Leopold Wieland und der mißglückte Kommentar

MOTORSPORT aktuell Chefredakteur Leopold Wieland bezeichnet in einem Kommentar zwei tödlich verunglückte Motorsportler als überforderte Amateure. Mit Verlaub, aber der einzige überforderte Amateur in diesem Zusammenhang ist Leopold Wieland.

Der Motorsport erlebt schwarze Wochen. Mit Allan Simonsen, Andrea Mame, Ina Schaarschmidt und Jana Depping verloren in den vergangenen Wochen mehrere Motorsportler bei der Ausübung ihres Sports das Leben. Doch während ihr Tod überall nachvollziehbare Trauer auslöst, zieht Leopold Wieland zum Tod von Piloten, die im historischen Motorsport verunglücken, einen bemerkenswerten anderen Schluss.

Denn für den Chefredakteur von MOTORSPORT aktuell sind Akteure wie die verunglückten Christian Devereux, Rob de Vos oder Marcel Benning überforderte Amateure. Eigentlich, so Wieland, müsse man sie vor der Ausübung ihres selbstmörderischen Treibens schützen. Glauben Sie nicht? Ich auch nicht! Aber Leopold Wieland glaubt das offensichtlich. Der Journalist erweist sich damit angesichts der tödlichen Unfälle als überraschend respektlos.

Der Kommentar von Leopold Wieland ist eine Zumutung

Am 27. August beschäftigte sich Leopold Wieland in einem Kommentar mit dem Unfall von Rob de Vos und Marcel Benning. Die Niederländer verunglückten mit einem Triumph TR7 im Rahmenprogramm der Rallye Deutschland tödlich. Auf dem Truppenübungsplatz Baumholder verlor Pilot de Vos an der Sprungkuppe „Gina“ die Kontrolle über sein Fahrzeug.

Wieland schreibt dazu:

„… Wo sich zwei unglückselige Amateure in einem Uralt-Rallyeboliden, gebaut fernab aller modernen Hochsicherheitsstandards, bei einer Demo-Fahrt viel zu viel zumuteten und mit dem Leben bezahlten.“


Das ist starker Tobak!

Für Wieland sind, wie er weiter ausführt, die Teilnehmer solcher Showeinlagen grundsätzlich überfordert. Sie sind, so Wieland, am Steuer nicht kontrollierbar. Das ist ein befremdlicher Standpunkt für den Chefredakteur des zu Zeiten seiner Vorgänger Dieter Stappert oder Günther Wiesinger angesehenen Fachblatts MOTORSPORT aktuell. Denn wer dieser Argumentation folgt, der bezeichnet mehr als 90% des deutschen Motorsports als inkompetent.

Zudem waren die beiden tödlich verunglückten Niederländer zwar Amateure im Wortsinn, jedoch, anders als Leopold Wieland schreibt, keinesfalls unerfahren. Pilot de Vos war mehr als 20 Jahre Motorsportler. Der Niederländer feierte auf der Rundstrecke, am Berg und bei Rallyes zahlreiche Klassen- und Gesamtsiege. Seine Fahrzeuge bereitete de Vos, der lange die Ferrari-Rennwagen von Michel Oprey betreute, penibel und reglementsgetreu vor.

Der Kommentar belegt primär die Inkompetenz des Autors!

Der von Rob de Vos im Rahmenprogramm der Rallye Deutschland eingesetzte Triumph TR7 erfüllte alle zurzeit im historischen Motorsport gültigen Sicherheitsvorschriften. Der Triumph hätte also bei jeder vom DMSB organisierten Rallye-Veranstaltung des historischen Motorsports ohne Probleme die Abnahme passiert. Ein Uralt-Rallyebolide, der sich fernab moderner Sicherheitsstandards bewegt, ist mit Sicherheit etwas anderes.

Vor der Rallye Deutschland lobte MOTORSPORT aktuell das Konzept der Rallye. Denn durch die Kombination unterschiedlicher Veranstaltungen, die sich die Strecken der Rallye teilen, bekommen die Zuschauer das Maximale geboten. Ob ein vergleichbarer Unfall mit einem Gruppe N oder R1 Fahrzeug an dieser Stelle glimpflicher abgelaufen wäre, ist angesichts des Unfalls bei der Wartburg Rallye zumindest zweifelhaft und auch völlig losgelöst davon, ob das Fahrzeug an einem Wettbewerb oder einer Show-Fahrt teilnimmt.

Kurze Zeit später redet MOTORSPORT aktuell von Bübchen!

Die Stelle ist gefährlich – mit jedem Auto. Das weiß offenbar auch MOTORSPORT aktuell. Denn in der gleich Ausgabe, in der sich der Chefredakteur im Ton vergreift, gibt es auf Seite 22 den Artikel „Nichts für Bübchen“. Dieser Artikel beschreibt das Rallye-Revier Baumholder und die Arena Panzerplatte. Also den Ort, wo Rob de Vos und Marcel Benning verunglückten. Die Wahl der Überschrift macht unter den gegebenen Umständen fassungslos. Insofern kann ich im Moment nur einen überforderten Amateur erkennen. Es ist der, der Leitartikel für eine Motorsport-Wochenzeitung schreibt.

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Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

2 Kommentare

  1. Nico
    31. August 2013

    Traurige Geschichte, der Unfall. Zum Trost bleibt nur, dass die msa doch keiner mehr liest. Übrigens, wenn Du die ganzen Nebenveranstaltungen weg lässt, dann ist die Deutschland auch bald Geschichte. Wobei das schafft der DMSB auch so. Die DRM ist doch längst megapeinlich. Da gibt es einen schönen Artikel in der Speedweek zu http://www.speedweek.com/moto3/news/43747/Mit-dem-Bruenn-GP-war-ich-zufrieden.html

  2. Gunnar
    31. August 2013

    Das was der Typ schreibt geht gar nicht. Gibt es zwei Klassen von Opfern?

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