Durch Zufall flimmerten hier vor ein paar Tagen bei DMAX die Gebrauchtwagen-Profis über den Fernseher. Der hockte der mehr als zwei Meter große Edd China in einem winzigen Kleinwagen mit drei Rädern. Edd China war mit einem Bond Bug unterwegs. Das dreirädrige und in einem knackigen Organe lackierte Dreirad weckte sofort mein Interesse.
Treue Leser unseres Blogs wissen, dass Edd und ich mit einer ähnlichen Körperlänge durchs Leben eilen. Trotzdem hege ich schon länger eine gewisse Vorliebe für Kleinwagen. Ich mag klassische Kleinwagen wie den Austin Mini, den FIAT 500 oder auch den NSU TT. Für Dreiräder war bisher in meinem Auto-Kosmos kein Platz. Unbedarft ordnete ich sie bisher den Kindertagen zu – den eigenen und denen der Automobilhistorie.
Schließlich war ich als Kind in den frühen 1970er-Jahren regelmäßig mit einem Trecker unterwegs, der auch „nur“ drei Räder hatte. Das wirkt offensichtlich bis heute nach. Bei Autos dachte ich bisher beim Stichwort Dreirad an den Morgan Threewheeler. Alternativ landete ich vielleicht noch bei dem einen oder anderen Fahrzeug aus der Zeit des Wirtschaftswunders.
Doch weit gefehlt, denn in Großbritannien baute die Firma Reliant bis zu ihrer Pleite (wundert jetzt nicht, oder?) im Jahr 2001 (wundert jetzt schon eher) tatsächlich noch Personenkraftwagen mit drei Rädern. Vielleicht kennt ihr die Fahrzeuge von Reliant sogar aus der TV-Serie „Mr.-Bean“ des bekennenden AutoNative Rowan Atkinson. Dort zieht ein Reliant Regal regelmäßig gegen Mr. Bean und seinen Mini im Kampf um Vorfahrt oder Parkplätze den Kürzeren. Diese Auseinandersetzung ist ein Running-Gag des Komikers.
In Griechenland oder Schwellenländern wie Indien und auch dem Gaza-Streifen gehören Dreirad-Autos als Lieferfahrzeug dagegen bis heute zum Straßenbild. Und wenn das eigene Schamgefühl auch Geschmacksverirrungen wie das fast schon zynisch „Can-Am Spyder Roadster“ getaufte Fahrzeug aus dem Bombardier Konzern erträgt, dann findet gehören auch in vergleichsweise entwickelten Ländern heute noch motorisierte Dreiräder zum Fahrangebot.
Doch das Bond Bug ist völlig anders!
Denn das Bond Bug ist kein Kleintransporter oder Motorrad-Ersatz für Zweirad-Legastheniker. Das Bond Bug, dessen wohlklingender Name ja eigentlich eher nach Aston Martin oder vielleicht auch Toyota GT 2000 klingt, ist eine andere Klasse. Es sieht deutlich mehr nach einem Auto als jedes andere motorisierte Dreirad aus. Wie bei den Fahrzeugen von Reliant gibt es im Bond Bug zwei angetriebene Hinterräder sowie im Vorderwagen ein gelenktes Vorderrad.
Ganz besonders in der Geschichte des Automobils bewanderte Leser denken bei dieser Anordnung sicherlich sofort an die frühen Patent-Motorwagen von Carl Benz. Doch anders als Bertha Benz auf ihrer legendären Tour von Mannheim nach Pforzheim legen die Passagiere im Bond Bug ihren Weg vollständig von einer Karosserie geschützt zurück. Auch wenn das Bond Bug wirkt, als ob seinen Erbauern beim Bau der Fahrzeugfront irgendwie die Teile ausgingen, dieses Gefährt geht spontan als Auto durch.
Wer baute das Bond Bug?
Entstanden ist das Bond Bug bei der Firma „Bond Cars Ltd“. Der ursprünglich 1922 gegründete Autobauer war im britischen Preston zu Hause. Er hieß zunächst „Sharp’s Commercials Ltd“. 1948 bot „Sharp’s Commercials“ mit dem Bond Minicar sein erstes Auto an. In den Anfangsjahren war das Unternehmen damit durchaus erfolgreich. Doch der Markt veränderte sich bald. Auch in Großbritannien nahm der Wohlstand zu. Wer es sich leisten konnte, der kaufte ein Auto mit vier Rädern. Wobei Steuervorteile auf den britischen Inseln Dreiräder länger als anderswo attraktiv hielten.
Denn die seit 1921 geltenden Zulassungsvorschriften für motorisierte Dreirad-Fahrzeuge machten Großbritannien zur Hochburg der Dreirad-Autos. Bis zu einem Leergewicht von acht britischen Zentnern – dies entspricht 406 Kilogramm – fielen für ein Dreirad unabhängig von Hubraum und Leistung gerade einmal vier Pfund Kraftfahrzeugsteuern an. Die Dreiräder lagen damit im Unterhalt unter Motorrädern. Zudem durften sie zum Teil sogar ohne Führerschein gefahren werden. Erst Ende der 1960er-Jahre entfiel dieser Steuervorteil.
