Im Oktober 25 Jahren starb Felix Wankel. Zu diesem Anlass produzierte der WDR eines seiner hörenswerten ZeitZeichen. Beim Hören amüsierte mich der Ausschnitt eines Ende der 1960er-Jahre mit Felix Wankel geführten Interviews. Denn Felix Wankel war offenbar wirklich davon überzeugt, dass sein Kreiskolbenmotor eines Tages den Hubkolbenmotor verdrängt. Diese Vorhersage trat bis heute nicht ein! Nach dem Ende des Mazda RX-8 gibt es aktuell gar keine Neuwagen mit Wankelmotor mehr.
Wer heute ein neues Fahrzeug mit vier Rädern und Wankelmotor sucht, der muss sich im Kartsport umsehen. Auch bei Flugzeugen kommt der Wankelmotor noch zum Einsatz. Bei Autos spielt der Wankel heute keine Rolle mehr. Zuletzt stellte Audi vor gut drei Jahren mit dem Audi A1 E-tron ein Konzeptfahrzeug mit einem Einscheiben-Wankel als Range Extender vor. Das klingt nach einer guten Idee. Denn als Antrieb eines Generator lässt sich ein Wankelmotor mit konstanter Drehzahl betreiben. Wobei sich der Motor an seinem Effizienzmaximum betreiben lässt.
Fiat verfolgte im elektrischen Fiat 500 kurz ein ähnliches Konzept. Doch sind bisher alles nur Visionen, auch wenn es fahrbereite Versuchsträger gibt. Zu einer Serienproduktion kam es nirgendwo. Fast wirkt es, als ob sich Geschichte wiederholt. Vor 50 Jahren galt der Kreiskolbenmotor als der „neuste heiße Scheiß“ im Motorenbau. Denn auf dem Papier hat der Wankel im Vergleich mit dem Hubkolbenmotor viele Vorteile. Die geringe Anzahl beweglicher Teile sorgt für ein kompaktes Baumaß. Damit sinkt auch das Gewicht. Das sorgt im Vergleich der Konzepte für ein besseres Leistungsgewicht.
Der Verzicht auf Ventile, Nockenwellen und Hubkolben bedingt einen weichen und vibrationsarmen Lauf. Schließich dreht sich im Wankel nur der Läufer genannte Rotationskolben. Das Auswuchten des Läufers verbessert den Lauf zusätzlich. Bei NSU reifte der Wankel Ende der 1950er-Jahre von der Idee zum Produkt. Ab 1960 betrieb NSU Versuchsmotoren im NSU Prinz III. Schon 1963 folgte mit dem NSU Wankel Spider das erste Serienmodell mit Wankelmotor. Auch Mazda und Daimler-Benz lizenzierten das Patent.
Bis 1965 folgen zunächst Alfa Romeo, der Industrieverband Fahrzeugbau der DDR und Porsche. Auch Citroën, Nissan, General Motors, Suzuki, Toyota, Ford und die American Motors Corporation (AMC) schlossen sich Idee an. Für Felix Wankel und NSU war das ein gutes Geschäft. Doch für die meisten Kunden rechnete sich das Geschäft allerdings nicht. Denn auf die Straße bleiben Fahrzeuge mit Wankelmotoren selten. Die große Mehrzahl der Lizenznehmer bauten nur Prototypen oder Versuchsfahrzeuge. Sie verzichteten darauf, dazu, ein Serienmodell mit dem neuen Motorkonzept anzubieten.
Mercedes-Benz sorgte für Aufmerksamkeit
Nach NSU, wo bis heute vor allem der NSU Ro 80 für den Wankel steht, verkauft auch Mazda ab 1967 Serienautos mit Wankelmotor. Trotzdem war es Mercedes-Benz vorbehalten, die Aufmerksamkeit für den Motor zu maximieren. 1969 stellte der Autobauer aus Stuttgart in Genf den Mercedes-Benz C111 vor. Doch trotz Blankoschecks begeisterter Interessenten entschied sich die Daimler-Benz AG früh gegen eine Serienfertigung des Wankelmotors. Gut möglich, dass der C111 auch deshalb bis heute Auto-Fans begeistert.
