Fahrberichte: Suzuki

Fahrbericht: Suzuki Swift 1.2

So fährt sich der japanische Kleinwagen mit seinem Einstiegsmotor und seinem 12-Volt-Mild-Hybrid-System

Kleinwagen gelten wegen ihrer knappen Margen als aussterbende Fahrzeuggattung. Suzuki tritt mit dem Swift davon unberührt in dieser Fahrzeugklasse an. Wir probierten aus, wie das aussieht. Für diesen Test stand uns der Suzuki Swift 1.2 mit 83 PS kräftigem Motor und 12-Volt-Mild-Hybrid-System zur Verfügung.

Unterwegs im Suzuki Swift
Unterwegs im Suzuki Swift (Foto: Karla Schwede)

Der Trend zur Konzentration in der Autoindustrie ist unübersehbar. Konzerne wie Volkswagen, General Motors (GM) oder Stellantis, der jüngst erfolgte Zusammenschluss von Fiat und PSA, bündeln unter ihren Dächern jeweils eine Vielzahl von Marken. Auch Suzuki kooperierte von 1981 bis 2008 bereits mit GM, wobei die Amerikaner zeitweise 20 Prozent am Aktienkapital des japanischen Autobauers besaßen. Von 2010 bis 2015 gab es eine gegenseitige Beteiligung an beziehungsweise mit Volkswagen. Die Wolfsburger waren mit 19,9 Prozent an Suzuki beteiligt, während das japanische Unternehmen 1,9 Prozent an Volkswagen hielt. 

Doch auch diese Zusammenarbeit ist inzwischen Geschichte. Der damalige Firmenchef Osamu Suzuki wollte nicht, dass das Familienunternehmen als Marke in Volkswagen aufgeht und kündigte die Verträge. Damit wirkt Suzuki heute wie der berühmte David, der gegen eine Vielzahl von Goliats antritt. Bekannt wurde Suzuki als Motorrad-Hersteller. Denn mit dem Bau von Motorrädern begann das ursprünglich bereits 1909 gegründete Unternehmen auch erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Bis heute ist Suzuki nach dem japanischen Kontrahenten Honda weltweit die Nummer zwei der Zweirad-Branche.

Mit den Motorrädern schuf das Familienunternehmen auch die Grundlage, um bald sein erstes Kei-Car anzubieten. Doch diese Kleinstfahrzeuge sind eine Autogattung, die sich traditionell auf das Kaiserreich der untergehenden Sonne beschränkt. In den 1970er-Jahren begann Suzuki auch Autos zu bauen, die sich exportieren lassen. Mit dem Geländewagen Suzuki LJ10 gelang ein Achtungserfolg, den der Jimny bis heute fortführt. Inzwischen kann Suzuki auch richtig Auto, wie der Kleinwagen Swift beweist.

Was bietet der Suzuki Swift 1.2?

Tom im Suzuki Swift 1.2
Der Beweis, auch Tom kann seine langen Beine im Suzuki Swift verstauen.

Die heute Swift genannte Kleinwagen-Baureihe startete im Herbst 1983 unter dem Namen Cultus. Seit den 1990er-Jahren stammen die für den deutschen Markt vorgesehenen Fahrzeuge aus dem Suzuki-Werk im ungarischen Esztergom. Im Mai 2017 kam bereits die sechste Generation des Swift auf den Markt. Grundlage des Swift ist eine eigene Fahrzeugplattform von Suzuki, die der Autobauer auch für den etwas größeren Baleno nutzt. Sie zeichnet sich durch konsequenten Leichtbau aus. Das Basismodell des Swift beeindruckt mit einem Leergewicht von nur 915 Kilogramm.

Der Testwagen bringt trotz seiner umfangreichen Ausstattung auch deutlich weniger als eine Tonne auf die Waage. Da fällt kaum noch ins Gewicht, dass unter der Motorhaube „nur“ ein 83 PS kräftiges Aggregat werkelt. Der Vierzylinder zieht seine Kraft aus 1,2 Litern Hubraum und ist ein klassischer Sauger. 107 Newtonmeter beträgt das maximale Drehmoment. In Zeiten, wo auch Kleinwagen fast durch die Bank weg mit dreistelligen PS-Zahlen protzen, klingt das fast wie aus einer anderen Zeit. Wäre da nicht die 12-Volt-Mild-Hybridisierung, könnte der geneigte Leser glauben, dass alle aktuellen Trends an Suzuki vorbeifahren. Aber ich schrieb es bereits an völlig anderer Stelle, es ist nicht notwendig, jeder Mode bedingungslos zu folgen.

