Test: Honda HR-V 1.6 i-DTEC (2017) – Crossover ohne Allüren

Der Honda HR-V der ersten Generation war frech und innovativ. Dazu bot der SUV einen bequemen Einstieg, verband diesen mit einem hohen Nutzwert und einer Prise Lifestyle. Trotzdem war der Honda kein Kassenschlager. Der japanische Autobauer war mit diesem SUV der Zeit voraus. Adam Meyer nahm für AutoNatives.de den aktuellen Honda HR-V 1.6 i-DTEC des Jahrgangs 2017 unter die Lupe.

SUV, Crossover, Geländewagen: Die Diskussion um eine genaue Definition und Einteilung ist müßig. Fest steht, dass der aktuelle Honda HR-V alle drei Kategorien irgendwie miteinander vereint und sogar noch eine drauflegt: die eines kleinen Vans. All das versucht Honda mit der bekannten Zuverlässigkeit und Vernunft zu verknüpfen. Das bietet zweifelsfrei eine hohe Variabilität, verliert aber die Extravaganz des Urahns.

Denn die erste HR-V-Generation, immerhin schon 1998 vorgestellt, war ein ganz früher Vertreter der SUV-Zunft. Die Front japanisch, das Heck „volvoesque“. Die Seitenansicht: Hochgelegt und mit nur zwei Türen versehen. Entsprechend unpraktisch wurde dieses Modell in Deutschland abgetan. Der erste HR-V war nicht nur früh, sondern wohl auch eine Spur zu ausgefallen.

Wie wirkt der Honda HR-V auf mich?

Der aktuelle Honda HR-V gibt sich wesentlich zahmer als der Vorgänger. Kompakte Abmessungen treffen auf verspielte Linien. Dazu gibt es – wenn auch optisch etwas versteckt – bei der Generation II vier Türen. Hier scheint Honda eine Reminiszenz an den Vorgänger gewoben zu haben. Diesmal sind zwei Türen für die Passagiere auf der Rückbank vorhanden. Das zeigt, dass bei der Gestaltung der Karosserie die Vernunft siegte.

Front des Honda HR-V 1.6 i-DTEC
Front des Honda HR-V 1.6 i-DTEC – Foto Adam Meyer

Beim ersten Aufeinandertreffen bin ich trotzdem gespaltener Meinung zum Honda HR-V. Denn vor mir steht ein knallblauer B-Segment-Crossover mit unproportional kleinen Felgen. Ich sehe geschwungene Formen, aber auch recht konventionell gestaltete Partien, wie etwa die Scheinwerfer. Es wirkt fast ein wenig so, als wollte Honda ein boomendes Segment mit stilistischem Pfiff verbinden. Und dann rief eine unbekannte Macht die Designer zur Vernunft.

War hier ein Controller am Werk? Ein Beispiel gefällig? Gern! Denn denkt sich der Betrachter die geschwungenen Sicken und Kanten weg, steht „plötzlich“ ein recht normal geformtes SUV vor einem. Eine kompakte Haube, ein gedrungenes Greenhouse, bauchige Radhäuser – fertig. Dann kam dem Design vermutlich die Idee, die hinteren Türen verschwinden zu lassen und ein cooles SUV-Coupé zu kreieren.

Doch dann siegte die Vernunft und der Honda HR-V wurde doch zum Fünftürer. Und die Designer lassen die Türgriffe einfach in der C-Säule verschwinden. Der Nebeneffekt ist eine ungewöhnlich breite C-Säule. Darunter leidet, wie das Fahren mit dem Honda HR-V später zeigt, die Rundumsicht. Ok, Design ist eine Geschmacksfrage und liegt im Auge des Betrachters. Zumal der Honda HR-V kein hässliches Entlein ist.

Wie fährt sich der 1.6 CRDi?

Zum Test fuhr der Honda HR-V mit einem 1.6-Liter-Diesel mit 120 PS vor. Ein Antrieb, der – die Dieseldiskussion außen vor – bestens zum Japaner passt. Denn der einzige Diesel im HR-V lässt wenig Raum für Zweifel. Mit 120 PS (92 kW) Leistung gibt sich der Selbstzünder angenehm kräftig und entwickelt stramme 300 Newtonmeter Drehmoment. Für einen Diesel liegen diese aber bei verhältnismäßig späten 2.000 Umdrehungen an, sodass die Reifen im Format 215/50R60 regelmäßig vom kräftigen Drehmoment überfordert werden.

Ein Gefühl, das ich von den frühen 1.9 TDI-Motoren deutscher Hersteller kenne und vielleicht auch ein wenig zu schätzen gelernt habe. Denn durch diese Charakteristik fühlt sich der Honda HR-V 1.6 i-DTEC zumindest sehr kraftvoll an und verleitet dann und wann auch zur beherzten Gangart. Passend abgestimmt zeigt sich das Sechsgang-Getriebe, das schön knackig zu schalten ist. Einzig die Schaltwege könnten eine Idee kürzer ausfallen.