Nach NSU und Mazda bot nur noch Citroën Autos mit dem Wankel an. 1967 gründeten die Franzosen zusammen mit NSU Comotor, um im saarländischen Altforweiler die benötigten Wankel zu bauen. Zwei Jahre später wollte der französische Autobauer 500 Citroën M35 verkaufen, um Alltagserfahrungen zu sammeln. Doch am Ende entstanden nur 267 Exemplare des Coupés auf Basis des Citroën Ami 8. Trotzdem legten die Citroën-Kunden im Feldtest angeblich mehr als 30 Millionen Kilometer mit den Fahrzeugen zurück. Also gab es ab 1973 den Wankel in der „Grande Série“ ganz offiziell bei Citroën.
Die Stückzahlen bei Citroën blieben klein!
Doch im Citroën GS Birotor steckte der von Comotor weiterentwickelte Motor des NSU Ro 80. Das sprach sich bei den Kunden rum. Sie zeigten dem Birotor die kalte Schulter. Denn der NSU Ro 80 galt nach endlosen Motorproblemen und seinem Verbrauch von 15 Litern für 100 Kilometer zu diesem Zeitpunkt bereits als gescheitert. Von 1967 bis 1977 entstanden nur 37.406 Exemplare des NSU Ro 80. Auch der Citroën GS Birotor blieb mit 847 Stück weit hinter den Erwartungen zurück. 1975 stellte Citroën den Birotor ein und kaufte später sogar Fahrzeuge zurück, um keine Ersatzteile bevorraten zu müssen.
Bereits 1967 stellte Mazda mit dem Mazda 110 S Cosmo Sport den ersten Serienmotor mit Zweischeibenmotor vor. Das gab es zu diesem Zeit selbst bei NSU noch nicht. Denn einen Zweischeibenmotor gab es erst mit dem später vorgestellten NSU Ro 80. Nur ein Jahr nach dem Cosmo gab es bei Mazda sogar ein Volumenmodell mit dem Wankelmotor zu kaufen. Der Mazda R100 mit dem Motor aus dem Cosmo war das Coupé des Mazda 1000/1300. In den kommenden Jahren folgten zahlreiche weitere Mazda-Fahrzeuge mit Wankelmotor. Dabei ist die Wankel-Version meistens das Spitzenmodell einer Baureihe.
Mazda blieb dem Wankelmotor lange treu
Wobei einige der Wankel-Modelle von Mazda nur in Japan erhältlich waren. In Europa und Deutschland hielten lange nur der Mazda RX-7 und dessen Nachfolger RX-8 die Wankel-Fahne hoch. Zudem entwickelte Mazda das Konzept des Kreiskolbenmotors kontinuierlich weiter. Höhepunkt war 1991 der Gewinn der 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Den siegreichen Mazda 787B trieb ein Vierscheiben-Wankelmotor an. Insgesamt baute Mazda seit 1967 ungefähr 2.000.000 Fahrzeuge mit Wankelmotor – deutlich mehr als jeder andere Hersteller.
Den vorläufigen Schlusspunkt setzte der von 2003 bis 2011 gebaute Mazda RX-8. Doch zurzeit halten sich in Japan hartnäckig Gerüchte, dass Mazda an einem Herausforderer für den Toyota GT86 arbeitet. 2007 begann dazu die Arbeit an einem völlig neuen Wankelmotor. Mazda spricht beim offiziell „Sky R“ getauften Motor von der 16. Generation seines Kreiskolbenmotors. Sollten diese Gerüchte stimmen, dann wäre der Wankelmotor tatsächlich nur in einem Dornröschenschlaf. Doch selbst dann ist es unwahrscheinlich, dass der Wankelmotor eines Tages doch noch den Hubkolbenmotor verdrängt.