Zumal Käufer von Kleinwagen als preissensible Klientel gelten. Schließlich sind Vertreter dieser Klasse in vielen Haushalten der Zweitwagen oder sogar „nur“ das Drittfahrzeug. Da ist ein günstiger Preis oft wichtiger als technische Finesse. Mit einem Startpreis von 16.230 Euro ist der Suzuki jedoch kein „Billigheimer“. Den Testwagen orderte die Presseabteilung von Suzuki zudem mit der sogenannten Comfort+ Ausstattung, die circa zwei Tausend Euro zusätzlich erfordert. Dafür sind jedoch unter anderem ein adaptiver Tempomat (ACC), ein Audio-System inklusive DAB+-Empfang und Navigationssystem sowie eine Rückfahrkamera an Bord. Das sind Features, die vor wenigen Jahren noch Attribute von Luxusfahrzeugen waren. 

Wer kauft einen Suzuki Swift?

Der Swift ist meiner Meinung nach ein Kleinwagen, der die anspricht, die sich mit ihrem Auto überwiegend in der Stadt bewegen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie mit dem Auto ins Büro oder zum Einkaufen fahren oder es benötigen, um sich am Abend in der City mit Freunden zu treffen. Der Konkurrent des Kleinwagens ist daher oft nicht das größere Auto. Es ist der öffentliche Personennahverkehr. Und in diesem Vergleich schlägt sich der Swift auch mit dem schwächsten verfügbaren Motor hervorragend. Denn dank des geringen Gewichts bewegt sich der Swift im Stadtverkehr vergleichsweise leichtfüßig.

Auch das Überholen auf der Stadtautobahn sorgt nicht für übermäßige Schweißperlen auf der Stirn. Wer will, der kann den japanischen Kleinwagen sogar auf Tempo 175 Kilometern pro Stunde beschleunigen. Wobei der Zuwachs des Tempos oberhalb der Autobahn-Richtgeschwindigkeit schnell seine Dynamik verliert. Die letzten Markierungen erklimmt der Zeiger des Tachos nur mit einigem Anlauf. Aber das ist leicht zu verschmerzen, die Frage nach der Dynamik der Tachonadel ist unnötig. Schließlich erwartet niemand von einem Hochspringer, dass dieser einen 100 Meter Lauf gewinnt.

Der Swift überzeugt mit anderen Werten!

Positiv fällt auf, dass der japanische Kleinwagen innen und außen einen hochwertigen Eindruck macht. Allerdings leidet die Rundumsicht unter der modisch breiten C-Säule. Und so praktisch die senkrecht stehenden äußeren Griffe der hinteren Türen sind, sie reduzieren das hintere Sichtfeld noch etwas mehr als nötig. Aber wer den Kleinwagen mit einem Kind auf dem Arm öffnen will, um es auf die Rückbank zu setzen, der wird sich über die Position der hinteren Türgriffe freuen. Trotzdem geht dieser Komfort zu Lasten der Fenstergröße.

Als angenehm erweist sich auch, dass der Swift über einen höhenverstellbaren Fahrersitz verfügt. Dank ihm findet auch unser mehr als zwei Meter langer Testfahrer eine angenehme Sitzposition hinter dem Lenkrad des Kleinwagens. Die Höhenverstellung ist jedoch nur bedingt geeignet, wenn sich regelmäßig unterschiedlich große Personen das Auto teilen. Denn der Mechanismus der Höhenverstellung erfordert viel Einstellarbeit für kleinen Höhenänderungen. Scheinbar entschieden sich die Ingenieure für eine leichtgängige Bedienung und damit für eine indirekte Übersetzung. 

Kofferraum im Suzuki Swift 1.2
Im Innenraum ist kein Verzicht notwendig. Aber die 16 Zentimeter Länge, die dem Suzuki im Vergleich zum Platzhirsch seiner Klasse fehlen, fehlen im Kofferraum. Drei Säcke Blumenerde und meine Aktentasche gehen rein. Viel mehr wäre nicht gegangen.

Mit einer Länge von 3,84 Metern unterbietet Swift den Klassen-Primus in der Länge um 16 Zentimeter. Denn der Polo knackte mit seiner aktuellen Generation die Marke von vier Metern. Dieser Unterschied macht sich hauptsächlich im Kofferraum bemerkbar. Denn der fasst im Testwagen „nur“ 265 Liter. Beim Polo stehen 351 Liter Raum zur Verfügung. Bei umgeklappter Rückbank sind es 947 Liter (Suzuki) beziehungsweise 1.125 Liter (VW). Der Vergleich zeigt, wo die fehlende Länge zuschlägt. Doch selbst den Wochenend-Einkauf für vier Personen bringen wir im Test im Kofferraum des Suzukis schließlich unter.

