Von 1938 bis 1961 sorgte der Autobauer Automobiles D.B. (Deutsch et Bonnet) mit seinen eleganten und sportlichen Fahrzeugen für Aufsehen. Entstanden als Ableger einer Citroën-Werkstatt setzte Deutsch et Bonnet zunächst auf Motoren von Citroën. Später wechselte die Automobiles D.B. zu Motoren von Panhard. Typisch für Fahrzeuge von D.B. waren die ausgefeilte Aerodynamik und der Leichtbau.
Die Geschichte des Unternehmens Automobiles D.B. (Deutsch et Bonnet) ist untrennbar mit seinen Gründern René Bonnet und Charles Deutsch verbunden. Der 1904 geborene Bonnet wurde eher zufällig Autobauer. Nach einer Lehre als Zimmermann, dem Wehrdienst und der Gründung eines Handelsbetriebs übernahm Bonnet 1932 eine Citroën-Niederlassung in Champigny-sur-Marne.
Verkäufer waren Charles Deutsch und seine Mutter, die das Unternehmen geerbt hatten. Als Student der École polytechnique sah sich Charles Deutsch nicht in der Lage, den von seinem Vater gegründeten Betrieb zu führen. Stattdessen entschied sich Deutsch ab 1935 für eine Karriere in der französischen Straßenbaubehörde. Zusammen mit dem zum Freund gereiften Bonnet interessiert sich der Ingenieur für den Motorsport.
Nach einem Flop mit einem selbst modifizierten Amilcar Pégase, dem der Start beim Französisch Grand Prix für Sportwagen verweigert wird, konstruieren René Bonnet und Charles Deutsch ihr erstes eignes Fahrzeug. Dafür gründen sie 1938 mit der Firma Automobiles D.B. (Deutsch et Bonnet) ein zusätzliches Unternehmen. Es ist heute unklar, ob Charles Deutsch tatsächlich finanziell am Unternehmen beteiligt war. Denn als Beamter der Grande Nation war Deutsch das eigentlich verboten.
Mit dem DB1 treten Bonnet und Deutsch zunächst bei nationalen Rennen in Frankreich an. Die Erkenntnisse fließen sofort in die Entwicklung des DB2. Doch der Zweite Weltkrieg verhindert zunächst weitere Einsätze. Als aber 1945 in Frankreich auch der Rennsport wieder auf die Beine kommt, ist Deutsch et Bonnet dabei. Beim ersten Nachkriegsrennen stehen mit dem DB4 und dem DB5 gleich zwei Neukonstruktionen am Start. Es sind die einzigen Nachkriegsfahrzeuge im Feld.
Autos der Automobiles D.B. – Deutsch et Bonnet
Modell | Jahr | Bemerkung |
DB1 | 1938 | Roadster auf Basis des Citroën Traction Avant 11CV – Bauzeit rund 17 Monate |
DB2 | 1939 | Roader mit 1,5 Liter-Motor von Citroën und verkleideten Rädern. Das Fahrzeug wird ohne Einsatz verkauft. |
DB3 | Monocoque-Rennwagen den René Bonnet und Charles Deutsch während des Kriegs planen. Das Fahrzeug wird nie gebaut. | |
DB4 | 1945 | Offener Sportwagen mit 1,5 Liter Citroën-Motor, Weiterentwicklung des DB2 |
DB5 | 1945 | Weiterentwicklung des DB4 mit 2,0 Liter Motor |
DB6 | 1946 | Monocoque-Rennwagen mit Citroën-Motor. |
DB7 | 1947 | Zweisitziger Spyder mit Aluminiumkarosserie und 0,7 Liter-Motor von Panhard. |
DB8 | 1949 | Große Limousine mit Motor von Citroën. Die Karosseriearbeiten übernimmt Antem in Belgien. |
DB Racer 500 | 1949 | Fahrzeug für die Formel 3; bestückt mit einem 500 ccm Motor von Panhard; das Auto wird nie richtig entwickelt. Weil es in der Formel 3 nicht konkurrenzfähig ist, schreibt Deutsch et Bonnet 1954 und 1955 einen Markenpokal für den jetzt DB PLANHARD Mononil genannten Rennwagen aus. |
DB Tank | 1950 | In Zusammenarbeit mit Antem entsteht zunächst ein kleines Cabrio mit dem 0,7 Liter-Motor von Panhard. Später folgt noch eine Coupé-Variante des 3,75 Meter langen und 500 Kilogramm leichten Fahrzeugs. |
DB HBR | 1953 | Zweisitziger Spyder, der für Deutsch et Bonnet zahlreiche Klassen- und Gesamtsiege einfährt. Den Antrieb übernimmt ein 0,7-Liter-2-Zylinder-Boxermotor von Panhard. |
DB Coach | 1954-1959 | Straßenversion des HBR. Das Coupé wird mit 745, 848 und 945 ccm großen Motoren von Panhard angeboten. Optional ist auch eine Cabrio-Version verfügbar. In der Literatur taucht der Coach auch aus HBR4 und HBR5 auf. |
DB Le Mans | 1959-1961 | Der als Coupé und Cabrio angebotene DB Le Mans ist das letzte Modell der Automobiles D.B. Als Missile (Cabrio) und Le Mans (Coupé) lebt das Fahrzeug im Nachfolgeunternehmen von René Bonnet weiter. |
Wobei das strenggenommen nicht richtig ist. Denn beide Fahrzeuge entstanden während der Deutschen Besetzung heimlich. Durchaus ein gefährliches Unterfangen. Schließlich gilt besonders das verbaute Aluminium als kriegswichtig. 1949 treten René Bonnet und Charles Deutsch mit dem DB5 in Le Mans an. Ein Motorschaden verhindert die Zielankunft. In den folgenden Jahren wendet sich Charles Deutsch immer mehr der Konstruktion zu. René Bonnet bleibt jedoch weiter fahrender Teamchef.
