ Plug-in-Hybridantrieb bei Spiegel Online überraschte. Doch das digitale Cockpit bleibt den beiden höheren Ausstattungslinien „XDITION“ und „PLATINUM EDITION“ vorbehalten.
Mit den neuen Ceed-Modellen bringt Kia das derzeit wohl gelungenste Design in die Kompaktklasse – ganz besonders sticht da der XCeed hervor. Außen als auch innen macht es eine große Freude diesen Crossover anzusehen. Doch nicht nur optisch haben die Koreaner alles richtig gemacht, auch die Qualität und das exzellente Car-Infotainment stimmen. Das integrierte Navi ist auf Augenhöhe mit der Google-Navigation. Die tolle Nutzer-Oberfläche und die schnelle Rechenleistung machen Spaß. Einzig bei den Motoren ist in Sachen Effizienz noch Luft nach oben.
Daniel Przygoda, 3ve-BLOG.de
Der Testwagen verfügt „nur“ über die mittlere Ausstattungslinie „SPIRIT“. Trotzdem glänzt der Kia mit einer umfangreichen Ausstattung, die kaum einen Wunsch offenlässt. An Bord sind unter anderem eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage, eine Rückfahrkamera mit 20,2 Zentimeter (8 Zoll) großem Bildschirm sowie ein Frontkollisionswarner. Während des Tests vermissen wir nur Parksensoren, die nach vorne blicken. Denn in der engen Altstadt-Sackgasse, in der wir leben, ist Drehen unvermeidlich. Parksensoren vorne würden hier definitiv helfen. Zugegeben, das ist ein Luxusproblem. Und ansonsten fehlt der Ausstattung des Kia wirklich nichts. Mir ist jetzt klar, dass das Verhältnis von Preis und Leistung das Erfolgsgeheimnis des koreanischen Autobauers ist. Bei Kia gibt es viel Ausstattung fürs Geld!
Wie fährt sich der Kia XCeed?
Unter der Motorhaube des Kia XCeed 1.6 CRDi EcoDynamics+ geht ein 1,6 Liter großer Dieselmotor seiner Arbeit nach. Der Vierzylinder-Dieselmotor mit Direkteinspritzung und Turboaufladung leistet 136 PS (110 kW) bei 4.000 Umdrehungen pro Minute. Wobei ihm von Zeit zu Zeit ein Elektromotor zur Seite steht. Denn die Bezeichnung „EcoDynamics+“ steht bei Kia dafür, dass hier ein Mild-Hybrid am Werk ist. Diesen, wie Kia es nennt, „Rückenwind in Serie“ gibt es erst seit April dieses Jahres auch im XCeed.
Für den „Rückenwind“ sorgt ein zwölf kW starker Startergenerator. Er kann den Verbrennungsmotor beim Beschleunigen unterstützen. In Phasen, wo der XCeed „segelt“, kann der Elektromotor sogar das Fahrzeug auf Tempo halten. Sobald der Fahrer den Fuß vom Gas nimmt schaltet der Steuercomputer nach Möglichkeit den Dieselmotor ab. Kollege Computer überlässt dann dem Elektromotor die Antriebsarbeit. Beim Bremsen erzeugt der 48-Volt-Generator Strom und gewährleistet damit eine relativ effiziente Form der Energierückgewinnung.
Ziel der Energierückgewinnung ist das Senken der CO2-Emissionen!
Der dank der Energierückgewinnung mögliche Elektro-Boot senkt die CO2-Emissionen des Diesels je nach Modellvariante um bis zu 10,7 Prozent. Im Alltag passiert das praktisch unbemerkt. Denn das Zuschalten und der damit verbundene Wechsel zwischen Antriebs- und Lademodus erfolgt nahtlos. Zum Glück zeigt der der XCeed den jeweiligen Zustand im Cockpit an. Denn sonst könnte ich in den meisten Fällen nicht sagen, in welchem Zustand sich das Mild-Hybrid-System gerade befindet.
Zur Ausstattung des Testwagens gehört ein Sieben-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe. Serienmäßig ist beim Kia XCeed 1.6 CRDi ein Sechs-Gang-Getriebe an Bord. Es verträgt maximal 280 Newtonmeter Drehmoment. Weshalb Kia den Sechs-Gang-XCeed entsprechend „abriegelt“. Mit dem Doppelkupplungsgetriebe ist das nicht notwendig. Der Vierzylinder darf im Bereich von 2.000 bis 2.500 Umdrehungen ein maximales Drehmoment von 320 Newtonmetern zur Verfügung stellen. Das ermöglicht, wie der Test zeigt, in vielen Situationen ein gemütliches Gleiten.
Was verbraucht der Kia XCeed?
Nach einer zügigen Reise auf der Autobahn (817,2 Kilometer) zeigt der Bordcomputer einen Verbrauch von 5,7 Litern an. Das Nachtanken an der Tankstelle offenbart, dass sich der Bordcomputer etwas verschätzte. Denn tatsächlich fülle ich nur 45,60 Liter nach. Das entspricht einem realen Verbrauch von 5,58 Litern pro 100 Kilometer. Damit liegt der XCeed auf der Autobahn weit über dem im Labor ermittelten kombinierten Normverbrauch von 4,4 Litern pro 100 Kilometer.
