Nach vielem Hin und noch mehr Her legten sich die Regelhüter der Formel 1 jetzt fest. 2014 kehrt der Turbo in die Formel 1 zurück. Doch anders als zunächst geplant, wird das nicht den sogenannte „Weltmotor“ sein. Die Formel 1 bewahrt Exklusivität und setzt auf einen 1,6 Liter großen V6-Motor. Das erinnert an die erste Turbo-Ära der Königsklasse. Denn war schon der erste F1-Turbo (vor allem) ein Sechszylinder.
In der Tourenwagen- und Rallye-Weltmeisterschaft sind die vorgeschriebenen Vierzylinder-Motoren von Serienmotoren abzuleiten. Die Top-Kategorie des Motorsports darf in Zukunft weiter reine Rennmotoren mit sechs Zylindern nutzen. Damit die Leistung dieser Motoren auch Formel 1 Niveau erreicht, kehren mit diesen Aggregaten nach 25 Jahren (endlich) wieder Turbo-Lader in die Formel 1 zurück. Denn schon von 1977 bis 1988 kamen Turbo-Motoren in der Formel 1 zum Einsatz.
Ende 1988 verbot die FISA den Turbo
Zeitweise fuhr die Formel 1 – zumindest im Training – mit bis 1.500 PS Leistung. Das machte den Regelhütern Angst. Deshalb limitierten sie, um die Leistung zu begrenzen, schrittweise Benzinmenge und Ladedruck. Ab der Saison 1989 schrieben sie den Einsatz 3,5 Liter großer Saugmotoren verbindlich vor. 1995 reduzierten die Verantwortlichen den maximalen Hubraum der Formel 1 Motoren auf drei Liter. Ende 1999 folgte das Verbot der 12 Zylinder.
Seit 2006 sind in der Formel 1 Achtzylinder-Motoren mit 2,4 Litern Hubraum vorgeschrieben. Insofern setzt sich mit der jetzt beschlossenen Verkleinerung des Brennraums augenscheinlich ein Trend, der bereits 1995 begann, fort. Doch während die bisherigen Schritte primär die Fahrzeuge bremsen sollten, verfolgt die Formel 1 mit dem aktuellen Schritt ihres „Downsizings“ das Ziel, den Benzinverbrauch der Rennwagen um 35 % zu verringern.
Ursprünglich sollte auf dem Weg zu dieser „grünen“ Formel 1 den „Weltmotor“ helfen, den die „Global Race Engine Working Group“ der FIA erdachte. Nach diesem Konzept sollten die Hersteller einen Vierzylinder Reihenmotor mit vergleichsweise geringem Aufwand für den Einsatz in unterschiedlichen Rennserien adaptieren können. Mit Leistungen zwischen 200 PS und 600 PS fasste die FIA insgesamt 14 Rennserien als Einsatzgebiet für ihren Weltmotor ins Auge.
Die Formel 1 widersetzt sich 2014 diesem Konzept!
Denn im Monoposto hat der Weltmotor als Reihenmotor einen entscheidenden Nachteil. Schließlich eignen sich Reihenmotoren in der Regel nicht als tragendes Element eines Monoposto. Sie benötigen im Formel-Rennwagen einen Hilfsrahmen, der zusätzliches Gewicht ins Heck bringt. Das ist keine optimale Lösung und schlägt sich negativ in der Performance eines Rennwagens nieder. BMW nahm das in den 1980er-Jahren in Kauf. In München wussten die Entwickler, dass der eigene Vierzylinder das Handicap dank eines großen Laders mit Leistung ausglich.
Doch ein 1,6 Liter großer Vierzylinder klingt einfach nicht nach Formel 1, insbesondere wenn die Regeln die Drehzahl begrenzen. Wobei diese Vorgabe unter dem Gesichtspunkt der angestrebten Begrenzung der Entwicklungskosten absolut notwendig ist. Um das Produkt Formel 1 auch unter diesem Gesichtspunkt zu pflegen, beschloss die FIA jetzt den Einsatz 1,6 Liter großer V6 Motoren mit Turboaufladung, Benzindirekteinspritzung und einem Drehzahllimit von 15.000 Umdrehungen pro Minute. Dazu gestatten die Regelhüter den Einsatz eines Energie-Rückgewinnungssystemen.
1988 waren Turbos eine simple Geschichte!
Im Vergleich dazu erscheinen die bis Ende 1988 eingesetzten Turbomotoren endgültig wie Maschinen aus einer anderen Zeit. Denn sie waren simpel. Interessant ist, dass Motoren mit Aufladung und maximal 1,5 Litern Hubraum bereits seit 1966 in der Formel 1 erlaubt waren. Doch selbst kühne Optimisten glaubten bis in die 1970er Jahre nicht, dass ein Turbo mit dem halben Hubraum gegen die drei Liter Saugmotoren der Formel bestehen kann.
Doch Porsche und Renault brachten dem Turbo in Le Mans das Laufen bei. Deshalb wagte 1977 Renault den Einsatz des Turbos auch in der Königsklasse. Doch die Franzosen zahlten viel Lehrgeld. Yellow Teapot nannten Spötter die Rennwagen von Renault weil sie regelmäßig vorzeitig ausfielen. Als die Turbo-Motoren endlich über die Distanz kamen, stieg das gesamte Feld schnell auf Turbos um. Bis heute erinnern sich viele Fans gern an diese spannende Zeit mit großen Flammen im Auspuff zurück. 2014 kehren die Turbos in die Formel 1 zurück, wir sind gespannt!
Johannes
2. September 2011Sehr guter Artikel, die „Autozeitung“ könnte da nicht mithalten.
Zur FIA: Diese Herren sind wirklich senil und ihre Macht äußerst fragwürdig.
Rennen bei denen:
– Tanken verboten ist
– Die Zylinderzahl vorgeschrieben ist
– Ein nutzloses Hybridsystem vorgeschreiben ist
– Man als Fahrer mit dem Knie aerodynamik verstellen muss, aber wiederum das Setup per Funk gewechslt werden kann
Meine Ratschläge wären:
-Sämtliche genannten Fehltritte zu korrigieren
-Manuelle Schaltboxen als Zwang
-Keine funklose Setupverstellung mehr
-Verstellbare Aerodynamik zulassen
-Keine Beschränkung in Luft, Zylinder, Drehzahl, Ladedruck
-Tanks limitieren und maximale Bezinmenge von Qualifying und Rennen limtieren, unlimitiert im Training
Tom Schwede
5. September 2011@Johannes, vielen Dank für das Lob. Einige Deiner Vorschläge teilen wir übrigens, wenn wir hier in der Redaktion über ein „optimales“ F1-Regelwerk nachdenken. Allerdings müssen wir zugeben, dass die Rennen im Moment ziemlich gut (= abwechselungsreich) sind. Insofern haben die von Dir als senil bezeichneten Herren vielleicht gar keinen so schlechten Job gemacht. Mal gucken was der neue Turbo bringt. Nach dem Erfolg der verstellbaren Flügel sehe ich in meiner Glaskugel den „Push-to-pass“-Buttons auch in der Formel 1.