Früher wurden Rennfahrer umjubelt, weil sie jenseits von schnell waren. Ihre Passion war das gekonnte Bewegen des Automobils. Das honorierte das Publikum, jubelte den Stars der Szene zu. Ausschließlich den Stars, die Herrenfahrer an ihrer Seite wurden höflich ignoriert. Hollywoodstars wie Steve McQueen oder Paul Newman genossen dieses Klima, dass sie an der Rennstrecke abseits des Jobs ein paar Gleichgesinnte trafen. Auch der Arzt Gunther Placheta war an der Rennstrecke hauptsächlich Teamchef und Finanzier der Ecurie Vienne. Der Österreicher unterstützte Jochen Rindt bei seinen ersten Gehversuchen im Motorsport. Selbst am Lenkrad aktiv wurde Placheta mit GT-Fahrzeugen mehrmals österreichischer Staatsmeister. Das Placheta gleichzeitig unter seinem Künstlernamen Gunther Philipp zu den beliebtesten und meistbeschäftigten deutschsprachigen Schauspielern seiner Zeit gehörte, spielte im Fahrerlager nur selten eine Rolle.
Heute kann man einen anderen Eindruck gewinnen.
Gleich zwei „Prominente“ unserer Zeit haben jüngst den Motorsport für sich entdeckt. Der amerikanische TV-Schauspieler Patrick Dempsey wurde durch eine Rolle in einer ABC-Serie Grey’s Anatomy bekannt. Zuvor spielte der Amerikaner hauptsächlich in B-Movies mit. Seit der Rolle in der TV-Serie darf Dempsey auch Werbung für Firmen wie L’Oreal und Versace machen. Dazu durfte der Mime im Kassenschlager „Transformers 3“ den Bösewicht geben. Parallel zum Hauptjob stieg Dempsey vor einigen Jahren in den Motorsport ein. Bestritt inzwischen die 24-Stunden-Rennen von Daytona und Le Mans. Seinen Weg zum Le Mans Rennen 2013 vermarktete der Amerikaner mit der Dokumentation „Racing Le Mans“, die in Deutschland bei DMAX zu sehen war.
Die Sponsoren wird es gefreut haben!
In der Rennsportszene hat Dempsey spätestens nach dieser Dokumentation den Namen „I want to be McQueen“ weg – zumindest bei den Aktiven. Denn wer in Le Mans das Publikum bei der traditionellen Fahrerparade in der Innenstadt erlebt hat, gewann einen anderen Eindruck. Das war Dempsey der absolute Star. Vor einem Jahr belagerten hysterisch kreischende Fans den Wagen von Dempsey dermaßen, dass die Verantwortlichen dem Amerikaner in diesem Jahr umdisponierten. Während die Fans vor der Parade Zugang zu Motorsport-Stars wie Tom Kristensen oder Alex Wurz hatten, schmuggelten die Veranstalter Dempsey später in die Parade. Aus Sicherheitsgründen, wie es offiziell hieß. Half jedoch nur bedingt, weil Fans trotzdem die Bühne stürmten.
Im Vergleich dazu geht es für den zweiten „Prominenten“, der sich zurzeit im Motorsport versucht, fast schon beschaulich zu. Doch auch Felix Baumgartner ist weit weg davon, im Fahrerlager primär als Motorsportler wahrgenommen zu werden. Daran hat auch der Auftritt beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring nichts geändert. Nur dreimal saß der Österreicher während des Rennens am Lenkrad. Gesamtfahrzeit rund 3 ½ Stunden, keine Minute davon in der Nacht. Natürlich machen andere Teams mit ihren Herrenfahrern genauso. Aber über diese werden auch keine Videos wie „Von der Lakritzschnecke in die grüne Hölle“ produziert und im Internet als Sponsored Post (sic!) unter das Volk gemischt. Sicherlich ist es jedem Auto- und Motorsportfan zu gönnen, sich sportlich zu verwirklichen. Trotzdem ist bei Dempsey oder Baumgartner das „Daneben“ bzw. das „Davor“ wichtiger für die Teilnahme am Rennen, als das „auf der Strecke“.
Das ist keine gute Entwicklung! Warum?
Talentierte Nachwuchsfahrer wie Sascha Friedrich müssen kämpfen, um ihre Karriere in Gang zu bekommen. Für die angestrebte Saison im VW Scirocco R-Cup 2014 fand der zweifache Deutsche Meister im Autoslalom nicht genügend Sponsoren. Beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring verhinderten technische Probleme im Training die geplante Teilnahme. Wer die Leichtigkeit sieht, mit der Prominenz und nicht Talent an anderen Stellen des Fahrerlagers Türen öffnet, bekommt da schnell schlechte Laune. Denn wo der Rest des Lebens für ein Cockpit oder Sponsoren wichtiger als das sportliche Leistungsvermögen ist, hat die Show den Sport verdrängt. Kurzfristig mag die Rechnung für die Sponsoren aufgehen. Doch auf Dauer ist das für den Sport keine gute Entwicklung. Und ist nebenbei in anderen Sportarten auch undenkbar. Oder können Sie sich vorstellen, dass Daniel Brühl beim 1. FC Köln in der Bundesliga spielt?
Kai
29. Juni 2014Der Vergleich mit dem Brühl ist wirklich gut! So habe ich das noch gar nicht gesehen. Es ist schon richtig. In anderen Sportarten geht das nicht. Im Motorsport kannst Du Dir immer auch ein Stück des Erfolgs kaufen.
Oskar von Treten
29. Juni 2014Das sind keine Helden! Totalblöde Überschrift! Die haben nur Glück, dass die machen können was sie wollen, weil wir so blöde sind und einen sicherlich spektakulären Fallschirmsprung zum globalen Medienereignis machen.
Peter Lüllau
1. Juli 2014Mein Reden seit mehr als 20 Jahren. Alles selbst erlebt. Du brauchst für eine Karriere im MS nicht unbedingt Talent, Geld und Beziehungen reichen, wenigstens eins von beiden. Beispiele dafür gibt’s genug inzwischen…