Fahrberichte: Mitsubishi

Test Mitsubishi L200 2.5 DI-D+ 4WD – das charmante Nutztier

Wenn der Kauf eines neuen Autos ansteht, muss sich jeder irgendwann diese Frage stellen: Was bist Du für ein Autotyp? Bist Du eher komfortorientiert? Oder bist Du ein Sportfahrer? Soll es etwas Luxus sein? Oder benötigst Du ein Nutzfahrzeug? Wer die letzte Frage mit „Ja“ beantwortet, landet schnell beim Mitsubishi L200. Ich hatte Gelegenheit zum ausführlichen Test des japanischen Pickups.

Der Blick von außen

Schon von außen macht der L200 deutlich, dass er auch vor Aufgaben in etwas raueren Gegenden nicht zurückschreckt. Anhaltspunkte für das bevorzugte Einsatzgebiet gibt es reichlich: der drei Meter lange Radstand, die Bodenfreiheit von 20 Zentimetern, dazu die große Pritsche und die Doppelkabine. Wer sich unter den Mitsubishi legt, entdeckt auch einen stabilen Kastenrahmen, die massiven Blattfedern der Hinterachse. An der Vorderachse verfügt der L200 über Einzelradaufhängungen mit vier stabil ausgelegten Dreieckslenkern. Dazu gibt es vier Halbwellen, um alle Räder anzutreiben.

Wie viele Windhunde passen auf die Ladefläche des Mitsubishi L200 2.5 DI-D+ 4WD?
Wie viele Windhunde passen auf die Ladefläche des Mitsubishi L200 2.5 DI-D+ 4WD? (Foto: Karla Schwede)

Den Eindruck der automobilen Arbeiterklasse verstärkt ein Blick in den Fahrzeugschein. Wer den Mitsubishi L200 testet, ist nicht mehr nur ein Auto-Blogger. Der Pickup verfügt in Deutschland über eine Zulassung als Lastkraftwagen. Das spart Steuern. Mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 2.850 Kilogramm verlangt der Fiskus für den Lkw L200 zurzeit 172 Euro Kfz-Steuern pro Jahr. Bei einer Zulassung als Pkw würden dank 2.477 ccm Hubraum und einer CO2-Emission von 204 Gramm pro Kilometer satte 455 Euro anfallen.

Der Innenraum des Mitsubishi L200 2.5 DI-D+ 4WD

Nach dem Einsteigen verschwimmt der Eindruck, in der automobilen Arbeiterklasse unterwegs zu sein, zumindest etwas. Denn die Gestaltung des Innenraums orientiert sich am Pkw-Standard. Wer den L200 steuert, sitzt wie im Auto vor dem Lenkrad und nicht wie in einem Lastkraftwagen eher darüber. Ein Nachteil ist die fehlende axiale Verstellung des Lenkrads. Es ist nur in der Höhe verstellbar. Das ist heute eigentlich Standard.

Cockpit des Mitsubishi L200 2.5 DI-D+ 4WD
Das Cockpit des Mitsubishi L200 2.5 DI-D+ 4WD – gut zu erkennen, der zweite Schalthebel für die Steuerung des Antriebs.

Im aktuellen Modell benötige ich einige Zeit, bis ich eine gute Sitzposition finde. Mehr als 3.000 Kilometer später weiß ich, dass die Einstellung zu meiner Körperlänge passt. Abgesehen von einem leichten Dauerdruck auf mein rechtes Knie, den der ausladende Mitteltunnel verursacht, sitze ich angenehm. Die Tiefe der Sitze ist auch für meine langen Oberschenkel ausreichend. Das ermöglicht eine ermüdungsfreie Fahrt. Die Sitzposition passt auf der Langstrecke und im Gelände. Selbst wenn es über Stock, Stein und Fels geht, sitze ich sicher und bequem.

Auf der Rückbank ist Platz für weitere Fahrgäste. Gut vorstellbar, wie hier Waldarbeiter oder die Mitglieder einer Jagdgesellschaft auf den drei Sitzplätzen der zweiten Reihe Platz nehmen. Lobenswert: alle Mitfahrer sichern sich mit Dreipunktgurten. Das ist Pkw-Standard. In unserem Test saß hauptsächlich der OvalMaxx hinten. Junior ist inzwischen auch schon 1,80 Meter groß. Trotzdem fand Max auf der Rückbank dank Doppelkabine bequem den gewünschten Raum.

Versenkbare Heckscheibe Mitsubishi L200 2.5 DI-D+ 4WD
Die versenkbare Heckscheibe des Mitsubishi L200 2.5 DI-D+ 4WD

Unser Testwagen verfügt über die Ausstattungsvariante TOP. Das ist beim Mitsubishi L200 die Spitze der Ausstattungspyramide. Daher sind die Sitze mit Leder überzogen. Das ist praktisch, weil sich das Leder anders als Stoffbezüge nach dem Geländeeinsatz einfacher reinigen lässt. Praktisch: die versenkbare Heckscheibe. Sie ermöglicht die direkte Kommunikation mit einem Ladehelfer auf der Ladefläche. Oder trägt im heißen Sommer zur zugfreien Entlüftung des Innenraums bei.

Wie fährt sich der L200?

