Vom 02er zum 3er: Der mutige Schritt, der BMW prägte
1975 präsentierte BMW den E21 als ersten 3er. Was als Nachfolger des 02ers begann, wurde schnell zum Maßstab der sportlichen Mittelklasse.
Der 3er von BMW gilt seit fünf Jahrzehnten als Ikone der sportlichen Mittelklasse. Der Weg dorthin begann mit dem Debüt des E21, wie er BMW intern hieß, auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) 1975 in Frankfurt. Eigentlich eine normale Sache, schließlich war der 3er „nur“ der Nachfolger der 02er-Reihe. Doch es kam anders, denn der 3er sollte in den kommenden Jahren die Maßstäbe seiner Klasse deutlich verschieben.
BMW konnte 1960 auf einer dramatischen Hauptversammlung nur dank eines mutigen Investors, der wie Kai aus der Kiste sprang, seine Unabhängigkeit bewahren. Es fehlte nur wenig, und die Bayern wären eine Marke von Daimler-Benz geworden. Doch das Geld des Batterieproduzenten Herbert Quandt ermöglichte den Neustart. Mit der Neuen Klasse fuhr BMW aus der Krise. Beflügelt von deren Erfolg entstand auf ihrem Fundament ein etwas kleinerer Zweitürer, der ab 1966 das sportliche Image der Marke weiter schärfte.
Vom 02er zum 3er – ein mutiger Schnitt
In den frühen 1970er-Jahren war der 02er Kult. Seine knackige Sportlichkeit begeisterte ganze Generationen von Fahrern. Doch Mitte des Jahrzehnts war die Zeit reif für etwas Neues, denn die Grundkonzeption des 02 stammte aus den frühen 1960er-Jahren und galt inzwischen als veraltet. Die Käufer wollten mehr Komfort, mehr Sicherheit und ein moderneres Auto. Trotzdem war den Verantwortlichen klar: Der Nachfolger muss zwei Dinge schaffen. Er muss den Geist des 02ers bewahren und trotzdem in einer neuen Liga spielen!
Chefdesigner Paul Bracq übernahm das Karosseriedesign und verlieh dem 3er seine bis heute typische Linie: klare Flächen, die BMW-Niere vorn und natürlich der Hofmeisterknick am Heckfenster. Auffällig war auch der „Powerdome“ auf der Motorhaube, der Kraft signalisieren soll. Und im Innenraum? Da gab es etwas, das bis heute BMW-typisch ist: die zum Fahrer geneigte Mittelkonsole. Eine kleine Geste, aber eine mit großer Wirkung. Wer drin saß, der merkte sofort: Hier sitzt du im Mittelpunkt.
Unter der Motorhaube gab es Sechszylinder!
Wie der Vorgänger war auch der neue 3er nur als Zweitürer lieferbar. Zum Start gab es unter der Motorhaube zunächst ausschließlich die bewährten Vierzylinder mit 1,6 (316) sowie 1,8 (318) und zwei Litern Hubraum. Der Star war der 320i, der den 320 mit Vergaser und 109 PS alt aussehen ließ. Denn Mitte der 1970er-Jahre waren dessen 125 PS Leistung in einem kompakten Zweitürer eine echte Ansage. Doch damit war BMW noch nicht fertig: 1977 folgte eine Überraschung, die den 3er endgültig in einer anderen Liga spielen lassen sollte.
Denn BMW ergänzte seine damalige Einstiegsbaureihe mit einem Reihensechszylinder. Im 323i, dem neuen Spitzenmodell, gab es dabei jetzt eine elektronische Einspritzung und 143 PS Leistung. Der 320 bekam ebenfalls sechs Zylinder, musste fortan aber auf eine Einspritzung verzichten und sein Gemisch über Doppel-Registervergaser von Solex einatmen. Doch 122 PS Leistung waren ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Mit diesen Motoren sprengte der 3er alles, wofür die Mittelklasse bisher stand.
Ein Fahrwerk mit Anspruch sorgte für Fahrspaß!
Aber was hilft Leistung ohne ein passendes Fahrwerk? Auch hier punktete der E21. Mit MacPherson-Federbeinen vorn und Schräglenkern hinten fuhr sich der kleine Bayer präzise und agil. Dazu machte die neue Zahnstangenlenkung das Ganze noch direkter. Wer damals vom Käfer, Rekord oder auch dem Vorgänger kam, muss gedacht haben: „Das ist ein anderes Universum!“ Kein Wunder, dass auch der 3er, wie schon die Neue Klasse und der 02er, praktisch sofort im Motorsport zu Hause war.