Mir gefällt besonders der Innenraum. Die Ausstattung des Testwagens lässt keine Wünsche offen. Allenfalls die Menüführung des Navigations- und Soundsystem empfand ich nicht immer als intuitiv. Und als Sportfahrer dieses Blogs würde ich mir bei meinem XCeed etwas mehr Leistung wünschen. Der XCeed fährt dank Elektrounterstützung sportlich an. Doch sobald der Diesel alleine den Vortrieb übernimmt, wird klar, dass hier nur 136 PS Leistung zur Verfügung stehen.
Max Schwede, AutoNatives.de
Bevor jetzt jemand aufschreit, Verbrauch ist immer das Ergebnis der Fahrweise. Auf der Reise habe ich es eilig. Entsprechend zügig bin ich unterwegs. Beschleunige den XCeed von Zeit zu Zeit sogar bis zu seiner Höchstgeschwindigkeit. Die liegt bei 198 Kilometern pro Stunde. Der Kia erreicht diese Marke zwar mit etwas Anlauf, aber letztlich ohne Probleme. Die restliche Testzeit bewege ich den XCeed nur auf dem Weg ins Büro. Dabei geht es deutlich gemächlicher zu, ich versuche sogar, den XCeed möglichst sparsam zu bewegen.
Mit Erfolg, denn der Bordcomputer zeigt auf den Touren Werte zwischen 4,1 und 4,6 Litern an. Im Mittel komme ich auf einen Wert von 4,42 Liter. Das entspricht fast genau dem Wert der kombinierten Verbrauchsangabe. Und das beweist, dass sich der Kia XCeed 1.6 CRDi EcoDynamics+ in unserem Pendlertest durchaus gut schlägt. Wer will, der kann mit dem Mild-Hybrid also tatsächlich so sparsam unterwegs sein, wie der Normverbrauch es suggeriert. Mir zeigt das, dass der Verbrenner noch nicht zum alten Eisen gehört!
Fazit zum Kia XCeed 1.6 CRDi 136 EcoDynamics+ DCT7
Kia macht auch beim Kia XCeed 1.6 CRDi viel richtig. Der Europäer im Line-up des koreanischen Autobauers zeigt damit warum Kia zurzeit erfolgreich ist. Denn der Markt verlor wegen der Corona-Pandemie im ersten Halbjahr 2020 satte 34,5 Prozent. Kia brachte dagegen nur gut ein Viertel weniger Autos als vor zwölf Monaten auf unsere Straßen. Der Test des XCeed offenbart, warum sich Kia in schwierigen Zeiten so behaupten kann.
Denn wer beim Kia XCeed 1.6 CRDi 136 EcoDynamics+ DCT7 eine Schwäche sucht, der findet sie allenfalls unter der Motorhaube. 136 PS sind für den Stadtverkehr mehr als ausreichend. Doch Vielfahrer werden damit nicht glücklich. Zumal der Diesel recht raus klingt und immer präsent ist. Doch das wird die Mehrzahl der Kunden nicht stören. Denn der Kia zeigt ansonsten kaum Schwächen und überzeugt mit einem sehr guten Verhältnis zwischen Preis und Leistung. Die reichhaltige Ausstattung ist ein Pluspunkt, dem schwer zu widerstehen ist.
Weitere Fotos vom Kia XCeed 1.6 CRDi
Technische Daten zum Kia XCeed 1.6 CRDi 136 EcoDynamics+ DCT7
- Typ: Kia XCeed 1.6 CRDi 136 EcoDynamics+ DCT7 – Ausstattungslinie Spirit
- Grundpreis: 20.850,76 Euro Modellreihe – mit diesem Motor und der Ausstattungslinie 30.257,48 Euro
(Stand jeweils 07/2020) - Motor: Vier-Ventil-Dieselmotor mit Direkteinspritzung sowie einem Turbolader mit variabler Geometrie und Intercooler – 1.598 ccm und 136 PS (100kW) Leistung und 320 Newtonmeter Kraft – 48V Mild-Hybrid-System mit 12 kW Leistung
- 0-100 km/h: 10,1 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 198 km/h
- Verbrauch: 4,4 l/100 km – Herstellerangabe, gemessen mit dem „World Harmonised Light Vehicle Test Procedure“ (WLTP) und zurückgerechnet nach NEFZ-Standard ausgewiesen.
- Sicherheitsausstattung Grundmodell: Fernlichtassistent, aktiver Spurhalteassistent mitkorrigierendem Lenkeingriff, Frontkollisionswarner, LED-Licht und Müdigkeitswarner
- Weitere Ausstattungsmerkmale der Ausstattungslinie SPIRIT: Außenspiegel elektrisch anklappbar, adaptive Geschwindigkeitsregelanlage, elektrische Parkbremse, Parksensoren hinten, Rückfahrkamera, Klimaautomatik, Regensensor, Stauassistent, Digitaler Radioempfang (DAB+)
Nina
26. Juli 2020Ein schöner Wagen. Danke für den Bericht. Gehe gleich mal am Montag in eine Auto Garage in St. Gallen für eine Probefahrt. 🙂
dabster
15. März 2021Ein sehr gutes Auto, leider nur technisch. Das Design überzeugt nicht.
Tom Schwede
28. August 2021Geschmäcker sind unterschiedlich. Der findet sicher seine Kunden.