Dreimal tritt René Bonnet an der Seite von Élie Bayol mit dem DB Tank in Le Mans an. Doch dem Techniker Charles Deutsch ist klar, dass das Team andere Motoren benötigt, um wirklich erfolgreich sein zu können. Das Tuningpotenzial der Citroën-Motoren ist begrenzt. Schon beim DB7 und dem DB Racer 500 setzt Deutsch et Bonnet auf Technik von Panhard. Der DB7 erreicht dank seiner aerodynamischen Karosserie trotz des kleinen Motors recht hohen Spitzengeschwindigkeiten.
Die Ideen der Aerodynamik und des Leichtbaus verfolgt Charles Deutsch mit dem 1953 vorgestellten DB HBR konsequent weiter. Um Gewicht zu sparen, vertrauen René Bonnet und Charles Deutsch zudem erneut auf eine Karosserie aus Aluminium. Doch das Metall ist vergleichsweise teuer. Daher experimentieren sie mit Fiberglas und haben damit ihren Werkstoff gefunden. Denn eine kostengünstige Produktion würde es ihnen endlich ermöglichen, mit dem Verkauf von Straßenversionen ihrer Rennsportwagen Geld zu verdienen.
Ursprünglich planen die Gründer diesen Schritt bereits mit der großen Limousine DB8 zu realisieren. Doch nachdem sie im Rennsport zunehmend auf Technik von Panhard vertrauen, verweigert Citroën die Lieferung von Motoren. Damit kommt es endgültig zum Bruch mit Citroën. Alle folgenden Fahrzeuge von Deutsch et Bonnet treiben Motoren von Panhard an. Nur wenn der Kunde es ausdrücklich wünscht, sind die Fahrzeuge mit Motoren von Citroën oder Renault verfügbar.
Der DB HBR 1954 in Le Mans
Auf der Rennstrecke sorgt in den kommenden Jahren besonders der 1953 vorgestellte DB HBR für viel Aufsehen. In Le Mans und Sebring fährt René Bonnet damit zum Klassensieg. Dazu gewinnt das Team viermal seine Klasse bei der legendären Mille Miglia. Und beim Sportwagenrennen Großen Preis von Roubaix schlägt René Bonnet 1953 im DB HBR dann sogar deutlich stärkere Fahrzeuge. Nicht schlecht für ein Fahrzeug, das von einem 0,7-Liter-2-Zylinder-Boxermotor angetrieben wird.
Wobei sich die Motorenwahl auch durch die in den 1950er-Jahren üblichen Indexwertungen erklärt. Denn damals gibt es bei Sportwagenrennen einen Ausglich zwischen hubraumstarken- und hubraumschwachen Fahrzeugen – mit Vorteilen für die Kleinen. Doch in von Roubaix spielt das an diesem Tag nur eine Nebenrolle. René Bonnet fährt an diesem Tag schneller als alle anderen und sichert sich auch die Gesamtwertung.
Im Alltag verkaufen sich die kleinen Sportwagen von Deutsch et Bonnet nur in vergleichsweise geringen Stückzahlen. Vom DB Coach sollen im Laufe der Jahre rund 660 Exemplare entstanden sein. Vom Le Mans folgen bis 1961 weitere 232 Exemplare. Dann trennen sich die Partner René Bonnet und Charles Deutsch. Deutsch arbeitet zunächst als freier Konstrukteur für Panhard & Levassor und gründet dann ein eigenes Unternehmen. Um das Beratungsunternehmen zu führen, scheidet der Ingenieur aus dem Dienst der Straßenbaubehörde aus.
Bonnet baut die bisherigen Modelle mit einem Unternehmen Automobiles René Bonnet weiter. Zum Einsatz kommen jetzt allerdings Renault-Motoren. Dazu beginnt Bonnet mit der Konstruktion eines Mittelmotorsportwagens mit Renault-Motor. Auch der Djet kommt zunächst 1962 in Le Mans als Rennwagen zum Einsatz. Im Duell mit seinem Ex-Partner Charles Deutsch zieht René Bonnet den Kürzeren. Dessen CD Dyna kommt knapp vor dem Djet ins Ziel.
1964 scheitert René Bonnet mit seiner Firma und verkauft die Reste an Matra. Experten sind sich uneinig, was die Anzahl der von Deutsch et Bonnet hergestellten Fahrzeuge betrifft. Ursprünglich hieß es, dass das Unternehmen habe von 1938 bis 1961 rund 2.000 Fahrzeuge hergestellt. Heute wird das oft bezweifelt. Stattdessen haben wohl nur knapp über 1.000 Fahrzeuge die Werkstatt in Champigny-sur-Marne verlassen.
Zusammengefasst: Deutsch et Bonnet war ein Autobauer in Champigny-sur-Marne. Von 1938 bis 1961 entstanden gut 1.000 Fahrzeuge. Die Mehrzahl davon sportliche Kleinwagen mit Motoren von Panhard. Die große Limousine DB8 blieb nach einem Streit mit Citroën eine Idee, die nie wirklich in Serie gefertigt wurde.