Warum fahren Menschen, die in einer Großstadt leben, einen Geländewagen? Es gibt genügend Gründe, wie unser Test des Mitsubishi Pajero 3.2 DI-D zeigt.
Der Mitsubishi Pajero ist ein Klassiker. Seit 1983 bietet Mitsubishi den langlebigen Geländewagen auf dem deutschen Markt an. Inzwischen in der vierten Generation. Für unseren Test stand uns der Fünftürer mit langem Radstand zur Verfügung. 4,90 Meter Länge und 1,87 Meter Breite wollen auf der Straße ihren Platz finden.
Das geht erstaunlich gut. Denn die kantige Karosserie des Geländewagens ist sehr übersichtlich. Von der erhöhten Sitzposition am Volant ist das vordere Ende des Mitsubishi Pajero gut zu erkennen. Bei der Fahrt nach hinten bewährt sich die Kamera, die im Ersatzradhalter montiert ist.
Damit ist jederzeit klar, wo die – zumindest die formalen – Grenzen des Geländewagens liegen. Wenn sich der Mitsubishi Pajero mit seinem Wendekreis von 11,40 Metern (Bordstein zu Bordstein) nicht einzügig wenden lässt, kommt beim Rangieren keine Panik auf. Die reine Größe ist kein grundsätzliches Argument gegen die Nutzung dieses Geländewagens im Dschungel der Großstadt.
Der Lademeister, der dem Offroad-Fahrer seine Grenzen aufzeigt.
Mit bis zu 1.758 Litern Gepäckvolumen und einer Zuladung von bis zu 645 Kilogramm ist der Pajero ein Lademeister. Trotzdem bleibt für Fahrer, die wie unser Tester mit seinen zwei Metern das Normmaß überschreiten, erstaunlich wenig Platz. Die Körperlänge des Testfahrers erfordert es, sich hinter das Lenkrad zu falten. Dabei fällt negativ auf, dass sich das Lenkrad des Mitsubishi nur in der Höhe verstellen lässt. Eine axiale Verstellung in der Tiefe ist nicht an Bord.
Ausgleich schafft der große Verstellbereich der Sitze. Ich arbeite mit der immer empfehlenswerten Sitzneigungsverstellung und stelle die Rückenlehne sehr senkrecht. Zum Glück bietet der Innenraum nach oben genug Platz. Alle Einstellmöglichkeiten der Sitzverstellung lassen sich am Fahrersitz des Testwagens elektrisch steuern. Damit finde ich eine Sitzposition, die mir ein ermüdungsfreies Reisen ermöglicht und mich den Mitsubishi Pajero mit leicht angewinkelten Armen steuern lässt.
Doch die Sitzposition bleibt für große Menschen ein Kompromiss. Trotzdem der vielfältigen Einstellmöglichkeiten stößt mein linkes Knie beim Fahren immer wieder leicht am Träger des Armaturenbretts an. Abhilfe verspricht die mögliche Verlängerung der Sitzschiene, die mein Testwagen jedoch nicht aufwies. Für große Stadtindianer ist dieses Extra wohl ein Muss.
Zur Verfügung stehen übrigens insgesamt sieben Sitzplätze. Zwei davon befinden sich im Kofferraum. Dort haben die Entwickler eine zusätzliche Sitzbank untergebracht, die sich im Normalbetrieb im Kofferraumboden versteckt. Auf ihr dürfen Mitreisende größer als im Fiat 500 L sein. Trotzdem sind diese Plätze auch im Mitsubishi keine vollwertigen Sitzplätze.
Herzstück Motor – der 3,2 Turbodiesel-Direkteinspritzer mit vier Zylindern.
Mit diesem Motor kennt der Fullsize-Offroader, wie Mitsubishi seinen Pajero nennt, selbst kaum Grenzen. 200 PS leistet der mit 3,2 Litern Hubraum ungewöhnlich große Vierzylinder. Die Höchstleistung steht bei 3.800 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung. Dafür treibt Mitsubishi einigen Aufwand. Zwei obenliegende Nockenwellen (DOHC) treiben vier Ventile pro Zylinder an.
Ein mächtiger Ladeluftkühler sorgt leistungsfördernd für die Reduzierung der Temperatur der Ansaugluft. Die Gemischaufbereitung übernimmt ein elektronisch gesteuertes Common-Rail-Einspritzsystem. Ein geschlossener Dieselpartikelfilter vernichtet den ungeliebten Ruß der Dieselmotoren. Mit dem Erfüllen der Euro-5-Abgasnorm ist der Mitsubishi Pajero auf der Höhe der Zeit – falls Sie also noch ein Argument suchen.
