Mehr als 2.000 Kilometer reiste ich, um mir am vergangenen Wochenende den Mdina Grand Prix auf der Mittelmeerinsel Malta anzusehen. Bei der Sprintveranstaltung treten Rennwagen und Sportwagen unterschiedlichster Epochen zum Kampf gegen die Uhr an. Sie fahren auf einer 2,2 Kilometer langen Strecke am Fuße der ehemaligen Inselhauptstadt Mdina im Zentrum der Insel. Die Auswahl der Fahrzeuge war groß. Trotzdem war mir schnell klar, dass ich im Formula Monza 875 meinen persönlichen Liebling im Teilnehmerfeld fand.
Beim ersten Gang durch das Fahrerlager, das die Veranstalter malerisch am Fuß der Stadtmauer eingerichten, fielen mir sofort ein kleines Formelfahrzeug auf. Denn der Motor, der in den kleinen Rennwagen verbaut ist, ist mir von meinen Moderationen beim Kampf der Zwerge gut bekannt. Es ist der Zwei-Zylinder-Boxermotor aus dem Fiat 500 Giardiniera, der Kombiversion des FIAT 500. Zusammen mit „seinem“ Getriebe und den Achsen, den Bremsen und den Rädern aus dem Fiat 500 wird er im Formula Monza 875 zu einem kleinen Monoposto.
Hinterachse und Vorderachse verbindet eine Stahlrohrkonstruktion. In diese wurde ein einfacher Sitz integriert. Mehr gibt es nicht. Denn das reicht, um Motorsport zu betreiben. Ein Prinzip, das grundsätzlich der Formel Vau von Volkswagen ähnelt und wohl auch als italienische Antwort auf das deutsch-amerikanische Erfolgsmodell „erfunden“ wurde. Denn während die Formel Vau bereits seit 1963 in Daytona rannte, ist das erste Rennen der „Formula Monza 875“ aus dem Jahr 1965 überliefert. Gut möglich, dass die Formel Vau bei der Definition der italienischen Klasse das Vorbild war.
Der Formula Monza 875 im Detail
Auf dem Juniorkurs des Autodromo Nazionale Monza traten am 11. April 1965 erstmals italienische Nachwuchspiloten mit den neuen Rennwagen an. Auf dem 2,4 Kilometer langen Kurs begann damit bei der „Trofeo Cadetti“ eine Serie, die in dieser Form schließlich bis Ende der 1970er-Jahre in Italien Bestand haben sollte. Das Erfolgsgeheimnis der Serie war neben der Festlegung der Teile ein Kostenlimit von 875.000 Lire.
Diese Preisvorgabe für den gesamten Wagen sorgte dafür, dass der Motorsport erschwinglich blieb. Trotzdem lockte die neue Klasse eine Vielzahl unterschiedlicher Konstrukteure an. In den Ergebnislisten der „Formula Monza 875“ finden sich bis zu 60 unterschiedliche Fahrzeugbauer. Mit dem Verkauf von Fahrzeugen lies sich offensichtlich Geld verdienen. Wo die Marge klein ist, da muss die Stückzahl stimmen. Was hervorragend klappte, denn zweitweise traten bis zum 120 Piloten bei den Rennwochenende der „Formula Monza 875“ an.
Der „Formula Monza 875“ auf den Fotos in diesem Blogbeitrag stammt vom „Hersteller“ FZ. Überliefert ist, dass sich hinter dieser Bezeichnung eine Gruppe von Motorsport-Enthusiasten verbarg, die mehrere Fahrzeuge baute.