Fahrbericht Suzuki Jimny: Gestatten ich bin das kleine G mit großen Anlagen!

Vor ein paar Tagen ergab sich zufällig die Möglichkeit, zu einem Ausflug mit dem Suzuki Jimny. Das ließ ich mir natürlich nicht entgehen. Zusammen mit Daniel vom 3ve-BLOG unternahm ich mit dem Suzuki einen Ausflug ins Gelände. Dort bewies der Jimny, dass sich niemand von den Abmessungen des Kleinen täuschen lassen sollte. Der Geländewagen hat es faustdick hinter den Ohren, wie unser kurzer Fahrbericht zum Suzuki Jimny zeigt.

Mit dem Suzuki Jimny gelang dem japanischen Autobauer Suzuki ein Überraschungserfolg. Die Kunden sind fasziniert von dem knuffigen Geländewagen. Suzuki kann den Bedarf nicht vollständig bedienen. Mit der Folge, dass die Preise für Jahreswagen oder jüngere Gebrauchte auf dem Niveau des Neuwagens liegen. Andere Autos büßen oft schon mit der Zulassung ein Drittel des „Werts“ ein. Im Vergleich dazu gilt die Zuteilung eines Jimny-Vertrags inzwischen als automobiler Lottogewinn.

Unterwegs in Gelsenkirchen
Mit dem Suzuki Jimny auf Schalke … vermutlich ist das kürzlich restaurierte historische Eingangstor der Glückauf-Kampfbahn das Gebäude der Stadt, das formal am besten zum Suzuki Jimny passt. (Foto: Tom Schwede)

Daniel Przygoda vom 3ve-BLOG fuhr vor ein paar Tage mit dem kleinen Geländewagen bei uns vor. Ich nutzte diese Gelegenheit natürlich, um mir selbst einen ersten Fahreindruck vom Suzuki Jimny zu verschaffen. Das erste Ergebnis dieses kurzen Jimny-Tests ist einfach. Ich kann in dem nur 3,65 Meter langen und 1,65 Meter breiten Geländewagen tatsächlich sitzen. Das ist nicht selbstverständlich! Denn ich bin, regelmäßige Leser des Blogs wissen das, mehr als zwei Meter lang.

Trotzdem passe ich in den Suzuki Jimny. Zum Einsteigen schiebe ich zunächst den Sitz ganz zurück. Zudem bewege ich das höhenverstellbare Lenkrad ganz nach oben. Dann steige ich ein und falte meine langen Beine in den Fußraum. Das passt, wenn auch nicht perfekt. Wenn ich einen Wunsch hätte, dann würde ich mir auch ein axial verstellbares Lenkrad wünschen. Denn wenn ich das Lenkrad vier oder fünf Zentimeter herausziehen könnte, wäre meine Sitzposition besser.

Was treibt den Suzuki Jimny an?

Ich stecke den Schlüssel ins Zündschloss und starte den Motor. Ja, Sie lesen richtig! Suzuki spendiert seinem Geländewagen tatsächlich noch ein echtes Lenkradschloss. Ich verharre einen Moment, um zu überlegen, wann ich dies letztmals bei einem Presse-Testwagen erlebte. Denn selbst in Kleinwagen ist heute das Starten auf Knopfdruck Standard. Doch der Suzuki bewegt sich konsequent außerhalb heute üblicher Normen, ist ein liebenswerter automobiler Nonkonformist. Das zeigt sich auch, als ich den Motor starte. Denn unter der Motorhaube des Geländewagens sitzt ein 1,5 Liter großer Benzinmotor.

Der Motor des Suzuki Jimny, 2020
Suzuki vertraut im Jimny auf einen 1,5 Liter großen mit Benzin befeuerten Saugmotor. Das überrascht nur auf den ersten Blick. (Foto: Daniel Przygoda)

Nun wäre das, in Zeiten der Aversionen gegen den Diesel, vielleicht noch keine Nachricht. Doch der Benziner saugt seine Atemluft ohne Hilfe an. Auf einen Turbolader, der dem Motor beim Atmen hilft, verzichtet Suzuki. Der Langhuber, 85 Millimeter Hub stehen einer Bohrung von 74 Millimetern gegenüber, leistet 102 PS bei 6.000 Umdrehungen pro Minute. Das maximale Drehmoment liegt bei 130 Newtonmetern. Es steht bei 4.000 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung. Auf den ersten Blick wirkt ein Benzinmotor in einem Geländewagen wie ein Widerspruch. Denn ein moderner Turbodiesel würde sicherlich mit mehr Drehmoment glänzen.

Warum hat der Jimny keinen Diesel?

Zudem würde dieses Drehmoment bereits knapp über Leerlaufdrehzahl anliegen. Ein Wesensmerkmal, das beim Einsatz im Gelände den Umgang mit Geländewagen deutlich vereinfacht. Doch der Diesel war auch in seinen Erfolgstagen vor allem ein europäisches Thema. Versuchen Sie in der afrikanischen Steppe, im tiefen Sibirien oder am Rand der Anden mal Diesel zu finden. Benzin bekommen Sie da überall!

Selten hatte ich solch einen riesigen Spaß mit einem Auto!

Daniel Przygoda … in seinem Testbericht auf 3ve-BLOG.de

Geländewagen für Stadtindianer

Insofern ist die Wahl eines Benzinmotors nicht so abwegig, wie sie bei einem oberflächlichen Blick erscheint. Wer mit seinem Jimny die Grenzen der europäischen Zivilisation hinter sich lassen will, wird diesen Vorteil schätzen. Zumal Sie sich angesichts des Fahrwerks sicher sein können, dass der Jimny auch dort kaum aufzuhalten ist. Denn mit seinem tragenden Leiterrohrahmen sowie Starrachsen vorne und hinten bewirbt sich der kleine Geländewagen fast automatisch für große Aufgaben!

