Autos aus Japan sind heute ein fester Bestandteil des unseres Straßenbilds. Noch Anfang der 1970er-Jahre war das völlig anders. Doch dann wagten sich Honda, Toyota, Nissan und Co. auch auf einen der schwierigsten Automärkte der Welt. Am Ende des Jahrzehnts waren praktisch alle japanischen Autobauer in Deutschland aktiv. Wir blicken auf den Start der Japaner in Deutschland zurück.
Ende der 1960er-Jahre war der Automarkt einfach. Alte Fotos zeigen das deutlich. Denn wer Bilder aus damals westdeutschen Städten betrachtet, der sieht vor allem viele Volkswagen. Auch Autos von Opel oder Ford sind auf solchen Fotos vergleichsweise oft zu sehen. Der Marktanteil dieser Marken war damals deutlich höher als heute. BMW und Daimler-Benz waren als Luxusmarken eher selten. Wobei sicher ein Mercedes auf dem Bild war, wenn zufällig ein Taxi durchs Bild fuhr.
Ebenso auffällig ist, dass Autos aus dem Ausland damals deutlich seltener auf unseren Straßen unterwegs waren. Wobei ausländische Autos meist aus Frankreich oder Italien stammten. Fahrzeuge aus Großbritannien oder den USA waren Exoten. Der Freund solche Fahrzeuge muss meist lange auf allen Bildern stöbern, um sie zu erspähen. Erst in den 1970er-Jahren verschoben sich die Marktanteile dramatisch. Als Auslöser gelten die Ölkrisen 1973 und 1979/80. Denn durch sie legten im Autoland Deutschland plötzlich kleinere und sparsamere Autos deutlich in der Gunst der Käufer zu.
Ein Umstand, den sich besonders die japanischen Autobauer zu Nutze machten. Denn das lange rückständige Kaiserreich Japan setzte nach dem Zweiten Weltkrieg darauf, dass die Automobilindustrie als Wachstumsmotor die ganze Volkswirtschaft beflügelt. Dabei setzten die japanischen Unternehmen früh auf rationelle Fertigungsmethoden und eine hohe Quote gleicher Teile. In Verbindung mit günstigen Wechselkursen wurden die Autos aus Japan in kurzer Zeit zu einer Herausforderung für die etablierten Autobauer.
Schon 1961 gab es bei Honda Autos aus Japan!
Als erster japanischer Hersteller wagte Honda den Schritt nach Deutschland. Bereits 1961 gründete das japanische Unternehmen in Hamburg die European Honda Motor Trading GmbH, um Motorräder und kleinere Industriemotoren zu verkaufen. Erster „deutscher“ Geschäftsführer war Unternehmensgründer Soichiro Honda. Kurz nach dem Schritt nach Europa stellte der Unternehmer zu Hause in Japan mit dem Honda S500 sein erstes Auto vor. Gut ein Jahr nach der Premiere Ende Oktober auf der Tokyo Motor Show stellte Honda den Sportwagen auch in Europa offiziell vor.
Soichiro Honda, der nicht nur ein begnadeter Techniker, sondern auch ein Marketing-Fachmann war, hatte von Anfang an Deutschland im Blick. Zur Europa-Premiere des S500 mietete der Unternehmer einen Rheindampfer und lud Journalisten nach Koblenz ein. Diese Showeinlage machte mehr Eindruck als das erste Auto aus Japan. Denn so chic der kleine Sportwagen war, er war technisch relativ speziell. Der S500 trieb seine Hinterräder über zwei getrennte Ketten an, die in mit Öl gefüllten Schwingen liefen.
Das war sportlicher Leichtbau und sparte im Vergleich zu einer konventionellen Achse viel Gewicht. Trotzdem war diese Hinterachse für Autoliebhaber in Deutschland ein gefundenes Fressen. Honda könne seine Herkunft als Motorrad-Hersteller nicht verbergen, war ein weit verbreiteter Spott. Wohl auch deshalb lieferte Honda sein erstes Auto zunächst nur in Länder wie Italien oder die Schweiz. Wobei der Umschlag der Autos aus Japan über die Europazentrale in Hamburg lief.
Der Start der Autos aus Japan erforderte mehr Geduld, als erwartet!