Mit dem BMW 320 der Gruppe 5 mischte BMW ab 1977 in der Deutschen Rennsport-Meisterschaft (DRM) und auf der Langstrecke mit. Fahrer wie Hans-Joachim Stuck oder Ronnie Peterson, aber auch Jungstars wie Markus Höttinger, Marc Surer, Eddie Cheever und Manfred Winkelhock bewegten ihre flachen, mit Flügeln und Spoilern versehenen Renn-3er teilweise spektakulär um die Rennstrecken. Der Sound der hochdrehenden Vierzylinder mit Formel-2-Genen, die ihre Rennwagen antrieben, ist bis heute legendär.
Ein Bestseller aus dem Stand!
Zwischendurch schrieb der E21 auch in Le Mans Sportgeschichte: 1977 startete ein BMW 320i als Art Car, gestaltet von Pop-Art-Künstler Roy Lichtenstein, an der Sarthe. Das bunt lackierte Coupé ist bis heute eines der bekanntesten Fahrzeuge der BMW Art Car Collection. Alles zusammen ließ die Rechnung für BMW schnell aufgehen. Denn schon 1981 feierte der Autobauer eine Million 3er, nach nur sechs Jahren. Bis zum Ende der ersten Generation des damals kleinsten Autos von BMW 1983 sollten es sogar 1,36 Millionen Exemplare werden.
Darunter auch die bei Baur in Stuttgart umgebauten Landaulets. Zunächst als Hardtop-Cabriolet bezeichnet, nutzten 4.595 Käufer die Möglichkeit zum Offenfahren mit dem Baur Topcabriolet. Denn anders als beim Vorgänger bot BMW vom 3er kein Werkcabrio an. Auch das unterstrich, dass der E21 der Beginn einer neuen Ära war. Denn mit ihm wurde BMW endgültig zum Synonym für Fahrfreude in der Mittelklasse. Denn nicht nur auf der Rennstrecke bewies der 3er, dass er weit mehr war als ein Familienauto.
Fakten zum BMW 3er E21
Merkmal | Daten |
---|---|
Bauzeit | 1975–1983 |
Karosserie | Zweitürige Limousine, Cabriolet (Baur) |
Länge | 4.355 mm |
Breite | 1.610 mm |
Höhe | 1.380 mm |
Motoren | Vierzylinder (1,6–2,0 Liter), Reihensechszylinder (ab 1977, 2,0 & 2,3 Liter) |
Leistung | 75 PS (315) bis 143 PS (323i) |
Produktion | 1.364.039 Exemplare |
Besonderheiten | Erste BMW-Baureihe mit fahrerorientiertem Cockpit; Premiere der Zahnstangenlenkung; Motorsport-Erfolge in der DRM; BMW Art Car von Roy Lichtenstein in Le Mans |
Über diesen Artikel:
Kategorie:
Schlagwörter:
Ähnliche Artikel:
Gefallen gefunden?
Helfen Sie uns, besser zu werden – wie fanden Sie diesen Artikel?
Unterstützen Sie uns – mit einem Klick!
Wenn Sie unseren Amazon-Link nutzen, unterstützt das direkt unseren Blog. Sie profitieren von gewohnter Amazon-Qualität, wir von einer kleinen Provision. Und so hilft uns jeder Einkauf, den Sie über unseren Amazon-Link tätigen, hochwertigen Content für Sie zu erstellen. Ohne zusätzliche Kosten für Sie!
Online-Magazin für echte Auto-Enthusiasten:
Seit 2007 dreht sich bei AutoNatives.de alles um Oldtimer, Youngtimer und die faszinierende Geschichte des Motorsports. Wir feiern automobiles Kulturgut und bringen regelmäßig spannende Geschichten über klassisches Blech und legendäre Rennsport-Momente.
Wir lassen Klassiker aufleben und prüfen moderne Autos!
Doch damit nicht genug: Auch aktuelle Modelle kommen bei uns auf den Prüfstand – authentisch, leidenschaftlich und mit dem unbestechlichen Popometer unserer Redakteure.
Alles zusammen macht AutoNatives.de zum Blog, das Auto-Geschichte lebendig werden lässt und moderne Technik auf Herz und Nieren prüft.