Wie fährt sich der Suzuki Jimny?

Daniel und ich starten in der Altstadt von Gelsenkirchen. Die dort zahlreich vorhandenen Schlaglöcher steckt der Jimny ohne Probleme weg. Nichts knarrt oder kratzt. Der Jimny wirkt sauber verarbeitet. Zudem fällt auf, vom Benzinmotor dringen nur wenig Geräusche in den Innenraum vor. Das überrascht, weil mir bei der Inspektion des Motorraums vor Fahrantritt nicht besonders viel Dämmstoff auffiel. Aber bisher schwimmen wir auch nur im Verkehr mit. Ich schalte früh und verlange dem Vierzylinder nicht mehr als 3.000 Touren ab.

Tom unterwegs mit dem Suzuki Jimny
Unterwegs mit dem Suzuki Jimny – das Foto ist der Beweis, ich passe ich den Suzuki Jimny (Foto: Tom Schwede)

Unser Ziel ist ein entlegener Wald außerhalb des Ruhrgebiets. Dort können wir den Suzuki abseits befestigter Wege testen. Der Weg dahin führt auch über die Autobahn. Natürlich ist das Reisen mit dem Jimny anders, als beispielsweise mit einem modernen SUV. Während sich die modernen Blender wie Pkw fahren, ist der Jimny auch hier ein echter Geländewagen. Das ist nicht unangenehm. Es erfordert aber eine entsprechende Zeitplanung. Denn auf einer langen Strecke dürfte sich das Reisetempo wohl eher im oberen zweistelligen Bereich einpendeln.


Und im Gelände?

Nach einer halben Stunde erreichen wir das Ziel. Ich stoppe, um die sogenannte Untersetzung (4L) einzulegen. Der Suzuki verfügt dafür über einen zweiten Wahlhebel auf dem Mitteltunnel. Im Alltag ist der Jimny mit Heckantrieb unterwegs. Schon deshalb ist der Kleine liebenswert! Abseits befestigter Wege lässt sich zunächst die Vorderachse zuschalten. Schon damit schlägt sich der Suzuki beispielsweise auf einer feuchten Wiese oder als Zugfahrzeug wacker. Wobei der Jimny eine Nutzlast von bis zu 1.300 Kilogramm ziehen darf.

Auch diese steile Rampe kann den Jimny nicht aufhalten – er klettern mit der Geländeuntersetzung auch hier rauf. (Foto: Daniel Przygoda)

Doch vor uns liegt ein Waldweg. Forstfahrzeuge haben hier tiefe Rillen im weichen Untergrund hinterlassen. Der Jimny rollt an, wir wagen uns im Schritttempo auf den Weg vor. Der Benziner rotiert gleichmäßig mit gut 3.000 Umdrehungen. Im Wortsinn geht es über Stock und Stein. Jetzt bewährt sich die Bodenfreiheit von 20,5 Zentimetern. Suzuki nennt seinen Allradantrieb ALLGRIP Pro. Zum System gehört eine elektronische Traktionskontrolle. Sie fängt rutschende Räder mit Hilfe von Bremseingriffen ein. Das funktioniert gut, soweit wir das auf der kurzen Tour testen können.

Fazit zum Suzuki Jimny?

Es gibt keinen anderen Geländewagen dieser Größe. Schon deshalb muss der Autofan Suzuki für den Jimny einfach lieben. Doch selbst wenn es einen Wettbewerber gäbe, dieser müsste sich ziemlich strecken, um dem Jimny das Wasser zu reichen. Denn Suzuki nutzt seine lange Allraderfahrung und definiert den Maßstab der Klasse. In der Stadt und auf der Landstraße schlägt sich der Jimny gut. Unser Ausflug ins Gelände verstreut auch jeden Zweifel am Antrieb. 

Doch am meisten punktet der Jimny mit seinem Äußeren. Die knuffige Form spricht (fast) jeden an. Mit ihr hebt sich der Jimny deutlich vom Einheitsbrei unser automobilen Gegenwart ab. Spannend ist, dass der Erfolg des Jimny für Suzuki wohl eine Überraschung ist. Denn der Autobauer plante den Absatz des Jimny im Vorfeld offenbar eher konservativ. Das sorgt für den einzigen echten Fehler des Suzuki Jimny. Denn wir sehen ihn viel zu selten auf unseren Straßen.


Technische Daten zum Fahrzeug:

  • Typ: Suzuki Jimny 1.5 ALLGRIP
  • Grundpreis: 20.373 Euro (07/2020)
  • Motor: Vier-Ventil-Benzinmotor (Sauger) mit 1.462 ccm und 102 PS (75kW) Leistung
  • 0-100 km/h: keine Angabe
  • Höchstgeschwindigkeit: 145 km/h
  • Verbrauch: 6,8 l/100 km – Herstellerangabe basierend auf dem kombinierten Testzyklus (VO EG 715/2007)
  • Sicherheitsausstattung Grundmodell Comfort+: Bergabfahrhilfe, LED-Scheinwerfer mit automatischer Leuchtweitenregulierung, Allradantrieb, elektrisch einstellbar und beheizbare Außenspiegel
  • Komfortausstattung Grundmodell Comfort+: Audio-System (inklusive DAB) mit Smartphone-Anbindung inklusive Navi, Bluetooth-Freisprecheinrichtung und Lenkradbedienung; USB-Anschluss, Klimaautomatik mit Pollenfilter,

Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Tom unterwegs im Suzuki Jimny.

Foto: Tom Schwede

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Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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