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Ni-Cola Classics versteigert zwei Wankelmotoren von Mercedes

Der Mercedes-Benz C 111 ist legendär. Obwohl dem Stuttgarter Autobauer den Sportwagen nie in Serie baute, ist der Sportwagen in den Herzen vieler Autofans unvergessen. Mit dem C 111 experimentierte Mercedes-Benz in den 1960er und 1970er-Jahren mit unterschiedlichen Motor-Konzepten. Jetzt kündigt ein Auktionshaus an, Anfang November zwei der damals genutzten Wankelmotoren zu versteigern.

Mercedes C111 auf der Techno Classica
Der Mercedes C111 ist eine Legende. Denn die damalige Daimler-Benz AG konnte sich nicht zu einer Serienproduktion entschließen. Entsprechend teuer ist alles, was sich mit dem C111 in Verbindung bringen lässt.

Zum Startpreis von 350.000 Euro bietet Ni-Cola Classics Automobilia Auctions & Classic Car Sales aus Ladenburg zwei Wankelmotoren zum Kauf an. In der Artikelbeschreibung gibt das Auktionshaus an, dass Mercedes die Motoren für den ersten C 111 baute. Zum Angebot gehören neben den Motoren auch Unterlagen wie Prüfbücher sowie einige Ersatzteile und Pläne. Auf seiner Webseite schreibt das Auktionshaus:

… Das hier in der Auktion zu versteigernde Los beinhaltet 2 originale und komplette Dreischeiben Wankelmotoren, mit dem dazugehörigen originalen Prüfbüchern, Ersatzteilen sowie Unterlagen der Firma Wankel, die für die Entwicklung und Erprobung zuständig waren. …

Als ich von dieser Nachricht hörte, war ich überrascht. Denn um den Mercedes-Benz C 111 ranken sich zahlreiche Mythen. Die Entwicklung des Sportwagens startete offiziell 1967. Gut zwei Jahre später tauchten die ersten Fotos des Erlkönigs in Autozeitschriften auf. Sofort machten Gerüchte über einen kommenden Nachfolger des Mercedes-Benz 300 SL die Runde. Als der Stuttgarter Autobauer die  – wie man heute sagen würde – Konzeptstudie auf der IAA 1969 präsentierte, waren die Fans endgültig elektrisiert.

Doch selbst Blankoschecks, die Interessenten damals – so die Legende – nach Stuttgart schickten, sorgten nicht für einen Bau. Trotzdem blieb der C 111 in den nächsten Jahren ein Thema. Denn Mercedes erforschte unter dem Label „C 111“ rund zehn Jahre lang unterschiedliche Motor-Konzepte. Zunächst stand der Wankel im Fokus der Entwickler. Später verlagerte sich das Interesse zu Turbodiesel-Motoren.

Der beim Debüt verbaute Dreischeiben-Wankelmotorbefriedigte den damals oft perfektionistisch arbeitenden  Autobauer nicht. Wobei die Quellen heute streiten, ob die mangelnde Standfestigkeit oder eine unzureichende Leistungsentfaltung den Entwicklern mißfiel. Mercedes stellte den C 111 bald auf einen Wankel mit vier Scheiben um. Mit diesem Motor stellte Mercedes-Benz 1970 den C 111 auf der Internationale Automobil-Ausstellung in Genf erneut in die Auslage. Von den ursprünglichen Motoren hörten die Fans im Anschluss nichts mehr.

Wo kommen die Motoren her?

Mercedes schaffte es, den Blick der Öffentlichkeit stets auf die aktuellen Motoren zu lenken. Die, die vorgeben mehr zu wissen, „berichten“ gern von der Vernichtung des Altmetalls. Doch am Ende gilt wohl auch hier eher, „nichts genaues weiß man nicht“! Leider bringt auch das Auktionshaus an dieser Stelle kein Licht ins Dunkel. Denn es geht in seiner Ankündigung nicht darauf ein, wo die Motoren und die dazugehörigen Unterlagen die letzten Jahrzehnte überdauerten.

Eine gewisse Geheimniskrämerei mag branchenüblich sein. Etwas mehr gibt die Bildergalerie her, die zur Angebotsbeschreibung gehört. Eines der Bilder zeigt eine Teilenummer („66010/08461/01-175“) auf dem Kurbelgehäuse. Auf einem anderen Bild befindet sich die Teilenummer („66010/08461/01-248“). Vor diesen Teilenummern ist jeweils ein Mercedes-Stern zu sehen. Insofern scheint dieses Wankel-Konvolut wohl tatsächlich von Mercedes-Benz zu stammen.

Die seitliche Abbildung eines der angebotenen Motoren zeigt ein sehr schmales Aggregat. Zudem sehe ich am Kurbelgehäuse nur einen Krümmer durch den der Motor im Falle des Betriebs seine Abgase ausstößt. Auch das Bild einer Teilesammlung zeigt eine Kurbelwelle, die nur einen Innenläufer tragen kann. Eine handschriftliche Skizze, die Bestandteil des Angebots ist, zeigt Pläne eines Vierscheiben-Motors. Interessant sind auch die Daten, die einiges der Unterlagen tragen. Denn zumindest eines der zum Paket gehörenden Messdiagramme wurde offensichtlich schon 1963 erstellt.

Alles zusammen deutet auf Material und Unterlagen aus der Grundlagenforschung zum Wankelmotor hin. Die Teilenummern ordnen das Material auch Mercedes zu. Womit es tatsächlich einen Bezug zum C 111 gibt. Denn mit diesem Konzeptfahrzeug machte die damalige Daimler-Benz AG öffentlich, dass auch sie am Wankel arbeitet. Insofern finde ich wirklich spannend, wo das jetzt angebotene umfangreiche Konvolut gute 50 Jahre überdauerte.

Stammt es aus dem Nachlass von Felix Wankel?

Möglicherweise führt die Spur zu Felix Wankel. Denn der Erfinder war nicht nur Empfänger von Lizenzzahlungen. Wankel war damals praktisch in alle Projekte rund um seinen Motor involviert. Das war besonders in den 1960er-Jahren ein gutes Geschäft. Denn der Wankel-Motor war zu dieser Zeit „der ganz heiße Scheiß“ der Motorenbauer, wie es heute heißen würde. Erst mit der Ölkrise verlor die Autoindustrie das Interesse am Wankel-Motor. Am Ende blieb nur Mazda dem Wankel-Motor bis in die Gegenwart treu.

Felix Wankel verkaufte seine Lizenzrechte übrigens bereits 1971 nach Großbritannien und betrieb bis zu seinem Tod im Jahr 1988 betrieb ein Forschungsinstitut. Die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit verkaufte Wankel zwei Jahre vor seinem Ableben an Daimler-Benz. Um so mehr erstaunt das Auftauchen der Motoren. Ich bin wirklich gespannt, was wir über die hier angebotenen Motoren in den nächsten Wochen hören und was für einen Preis das Wankel-Konvolut erzielt. Denn die 350.000 Euro sind ja „nur“ der Startpreis.


Vielen Dank an Fabian Wiedl für den Tipp.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Der Mercedes C111 ist eine Legende. Denn die damalige Daimler-Benz AG konnte sich nicht zu einer Serienproduktion entschließen. Entsprechend teuer ist alles, was sich mit dem C111 in Verbindung bringen lässt.

Foto: AutoNatives.de

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!