Die Kraftübertragung übernimmt im Testwagen eine 5-Stufen-Automatik. Sie verrichtet unauffällig ihren Dienst. Selbst bei einem Kick-Down schaltet die Automatik sanft herunter. Wer will kann das Getriebe manuell steuern. „Sports-Mode“ nennt Mitsubishi das. Wäre diese Funktion nicht an Bord, ich würde sie nicht vermissen.
Hartgesottene sind mit dem Geländewagen auf der Autobahn auch 180 Kilometer pro Stunde schnell. Ich habe das ausprobiert. Es geht tatsächlich! Die vierte Generation des Mitsubishi Pajero verfügt über vier einzeln aufgehängte Räder und vier großzügig dimensionierte Scheibenbremsen. Das lässt diesen Teil der Probefahrt weniger wagemutig erscheinen, als er auf den ersten Blick erscheinen mag.
Der Preis für die Geschwindigkeit liegt in einem erhöhten Dieselkonsum. In unserem Test verlangte der Pajero im Mittel gut 10,5 Liter Diesel für 100 Kilometer. Weit jenseits der Autobahnrichtgeschwindigkeit steigt der Verbrauch deutlich über diesen Wert. Wer sich auch auf der Autobahn mit dem Landstraßentempo begnügt, kann dort 100 Kilometer auch mit einem Verbrauch von knapp neun Litern bewältigen.
Die Stärke des Mitsubishi Pajero 3.2 DI-D liegt im Gelände.
Das stattliche Drehmoment von 441 Nm und der Allradantrieb versprechen ein zuverlässiges Durchkommen, wo normale Straßen fehlen. Dafür ist der Mitsubishi Pajero als permanenter Allrader ausgelegt. Zwar lässt sich die Vorderachse bei Bedarf abkoppeln. Doch der Effekt ist vergleichsweise gering. Aber immerhin, rund 0,2 Liter Diesel auf 100 Kilometer lassen sich so sparen.
Mitsubishi empfiehlt jedoch den Pajero dauerhaft mit permanentem Allradantrieb zu betreiben. 33 Prozent des Antriebsmoments landen im Normalfall an der Vorderachse. Sobald der Untergrund glatt wird, erhöht eine Viskosperre das Antriebsmoment an der Vorderachse auf bis zu 50 Prozent.
Wer den Zustand der Gleichverteilung des Antriebsmoments auf die Vorder- und Hinterachse dauerhaft benötigt, kann das Mitteldifferenzial manuell sperren. Das empfiehlt sich beim Fahren auf lockerer Schneedecke oder im lockeren Sand. In richtig schwierigem Gelände oder in steilen Passagen lässt sich zudem noch eine Geländeruntersetzung aktivieren.
Wer sich öfter in solchen Umgebungen aufhält, ist gut beraten, seinen Mitsubishi Pajero mit einem zusätzlichen sperrbaren Hinterachsdifferenzial auszurüsten. Dem Grundmodell „Inform“ fehlt dieses Extra. Es ist erst ab der Ausstattungsvariante „Invite“ an Bord. Anders als die elektronischen Helfer „Stabilitätskontrolle“ (MASC), „Traktionskontrolle“ (MATC) und „Bergabfahrhilfe“ (EBAC). Sie sind in allen in Deutschland angebotenen Varianten des Mitsubishi Pajero Bestandteil der Serienausstattung.
Der Mitsubishi Pajero verfügt über eine Wattiefe von 500 Millimetern. Die Böschungswinkel betragen 34,6 º vorne und 34,3 º hinten. Schon das lässt den Pajero über viele Hindernisse schmunzeln. Der Neigungswinkel von 45 º und ein Rampenwinkel von 24,1 º sowie eine Steigfähigkeit von 70 Prozent reduziert die Zahl der natürlichen Hindernisse weiter. Wer sich für den Mitsubishi Pajero entscheidet, kauft keinen verweichlichten SUV. Der Kauf ist eine Entscheidung für einen echten Geländegänger.
Fazit zum Mitsubishi Pajero 3.2 DI-D
Der Alltag im Mitsubishi Pajero hat mich schon auf den ersten Metern an einen Ozeandampfer erinnert. Er ist kein Powerbook, das über die Wellen springt. Mit dem großen Geländewagen lässt es sich gemütlich durch die Landschaft reisen. Vielleicht ist dies das eigentliche Geheimnis, warum Menschen in Großstädten sich für einen echten Geländewagen entscheiden. Das Fahren eines Geländewagens ist ein Statement: „Mich kann nichts aus der Ruhe bringen – denn im Fall der Fälle, kennen mein Pajero und ich keine Hindernisse“.