Unabhängig davon stellte auch „Sharp’s Commercials“ seinem Minicar 1963 mit dem Bond Equipe ein Fahrzeug mit vier Rädern zur Seite. Bei dieser Gelegenheit änderte das Unternehmen seinen Namen in „Bond Cars Ltd“ und baute weiter auch seine Dreiräder. Doch der Equipe rettete das Unternehmen nicht. Spätestens der Wegfall der Steuervorteile für die Dreiräder machte Bond zu einem Sanierungsfall. Wie immer in der Automobilgeschichte kam es zur Konzentration. Im Februar 1969 übernahm die „Reliant Motor Company“ ihren Wettbewerber. Reliant wickelte Bond in Preston innerhalb nur eines Jahres ab. Sogar die Ersatzproduktion für die bisher gebauten Bond-Fahrzeuge gab Reliant an Bob Joyner & Son ab.
Das Bond Bug stand für Style und Fashion
Bond wurde zu einer Marke von Reliant. Denn Reliant wusste, dass die Kunden aus der Nachkriegszeit langsam älter wurden. Gleichzeitig war den Unternehmen klar, dass es jüngere Kunden immer weniger für Dreiräder begeistern konnte. Mit dem 1970 vorgestellten Bond Bug versuchte Reliant noch einmal den Trend aufzuhalten. Die technische Grundlage lieferte der Reliant Regal. Doch anders als beim eher barocken Regal stülpte Reliant beim Bond Bug darüber eine modere Karosserie.
Für das Design der Karosserie war mit Tom Karen von Ogle Design ein damals renommierter Designer verantwortlich. Der Einstieg in den Zweisitzer erfolgt durch die große Haube des Cockpits. Sie lässt sich – fast wie bei einem Kampfjet – vollständig nach vorne aufklappen. Naja, zumindest optisch, denn mit einer Höchstgeschwindigkeit von 121 Kilometern pro Stunde ist das Dreirad weit weg von einem Jet. Trotzdem klingt das spannend. Denn das Bond Bug wiegt leer nur 395 Kilogramm. Das klingt nach einem durchaus interessanten Fahrerlebnis.
Den Bau des Bond Bug übernahm die „Reliant Motor Company“ in ihrem Stammwerk in Tamworth selbst. Doch trotz des attraktiven Designs war das Bond Bug nicht der erhoffte Befreiungsschlag. Vermutlich war das Bond Bug dafür zu teuer. Denn Reliant verlangt für das Bond Bug beim Debüt 629 britische Pfund. Damit war das Dreirad teuer als das Grundmodell des Mini. Denn der Mini kostete 1970 mit dem 850 ccm großen Motor in Großbritannien „nur“ 620 britische Pfund.
Bis 1975 entstanden daher nur 2.268 Exemplare des bis auf wenige Ausnahmen in einem leuchtenden Orange lackierten Bond Bugs. Kenner vermuten, dass davon allenfalls 1.000 Exemplare bis heute überlebten. Ein Exemplar baute John Stears übrigens zum „Landspeeder“ des Weltraumhelden Luke Skywalker in George Lukas Star Wars Epos um. Mit Spiegeln versteckte Stears die Räder. Bei den Filmaufnahmen entstand so der Eindruck, dass der „Landspeeder“ schweben würde.
Das „Bond Bug“ heute
Die überlebenden Exemplare des Bond Bug sind heute ein Fall für Liebhaber in der ganzen Welt. Dank der GFK-Karosserie ist Rost kein Thema. Zudem lassen sich die Teile relativ leicht nachbauen. Reliant vertraute bis zu seinem Konkurs im Jahr 2001 auch in den Nachfolgern Robin und Rialto auf den 700 ccm großen Vierzylinder aus dem Bond Bug. Das sorgt auch bei den Motoren für eine relativ entspannte Ersatzteilversorgung. Die Gebrauchtwagen-Profis zahlten für ihr Exemplar weniger als 3.000 €. Für die Restauration benötigten sie Teile im Wert von rund 800 €. Am Ende der Sendung fand ihr Exemplar für rund 6.300 € einen Käufer.
Technische Daten des Bond Bug im Überblick:
- Typ: Bond Bug
- Grundpreis: £629 (1970)
- Motor: Vierzylinder-Benzinmotor (OHV), 700 ccm (später 750 ccm) Hubraum, 29 PS (21 kW) bzw. 31 PS (23 kW) Leistung bei 5.000 1/min, maximales Drehmoment 47,8 Newtonmeter bzw. 51,5 Newtonmeter bei 3.000 1/min
- 0-60 mph: 23,2 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 121 km/h
- Abmessungen: 2,79 Meter lang, 1,40 Meter breit und 1,27 Meter hoch
- Gebaute Exemplare: 2.268 Stück
Michael Kremer
14. Juni 2013Wo kann ich mir dieses Fahrzeug näher betrachten vieleicht auch Kaufen
Tom Schwede
14. Juni 2013In Deutschland ist die Szene recht überschaubar. Ich würde es einmal auf der Insel versuchen. http://www.bondbug.com/ ist da ein guter Anlaufpunkt.
Thiede
29. November 2014Nach langem überlegen hab ich mich entschlossen meinem Bug zu Verkaufen
wer ernste Interesse hat kann mir gerne eine Mail anfrage schicken
dann gibt es genauere Info Über das Fahrzeug
mfg
Tom Schwede
30. November 2014Bei Interesse stellen wir gern den Kontakt her.