Erst den Nachfolger S800 bot Honda ab 1967 auch in Deutschland offiziell an. Doch auch der Sportwagen war zunächst nur ein Imageträger für Autos aus Japan. Es war wohl auch Soichiro Honda klar, dass der Erstling nicht zum Massengeschäft taugt. Denn auch die Kleinwagen N360 und N600 gingen noch am Bedarf der europäischen Kunden vorbei. Die Zahl ihrer Kunden blieben überschaubar, die Autos von Honda und Autos aus Japan galten als Randerscheinungen.
Doch 1974 kurz nach der ersten Ölkrise brachte Honda den Civic auf den deutschen Markt. Das war der Durchbruch für Autos aus Japan. Der Kleinwagen war das richtige Auto zur richtigen Zeit und fand auch hier bald reichlich Kunden. Das machte Mut auf mehr Autos aus Japan. Daher erweiterte Honda 1976 auch in Deutschland das Programm mit der Mittelklasse-Limousine Accord. Zwei Jahre später folgte das Coupé Prelude, da galten der Autobauer Honda und Autos aus Japan fast schon als etabliert.
Toyota kam 1970 nach Europa und verkaufte ebenfalls Autos aus Japan!
Toyota, Japans größter Autobauer benötigte etwas länger als Honda, um den Schritt nach Deutschland zu wagen. Toyota fand im portugiesischen Bushersteller Salvador Caetano einen Partner, der 1970 die Produktion des Toyota Corolla in Europa aufnahm. Später fertigte Salvador Caetano auch den Toyota Corona und das Nutzfahrzeug Dyna.
Doch das Geschäft mit Autos aus Japan blieb auch für Toyota zunächst schwierig. Mit der Ölkrise nahm das Wachstum zunächst ab. Ab 1971 bot Toyota seine Fahrzeuge auch in Deutschland an. Zunächst über einen freien Importeur. Erst nach drei Jahren nahm die Toyota Motor Corporation das Geschäft mit Autos aus Japan in die eigene Hand. Die 1975er Celica meines Vaters war eines der ersten Fahrzeuge, die die TMC in Kiel verkaufte.
Wo Toyota ist, da ist auch Nissan
Ein Jahr nach Toyota nahm auch Nissan 1972 den Verkauf in Deutschland auf. Unter dem Markennamen Datsun setzte das 1911 gegründete Unternehmen wie in den USA auf den Datsun 240Z als Imageträger. Dazu hatte Nissan am Anfang den Sunny im Programm.
Der Kleinwagen galt als besonders sparsam, belegte der Sunny doch 1973 in einem von der US-Umweltbehörde organisierten Benzinverbrauchstest den ersten Platz. Das interessierte auf den Höhepunkt der Ölkrise auch in Deutschland die Käufer und baute die Angst vor Autos aus Japan ab. Mit Erfolg, denn 1982 war Nissan vorübergehend sogar der erfolgreichste Anbieter von Autos aus Japan in Deutschland.
Mazda gewinnt den ersten wichtigen Vergleichstest
Etwa zeitgleich mit Nissan kam auch Mazda nach Deutschland. Mit den Modellen 616, 818 und RX-3 bot Mazda von Anfang an drei unterschiedliche Fahrzeuge in Deutschland an. Durch attraktive Preise genoss die Marke aus Hiroshima bald einen guten Ruf unter kostenbewussten Autofahrern. Sie begeisterte auch, dass Mazda seine Fahrzeuge von Beginn an komplett ausgestattet anbot. Schon 1973 folgte mit der Stufenhecklimousine 1000/1300 auch bei Mazda ein Kleinwagen, der in einer Zeit hoher Öl- und Benzinpreise reißenden Absatz fand.
Mazda konnte den Trend auch mit dem 1977 vorgestellten Mazda 323 fortschreiben. Mit dem Mazda 626 eroberte Mazda zudem die Mittelklasse. Als erster Japaner gewann Mazda mit dem 626 einen Vergleichstest der Fachzeitschrift „auto motor und sport“ gegen die etablierte Konkurrenz. Und als 1989 der Mazda MX-5 eine längst vergessene Sportwagentradition wiederbelebte, schaffte es Mazda sogar, mit Autos aus Japan emotionale Akzente zu setzen.