Einfach, und für zwischendurch kann der Mitsubishi L200 auch Heckschleuder! Auf dem Mitteltunnel wird der Geländeanspruch des L200 deutlich. Neben dem Schaltstock für das Fünfgang-Getriebe befindet sich ein zweiter Hebel, um den Antrieb an die aktuellen Anforderungen anpassen. Wie der ebenfalls von mir getestete Mitsubishi Pajero ist auch der L200 für die Nutzung des permanenten Allradantriebs konstruiert. Wer auf den Antrieb an der Vorderachse verzichtet, macht den L200 zur Heckschleuder. Mit Heckantrieb erfordert der Pickup einen sensiblen Gasfuß, anderenfalls ist das Heck sofort da.

Mitsubishi L200 2.5 DI-D+ 4WD
Mitsubishi L200 2.5 DI-D+ 4WD – Über Stock und Stein

Deshalb ist der Zweiradantrieb – für vernünftige Menschen – nur auf der Autobahn empfehlenswert. Dort spart der Zweiradantrieb etwas Kraftstoff. Nach dem Ausprobieren schalte ich für den Rest des Tests zurück auf Allrad. Der beruhigt das in der Zweiradstellung nervöse Heck sofort. Der Mitsubishi L200 fährt sich mit vier angetriebenen Rädern gutmütiger. Beim Test des Pajero sprach ich davon, in einem Ozeandampfer unterwegs zu sein. Um in diesem Bild zu bleiben, der L200 erinnert an einen Frachter.

Der Antrieb des Mitsubishi L200 2.5 DI-D+

Zum Bild des Frachters trägt auch der 2,5 Liter große Dieselmotor bei. 178 PS stellt der Direkteinspritzer unseres Testwagens bei 3.750 Umdrehungen zur Verfügung. Damit ist der L200 mehr als ausreichend motorisiert. Niemand erwartet in einem Pickup den Antrieb eines Sportwagens. Obwohl der Markt solche Exzesse kennt. Der Mitsubishi L200 versteht sich als Arbeitstier. Das ist ehrlich und macht den L200 so grundsympathisch.

Die Ladefläche des Mitsubishi L200 2.5 DI-D+ 4WD
Die Ladefläche des Mitsubishi L200 2.5 DI-D+ 4WD

Für das Arbeitstier spricht auch das maximale Drehmoment von 400 Newtonmeter, das der Vierzylinder zwischen 2.000 und 2.850 Umdrehungen pro Minuten auf seine Kurbelwelle stemmt. Der Motor gefällt mir, weil er sehr ruhig läuft. Auf einer Tour nach Spa vertraue ich die Regelung meiner Reisegeschwindigkeit dem Tempomaten an. Einschalten, Tempo setzen und der L200 zieht mit konstanter, feinjustierter Geschwindigkeit über Berg und Tal. All das verstärkt das Bild vom Ozean-Frachter. Selbst ohne die auf Wunsch verfügbare Automatik, die Jens Stratmann testen konnte.

Dank des kräftigen Motors bewährt sich der L200 als Lastesel. Denn der Pickup darf eine Anhängelast von drei Tonnen ziehen. Das reicht auch für zwei Pferde, ein größeres Boot oder auch zwei historische Rennwagen. Dank des langen Radstands liegt ein vom L200 geführtes Gespann satt auf der Straße.

Mitsubishi L200 2.5 DI-D+ 4WD
Macht nicht nur auf dem Land eine gute Figur: Mitsubishi L200 2.5 DI-D+ 4WD

Die große Stunde des Mitsubishi L200 schlägt, wo die Straße zu Ende ist. Schon der „normale“ Allradantrieb sorgt in vielen Situationen auch unter schwierigen Bedingungen für ein Durchkommen. Im Normalbetrieb 4H verteilt das Mittendifferenzial die Antriebsleistung zu gleichen Teilen an die Vorder- und Hinterachse.

Gibt es zwischen den Achsen einen großen Haftungsunterschied, lässt sich das Mittendifferenzial (4HLC) sperren. Das kommt zum Einsatz, wenn beispielsweise die Vorderachse auf Asphalt und die Hinterachse auf einem nassen Randstreifen stehen. Ohne die Sperre des Mittendifferenzials würden die Hinterräder unter Umständen durchdrehen. Wo die Landschaft noch schwieriger wird oder extrem steile Abstiege zu bewältigen sind, hilft die Geländeuntersetzung (4LLC). Zusammen mit Peter und Max habe ich das ausprobiert. Wir waren nicht in der Lage, dem Mitsubishi L200 seine Grenzen aufzuzeigen.

Fazit zum Mitsubishi L200 2.5 DI-D+

Wer einen automobilen Lastesel sucht, muss den Mitsubishi L200 fast zwangsläufig in die engere Wahl ziehen. Im Innenraum bietet der Pickup erstaunlich viel Komfort. Das kommt den Insassen auf langen Strecken entgegen. In der Stadt hilft der für die Fahrzeugklasse geringe Wendekreis von 11,80 Metern von Bordstein zu Bordstein.

Negativ ist unser Testverbrauch von deutlich mehr als zehn Litern Diesel für 100 Kilometer aufgefallen. Ein Sparfuchs ist der L200 damit nicht. Doch ein ausführlicher Test im Gelände und der Hängerbetrieb kosten an der Tankstelle einfach ihren Preis. Trotzdem ist das Fazit eindeutig: Wenn der Lastesel der Redaktion zur Disposition steht, hat der Mitsubishi L200 das Zeug zum Nachfolger. Denn der L200 ist anders als Thomas von Autogefühl schreibt, nicht nur etwas für Männer.

 

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!