Geglückt ist auch die Abstufung des Getriebes. Bei einer Reisegeschwindigkeit von rund 140 bis 150 km/h fühlt man sich wohl. Und wird dabei mit einem moderaten Verbrauch belohnt, der bei dieser Fahrweise zwischen 4,5 und 4,7 Liter beträgt. Lässt man das Gaspedal stehen, erreicht der Honda HR-V 192 km/h Spitze. Sein Metier ist dieser Geschwindigkeitsbereich jedoch nicht. Zu laut werden die Windgeräusche, zu energisch tönt der 1,6-Liter-Motor.

Neben dem von mir gefahrenen Honda HR-V 1.6 i-DTEC steht übrigens nur noch ein 1,5-Liter-Benziner als weiterer Antrieb parat. Das Aggregat kommt im Honda HR-V ohne Aufladung aus und generiert 96 kW/130 PS. Der Verbrauch liegt Hersteller im Bereich zwischen 5,2 und 5,6 Litern. Wobei der Benziner wahlweise, anders als der Diesel, auch mit einem stufenlosen Automatikgetriebe lieferbar ist.


Wie kann ich im Honda HR-V sitzen?

Thema Automatismen: Von einem kompakten SUV – oder eben von einem Crossover – erwarte ich einen hohen Einstieg. Und so wünschen es sich auch die Käufer. Das Problem, und gleichzeitig der Geniestreich, ist die Unterbringung des Benzintanks. Aber der Reihe nach: Als Großgewachsener stelle ich mir den Sitz so weit es geht nach unten und in entsprechendem Maß nach hinten. Dann aber falle ich beim Einsteigen so weit in den Innenraum, dass ich gar erschrecke.

Das mag an der Position des Tanks liegen, der wie beim Honda Civic unter den Vordersitzen positioniert ist. Damit ergibt sich ein variabler Laderaum, der seinesgleichen sucht. Denn so lassen sich die Sitzflächen der Rücksitze ganz einfach hochklappen. Damit lassen sich beispielsweise große Topfpflanzen stehend transportieren lassen – sehr praktisch. Andererseits lässt sich die Rücksitzbank aber auch in eine ebene Ladefläche verwandeln. Das führt zwar auch nicht zu einer perfekten Sitzposition, entschädigt aber.

Fazit zum Honda HR-V 1.6 i-DTEC

Honda versucht, mit dem HR-V vieles miteinander zu verbinden. Der Crossover hat einen kräftigen Antrieb. Der ermöglicht dank seines niedrigen Verbrauchs spielend Reichweiten von 800 Kilometern. Zudem ist der Honda HR-V angenehm komfortabel und nervt nicht mit einer steifen Federung. Außerdem gefällt der variable Innenraum. Auch wenn das Interieur etwas schmucklos daherkommt. Aufgrund der nicht optimalen Sitzposition und des fehlenden Wow-Effekts, also echten Innovationen, wird der Japaner aber nicht zum Klassenprimus. Die Anleihen dazu hätte er indes.


Technische Daten zum Testwagen:

  • Typ: Honda HR-V 1.6 i-DTEC
  • Grundpreis: 23.390 Euro (12/2017)
  • Motor: Reihen-Vierzylinder-Diesel mit Direkteinspritzung und Abgasturbolader
  • Emissionsklasse: EU6
  • Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe
  • Hubraum: 1.597 ccm
  • max. Leistung: 120 PS bei 4.000 1/min
  • max. Drehmoment: 300 Nm bei 2.000 1/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 192 km/h
  • Versicherungstypklassen: (Haftpflicht, Voll-, Teilkasko)
  • Kraftstoffverbrauch auf 100 km (kombiniert): 4,0 l Diesel
  • CO2-Emission (kombiniert): 104 g/km

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5 Kommentare

  1. icke
    18. Dezember 2017

    Der HR V hat 0,1% Marktanteil in Deutschland.
    Warum wird über so einen Außenseiter überhaupt berichtet.
    Toyota ist in diesem Segment wesentlich erfolgreicher und besser.

    • Jan Y
      18. Dezember 2017

      Ja? Was ist den der Gegenspieler von Toyota? Der häßliche C-HR?

      • icke
        21. Dezember 2017

        Was ist häßlich? Sicherlich viele Honda Modelle!
        Bitte Fakten so wie zum Bsp. Schnitt Kanten Rost bei Honda
        oder
        Airbag Skandal
        oder
        Minderheitendiskriminierung das sind die Tatsachen wenn es um Honda geht.

  2. icke
    21. Dezember 2017

    Übrigens auch noch interessant der Gesamtmarkt ist in Deutschland 2017 ist um fast 3% gestiegen.
    Honda hat dagegen gegenüber Vorjahr über 21% verloren.
    Über Geschmack läßt sich ja streiten die Zahlen sprechen aber eine eindeutige Sprache.

  3. Nie wieder Honda
    23. Dezember 2017

    [KOMMENTAR VON DER REDAKTION GELÖSCHT – Bitte beziehen Sie sich auf den Testbericht oder das Auto.]

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