Das Mild-Hybrid-System ist kaum spürbar!

Um im Kofferraum keinen weiteren Platz zu verlieren, sitzt der Lithium-Akku des Mild-Hybrid-Systems unter dem Fahrersitz. Er fasst 120 Wh (0,12 kWh), die der Riemen-Starter-Generator nutzen kann, um den Verbrenner zu unterstützen. Wobei dies weitestgehend unbemerkt passiert. Es ist nicht spürbar, wann der Generator zusätzliche Kraft in den Antriebsstrang fließen lässt. Das 2 kW kräftige System harmonisiert gut mit dem 1,2 Liter großen Verbrenner – eben weil sein Wirken nicht spürbar einsetzt. Das ist das beste Kompliment, das für so ein System denkbar ist.

Die Suzuki-Techniker unterstützen den kleinen Motor mit einer recht kurzen Endübersetzung des Getriebes sowie einer dichten Staffelung der fünf Gänge. Das ist wohl der Grund, warum der Swift selbst mit diesem Antrieb vergleichsweise agil wirkt. Doch diese Abstimmung sorgt gleichzeitig immer für ein gewisses Drehzahl-Niveau. Gleichmäßiges Gleiten bei beispielsweise 1.600 Umdrehungen pro Minute ist nicht die Domäne des japanischen Kleinwagens. Der Swift braucht Drehzahl und Schaltvorgänge, um seine Agilität auf die Straße zu bringen. Hier schimmern wohl die Gene des erfolgreichen Motorradbauers durch.

Motor des Suzuki Swift 1.2
Die technischen Daten des Motors klingen, wie aus einer anderen Zeit: Hubraum 1.197 ccm, Saugmotor mit 83 PS (61 kW) Leistung, die bei 6.000 Umdrehungen pro Minute anliegen, und einem maximalen Drehmoment von 107 Newtonmeter bei 2.800 Umdrehungen pro Minute. Trotzdem wirkt der Suzuki Swift 1.2 nicht untermotorisiert.

Trotzdem ist, ich wiederhole mich hier, einiges an Anlauf notwendig, um den Kleinwagen bis zur Höchstgeschwindigkeit zu beschleunigen. Aber in Alltag fällt das nicht allzu sehr ins Gewicht. Denn die Domäne des Kleinwagens ist eher die Stadt als die Autobahn. Denn die Stadt ist das natürliche Geläuf des Suzuki Swift. Auch in unserem Test waren wir überwiegend in der Stadt unterwegs. Umso mehr überrascht, dass am Ende des Tests unser Protokoll ein Durchschnittsverbrauch von genau 5,0 Litern pro 100 Kilometern ausweist. Das ist ein sehr gutes Ergebnis, auch wenn es etwas über dem Normverbrauch des kombinierten Fahrzyklus liegt.

Fazit zum Suzuki Swift 1.2

Suzuki beweist mit dem Swift, sein überzeugendes Knowhow in der Klasse der Kleinwagen. Die zahlreichen Extras des Testfahrzeugs heben den Swift gleichzeitig bei der Ausstattung fast schon in eine andere Fahrzeugklasse. Gut, dass sich dies nicht an der Tankstelle niederschlägt. Denn im Test begnügte sich der Suzuki Swift 1.2 mit genau 5,0 Litern Benzin pro 100 Kilometer Wegstrecke. Das ist ein guter Wert, der einen vergleichsweise günstigen Unterhalt ermöglicht. Und er zeigt die wahr Stärke eines Kleinwagens.

Technische Daten zum Suzuki Swift 1.2

  • Fahrzeugbezeichnung: Suzuki Swift 1.2
  • Ausstattungsvariante: Comfort+
  • Antrieb: Frontantrieb 
  • Getriebe: Fünfgang-Schaltgetriebe
  • Motor: Vierzylinder Ottomotor
  • Hubraum: 1.197 Kubikzentimeter
  • Leistung: 83 PS (61 kW) bei 6.000 Umdrehungen pro Minute, Maximales Drehmoment 107 Newtonmeter bei 2.800 Umdrehungen pro Minute
  • Verbrauch gemäß Herstellerangabe: 4,7 l/100 km, CO2: 106 g/km
  • Beschleunigung: 0 – 100 Kilometer pro Stunde: 13,1 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: 175 Kilometer pro Stunde

Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Unterwegs im Suzuki Swift

Foto: Karla Schwede

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Themen in diesem Artikel:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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