1980 begann die Suzuki-Geschichte in Deutschland
Mit dem LJ80 brachte Suzuki 1980 einen kleinen eigentlich für die australische Armee entwickelten Geländewagen nach Deutschland. Dessen zivile Version wurde weltweit bald zum beliebten Spaßmobil. Zum spartanischen Konzept gehören 800 Kilogramm Gewicht und 3,20 Meter Länge. Damit kann der Kleine seinen Ursprung als Einsatzfahrzeug für Fallschrimjäger nicht verstecken. Trotzdem oder deswegen begeisterte der „Eljot” bald Surfer, Hippie und andere Großstadt-Cowboys.
Vom Erfolg des LJ80 beflügelt brachte Suzuki ein Jahr später auch den Kleinwagen Suzuki Alto nach Deutschland. Ihm folgen der Swift, der Vitara und die LJ80-Nachfolger SJ410 und Samurai. Bis heute behauptet sich Suzuki als Spezialist für Kleinwagen und für Modelle der Kompaktklasse. Allerdings bietet Suzuki mit dem Grand Vitara und dem in der Mittelklasse positionierten Suzuki Kizashi inzwischen auch etwas größere Fahrzeuge an.
Und dann waren da noch Isuzu, Subaru und Mitsubishi
Der Fahrzeugbauer Isuzu aus der Nähe von Tokio wollte Anfang der 1980er-Jahre ebenfalls in Deutschland Fuß fassen. Isuzu bot den Geländewagen Trooper und den kompakten Gemini an. Doch nachhaltiger Erfolg erzielte die Marke mit diesem Programm nicht. Anfang der 1990er Jahre beschloss das Unternehmen den Ausstieg aus der Fertigung von Personenkraftwagen. Über den Anteilseigner General Motors (GM) fanden die Geländewagen des Hauses als Opel Monterey und Opel Frontera weiter ihren Weg nach Deutschland.
Seit GM die Beteiligung an Isuzu 2006 aufgab, tritt das Unternehmen wieder selbständig in Deutschland auf. Es bietet neben Nutzfahrzeugen weiter Geländewagen und Pick-ups an. Auf dem Rückzug ist dagegen Daihatsu. Der Kleinwagen-Spezialist begann 1977 mit dem Export seiner Autos aus Japan nach Deutschland. Zurzeit zieht sich der Autobauer, der in seiner Heimat eng mit Toyota kooperiert, zurzeit gerade aus Deutschland zurück. Dazu werden wir im Rahmen unser Serie „Wie kamen die Japaner eigentlich nach Deutschland?“ einen gesonderten Artikel veröffentlichen.
Subaru, die Autosparte des Großkonzerns Fuji Heavy Industries, fand seinen Weg als konsequenter Verfechter des Allradantriebs. Das geht auf eine Ausschreibung der japanischen Elektrizitätsgesellschaft Tohoku Electric Su Company zurück. Sie suchte einen kleinen Allrad-Pkw für ihre Servicetechniker in Japans Bergen. Subaru entwickelte den Leone Station Wagon 4WD und erhielt den Auftrag. 1979 wagte Subaru damit den Schritt in die Schweiz. Ein Jahr später kam der Leone auch nach Deutschland, Subaru eröffnete dazu ein Büro in Bad Hersfeld. Bis 2007 konzentrierte sich Subaru auf Allrad-Fahrzeuge. Erst der im Herbst 2007 eingeführte Justy beendete diese Tradition.
Wie Subaru entwickelte sich auch Mitsubishi Motors aus einem Großkonzern heraus. Die Geschichte der Marke mit den Diamanten ist so umfangreich, dass ich dazu besser in den kommenden Tagen einen weiteren Beitrag poste.
Die ganze Story über Daihatsu gibt es ebenfalls in einem weiteren Beitrag.
Jan
6. Juli 2013Sag mal, sind die Socken von dem Honda ROSA?
Niko
7. Juli 2013Ja, rosa! Voll scharf, ob es so etwas noch gibt?
Mars
17. Juli 2013Und wo bitte bleibt Mitsubishi?
Oskar von Treten
17. Juli 2013Die braucht einfach kein Mensch!